Nachdem die Natur im phänologischen Jahresverlauf bereits seit einigen Wochen den Herbst angekündigt hat, ist es nun auch nach dem Kalender so weit: der Herbst ist da. Heute am 23.09.2019 ist die Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche. Ab diesem Tag sind die Nächte wieder länger als die Tage. Die kalte Jahreszeit beginnt. Bis zur Zeit der Wintersonnenwende am 21. Dezember werden die Tage nun jeden Tag ein wenig kürzer. Für die frühen nordeuropäischen Waldvölker war das Äquinoktikum im Herbst eines der 4 großen Jahreskreisfeste. Es ist das Gegenstück zur Frühjahres-Tag-und-Nacht-Gleiche und ist das nächste Sonnenfest nach der Sommersonnenwende.

Der Beginn des Herbstes war für die frühen Menschen ein wichtiger Scheidepunkt im Jahr. Die Ernte des Jahres war nun eingefahren. Es ist eine Zeit der Fülle und des Überflusses. Die Speisekammern sind prall gefüllt. In dieser Zeit blickt man zurück aufs Jahr und ist dankbar für alle Gaben, die die Natur einem geschenkt hat. Erntedankfeste werden gefeiert. Gleichzeitig ist es aber auch eine Zeit der Ungewissheit: reichen die Vorräte bis zum nächsten Frühjahr? Was jetzt in den Vorratskammern ist, ist alles, was einen über den  Winter zur Verfügung steht. Nun kehrt sich das wilde Treiben des Frühlings und des Sommers in Ruhe und Besinnlichkeit um.

Diesen wichtigen Punkt im Jahr haben die Menschen früher mit Ritualen und Festen gefeiert. Auch heute noch können wir diese Zeit für uns nutzen, um selbst auf das vergangene zurückzuschauen und uns bewusst zu machen, wofür wir dankbar sind. Dabei ist natürlich nicht nur die Dankbarkeit gegenüber den Gaben der Natur gemeint, sondern alles, was uns begegnet ist. Eine schöne Möglichkeit, diese Rückschau ganz bewusst zu bereiten, ist es ein Räucherritual zu vollziehen. Nachfolgend gibt es eine kleine Anregung für eine Räuchermischung passend zum Herbst:

Räuchermischung „Herbst“

Beifußblüten, Kiefernharz, Fichtenharz, Hagebutten, Wachholderbeeren, Sandelholz, Myrrhe

Diese Räuchermischung schafft eine harmonische Atmosphäre, hilft uns innerlich auf vergangenes zurückzuschauen und steht symbolisch für Dankbarkeit. Räuchern ist dabei selbst immer auch eine Opferhandlung. Die in den Himmel steigenden Dämpfe sind eine Opfergabe an die Ahnen, Geister & Götter.

Nur noch wenige Tage, dann ist der kalendarische Herbstanfang. In der Natur können wir aber schon längere Zeit das nahende Ende des sommerlichen Treibens beobachten. In den Nächten sinkt die Temperatur auf einstellige Grade, heftige Stürme fegen das erste Laub von den Bäumen und hier und dort beginnen bunte Farben sich im Geäst der Bäume zu verbreiten. Wo vorher grüne Welten und bunte Blüten die Landschaft prägten beginnen nun die Früchte reif und verlockend an den Bäumen und Sträuchern zu warten. Äpfel, Birnen, Weißdornbeeren, Hagebutten und viele andere heilsame und leckere Schätze der Natur lassen sich nun sammeln.

Im September ist auch die Zeit der Rosskastanie. Die stacheligen Früchte mit den große braunen Samen sind im Gegensatz zu den Esskastanien leider nicht genießbar. Dennoch bringen sie vielen Kindern im Herbst eine große Freude. Voll Eifer werden die glänzenden Kugeln gesammelt und aus ihnen lassen sich manche Kunstwerke zaubern. Doch die Kastanien haben noch einen ganz anderen Nutzen: aus ihnen lässt sich ohne viel Aufwand ein Waschmittel herstellen. Hierzu einfach eine handvoll Kastanien kleinschneiden und über Nacht in ein Glas mit kaltem Wasser einlegen. Nach etwa 12 Stunden können die Kastanien entnommen werden und die nun schäumende, trübe Flüssigkeit ist wie eine Flüssigseife oder ein Flüssigwaschmittel zu verwenden. Grund hierfür sind die in den Kastanien  in großen Mengen vorhandenen Saponine (Seifenstoffe).

In der Abenddämmerung begegnet man nun häufig Igeln. Diese stacheligen Tierchen sind in dieser Zeit auf der Suche nach eiweißreicher Nahrung, um sich ihren Winterspeck für den Winterschlaf anzufressen. Auch geeignete Überwinterungsmöglichkeiten werden nun erspäht. So machen die kleinen Igelein dieser Zeit erstaunlich viel Radau, wenn sie etwa in Holzstapeln oder Schuppen unterwegs sind. Besonders dünnen Exemplaren kann man nun mit etwas Futter aushelfen, damit sie genügend Gewicht zum Überwintern aufbauen. Auch kann man Laubhaufen und Holzstapel über den Winter im Garten liegen lassen. Nicht nur die Igel freuen sich über diese geschützten Rückzugsorte.

Auch die Brombeeren, die mit ihren dornigen Ranken wie ein Wächter das Unterholz umgeben, warten im Herbst mit ihren leckeren schwarzen Früchten auf. Die Brombeeren sind dabei nicht nur lecker, sondern auch heilsam. Der Brombeersaft ist gut für Hals, Stimmbänder und Kehlkopf. Bereits in der Antike und im Mittelalter haben Opernsänger, Politiker und Redner gerne den Saft der Beeren getrunken, um ihre Stimmen frisch zu halten. Der Saft wirkt nämlich auch gegen Heiserkeit. Aber auch bei Kehlkopfentzündungen und Halsschmerzen und wirkt die Brombeere hilfreich.

Die Hornissen (Vespa crabro) gehören zu den echten Wespen, zu denen auch die bei uns häufig vorkommenden Arten Deutsche Wespe und Gemeine Wespe gehören. Hornissen sind bei uns jedoch weit weniger verbreitet. Sie sind als Art geschützt und stehen im Bundesartenschutzgesetz in der Liste der besonders geschützten Arten. Wer also Hornissen bei sich bemerkt oder gar ein ganzes Nest ausfindig macht, kann sich freuen, dass ein so seltenes Tier hier einen geeigneten Lebensraum finden konnte.

Auch wenn die großen gelbschwarzen Insekten sehr eindrucksvoll sind, geht von ihnen keine Gefahr aus. Sie sind weder aufdringlich noch gefährlich. Hornissen interessieren sich nicht für unsere süßen Speisen oder Getränke. Sie greifen niemals unprovoziert an und sind sehr friedliebende und umgängliche Tiere. Lediglich bei der Verteidigung ihres Nestes können die Hornissen wehrhaft werden. Dieses Verhalten beschränkt sich aber in der Regel auf wirkliche Störungen am Nest oder im direkten Einflugbereich. Bereits bei wenigen Metern Abstand zu einem Hornissennest ist keine Verteidigungsreaktion mehr zu erwarten. Menschen und Hornissen können also in den allermeisten Fällen friedlich zusammenleben, selbst wenn die Hornissen ihr Nest in unmittelbarer Nähe zu uns Menschen bauen (etwa in Schuppen).

Ein Problem entsteht nur dann, wenn die Hornissen ihr Nest so bauen, dass der Einflugbereich sich unmittelbar mit unserem täglichen Wirkungsraum überschneidet, beispielsweise ein Hornissennest direkt über dem Eingangsbereich zu Wohngebäuden, etc. Oder aber es liegt bei einem Menschen eine Hornissengiftallergie vor, die einen so dichten Kontakt mit den Insekten zu einem potenziellen Risiko macht. In solchen speziellen Fällen können Fachberater für Hornissenschutz, die mit den entsprechenden Naturschutzbehörden zusammenarbeiten, die Situation begutachten und ggf. Maßnahmen ergreifen. Hierbei wird immer ein Kompromiss zwischen den Bedürfnissen der betroffenen Menschen und dem Schutz der Tiere gefunden. In den meisten Fällen reichen bereits einfache Maßnahmen zur Fluglochumleitung, um die potenzielle Gefahr zu bannen. Die Hornissen können hier direkt an Ort und Stelle verbleiben. In ganz ungünstigen Fällen kann auch eine Umsiedlung des Hornissennestes angedacht werden. Im Herbst sterben die Arbeiterinnen des Hornissenvolkes und lediglich die jungen Königinnen überwintern. Das Volk löst sich auf. Ein Hornissennest ist also immer nur eine temporäre Erscheinung. Bereits die Information, dass das Nest im Herbst aufgegeben wird, beruhigt viele Menschen in ihren Ängsten.

Als besonders geschützte Art dürfen Hornissen und ihre Brut- und Ruhestätten lediglich mit einer Ausnahmegenehmigung durch die Naturschutzbehörde gestört werden. Eine Fluglochumleitung oder gar eine Umsiedlung sind eindeutige Störungen in diesem Sinne. Daher gibt es speziell ausgebildete Fachberater für Hornissenschutz, die mit den Behörden zusammenarbeiten und solche Ausnahmegenehmigungen haben. Schädlingsbekämpfer gehören nicht zu diesem Personenkreis und sind bei Problemen mit Hornissen die falsche Anlaufstelle.

Hornissen sind Jäger. Für ihren Nachwuchs benötigen sie eiweißreiche Kost. Anders als Bienen sammeln sie hierzu keinen Pollen, sondern sie erbeuten andere Insekten. Sowohl Wespen, Bienen als auch Mücken aber auch Maden und Larven stehen hier auf dem Speiseplan. Die Hornissen sind dabei eindrucksvolle Jagdspezialisten, die ausgeklügelte Jagdtechniken verwenden. Sie verstecken sich, bis sich ein Beutetier nähert, um dann blitzschnell zuzuschlagen. Aber auch wilde Verfolgungsjagden und gezielte Angriffe auf Bienen- und Wespenvölker sind zu beobachten. Manchmal arbeiten die Hornissen sogar im Team zusammen und jagen ähnlich wie ein Rudel Wölfe. Ein vollentwickeltes Hornissenvolk verbraucht pro Tag bis zu einem halbem Kilogramm an Insekten. Der erwachsenen Flugtiere benötigen so wie auch die Bienen jedoch eine stark zuckerhaltige Nahrung, um den nötigen Energiebedarf zu decken. Hornissen sammeln jedoch keinen Nektar. Sie ernähren sich von Pflanzensäften, die sie durch Anknabbern von Ästen und Stängeln zu sich nehmen oder aber auch von Fruchtfleisch verschiedener süßer Früchte.

Der Lebenszyklus eines Hornissenvolkes beginnt im späten Sommer, wenn in einem Nest die neuen jungen Königinnen und die männlichen Drohnen herangezogen werden. Bereits im August vollzieht sich dieser Wechsel in der Anzucht neuer Tiere im Volk. Sobald die Brut für die fertilen Insekten gelegt ist, stirbt die alte Königin und nach und nach die letzten Arbeiterinnen, die sich um die Anzucht der letzten Brut kümmern. Nach dem Schlupf der Jungköniginnen und Drohnen beginnt die Paarungszeit, in der die zukünftigen Hornissenköniginnen begattet werden. Die Drohnen sterben nach der Paarung. Die nun begatteten Königinnen überwintern nun an einem frostgeschützen Ort. Im nächsten Frühling, wenn die Temperaturen warm genug sind, erwachen sie aus ihrer Winterstarre und beginnen damit einen geeigneten Ort für ihr Nest zu finden. Dabei schauen sie nach potenziellen Nahrungsquellen (Insektenangebot und deren Flugbahnen sowie Pflanzen, an denen Pflanzensäfte und Fruchtfleisch geholt werden können), Angebot von Baumaterial (morsches Holz) und Wasserquellen. Die jungen Königinnen können bis zu 6 Wochen mit dieser Analyse ihrer Umwelt verbringen, bis sie einen geeigneten Standort für Ihr Nest gefunden haben. Zumeist im Monat Mai beginnt die Königin, ihr Nest zu bauen, wo sie schnell die ersten Eier in die Wabenzellen legt. Das Nest bauen die Insekten aus einem papierähnlichen Stoff, den sie aus morschem Holz und ihrem eigenen Speichel produzieren. In der Anfangszeit muss sich die Königin ganz allein darum kümmern genügend Nahrung für die jungen Larven heranzuschaffen, die Brut zu wärmen und ihren eigenen Energiebedarf zu decken. Erst wenn die ersten Arbeiterinnen geschlüpft sind, kümmert sich die Königin fortan nur noch um das Eierlegen und Brutwärmen. Die Arbeiterinnen übernehmen die Aufgaben der Nahrungsbeschaffung und des Nestausbaus. Ein Hornissenvolk kann im Laufe des Jahres auf eine Größe von bis zu 500 Tieren heranwachsen. In der Regel werden sie aber nicht größer als 100 Individuen pro Volk.  Diese Entwicklung hat ihren Höhepunkt im späten Sommer. Von hier an wiederholt sich der Zyklus jedes Jahr wieder.

Seit Sommer 2019 bin ich als Fachberater für Hornissenschutz tätig. Gerne könnt Ihr Euch mit Fragen oder Problemen zum Thema Hornissen an mich wenden. Ich unterstütze gerne. Mehr dazu unter: www.Hornissen.net

Text: Fabian Kalis

Bilder: www.pixabay.com

Ihr habt es vielleicht gemerkt: der letzte Monat war ziemlich ruhig, was die Montagsartikel hier im Blog angeht. Heute möchte ich euch den Grund dafür mitteilen. Im Stillen habe ich mich an 2 weiteren Projekten ausgelassen, die meine Zeit vollends in Anspruch genommen haben.

Zum einen habe ich mein Buchmanuskript fertiggestellt. Unter dem Arbeitstitel „Berauschende Bienen – Mythologie, Folklore & psychoaktiver Honig“ habe ich meine Erkenntnisse der letzten Jahre in ein Buch geformt. Diese Buchidee geisterte nun schon seit fast 7 Jahren in mir herum und wurde immer wieder auf Eis gelegt, neu konzipiert und hinten angestellt. Die letzten Wochen hatte ich dann Zeit und Inspiration das Manuskript zu vollenden. Aktuell bin ich im Gespräch mit verschiedenen Verlagen, die Interesse haben, mein Buch zu verlegen. Dazu in Kürze mehr. Diese Schreibtätigkeit hat mich so in Anspruch genommen, dass ich hier keinerlei Kapazität mehr für die regelmäßigen Blogartikel hatte.

Ein weiteres Projekt, dem ich mich angenommen habe, ist der Hornissenschutz. Da ich als Imker häufig wegen Wespen und Hornissen um Rat gefragt werde und ich die gelben Tierchen auch sehr faszinierend finde, habe ich mich zum Fachberater für Hornissenschutz weiterbilden lassen. Im nächsten Jahr folgt noch der praktische Teil, wo ich das richtige Umsiedeln von Hornissennestern erlerne. So bin ich nun auch in diesem Bereich tätig und unterstütze gerne bei Fragen oder Problemen mit den Tieren. Hierzu arbeite ich mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Nordwestmecklenburg zusammen. Leider ist es aufgrund der politischen Grenzen nicht möglich, dass ich in einem anderen Landkreis tätig sein kann… Wer aber in Nordwestmecklenburg ein Wespen oder Hornissennest entdeckt, der darf sich gerne bei mir melden.

Ab der nächsten Woche geht es dann auch mit den regelmäßigen Artikeln weiter. Freut euch schon mal auf einen Artikel über Hornissen.