Nachdem es den bisherigen Mai nahezu jeden Tag geregnet hatte, hatte ich die Hoffnung auf einen Bienenschwarm im Schwarmmonat Mai eigentlich schon gänzlich aufgegeben. Die wenigen regenfreien Sonnenstunden im Mai reichten den Bienen lediglich für ihr täglich Brot. Genug Nektar für einen Honigüberschuss für die Frühjahreshonigernte oder eine starke Volksentwicklung konnte aufgrund des vielen Regens leider nicht gesammelt werden. Eine für den Mai typische Schwarmstimmung konnte ich bei meinen Bienen bei meinen bisherigen Durchsichten noch nicht erkennen.

Doch dann wurde es plötzlich doch noch schön, die beiden letzten Tag im Mai segnete uns das Wetter mit den fast schon vergessenen typischen heißen Sonnentagen. Das weckte nicht nur bei mir wieder die frühlingshafte Lebensfreude. Auch bei den Bienen blieb dieser Wetterwandel nicht unbemerkt. Von einem Tag auf den anderen zeigte sich auch bei den Bienen nun doch das erhoffte Frühlingstreiben des Schwarmmonats Mai. Der bisher nur zaghafte Flugverkehr wandelte sich förmlich über Nacht in ein wildes Treiben aus tausenden Bienen.

Und dann gab es doch tatsächlich auch noch einen Bienenschwarm im Mai. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Als ich am vorletzten Maitag mit meinen Kindern an einem meiner Bienenstände vorbeifuhr, sagte meine Tochter plötzlich: da hängt ein Bienenschwarm im Baum. Und in der Tat: in ungefähr 4 – 5 Metern Höhe hing eine dichte schwarze Traube aus Bienen an einem alten Holunder. Der erste Schwarm in diesem Jahr. Was für eine Überraschung. Und welch ein Glück, dass meine Tochter einen so aufmerksamen Blick hatte. Ich selbst hätten den Schwarm an diesem Tag wohl einfach übersehen.

Der Schwarm sollte dann natürlich kurzentschlossen eingefangen werden. Das Ganze war natürlich völlig unvorbereitet und ohne das passende Equipment dabei zu haben. Etwas unter Zeitdruck (eigentlich wollte ich meine Kinder bloß absetzen und musste schnell weiter zu einem Termin) wurden dann eine Leiter und ein Plastikeimer organisiert. Schnell stellte sich aber heraus, dass ich mit der Leiter nicht nahe genug an den Ast heranreichen würde, an dem der Bienenschwarm sich niedergelassen hatte. Also habe ich den Eimer an einem langen Stock befestigt, um von oben auf der Leiter bis unter den Schwarm reichen zu können. Mit einem zweiten Stock wollte ich so kräftig am Ast rütteln, in der Hoffnung, dass der Schwarm dann in den Eimer fällt und ich ihn unkompliziert vom Baum bekomme. Soweit der Plan. Zeitdruck, unpassende Ausrüstung und keine Zeit daran zu denken, was dabei schiefgehen könnte, sind nie eine gute Voraussetzung für ein gelungenes Vorhaben, wohl aber für eine abenteuerliche Geschichte… Aber lest selbst:

Ein Bienenschwarm im Holunder

So stand ich also barfüßig (wie immer), in sommerliche Kleidung und mit im Winde wehenden langen Haaren in ca. 3 Metern Höhe auf einer nassen Leiter, die an einen wackeligen alten Holunder lehnte und hielt mit einer Hand den Stock mit dem Eimer in die Höhe während ich mit der anderen Hand und dem sich dort befindenden Stock versuchte dem Ast mit den Bienen einen kräftigen Ruck zu geben. Soweit war auch alles gut. Der Bienenschwarm löste sich nach meinem Rütteln wie gewünscht vom  Ast. Die Hälfte der Bienenmasse landete sogar in dem dafür vorgesehenen Eimer. Die andere Hälfte aber verfehlte ihr Ziel. Statt in den Eimer regnete nun eine Traube aus verärgerten Bienen auf mich nieder. Sofort verfingen sich unzählige Bienen in meinen Haaren und meinem Bart. Auch wenn Bienen generell sehr friedlich Tiere sind und insbesondere Schwarmbienen vom Stechen nicht viel halten, so sehen Bienen, die sich im Wirrwarr aus Haaren verfangen, nachdem sie unsanft von ihrem sicheren Verbleib im Baum geholt wurden, die ganze Sache deutlich unentspannter. Während ich in diesem Zustand, dazu umkreist von einer Wolke wilder Bienen, in der einen Hand noch den Eimer mit den restlichen Bienen, langsam die Leiter runter kletterte, sammelte ich unzählige Stiche am Kopf. In stoisch imkerlicher Ruhe und Gelassenheit, stellte ich dann den Eimer zur Seite, begann die Bienen aus meinen Haaren zu entfernen und überblickte prüfend das Geschehen. War ich wenigstens erfolgreich? Hatte sich das schmerzhafte Abenteuer gelohnt?

Ein Blick in den Eimer zeigte ein wenig erfolgreiches Bild. Die Bienen saßen nicht als Traube zusammen, sondern verteilten sich überall an den Wänden und schienen wieder in Aufbruchstimmung. Ein Blick zurück an den Holunder zeigte, dass die wilde Wolke aus Bienen sich langsam wieder an ihrem Platz hoch oben im Baum sammelte. Das bedeutete, dass die Königin nicht mit im Eimer gelandet war und der Schwarmfang somit erfolglos.

Da ich aber einen leeren Bienenkasten in unmittelbarer Nähe stehen hatte, beschloss ich, die eingefangen Bienen dennoch einzusiedeln. Ich hatte die Hoffnung, dass diese Bienen die neue Bienenbehausung als würdiges Zuhause akzeptieren würden und den verbliebenen Bienen am Baum Bescheid geben würden. Hat ein Bienenschwarm einmal ein geeignetes neues Heim gefunden, so zieht er von ganz allein dorthin ein. Also entleerte ich den Eimer voll Bienen in den leeren Bienenkasten und hoffte auf ein gutes Gelingen.

Dann musste ich aber erstmal los zu meinem Termin. Zerstochen, mit noch ein paar toten Bienen im Haar kam ich dann mit nur 15 Minuten Verspätung fast noch pünktlich zu meinem Termin. Passenderweise ging es hierbei auch um Bienen, sodass ich gleich von meinem davor erlebten Abenteuer erzählen konnte. Als ich nach verrichteter Arbeit wieder zum Bienenstand zurückkam, war die Traube im Holunder verschwunden. Ein Blick auf den zuvor mit Bienen bestückten Bienenkasten zeigte Bienen, die im Flugloch ein und ausflogen und sich neu zu orientieren schienen. Auf den ersten Blick, sah es so aus, als hätte mein Plan doch noch funktioniert. Da ich das vermeintlich neue Bienenvolk aber nicht weiter stören wollte, habe ich auf eine weitere Durchsicht verzichtet. Es wird sich in den nächsten Tagen zeigen, ob die Einsiedlung des Schwarms auf diese Art in diesem Fall wirklich erfolgreich war. Was für ein gelungener Abschluss für den ungewöhnlichen Wonnemonat Mai in diesem Jahr.

Wonnemonat Mai, Zeit der Sonnentage, Sommerlaune und Freiluftaktivitäten. In diesem Jahr aber machte das Wetter den Wonnemonat eher zu einem Wannenmonat… Regen, Kälte, Wind und noch mehr Regen prägten die Erscheinung des normalerweise warmen und strahlenden Frühlingsmonates. Die wenigen Tage, an denen es in diesem Jahr in diesem Monat mal einmal nicht geregnet hat, kann man an einer Hand abzählen. Und man braucht dabei noch nicht einmal den Daumen…  Nach der tristen Winterzeit, einem ohnehin verregnetem Frühling und all dem Wahnsinn unserer Zeit, habe bestimmt nicht nur ich mich auf den Mai gefreut. Endlich wieder Sonne tanken, draußen sein und die Natur genießen. Leider sah die Natur das in diesem Jahr anders. Das nagt am Gemüt. Und nicht nur bei uns Menschen. Auch bei den Bienen ist der Missmut über diese Wetterlage deutlich zu merken.

Für die Bienen sind Mai und Juni normalerweise der Höhepunkt in ihrer Jahresentwicklung. Die Anzahl der Arbeiterbienen, der gebauten Waben und die Größe des Brutnestes erreichen ihr Höchstmaß zur Sommersonnenwende. Bereits im Mai platzen die Völker förmlich aus allen Nähten. Frühlingsblüten blühen in einem bunten Meer aus tausend Farben und überall finden die fleißigen Insekten Nektar und Pollen. Jetzt ist auch die Zeit der Bienenschwärme. Die Völker teilen sich und bilden neue Kolonien. Es ist die Zeit der puren Lebensfreude sowohl für die Bienen als auch den Imker.

Doch in diesem Jahr konnten die Bienen kaum am reichen Tisch der Natur teilhaben. Die unzähligen Blüten des Frühlings, wie etwa Apfelblüte, Löwenzahn und Raps, blieben an vielen Tagen aufgrund des starken Regens unbesucht. Als Imker merkt man, dass auch die Bienen über diese Lage nicht sehr wohlgestimmt waren. Stichlustig und murrend begegneten die sonst friedlichen Damen jedem, der es zu dicht ans Flugloch wagte.

Doch was machen die Bienen eigentlich genau, wenn es regnet? Warum können Sie nicht auch bei Regen ausfliegen und die Blüten bestäuben? Was passiert eigentlich mit einer Biene, die während es Ausfluges vom Regen überrascht wird?

Auf die letzte dieser Fragen gibt es eine verblüffende Antwort: Bienen können nicht nass werden, wenn es regnet. Wenn die Regentropfen vom Himmel herabregnen, nehmen sie ordentlich an Fahrt auf. Die schweren Wassertropfen rasen in Richtung Erdboden. Dabei verdrängen Sie die Luft, die sich unter ihnen befindet. Es entsteht eine Druckwelle. Diese Druckwelle mag zwar für uns Menschen unbedeutend und minimal erscheinen. Für die leichten Bienen sieht die Welt aber ganz anders aus. Die Druckwelle, die ein herabfallender Wassertropfen unter sich vorweg schiebt, reicht aus, um eine fliegende Biene zu verdrängen. Wenn sich also ein Wassertropfen einer fliegenden Biene nähert, wird diese von der Druckwelle davongeschleudert, bevor der Wassertropfen sie berühren kann. Eine fliegende Biene kann also im Regen nicht nass werden. Ist das nicht verblüffend? Da die Bienen in einem Regenschauer aber von unzähligen Regentropfen umgeben sind, werden sie von Druckwelle zu Druckwelle umhergeschleudert. Ein koordinierter Flug ist dabei nicht möglich. Die Bienen verbrauchen eine große Menge an Energie, um ihre Flugbahn unter diesen Bedingungen halbwegs aufrecht halten zu können. Daher suchen sich fliegende Bienen, die vom Regenschauer überrascht werden meistens einen festen Platz zum Ausharren, bis das Wetter wieder besser wird.

Doch bei den nicht fliegenden Bienen, bei denen, die auf einer Blüte, auf einem Blatt oder dem Erdboden sitzen, funktioniert der natürliche Regenschutz leider nicht mehr. Diese Bienen haben einen festen Halt und bekommen die ganze Kraft des Wassertropfens zu spüren. Die unglücklichen Exemplare, die einen Regentropfen direkt abbekommen, werden in Hülle und Fülle im kalten Nass gebadet. In diesem Zustand sind sie erst einmal flugunfähig. Sie müssen warten, bis die Sonne sie wieder vollständig getrocknet hat, bevor Sie ihren Weiterflug starten können.

Dennoch ist leichter Regen nichts, was die Bienen vom Ausfliegen abhalten würde. Tatsächlich kann man sie zumindest bei nur leichtem Regen immer noch bei ihren Sammelflügen beobachten. Die Bienen am Flugloch fliegen ungeachtet des nassen Wetters ein und aus. Die Bienen können also auch bei leichtem Regen weiterhin ausfliegen und ihre Sammelflüge vollenden. Der Flugverkehr ist aber deutlich vermindert. Das liegt dann aber eher an den Blüten selbst. Die allermeisten Blüten mögen nämlich auch keinen Regen und schließen sich bei stärkerem oder lang anhaltendem Regen wieder, um den kostbaren Pollen zu schützen. Und wenn es keine geöffneten Blüten gibt, dann gibt es auch nichts zu sammeln. Daher fliegen die Bienen bei starkem Regen gar nicht mehr aus. In solchen Zeiten sitzen die Arbeiterbienen untätig im Inneren des Bienenvolkes und warten voller Ungeduld auf trockenere Zeiten. Dabei kann es schonmal richtig eng werden im Bienenkasten. Und die Arbeiterinnen, die im Innendienst weiterhin ihre Arbeit verrichten, haben durch die nun sehr engen Verhältnisse erschwerte Arbeitsbedingungen im Bienenvolk, während die Sammelbienen nur faul herumhängen. Kein Wunder das da Missmut entsteht und die Bienen gereizter sind als normal.

Aus diesem Grund sollte man bei Regenwetter besonders achtsam sein und nicht zu dicht ans Flugloch der Bienen gehen. Als Imker sollte man es zudem vermeiden, bei so einem Wetter in die Bienenkästen und Bienenkörbe zu schauen. Nicht nur, weil die Bienen einem dann schon ganz klar zeigen werden, dass dies der falsche Zeitpunkt ist. Auch wir würden es sicherlich nicht lustig finden, wenn man uns das Dach vom Haus nimmt und den Regen in unsere Stuben lässt.

Hummel im Regen auf einer Rainfarnblüte

Text: Fabian Kalis

Bildnachweis: Roman Grac from pixabay.com, Steve Buissinne from pixabay.com, Krzystof Niewolny from pixabay.com