Die  dornenbewachsenen Rosen sind in unserer Sprache ein Sinnbild für die Dualität des seins. Alles Gute hat auch eine schlechte Seite. Fast jeder denkt bei dem Wort Dornen automatisch an die wohlduftenden Rosen. Ja, jedes Kind weiß, dass Rosen Dornen haben. Rose und Dorn bilden eine unzertrennliche Einheit in unserem Verständnis. Blöd nur, dass das leider gar nicht stimmt. Rosen haben nämlich keine Dornen.

Doch was sind diese spitzen Dinger an den Stängeln denn dann? Botanisch gesehen handelt es sich hier rum Stacheln. Ah, Stacheln, so wie bei Kakteen… Nun leider ist auch diese Behauptung nicht richtig, Kakteen haben keine Stacheln.  Okay jetzt wird es verwirrend.  Sprechen wir doch eindeutig von stacheligen Kakteen. Einige haben doch sogar Giftstachel? In unserem Weltbild ist ganz tief verankert: Rosen haben Dornen, Kakteen haben Stacheln. Ja sogar in einem Schulbuch meines Sohnes habe ich vor Kurzem diese falsche Aussage gefunden. (Natürlich habe ich dem Verlag sofort eine korrigierende E-Mail zukommen lassen). Doch warum gibt es diese Verwirrung, was ist eigentlich richtig und wo genau liegt der Unterschied?

Kakteen haben Dornen.

Rosen haben Stachlen.

Botanisch gesehen sind Dornen und Stacheln Bezeichnungen für verschieden geartete Pflanzenteile. Dornen sind stechende Gebilde, die aus umgewandelten Pflanzenorganen entstanden sind. Dornen stehen  daher an der Stelle von Sprossachsen, Blättern oder selten auch Wurzeln. Ihre Verteilung auf der Pflanze ist daher immer regelmäßig. Dornen sind immer mit den Leitungsbahnen  der Pflanzen verbunden und durchzogen. Dornen werden so mit Nährstoffen und Wasser versorgt. Man kann dies wunderbar bei den Kakteen erkennen, wo die Dornen scheinbar aus dem inneren des Kaktus kommen.

Stacheln hingegen sind zugespitzte Vorsprünge an der Sprossachse. Sie sind nicht mit den Leitungsbahnen der Pflanze verbunden. Es handelt sich um vielzellige Auswüchse an den Pflanzenorganen. Es sind keine umgewandelten Pflanzenorgane. Stacheln sind nur mit den äußeren Schichten der Pflanze verbunden und haben keine Verbindung ins Pflanzeninnere. Sie können daher leicht abgestreift werden. Dies kann man sehr gut an den Stacheln der Rosen ausprobieren. Neben den Rosen haben auch Brombeeren und Himbeeren Stacheln. Auch die Spitzen Früchte der Rosskastanie sind mit Stacheln besetzt. Dornen hingegen finden sich neben den Kakteengewächsen auch bei Schlehe, Weißdorn und Akazie.

Warum gibt es dann diese umgekehrte, falsche Verwendung in unserem alltäglichen Sprachgebrauch? Nun, es wird unseren Kindern ja sogar in der Schule falsch beigebracht. Wie kann  man dann erwarten, dass Erwachsene Menschen, die sich nicht explizit für Biologie und Botanik interessieren, dieses wissen in aus Schulzeiten infrage stellen und die Wahrheit ergründen? Und die Menschen, die es eigentlich besser wissen, die ganzen Pflanzenfreunde, Botaniker und Biologen, nehmen dies viel zu oft einfach amüsiert hin, anstatt zu korrigieren. Wer will schon andere ständig auf ihre Fehler hinweisen. Nun, ich möchte, zumindest wenn es sich um ein Schulbuch handelt, welches tausenden von Kindern falsches Wissen vermittelt.

Wenn du also das nächste Mal in der Gärtnerei eine Rose kaufst, dann wende dich doch mal an den Verkäufer mit den Worten: „Entschuldigung, da sind keine Dornen an meiner Rose.“ Eine gute Gelegenheit für ein aufklärendes Gespräch.

Mitten im November ist es nichts Ungewöhnliches, wenn nachts schon der Frost über das Land zieht. Raureif am Morgen ist Zeuge des späten Herbstes und des nahenden Winters. Doch noch hat die kalte Jahreszeit nicht vollständig die Herrschaft errungen. Tagsüber, wenn an einem klaren Tag die Sonne noch einmal mit ihrer letzten Kraft auf die Erde strahlt, können die Temperaturen doch noch mal einen zweistelligen Bereich erklimmen. Die Bienen, die in der Kälte der Nacht schon in ihrer Wintertraube zusammensitzen und von ihren Vorräten zehren, lassen sich an solch warmen Tagen noch für ein paar letzte Ausflüge herauslocken. Doch was blüht eigentlich um diese Zeit noch? Wo findet manch muntere Biene in dieser späten Jahreszeit noch Nektar oder Pollen?

Beobachtet man das Treiben am Flugloch, so kann man die ein oder andere Biene  erkennen, die gelben Pollen mit nach Hause bringt. Dieser stammt jetzt meistens vom Weißen Senf (Sinapis alba), der im Herbst auf den Feldern angebaut wird. Die gelbe Blüte kann bis weit in den November hinein noch einmal für ein gelbes Meer auf den Feldern sorgen. Für die Bienen ist dies ein willkommenes letztes Mahl vor dem langen Winter. Beim Senf sammeln sie Pollen und Nektar. Diese gelben Weiten auf den Äckern erinnern an die Rapsblüten im Frühjahr und werden daher von vielen mit diesen Verwechselt. Der Raps ist so spät im Jahr aber schon längst in den Ölmühlen…

Aber auch einige andere Pflanzen bieten den späten Bestäubern noch ein paar kleine Leckereien. So finden sich vereinzelt noch weiße Taubnesseln (Lamium album), die sowohl etwas Nektar als auch weißen Pollen bereitstellen. Auch hier kann man an warmen Sonnentagen noch wenige Bienen ausmachen.

Eine weitere Pflanze, die auch im November noch tapfer ein paar letzte Blüten in den Wind hält, ist der Schwarze Nachtschatten (Solanum nigra). Dieses Nachtschattengewächs hat zwar winzige unscheinbare Blüten, als typisches Nachtschattengewächs bietet es aber dennoch eine Wohltat für Bienen. Eine üppige Fülle an gelbem Pollen wartet hier auf die letzten tapferen Bestäuber. Nektar bietet der Schwarze Nachtschatten jedoch keinen für die Bienen.

Auch wenn solche warmen Tage, an denen die Bienen nochmal ausfliegen nun immer seltener werden, so kann man unseren fleißigen Honigvögeln trotzdem etwas Gutes tun, wenn man diese Pflanzen, die meist als Unkraut im Garten verachtet werden, stehen und blühen lässt. Auch andere Pflanzen, die häufig als Zierpflanzen im Garten stehen, bieten den Bienen noch etwas Schönes: Wunderbaum (Ricinus Communis) und Japan-Anemonen (Anemona japnoica) sind einige hiervon. Nur wenn die Bienen gut gestärkt in den Winter gehen, können sie auch im nächsten Frühling wieder frisch und munter ausfliegen und in ein neues Bienenjahr starten.

An einem trüben Herbsttag lockte mich das warme Wetter zu einem kleinen Waldspaziergang nach draußen. Wie immer barfuß. Ausgerüstet mit meiner Kamera entstand so ein neues kurzes Video für meine Videoserie Being Barefoot.

Jetzt beginnt wieder die Zeit, in der ich oft angesprochen werde, ob es nicht zu kalt sei, um barfuß zu laufen. Nun die Antwort ist: Nein, es ist ja noch warm 😉

Komischerweise werde ich im Winter, wenn es wirklich kalt ist, viel seltener angesprochen. Vielleicht halten mich die Menschen dann für völlig verrückt und trauen sich nicht mich anzusprechen. Nun ist aber in jedem Fall eine gute Zeit, um als Barfußneuling auch mal außerhalb der warmen sommerlichen Komfortzone die Füße blank zu lassen. Warme Herbsttage bieten mit den Matschpfützen, vertrockneten Blättern und feuchtem Boden besonders viele sensorische Reize für die Füße. Da braucht es keinen künstlichen Barfußpark. Die Natur bietet alles was wir brauchen. Auch für unsere Füße.