Die Gemmotherapie (von lat. gemma „Knospe“) ist ein Teilbereich der Phytotherapie (moderne, rationale Pflanzenheilkunde). Bei der Gemmotherapie werden phytotherapeutische Arzneien nach standardisierten Verfahren aus jungem, teilungsfähigem Pflanzengewebe (Knospen, jungen Sprossen und Trieben sowie den wachsenden Wurzelspitzen) hergestellt.

Die Knospen verschiedener Pflanzen

Die moderne Gemmotherapie geht zurück auf traditionelle volksheilkundliche Anwendungen, ist in ihrer modernen, rationalen Form jedoch eine recht junge Therapieform. Sie wurde zwar bereits um das Jahr 1950 von dem belgischen Arzt Pol Henry begründet, einen erwähnenswerten Anklang findet diese Therapieform jedoch erst seit einigen Jahren. Umfassende Erfahrungen und wissenschaftliche Publikationen zu dieser jungen Therapieform sind somit erst seit kurzer Zeit im Fokus der Medizin. Aus diesem Grund stehen genaue Forschungen zu den Wirkungsweisen und Anwendungsmöglichkeiten noch aus.

Dennoch erfreut sich die Gemmotherapie seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass sich die Arzneien aus den verschiedenen Pflanzenknospen auch ohne große Mühe und schon mit einfachsten Mitteln selbst herstellen lassen. Die Gemmotherapie ist daher eine Therapieform, die sowohl bei Ärzten und Heilpraktikern als auch gleichermaßen in der volksheilkundlichen Selbstbehandlung ihren Anklang findet.

Die Grundidee der Gemmotherapie ist, dass die Knospen die vitalsten und somit auch heilkräftigsten Teile einer Heilpflanze sind. Bei der Gemmotherapie geht diese Lebenskraft der Knospen in die aus ihnen produzierten Arzneien über. Die in den Knospen vorhandenen Wirkstoffe und Wirkstoffkonzentrationen unterscheiden sich teilweise stark von den Wirkstoffen und Wirkstoffkonzentrationen in anderen Pflanzenteilen. Man geht davon aus, dass insbesondere die erhöhte Konzentration an Proteinen, das pflanzliche Embryonalgewebe (Stammzellen) und verschiedene Phytohormone, wovon letztere ausschließlich in den Knospen in nennenswerter Menge vorkommen, für die Heilwirkung der Knospen verantwortlich sind. Teilweise überschneiden sich hier rationale (auf Wirkstoffen beruhende) Erklärungsmodelle und eine ganzheitliche Ansicht, bei der auch energetische, spirituelle und alternative Aspekte für eine Wirkung beachtet werden.

Die Top 3 Pflanzen in der Gemmotherapie:

Hasel: Haselknospen werden zur Behandlung von Lungenleiden eingesetzt.

Weide: Weidenknospen sollen eine fiebersenkende und schmerzstillende Wirkung haben.

Linde: Die Knospen der Linde werden wegen ihrer beruhigenden und angstlösenden Eigenschaften genutzt.

Zur Herstellung eigener Arzneien werde die Knospen im frischen Zustand gemörsert und ein ein lichtgeschütztes Gefäß gefüllt (Gefäß zu etwa 1/3 mit Knospen füllen). Anschließend wird mit einem Auszugsmittel aufgegossen. In der Gemmotherapie wird hier ein standardisiertes Lösungsmittel genutzt, welches zu gleichen Teilen aus Wasser, Alkohol und Glycerin besteht. Für den Hausgebrauch kann man aber auch hochprozentigen Schnaps (beispielsweise einen Rum mit 54 % vol. Alc.) nutzen. Den Ansatz lässt man nun etwa 3 Wochen lang ziehen. Anschließend kann der Extrakt genutzt werden.

In kürze gibt es HIER (Link folgt…) ein kurzes E-Book von mir zum Thema Gemmotherpie. In diesem Büchlein findet ihr eine umfassende Anleitung zum Herstellen eigener Arzneien sowie Bilder zur Bestimmung der verschiedenen Knospen und Kurzportraits der gängigsten in der Gemmotherapie verwendeten Knospen mit Angaben zu Wirkung & Indikationen.

Text: Fabian Kalis

Fotos: Vanessa Michels (http://www.vanessamichels.de)

Eigentlich ist es schon erstaunlich genug, dass die Bienen mit Ausnahme der Antarktis (und den Teilen Chinas, in denen sie erfolgreich ausgerottet wurden) die komplette Welt bevölkert haben. Egal wie warm oder kalt es ist, überall, wo es Blüten gibt, finden sich spezialisierte Bienenarten, die die lokale Bestäubung der Pflanzen sichern. Selbst in Gegenden in der eisigen Arktis und der lebensfeindlichen Sahara gibt es Bienen.

Ein Ort, wo man die Bienen aber mit Sicherheit ganz bestimmt nicht erwarten würde ist das Weltall. Und doch haben die kleinen Insekten es auch bis dorthin geschafft. Natürlich nicht allein, ihre Weltraumfahrten verdanken sie wissenshungrigen Menschen. Aber rein quantitativ sind uns die Bienen in Sachen Weltraumfahrt überlegen: 6815 von ihnen haben es ins All geschafft (oder eher gesagt in die Erdumlaufbahn). Damit waren bisher mehr Bienen im All als Menschen.

Doch welchen Grund gibt es, die fleißigen kleinen Bestäuber so fernab ihrer natürlichen Umwelt mit blühenden Pflanzen zu verbringen? Und was sagen eigentlich die Bienen dazu?

Es gab bisher 3 Weltraummissionen, in denen Bienen ins All gesendet wurden. Die erste von ihnen war 1982. Bei dieser ersten Mission wurden 14 einzelne Bienen in die Erdumlaufbahn verbracht, um dort zu erforschen, wie die Schwerelosigkeit ihre Flugfähigkeit und ihr Verhalten beeinflusst. Solche Experimente wurden bereits vorher schon mit anderen Insekten getestet. Das Ergebnis: Die Insekten gaben nach ein paar unkontrollierten Flügen durch die Schwerelosigkeit ihre Flugversuche vollends auf und bewegten sich fortan nur noch krabbelnd durch ihre Behausungen. Bei den sehr intelligenten Bienen erhoffte man sich ein anderes Ergebnis. Leider waren die 14 einzelnen Bienen, losgelöst von ihrer natürlichen Lebensweise als Bienenvolk, nicht wirklich überlebensfähig und das Experiment brachte keine neuen Ergebnisse.

Daraufhin wurden 1984 mit der Challenger zwei neue Bienenexperimente in die Raumstation verbracht. Hierbei wurden nun zwei spezielle weltraumtaugliche Bienenkästen (bee enclosure modules, kurz BEM) inklusive Wabenwerk und mit jeweils 3400 ansitzenden Bienen (inklusive einer Bienenkönigin) in das All geschickt. Diese waren dann auch tatsächlich überlebensfähige Minibienenvölker. Die geplanten Experimente konnten also nun mit richtigen Bienenvölkern durchgeführt werden. Neben dem Flugverhalten in der Schwerelosigkeit wollte man hier auch das Wabenbauverhalten in der Schwerelosigkeit studieren.

„BEM“ (bee enclosure module) auf der ISS.
Foto: NASA

Auch diese Bienen machten zunächst nur sehr unkontrollierte Flüge in der Schwerelosigkeit und stießen anfangs ständig unsanft an die Wände ihrer Bienenraumfahrtmodule. Da Honigbienen jedoch äußerst lernfähig sind, entwickelten sie schnell neue Strategien zur Fortbewegung in der neuen Umgebung. Bereits nach sieben Tagen waren die Bienen in der Lage auch in der Schwerelosigkeit ohne Probleme zu Fliegen. Damit unterscheiden sie sich von allen anderen Insekten, die in der Schwerelosigkeit getestet wurden. Die Bienenkönigin legte auch im Weltall ganz normal Eier in die Wabenzellen. Was noch erstaunlicher ist: Die Bienen waren sogar in der Lage ihr Wabenwerk trotz fehlender Schwerkraft ohne Probleme zu errichten. Dies ist ein ganz besonders verblüffendes Ergebnis, da die gängige Lehrmeinung hierzu lautet, dass die Bienen die Ausrichtung ihres Wabenbaus an der Schwerkraft orientieren. Auf der Erde hängen die Waben immer senkrecht im Lot. Auch in der Schwerelosigkeit wurden alle Waben in eine einheitliche Richtung nach „unten“ erbaut.

Astronaut beobachtet die Bienen in der Schwerelosigkeit.
Foto: NASA

Insgesamt zeigen diese Forschungen, dass die Bienen noch viel mehr Geheimnisse in sich tragen, als wir bisher glaubten, und dass sie eine außerordentlich starke Anpassungsfähigkeit besitzen.

Ich frage mich, was die Astronauten von diesen Experimenten hielten. Ich kann mir vorstellen, dass die Tatsache, auf engstem Raum mit 6800 Bienen in einer isolierten Kapsel durch das All zu schweben, nicht für alle Menschen angenehm ist. Aber ich bin mir sicher, dass NASA hier alles daran gesetzt hat, ausbruchsichere Weltraumbienenkästen zu entwickeln. Immerhin war dies das bisher teuerste Bienenexperiment der Geschichte.

Wer jetzt im Kopf nachgerechnet hat, wird sagen: „das waren aber nur 6814 Bienen. Da fehlt doch noch eine.“ und liegt damit genau richtig. Die letzte Biene war eine Einzelkämpferin und wurde erst kürzlich ins All geschickt. Es handelt sich bei ihr aber nicht um eine versehentlich beim Start mit in der Raumkapsel sitzende unfreiwillige Passagierin, sondern um ein Kunstprojekt der Bundeskunsthalle Deutschlands. Auf dem Dach der Kunsthalle leben Bienen. Für eine Sonderausstellung mit dem Namen „Outerspace“ wurde eine dieser Bienen in Kunstharz eingeschlossen und zusammen mit dem Astronauten Alexander Gerst am 28. Mai 2014 ins All geschossen. Nachdem diese zum Kunstobjekt degradierte Biene ihren Ausflug ins All abgeschlossen hatte, wurde sie wieder zurück auf die Erde gebracht und konnte seitdem in der Ausstellung bewundert werden. Man könnte also sagen, sie ist die berühmteste der Weltraumbienen, wobei sie im Gegensatz zu den anderen 6814 Bienen nicht einmal lebend dort war.

Produzierten die Bienen auch kosmischen Honig?

Die Weltraumbienen hatten natürlich keine Möglichkeit auf der Raumstation Blütennektar zu sammeln und Weltraumhonig zu produzieren, sie wurden mit Zuckerlösung gefüttert. Eine interessante Anekdote gibt es jedoch aus der Folge „The Sting“ Episode 12, Season 4 der Zeichentrickserie „Futurama“ zu berichten. In dieser fiktiven Geschichte soll die Crew des Weltraumkuriers Planet Express Weltraumhonig (Space Honey) von gigantischen im All lebenden Bienen sammeln. Dieser Honig hat, wie für einen so außergewöhnlichen Honig angemessen, ganz besondere Eigenschaften: 1 Löffel wirkt beruhigend, 2 Löffel bewirken einen tiefen Schlaf. Vor dem Konsum von mehr als 2 Löffeln wird jedoch gewarnt. 3 Löffel sollen einen Schlaf induzieren, der so tief ist, dass man nie wieder davon erwacht. Es handelt sich hierbei also eindeutig um einen psychoaktiven Honig. Passenderweise dreht sich der ganze Plot um Erlebnisse, die die Protagonisten Leela in einem durch die Weltraumbienen induzierten Delirium erlebt. Das ganze mag zwar eine rein fiktive Geschichte sein, in Sachen coole psychoaktive Honigsorten macht ein berauschender Weltraumhonig jedoch ganz klar den vordersten Platz.

Astrobees: Die autonomen Bienenroboter auf der ISS

Astronautin Anne McLain mit dem Astrobee Roboter „Bumble“ auf der ISS. Foto: NASA

Ganz futuristisch und nicht weniger spannend geht es auch in unserer realen Welt weiter: Unter dem Namen Astrobees agieren seit einiger Zeit 3 autonome, intelligente, fliegende Roboter auf der ISS. Diese eckigen Würfel sollen die Astronauten bei ihren täglichen Aufgaben unterstützen. Ihren Namen verdanken sie dem summenden Geräusch, welches sie erzeugen, wenn sie durch die Schwerelosigkeit schweben. Damit es in den engen Platzverhältnissen nicht zu Kollisionen zwischen Mensch und Maschine kommt, sind die kleinen Roboter mit Blinklichtern ausgestattet, die beim Flug ihre Destination anzeigen. Da intelligente, summende Weltraumbienenroboter, die selbständig durch die Raumstation fliegen scheinbar nicht nur für mich etwas spooky klingen, wurden die Modelle später mit einem animierten Augenpaar ausgestattet, welches auf dem Display an der Front angezeigt wird. Hier wird nun comichaft eine Mimik simuliert, die die Situation zwischen Mensch und Roboter auflockern soll. Da eine weitere Aufgabe dieser kleinen Roboter die Erforschung der Interaktionen von Mensch und Roboter im All ist, ist dies ein passendes Feature. Die drei kleinen Kästen sehen zwar aus wie fliegende Baustellenradios, es handelt sich aber um hochmoderne, super teure Geräte, die auch direkt aus einem Science-Fiction-Film stammen könnten. Sie hören übrigens auf die Namen Bumble, Honey und Queen. Nachdem zunächst die Dockingstation, welche die Roboter selbständig zu Ladezwecken anfliegen, auf die Raumstation verbracht und dort installiert wurde, erreichten am 17. April 2019 die beiden ersten Roboter Bumble & Honey ihren Einsatzort. Am 25. Juli 2019 folgte mit einer weiteren Cargomission der dritte Roboter, der auf den Namen Queen hört.

Diese drei futuristischen Weltraumroboter stehen nun auch der freien Forschung zur Verfügung. Für das nötige Kleingeld kann nun jeder einen Forschungsslot direkt bei NASA buchen und seine eigenen Forschungen mit den Weltraumbienenrobotern auf der ISS durchführen. Die Zukunft ist jetzt. Ich finde es großartig, dass die ersten autonomen Weltraumroboter, die den Modellen aus Science-Fiction-Filmen in nichts nachstehen nach den Bienen benannt sind.

Baustellenradio oder hochmoderner Roboter? Die drei Astrobees Queen, Honey und Bumble (v. l.)
Foto: NASA

Text: Fabian Kalis

Bildnachweis: Alle Bilder aus dem Bildarchiv von NASA, http://www.nasa.gov

Mit dem Frühling sind auch die ersten wilden Leckereien in der Natur zu finden. Bereits an den ersten warmen Sonnentagen kann man in den Wäldern, in Gärten und an Wegesrändern eine schmackhafte Frühlingsnascherei entdecken. Die Rede ist von Kätzchen. Damit sind natürlich nicht die kuscheligen Vierbeiner gemeint, die als beliebtes Haustier in den Gärten herumschleichen. Es geht um die Blütenkätzchen verschiedener Bäume und Sträucher. Diese eiweißreichen Pollenspender sind oftmals nicht weniger flauschig als ihre tierischen Namenskollegen, können aber auch bedenkenlos von Veganern gegessen werden.

Auch Birkenkätzchen sind eine geballte Ladung an Frühlingskräften.

Besonders schmackhaft sind die gelben Haselkätzchen, die teilweise bereits im Januar oder Februar an den noch kahlen Haselsträuchern zu finden sind. Diese länglichen Würmchen lassen sich aufgrund der oft bodennahen Äste der Sträucher gut sammeln. Wichtig hierbei: Nie zu viele Kätzchen auf einmal sammeln. Auch unsere tierischen Mitbewohner erfreuen sich an den Kraftpaketen. Bienen sammeln hier den ersten Pollen des Jahres, Rehe und anderes Wild benötigen die energiereichen Blüten, um das karge Nahrungsangebot des Winters zu überstehen. Und auch Pferde, so man sie denn lässt, fressen die leicht süßlichen Vitaminspender ebenfalls sehr gerne. Und bei all dem Schmaus möchte der Haselstrauch schließlich auch noch genügend Pollen in den Wind abgeben, um eine ausreichende Bestäubung zu gewährleisten. Und wir freuen uns doch auch, wenn es im Herbst eine reiche Haselnussernte gibt.

Haselstrauch mit vielen Haselkätzchen im Frühling

Die Haselkätzchen können natürlich einfach pur direkt wie sie vom Strauch kommen gegessen werden, noch leckerer werden sie aber, wenn man sie nach folgendem Rezept zubereitet und anrichtet:

Süße Haselkätzchen Nascherei

Die Haselkätzchen in einer Pfanne in Gänseschmalz anbraten bis sie leicht gold-braun sind. Eine Scheibe Weißbrot ebenfalls in dem Fett knusprig toasten. Die fertigen Haselkätzchen auf das Toast geben und nach Belieben mit etwas Honig oder Apfelmus übergießen. Fertig ist eine leckere Süßspeise für Groß und Klein.

Die Haselkätzchen enthalten bis zu 20 % Eiweiß, bis zu 10 % Aminosäuren, viele unterschiedliche Vitamine und wichtige Spurenelemente. Sie sind ein wahres Kraftpaket in der Frühlingskur mit wilden Pflanzenleckerein. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn man auf den Pollen allergisch ist. In dem Fall sollte man auf den Genuss der sehr pollenhaltigen Kätzchen verzichten.

Auch die Blüten der Birken lassen sich wunderbar als Nahrung nutzen. Da sie aber meistens nur in den hohen Baumkronen zu finden sind, ist ihre Ernte weitaus schwieriger als bei den Haselkätzchen. Manchmal findet man jedoch junge Birken, die mit ihren Blüten noch nicht so hoch hinaus sind. Die Birkenkätzchen lassen sich genauso zubereiten wie die Haselkätzchen, sind aber etwa kräftiger im Geschmack. Hier eignet sich daher auch ein etwas herzhafteres Rezept:

Rührei mit Schinken und Birkenkätzchen

Etwas Schinken und eine Zwiebel würfeln und in Fett anbraten. Sobald die Zwiebeln glasig sind, werden die Birkenkätzchen mit dazugeben und kurz mit gebraten. Anschließend die nach belieben gewürzten, verquirlten Eier dazugeben und unter gelegentlichem Wenden solange braten, bis das Ei die gewünschte Konsistenz hat. Fertig ist eine deftige Speise, die einen mit einer geballten Ladung an Eiweißen, Fetten und Nährstoffen versorgt. Die Blütenkätzchen bringen dabei eine leichte Süße mit in den Mix, die hervorragend mit der salzigen und kräftigen Note der Speise harmoniert. Natürlich können hierfür auch die Haselkätzchen verwendet werden.

Text: Fabian Kalis

Bild: www.pixabay.com, Fabian Kalis

Auch wenn, dieser Ausruf der Überraschung wahrscheinlich zuletzt bei unseren Großeltern zeitgemäß wahr, so kennen auch heute noch viele seine Bedeutung. Man drückt mit diesem Spruch ein Erschrecken über ein unerwartetes Ereignis aus. Weit weniger bekannt ist allerdings die Herkunft dieser Redewendung. In ihr versteckt sich nämlich ein Hinweis auf alte Pflanzenzauber und Frühlingskräuter.

Löwenzahn und Gänseblümchen: typische Frühlingskräuter der Grünen Neune. Auch die Bienen frühen sich.

Die Grüne Neune, Neunkräutersegen, Neunkräuterzauber oder auch neunerlei Kräuter sind traditionelle Bezeichnungen für eine Zubereitung aus 9 verschiedenen Frühlingskräutern. Diese Mischung wurde in alten Tagen als Frühjahrskur genutzt, um den Mangel des Winters auszutreiben. In Zeiten in denen es noch keine Supermärkte mit ganzjährig aus aller Welt importierten Gemüsearten gab, war es schwierig, sich über den Winter mit ausreichend frischem Grün und somit den nötigen Vitaminen zu versorgen. Viele Menschen litten daher an Vitaminmangel, auch bekannt als Skorbut. Früher nannte man diese Krankheitserscheinung Scharbock und man stellte sich vor, dass ein bocksbeiniger Winterdämon hierfür verantwortlich war. Mit dem stark Vitamin-C-haltigen Scharbockskraut, welches mit als Erstes sein Grün in die Frühlingssonne streckt, konnte man diesen Wintergeist aus den Körpern vertreiben. Daher erinnert noch heute der Name dieses Krautes daran.

Neben dem Scharbockskraut gibt es natürlich noch zahlreiche andere Frühlingskräuter mit ähnlichen Eigenschaften. Welche genau davon zu der grünen Neune gehörten, unterscheidet sich je nach Region ein wenig. Das ergibt Sinn, bedenkt man, dass in unterschiedlichen Regionen ja auch unterschiedliche Pflanzen vermehrt vorkommen. Man benutzte, was man kannte und was häufig zu finden war.

Pflanzen, die aber fast überall in dem Neunkräutersegen zu finden waren sind Wegerich (Plantago spp.), Beifuß (Artemisia spp.) und die Brennnessel (Urtica spp.). Häufig findet man auch den Löwenzahn (Taraxum spp.), Gänseblümchen (Bellis perennis) sowie Vogelmiere (Stellaria media) in den Rezepten und Überlieferungen. Weiterhin kommen je nach Region noch die Grundelrebe (Glechoma spp.), Knoblauchrauke (Alliaria petoliata), Giersch (Aegopodium podragaria), Schafgarbe (Achillea millefolium), Bärlauch (Allium ursinum), Kamille (Matricaria chamomilla) oder auch das oben genannte Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) mit dazu. Alle diese Kräuter haben gemeinsam, dass sie eine große Menge an Vitaminen enthalten (hauptsächlich Vitamin C) und bereits im zeitigen Frühling ihre zarten Blätter aus der teilweise noch schneebedeckten Wintererde treiben. Einige von Ihnen wirken zudem blutreinigend und blutbildend (Löwenzahn, Brennnessel) andere wirken antibakteriell, antiviral und entzündungshemmend und sind somit gut gegen die typischen Erkältungskrankheiten des Winters (Knoblauchrauke, Bärlauch, Kamille). Ebenfalls finden sich in diesen Frühlingskräutern viele wichtige Spurenelemente, Eiweiße und andere Nährstoffe, die die Müdigkeit austreiben und die Frühlingskräfte in einem wecken.

Diese Kräuter wurden in der Regel frisch und roh gegessen. Gelegentlich kochte man auch eine Kräutersuppe aus ihnen. Auch als Heilkräutertee fanden sie ihre traditionelle Anwendung in einigen Gegenden. Aus einer modernen Betrachtungsweise macht jedoch die rohe Verwendung am meisten Sinn, da beim Erhitzen viele der Vitamine zerstört werden.

Den Ursprung dieser besonderen neunerlei Kräuter findet man in der Lacnunga, einer Sammlung altenglischer Kräuterheilmethoden aus dem 9. bis 10. Jahrhundert. Hier findet sich der Nine Worts Galdor (Nine Herbs Charm, Neun Kräuter Zauberspruch), in dem die Zubereitung und Wirkung von neun magischen Kräutern beschrieben wird. Diese Dichtung gliedert sich in drei Teile, wobei zunächst die Pflanzen beschwört werden. Hierbei werden die Pflanzen nach und nach angesprochen und es wird begründet, warum gerade diese Pflanze eine so besondere Wirkung hat. Der zweite Teil ist der Zauberspruch, ohne den sich die heilenden Wirkungen der Kräuter nicht entfalten können und im letzten Teil wird ein genaues Rezept zur Herstellung einer wirksamen Medizin aus den neun Kräutern genannt. Bei einigen der in diesem Text genannten Pflanzenangaben ist man sich jedoch nicht sicher, um welche Pflanzen es sich botanisch handelt. Zweifelsfrei wurden jedoch der Wegerich (im Text: wegbrade), Beifuß (im Text: mucgwyrt) und Brennnessel (im Text: stiðe) identifiziert.

Hier ein Auszug aus dem Originaltext des Nine Worts Galdor mit deutscher Übersetzung:

Ond þu, wegbrade, wyrta modor,
eastan openo, innan mihtigu;
ofer ðe crætu curran, ofer ðe cwene reodan,
ofer ðe bryde bryodedon, ofer þe fearras fnærdon.
Eallum þu þon wiðstode and wiðstunedest;
swa ðu wiðstonde attre and onflyge
and þæm laðan þe geond lond fereð.

Deutsche Übersetzung:

Und du, Wegerich, Mutter der Kräuter,
nach Osten geöffnet, innen mächtig;
Karren fuhren über dich hinweg, Königinnen ritten über dich,
über dir weinten Bräute, schnaubten Ochsen.
Ihnen allen widerstehst und widerstandest du;
so widerstehst du auch Gift und Ansteckung
und dem Verhassten, der über das Land fährt.

 

(Vers 7–13 des Nine Worts Galdor aus der Lacnunga)

Was haben diese neun mächtigen Zauberkräuter aber nun mit der modernen Bedeutung der Redensart zu tun? Das erklärt sich durch die Art und Weise, in der diese Frühlingskräuter in Erscheinung treten. Wir können es jedes Jahr aufs Neue erleben. Sobald nach den langen, kalten und kargen Wintermonaten die erste warme Frühlingssonne die Landschaft erwärmt, erwacht die Frühlingskraft mit einem Schlag zum Leben. Man kann förmlich zugucken, wie das Leben in der Natur zurückkehrt. Teilweise wachsen von einem Tag auf den anderen ganze Pflanzenteppiche auf  Flächen, die am Tag zuvor noch mit Schnee bedeckt waren. Förmlich über Nacht sprießen Blätter und Kräuter an allen Ecken und Enden in der Natur. Es ist eine nach dem Trott der langen Winternächte unerwartete und plötzliche Erscheinung des wiedergeborenen Lebens. Und diese freudige Überraschung fand dann ihren Weg in den uns bekannten Ausruf: ach du grüne Neune!

Text: Fabian Kalis

Bilder: www.pixabay.com

Mit den ersten warmen Frühlingstagen kommen sofort die Gedanken an die schönen Dinge der warmen Jahreszeiten in einem auf: Sommersonne, Strand und Spaß im Freien. Was bei so einem Wetter natürlich nicht fehlen darf, ist ein kühles Eis. Besonders beliebt ist hier das klassische Sahneeis in der Eiswaffel. Ein süßes und leckeres Vergnügen für Groß und Klein. Worüber sich jedoch kaum einer einen Gedanken macht, ist die lange Kette an Produktionsschritten, die diesem fertigen Sommerspaß vorhergehen. Und den Anfang machen dabei nicht etwa die Kühe, die die Milch für die Sahneherstellung geben, es sind die Bienen. Sie sichern die Bestäubung der Pflanzen, die den Kühen als Nahrungsquelle dienen und so allen Milchprodukten zugrunde liegen. Und hier haben die Bienen teilweise einen ganz schön miesen Job. Die blühenden Wiesen mit summenden Bienen in strahlendem Sonnenschein mögen zwar ein romantisches Bild abgeben, im Verborgenen spielen sich hier aber ganz schön spannende Vorgänge ab. Und die Bienen haben dabei nicht immer zu Lachen.

Eine der wichtigsten Pflanzen in der Ernährung der Milchkühe ist die Luzerne (Medicago sativa auch Alfalfa genannt). Diese eiweißreiche Pflanze ist die Grundlage für fast alle Futtermittel für den Milchviehbetrieb. Die Inhaltsstoffe der Pflanze sorgen für eine vermehrte Milchbildung und verbessern so den Milchertrag. Die Kühe lieben diese Pflanze sowohl direkt von der Weide als auch verarbeitet im Futter. Auch die Bienen freuen sich über die vielen lilafarbenen Blüten, die auf den Alfalfafeldern ihren Nektar bereithalten.

Honigbiene an einer Alfalfablüte

Was genau ist nun aber das Problem an der ganzen Sache? Die Blüten der Luzerne haben eine ganz besondere Eigenschaft: Um die Vermehrung zu sichern, verlassen sie sich nicht auf das zufällige Hängenbleiben von Pollen im Borstenkleid der Bienen. Diese Blüten stellen sicher, dass jede Biene, die von dem kostbaren Nektar nascht auch eine große Ladung an Pollen zur nächsten Blüte trägt. Hierfür hat die Pflanze einen Mechanismus entwickelt, der eine geballte Ladung Pollen mit großem Schwung an den Kopf der Bienen schleudert. Die Bienen bekommen regelrecht von der Blüte einen Schlag ins Gesicht.

Die Landung von bestäubenden Insekten auf dem Schiffchen der Blüte lässt die Staubblätter hervorschnellen, die normalerweise unter den Flügeln der Blüte versteckt sind. Diese klappen mit großem Schwung nach unten und stempeln den Bestäubern eine erhebliche Ladung an Pollen auf den Kopf. Danach klappen sie wieder zurück in ihre normale Position, wo die empfindlichen Pollen gut geschützt auf ein nächstes Opfer warten.

Die Honigbienen sind von diesem Spektakel nicht sonderlich begeistert. Sie lernen sehr schnell, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, um hier an den Nektar zu gelangen. Nach einigen schmerzhaften Lernerfahrungen sammeln sie den Nektar seitlich vom Blüteninneren und vermeiden so die Auslösung des Mechanismus. Für die Blüten bleibt hier jedoch eine erfolgreiche Bestäubung aus. Dies hat zur Folge, dass lediglich 1 % der Blüten durch Bienen bestäubt werden.

Verschiedene Hummel Arten scheinen mit diesem Spektakel weniger Probleme zu haben. Sie sind die Hauptbestäuber der Luzerne und lassen sich von dem Schlag n den Kopf nicht beeindrucken. Auch solitär lebende Blattschneiderbienen (Megachile rotundata) sind effektive Bestäuber. Diese Bienenart ist die weltweit am meisten aktiv in der Landwirtschaft genutzte Solitärbienenart. Zur Sicherung einer erfolgreichen Bestäubung der großen Alflalfaanbauflächen werden daher bewusst Gegenden gewählt, in denen eine große Zahl an wild lebenden Hummel Arten vorkommt oder es werden künstlich eine große Menge an Blattschneiderbienen angesiedelt.

Denkt bei eurem nächsten Eisgenuss also ruhig einmal daran, wie viele Bienen hierfür einen Schlag ins Gesicht einstecken mussten.

Text: Fabian Kalis

Bild: Ivar Leidus, CC-BY-SA 4.0, <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de>, via Wikimedia Commons, es wurden keine Änderungen an dem Bild vorgenommen.

In der aktuellen Ausgabe (02/2021 März-April) des Magazins thcene, einer Zeitschrift der Hanfszene, ist ein 6 seitiges Interview mit mir erschienen. Kevin Johann interviewte mich über mein Buch, meine Arbeit als Imker und die Bienen. Das Magazin ist im gut sortierten Zeitschriftenhandel zu erwerben. Es gibt auch eine Onlineausgabe. Mein Interview beginnt auf Seite 80. High on Honey lautet der Titel des Artikels. Den inhaltlichen Teil des Interviews finde ich gelungen, viele interessante Fragen wurden gestellt und von mir beantwortet und ich freue mich, über zahlreiche Leser.

Wovon ich mich jedoch an dieser Stelle ganz klar distanzieren möchte sind die Bilder, die dem Interview beigefügt sind. Hier wurde als Bildnachweis Fabian Kalis und Vanessa Michels angegeben. Keines der genutzten Bilder stammt aber von mir oder Vanessa Michels. Ganz besonders ärgert mich das Bild auf Seite 84, welches eine Art der Imkerei zeigt, die grundsätzlich im Gegensatz steht, zu allem wofür ich mit meiner Imkerei stehe. In der Art und Weise, wie dieses Bild aufgeführt ist (in Verbindung mit dem falschen Bildnachweis) vermittelt es dem Leser den Eindruck, es würde mich bei meiner Arbeit zeigen. Das ist jedoch nicht korrekt. Dieses Bild stammt nicht von mir oder in irgendeiner Form aus meiner Imkerei, es zeigt weder mich noch irgendetwas was mit meiner Imkerei zu tun hat und die Art und Weise, wie in diesem Bild geimkert wird lehne ich ausdrücklich ab. 

Schade, das der Verlag nicht die Bilder genutzt hat, die ich zur Verfügung gestellt habe. Diese hätten meine Arbeit in einem korrekten Bild gezeigt. Auch eine kurze Rücksprache vor Veröffentlichung hätte diesen Fehler vermeiden können.