Räuchern mit einheimischen Kräuter, Harzen & Hölzern

Das Räuchern mit einheimischen Kräutern, Harzen & Hölzern ist eine wunderbare Möglichkeit, sich die wohltuenden pflanzlichen Kräfte nach Hause holen zu können. In einem ganz archaischen Ritual werden die den Pflanzen innewohnenden Kräfte durch die heiße Glut freigesetzt und steigen als aromatische Duftbotschaft empor. Doch was ist Räuchern überhaupt?

Räuchern

Beim Räuchern werden Räucherstoffe (in der Regel Harze, Hölzer & Kräuter aber auch Pilze, mineralische & tierische Stoffe sind möglich) auf einem Stück glühender Räucherkohle verräuchert. Entgegen der Bezeichnung „Räuchern“ entsteht hierbei kein Rauch im eigentlichen Sinne. Vielmehr werden die Wirkstoffe & ätherischen Öle in den Räucherstoffen oder die Räucherharze im Gesamten verdampft und bilden einen dichten, intensiv duftenden Nebel. Vor Allem beim Räuchern mit reinen Harzen entsteht so ein sehr reiner Nebel. Beim Räuchern mit Kräutern und Pilzen kann es hingegen tatsächlich  auch zu einer leichten Rauchentwicklung beim verglimmern der Pflanzenteile oder Pilzeteile kommen. Diesem Effekt kann man entgegenwirken, indem man die Räucherstoffe mit Harzen vermischt oder die Räucherstoffe nur ganz kurz auf der Kohle lässt. Der so entstehende Duft hüllt die beräucherten Räume und Personen ein und schafft eine ganz besondere Atmosphäre. Je nach verwendeten Räucherstoffen lassen sich so kraftvolle Reinigungsrituale, Segnungen oder andere Zeremonien gestalten. Die Vielfalt der möglichen Räucherstoffe ist enorm, so dass es für fast jeden Zweck den passenden Räucherstoff gibt.

Für das Räuchern benötigt man ein feuerfestes Gefäß (z. B. Ein mit Sand gefüllter Blumentopf), Räucherkegel (erhält man in Esoterikgeschäften und Head Shops), sowie das passende Räucherwerk. Auch eine Vogelfeder, um den entstehenden Dampf sanft im Raum zu verteilen und der Kohle luft zu zufächern, ist hilfreich. Ebenso ist eine Räucherzange oder ein kleiner Teeflöffel sinnvoll. Hiermit kann die Räucherkohle beim anzünden gehalten werden und es können die verräucherten Räucherstoffe von der glühenden Kohle gekratzt werden um Platz für neues zu schaffen.

aromatische Erlebnisse mit naturreinen ätherischen Pflanzenölen

Neben dem Verräuchern von aromatischen Pflanzenteilen ist die Anwendung von naturreinen ätherischen Ölen eine weitere gute Möglichkeit, sich die pflanzlichen Kräfte auch daheim zu Gute kommen zu lassen. Ätherische Öle werden durch Wasserdampfdestilation der verschiedenen Pflanzenteile gewonnen. Dabei entsteht ein hochkonzentrierter öliger, flüchtiger Stoff, der meist über einen sehr intensiven Duft verfügt. Wichtig bei der Anwendung von ätherischen Ölen ist, dass man ausschließlich naturreine Öle verwendet. Oftmals werden Duftöle mit zweifelhaften synthetischen Stoffen angeboten, die in keiner Weise mit den echten naturreinen Ölen zu vergleichen sind.

Ätherische Öle sind sozusagen die Essenz einer Pflanze. Man benötigt mehrere Kg Pflanzenmaterial um wenige Tropfen des ätherischen Öls zu gewinnen. Da kann man sich sehr leicht vorstellen, dass dieser Extrakt die pflanzlichen Kräfte in hochkonzentrierter Form enthält. Bei der Anwendung der ätherischen Öle ist daher immer auf eine ausreichende Verdünnung zu achten. Die Anwendung unverdünnte Öle kann zu Kopfschmerzen und Hautreizungen führen.

Das Wesen der Pflanzen erspüren

Für diese Übung benötigst du ein Glas mit Wasser sowie ein paar Tropfen eines ätherischen Öls deiner Wahl. Plane etwa 15 Minuten für diese Übung ein. Gerne kannst du die Übung jedoch auch mit verschiedenen Ölen wiederholen, wenn du mehr Zeit hast. Es sollten jedoch nicht mehr als 4 Öle hintereinander probiert werden, damit du dich auf jeden Pflanzenextrakt mit deiner ganzen Achtsamkeit konzentrieren kannst. Gib 2-3 Tropfen des ätherischen Öls in ein Glas mit Wasser. Stelle das Glas vor dich hin und schließe die Augen. Nimm wahr, welchen Duft du bereits so erahnen kannst. Achte während der gesamten Übung auf Alles was in dir passiert. Welche Gedanken hast du? Welche Assoziationen und Bilder entstehen in deinem Geist? Spürst du einen körperlichen Effekt? Wird dir warm oder kalt? Wie verändert sich dein Gemütszustand. Gerne kannst du dir nebenbei ein paar Notizen machen, damit du nichts vergisst. Lasse die Pflanzenkraft so einige Minuten auf dich wirken. Nun nimmst du das Glas zu dir heran. Führe es dicht an deine Nase und atme ein paar mal tief ein und aus. Spüre wie die natürliche Pflanzenkraft als Duftbotschaft in dich hineinfährt. Öffne dich dieser Kraft und spüre wieder wie es dir dabei geht. Stelle das Glas nun wieder vor dich hin und versuche kurz Innezuhalten. Nun nimmst du das Glas erneut an deine Nase und konzentrierst dich ganz genau auf den Duft des Öles. Hierzu verwende die Riechtechnik, die auch Hunde nutzen, wenn sie einen Duft wittern: atme drei mal schnell hintereinander leicht ein und anschließend langsam in einem langen Zug wieder aus. So nimmt deine Nase die vorbeiströmenden Düfte am intensivsten war.

Zum Abschluss dieser Wahrnehmungsübung führe das Glas an deinen Mund und nimm einen kleinen Schluck. Behalte die aromatisierte Flüssigkeit so lange wie möglich im Mund und nimm war, wie die Pflanzenkraft in deinen Körper übergeht. Schmecke und spüre, welche Wirkung die Pflanzenessesnz auf dich hat, wenn du sie in dieser Form in dich aufnimmst.

Wenn du mit dieser Übung fertig bist, bedanke dich zum Abschluss bei dem Pflanzengeist.

Wem ein schönes Naturgebiet von ausreichender Größe zugänglich ist, der kann mit der folgenden Übung viele ungeahnte Überraschungen erleben, die die Natur für uns bereit hält. Plane für diese Übung ruhig so viel Zeit wie möglich ein. Mindestens jedoch eine Stunde. Am besten stellst du dein Handy und andere Ablenkungen aus, damit du dich voll und ganz auf die Natur einlassen kannst.

Begib dich in ein Naturgebiet, etwa einen großen Wald, eine Wiesenlandschaft oder ein Heidegebiet, ganz egal, was immer du schön findest und erreichbar ist.Wichtig ist nur, dass dieses Naturgebiet eine ausreichende Größe hat, um mindestens eine Stunde herumzuwandern. Folge zuerst einem Weg durch die Landschaft. Konzentriere dich zunächst auf deinen Gang. Nimm jeden einzelnen Schritt bewusst war. Sei auf den Moment fokussiert. Richte nun deine Aufmerksamkeit auf deine Umgebung. Folge deiner Intuition. Siehst du irgendetwas, dass dich anzieht? Wenn ja, gehe weiter in diese Richtung. Versteife dich aber nicht auf ein Ziel. Lass dich immer wieder ablenken, alles was deine Aufmerksamkeit erregt leitet deinen Weg weiter. Dabei geht es aber nicht nur, um das was du siehst. Lasse dich auch auch von deinen anderen Sinnen leiten. Riechst du irgendwelche angenehmen Düfte? Woher stammen Sie? Versuche dich ihrem Ursprung zu nähern. Achte auch auf dein Empfinden. Zieht es dich in eine bestimmte Richtung? Oder wirkt ein Ort auf dich abschreckend, fühlst du dich willkommen oder unwillkommen? Folge deinem Gefühl und gehe bedächtig immer weiter deinen intuitiven Pfad durch die Natur. Achte auf Geräusche, die deinen Fokus erhaschen. Nimm so jedes Detail ganz genau und bewusst war, welches deine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Verharre jedoch nie zu lange an einer Begebenheit. Lass dich immer wieder aufs neue in eine andere Richtung leiten. So bahnst du dir langsam und achtsam den Weg durch das Naturgebiet. So wirst du viele kleine Dinge wahrnehmen, die dir bei einem einfachen Spaziergang verborgen bleiben. Du schärfst deine Sinne für bewusste Wahrnehmungen. Außerdem hilft diese Übung dabei das bewusste Denken loszulassen und sich auf den Moment einzulassen. Du lernst, dass es vollkommen in Ordnung ist Gedanken kommen und gehen zu lassen. Das man sich nicht auf ein Ziel oder einen Gedanken versteifen muss, sondern dass es eine erfüllende Erfahrung sein kann, ganz im hier und jetzt zu sein.

Diese Übung lässt sich auch sehr gut immer wieder an ein und dem selben Ort wiederholen. Du wirst feststellen, dass du jedes mal aufs neue eine ganz andere Seite dieser einen Naturlandschaft kennenlernen wirst. Dein Fokus wird sich bei jedem mal auf andere dinge konzentrieren. So ist jedes intuitive Wandern auch immer ein Spiegel deiner aktueller Situation. Unterbewusst achten wir nämlich stets auf die Dinge, die uns gerade wichtig erscheinen. Und dies variiert natürlich im Laufe unseres Lebens und auch je nach Gemütszustand oder Problemen, die wir gerade durchmachen. So kann es sein, dass wir in einer hektischen Zeit, in der wir sehr gestresst sind eher ein Auge für die Ruhepole in der Natur haben und diese uns durch ihre beruhigende Ausstrahlung anziehen und gut tun. Wenn wir müde und antriebslos sind, dann sind es vielleicht eher die schwirrenden Insekten, das weckende Plätschern eines Baches oder die strahlende Kraft der Sonne, die uns in ihren Bann ziehen und die Lebensgeister in uns wecken.



Der Mai und Juni sind bei den Bienen Schwarmsaison. In dieser Zeit werde ich oft angerufen von Menschen, die einen Bienenschwarm bei sich entdeckt haben. Gerne komme ich dann vorbei und fange den Bienenschwarm ein. Warum die Bienen schwärmen und wie dies funktioniert und abläuft habe ich in dem Artikel Bienenschwärmerei bereits beschrieben. Wenn alles gut läuft und ich den Schwarm einfangen kann, dann kommt der Schwarm einfach in eine leere Bienenbehausung und schon ist ein neues Volk geboren und ich als Imker freue mich über den Zuwachs. So ist zumindest der Idealfall. Natürlich läuft auch beim Imkern nicht immer alles nach Plan und so mancher Schwarm bringt so Überraschungen mit sich.

So wurde ich vor ein paar Tagen zu einem Schwarm gerufen, der sich bei einer Familie im Garten in der Hecke niedergelassen hatte. Da manche Schwärme sich unerreichbar hoch in Bäumen niederlassen, war ich erst sehr erfeut darüber, als man mir sagte, der Schwarm befinde sich ganz dicht am Boden. Ohne Leiter und Kletterkationen fängt sich so ein Bienenschwarm dann doch viel leichter. Wenn die Schwarmtraube schön an einem frei zugänglichen Ast hängt, kann man einfach einen Behälter unter die Schwarmtaube halten, dann gibt man einen kräftigen Ruck am Ast und schon plumpst die ganze Schwarmtarube in den Schwarmfangbehälter. Der Schwarm ist eingefangen. So funktioniert es zumindest im Lehrbuch… In diesem Fall war der Schwarm in der Tat sehr Bodennah. Undzwar so bodennah, dass er in der Hecke direkt am Boden hing. So kann natürlich kein Eimer unter die Schwarmtraube gehalten werden. Zudem hing die Traube nicht nur ein einem einzelen frei zugänglichen Ast sondern verteilte sich auf die unzähligen kleinen Äste in der Hecke. Diesen Schwarm einzufangen war eine Herausforderung.

So fing ich nun an mit einem Besen und einem kleine Eimerchen die einzelnen Äste abzukehren und die so gefangenen Bienen anschließend in meinen großen Schwarmbehälter zu schütten. Nachdem so alle Äste abgekehrt waren und nur noch einzelne Bienen in der Hecke hingen, hoffte ich, dass die Königin mit eingefangen war. Das Verhalten der Bienen in der Schwarmkiste zeigte jedoch ein anderes Bild. Die Bienen bildeten keine Traube um die Königin sondern verteilten sich in alle Richtungen. Nach und nach flogen immer mehr der eingefangen Bienen wieder zurück an die Hecke, wo sich erneut eine Traube bildetet. Die Königin musste also noch dort sein. So wiederholte ich das Spiel mit dem Besen und hoffte auf Erfolg. Doch auch beim zweiten Versuch gingen alle Bienen wieder zurück… Beim dritten mal klappte es dann. Die Königin war dabei und die Bienen bildeten in meinem Schwarmfangbehälter die ersehnte Traube. So wurde aus einer kurzen Schwarmfangaktion, die meist in einer Viertelstunde erledigt ist ein Aktion für einen ganzen Vormittgag. Die Familie, die mich gerufen hatte, und auch Nachbarn waren die ganze Zeit dabei und beobachteten das Schauspiel.

So bin ich dann mit dem endlich eingpackten Schwarm nach Hause gefahren, um ihn in seine neue Bienenwohnung einzulogieren. Doch leider waren die Bienen mit ihrem neuen zu Hause wohl nicht sehr zufrieden. Es dauerte nur kurz, bis sich aus dem Bienenkasten eine dichte schwarze Wolke an Bienen erhob. Der Schwarm war wieder ausgezogen. Auch das kann mal vorkommen. Die Schwarmwolke flog langsam durch meinen Garten und sammelte sich schließlich in einem Birnenbaum.

Da ich ein erneutes Fangen und Einlogieren das Schwarmes nun aufgegeben hatte, versuchte ich eine andere Methode. Ich stellte eine Schwarmfangkiste unterhalb des Birnenbaumes bereit, in der Hoffnung, dass die Spürbienen des Schwarmes, die ausfliegen, um für den Schwarm eine neue Behausung zu finden, den Schwarmfangkasten entdecken würden. Wenn die Spürbienen eine geeignete Behausung gefunden haben, fliegt der ganze Schwarm dorthin und zieht in den neuen Unterschlupf. So lies ich den Schwarm ersteinmal im Baum und wartete. Dort hing er nun den ganzen Tag und die Nacht hindurch. Auch am nächsten Morgen war er ncoh nicht in meinen Kasten eingezogen oder weitergeflogen. So beschloss ich, es doch noch einmal zu versuchen und wollte die Schwarmtraube erneut einfangen und in eine neue Behausung einziehen lassen. Doch in diesem Moment erhob sich der Schwarm wieder. Eine summende Wolke aus tausenden von Bienen schwirrte nun durch die Lüfte und entschwand nicht etwa in meine bereitgestellte Kiste sondern gen Horizont, bis ich sie irgendwann nicht mehr sehen konnte…

So endete das Abenteuer mit diesem Schwarm. Manchmal funktioniert es eben nicht so, wie man es gerne hätte. Ich hoffe, der Schwarm hat nun woanders ein geeignetes zu Hause gefunden. Vielleicht freut sich ja nun ein anderer Imker über den netten Zuwachs.

Die Sehnsucht nach der Natur ist groß, gerne würdest du einfach mal rausfahren, raus aus der Stadt, weg von dem Lärm und der Hektik des modernen Getümmel, einfach mal ein verlängertes Wochenende in einer abgeschiedenen Hütte mitten im Wald an einem zauberhaften Waldsee… Ja dort könnte man mit Sicherheit ganz wunderbare Naturerfahrungen erleben. Doch wann hat man schon die Zeit dafür, mal eine paar Tage auszuspannen. Und so ein Natururlaub kostet ja auch Geld, und gegebenenfalls hast du auch Haustiere, deren Versorgung organisiert werden muss, Urlaub muss beim Arbeitgeber eingereicht und genehmigt werden und und und… Es ist so viel zu tun, für so eine kurze Zeit der Erholung. So viel zusätzlicher Stress. Dabei möchtest du doch einfach nur etwas Natur erleben. Also doch lieber ein anderes mal. Vielleicht im nächsten großen Urlaub, im nächsten Jahr, wenn die Kinder größer sind, irgendwann… Nein, so wird das wohl doch nichts im Alltag mit den Naturerfahrungen. Wie soll sich das überhaupt in einen Großstadtleben integrieren lassen. Wenn man selbst für einen kurzen Spaziergang im Wald erst eine halbe Stunde mit der U-Bahn oder dem Auto fahren muss. Wenn man umgeben ist von Beton und Stahl. Wenn man von morgens früh bis abends spät auf der Arbeit ist. Wo bleibt da die Zeit und die Möglichkeit, die Natur in den Alltag zurückzuholen?

Es muss nicht immer der Urlaub inmitten unberürhrter Natur sein…

Diese Frage stellen sich wohl viele, die zwar die Sehnsucht nach Naturanbindung haben und um die heilsamen und wohltuenden Eigenschaften von Naturerfahrungen wissen, die jedoch so stark eingebettet sind in das moderne, technische Weltbild unserer Zeit, dass der Raum für Naturerlebnisse nicht vorhanden zu sein scheint. In der Tat scheint diese Situation zunächst sehr aussichtslos. Man kann sein geordnetes und getaktetes Leben ja auch nicht einfach von heute auf morgen umkrempeln. Was tut man also nun? Welche Möglichkeiten bieten sich einem selbst in einem vollends integrierten Großstadtleben, fernab der weiten und wilden Natur? Die gute Nachricht ist: es gibt auch hier einige Übungen und Methoden, sich dennoch der Natur anzunähern. Das Geheimnis ist hierbei nur der eigene Blickwinkel. Wenn wir unsere eigene Wahrnehmung ein wenig anders ausrichten, dann stellen wir schnell fest, dass die Betonwüsten der Städte gar nicht so tot und abgeschottet von der Natur sind, wie wir uns häufig vorstellen. Wer einmal mit dem bewussten Ziel durch die Stadt spaziert, nur das pflanzliche Grün zu entdecken, welches sich seinen Weg in die Welt der Zivilisation gebahnt hat, der wird schnell feststellen, dass es auch in der größten, lautesten und hektischten Stadt überall winzige wilde Oasen gibt. Und wenn wir diesen natürlichen Ruhepolen unsere Aufmerksamkeit schenken, so merken wir, dass selbst diese kurze Achtsamkeit einen positiven Effekt auf uns hat. Die nachfolgend erläuterte Achtsamkeitsübung kann dir helfen, dir diese pflanzlichen Refugien bewusst zu machen und dich ihnen anzunähern.

Tapfer kämpft sich Löwenzahn durch jede noch so dichte Beton- und Steindecke.

Achtsamkeitsübung „Wilde Oasen wahrnehmen“

Nimm dir etwas Zeit. Bereits eine Viertelstunde genügt für diese Übung. Gerne kannst du sie aber auch zeitlich soweit ausweiten, wie es dir beliebt. Gehe durch die Stadt, nutze einen Weg, den du schon oft gegangen bist. Vielleicht deinen Weg zur Arbeit oder zum Supermarkt. Doch dieses mal denke nicht an dein Ziel. Konzentriere dich zunächst auf den Moment. Nimm jeden deiner Schritte ganz bewusst wahr. Achte auf deine Atmung. Atme bewusst ein und aus. Du wirst merken, dass bereits so nach wenigen Minuten ein leichtes Entspannungsgefühl entsteht. Richte nun deinen Blick und deine Aufmerksamkeit auf deine Umwelt, versuche aber die anderen Menschen und störende Dinge wie Autos und anderen Straßenlärm auszublenden. Konzentriere dich ganz auf die Begebenheiten um dich herum. Nimm Gehwegplatten, Pflastersteine und Mauersteine wahr und suche nach Ritzen, Löchern, Ecken und Nischen. Es wird nicht lange dauern und du entdeckst irgendwo ein Pflänzlein, welches sich tapfer an einem dieser Orte angesiedelt hat.

Bäume und Sträucher sind auch in den Stödten häufig zu finden.

Nun richte deine ganze Aufmerksamkeit auf diese Pflanze. Es ist hierbei völlig egal, ob du die Pflanze kennst oder nicht. Schaue die Pflanze zunächst einige Zeit an und nimm wahr, wie sie aussieht. Schaue in welcher Umgebung sie wächst. Bekommt sie dort viel Sonnenlicht? Wasser? Hat sie Platz zum Wachsen? Welche widrigen Umstände muss sie hier aushalten, um zu überleben? Autoabgase? Das Trampeln tausender Schuhsohlen? Mache dir Bewusst, dass diese Pflanze fest an diesem Ort verwurzelt ist. Sie hat keine Möglichkeit diesem Ort zu entkommen. Das hier ist ihr Lebensraum. Mit allen gegebenen Umständen. Versuche dich in die Lage der Pflanze hinein zu versetzten. Geht es ihr hier gut? Wie würdest du dich fühlen, wenn du als diese Pflanze dein ganzes Leben an diesem Ort verbringen würdest? Wäre es ein guter Ort? Konzentriere dich auf die positiven Eigenschaften, die dieser unwirkliche Lebensraum der Pflanze bietet. Vielleicht profitiert sie ja von den wärmeren Temperaturen, die in den Städten herrschen, vielleicht bekommt sie hier mehr Wasser, da sich der Regen durch die asphaltierten und betonierten Böden in großen Mengen an bestimmten Stellen zusammensammelt. Die Pflanze sie wächst und gedieht auch hier. Sie strebt nach dem Leben, vielleicht blüht sie auch gerade. Sie akzeptiert alle gegeben Umstände ohne zu beurteilen. Nähere dich der Pflanze an. Fühle ihre Blätter, rieche an ihr. Nimm wahr, welche Botschaften sie dir auf diese Weise vermittelt. Wirkt sie abwehrend? Oder eher einladend? Ist sie weich, oder eher hart und gar stachelig? Duftet sie angenehm?

Zarte Blütenpracht inmitten der rauen Städte.

Helfen ihr ihre Eigenschaften, an diesem Ort zu überstehen? Ist sie besonders robust und widerstandsfähig, oder wirkt sie eher wie ein Kontrast, der nicht an diesen Ort zu gehören scheint?

Lass die Pflanze als Ganzes noch eine Weile auf dich wirken. Versuche hierbei deine bewussten Gedankengänge loszulassen und schau, welche Gedanken sich nun von ganz alleine zeigen. Lasse jeden Gedanken zu. Nimm einfach wahr ohne die einzelnen Gedanken zu bewerten oder festzuhalten. Lasse dich treiben im Kommen und Gehen der Bilder und Worte im Kopf. Bleibe dabei jedoch stets mit deinem Fokus bei der Pflanze. Wenn dir die Zeit reif erscheint, bedanke dich bei der Pflanze für diese Begegnung und verabschiede dich. Nun kannst du dir die gemachten Empfindungen noch einmal bewusst machen. Denke darüber nach, ob du irgendwelche Erkenntnisse aus dem veränderten Blickwinkel erhalten hast und was dies für dich bedeuten kann.