Der Herbstmonat Oktober näher sich langsam dem Ende und mit großer Vorfreude erwarten schon viele das nahende Halloweenfest. Nicht wenige Menschen stehen aber der zunehmenden Verbreitung der augenscheinlich aus Amerika übergeschwappten Halloweenbräuche kritisch gegenüber. Der Brauch in der letzten Oktobernacht leuchtende Fratzen in Kürbisform aufzustellen und verkleidet als Geister und Gruselgestalten umherzuziehen ist aber keinesfalls nur ein Klamauk der modernen amerikanischen Spaßgesellschaft.

Die Ursprünge der modernen Halloweentradtion finden sich in der keltischen Kultur und sind somit etwas ureuropäisches. Irische Auswanderer haben einst ihre Traditionen mit in die neue Welt genommen, wo sich dann in der modernen Zeit das uns bekannte Halloweenfest daraus entwickelt hat.

Zurück geht das moderne Halloweenfest dabei auf das keltische Jahreskreisfest Samhain. Dies wurde in der Nacht zum ersten November gefeiert und ist zusammen mit Imbolc, Beltaine und Lughnasadh eines der vier großen keltischen Feste. Im keltischen Jahreskreis stellte Samhain den Beginn des neuen Jahres dar. In dieser besonderen Nacht, so glaubte man, stünden die Pforten zur Anderswelt offen und Ahnen, Geister und Dämonen konnten in der Welt der Lebenden umherziehen. Die Grenzen zwischen dem Totenreich und der unseren Welt verwischen in dieser Nacht. Um nicht versehentlich ins Reich des Todes zu wandern und um sich vor den negativen Einflüssen dieser Geistwesen zu schützen, blieb man in dieser Nacht zuhause. Man stellt zudem Laternen an die Pforten und Tore, die den heimischen Hof vom Wegesrand trennten, um den umherziehenden Totengeistern den rechten Weg zu weisen. Diese Laternen wurden aus den Überresten der im Herbst geernteten Rüben und Kürbisse geschnitzt. Auch stellte man Nahrung (Nüsse, Äpfel und süßes Gebäck) und andere Opfergaben für die umherziehenden Ahnen und Totengeister auf, damit diese gekräftigt und wohlgesonnen weiterziehen konnten. Tat man dies nicht, riskierte man, dass die Geisterwesen vor Ende der Nacht nicht mehr ins Reich des Todes zurückfanden und so in der Welt der Lebenden Unheil und Unglück verbreiteten. Diese Vorstellungen spiegeln sich heute in den als Gruselgestalten verkleideten Kindern wider, die zu Halloween von Haus zu Haus wandern und mit dem Spruch „Süßes, sonst gibt’s Saures“ süße Leckereien von den Hausbewohnern erbitten.

Doch die noch heute bei uns beliebte geschnitzte Kürbislaterne schenkt uns nicht nur ein herbstliches Licht, Halloweenfreude und Erinnerungen an längst vergessene Mythen und Legenden. In den orangefarbenen Gruselfratzen steckt gleichfalls eine kräftige Naturmedizin.

Während das Fruchtfleisch der Kürbisse (Cucurbita pepo) beim Präparieren der Kürbislaternen gerne noch zu Kürbissuppe oder Kürbisbrötchen weiterverarbeitet wird, finden die großen Kerne oftmals keine Verwendung und landen einfach im Müll. Zu Schade, denn in ihnen steckt die ungeahnte Heilkraft der Kürbisse. Insbesondere ältere Männer schätzen die Wirkung dieser wirkstoffreichen Kerne sehr, helfen sie doch bei Prostatabeschwerden. Die Kerne enthalten Phytosterine, die eine entzündungshemmende Wirkung haben und besonders bei gutartigen Prostatavergrößerungen angewandt werden. Bei regelmäßiger Anwendung über längere Zeit helfen Sie dabei Schwellungen und Entzündungen der Prostata abzuheilen. Die Kürbiskerne können dabei sowohl roh gegessen werden als auch in Form von Fertigpräparaten eingenommen werden.

Ebenfalls helfen die Kürbiskerne gegen Reizblasen und nächtlichen Harndrang. Auch bei Blasenentzündungen und zur Vorbeugung von Blasensteinen werden sie genutzt. Des Weiteren sollen die Kerne eine blutdrucksenkende Wirkung haben und gegen erhöhte Fettwerte helfen.

Text: Fabian Kalis

Bilder: www.pixabay.com

Bunt sind schon die Blätter,

rau das Herbstzeit Wetter.

Wind und Regen fegen

stürmisch auf den Wegen.

Der Herbst ist da. Mit all seiner stürmischen und zerstörerischen Kraft fegt er das sommerliche Leben hinfort und macht Platz für die winterliche Zeit der Ruhe, Stille und Einkehr. Viele Pflanzen sterben, manche ziehen sich in die schützende Erde zurück und nur wenige überwintern als immergrüne Bäume und Sträucher bis zur nächsten warmen Jahreszeit. Doch auch in dieser Phase des Dahinscheidens lässt sich Schönheit in der Natur finden. Beim morgendlichen Spaziergang strahlt das Zwielicht der tief stehenden Morgensonne durch die nebligen Schwaden und Raureif glitzert magisch auf dem letzten Grün. Das welkende Laub an den Bäumen verzaubert die Wälder in ein buntes Farbenmeer.

Viele Menschen verbringen die Herbstzeit am liebsten daheim in gemütlich warmer Atmosphäre. Bei Kerzenschein, Kaminfeuer und einer heißen Tasse Kaffee oder Tee lässt sich das raue Treiben des Herbstes wunderbar durch die Fenster beobachten. Doch auch ein gelegentlicher Ausflug in das stürmische Nass mag dem ein oder anderen Freude bereiten.

Kaum einer denkt jedoch daran, dass auch der Herbst ein paar wilde Schätze an Heilpflanzen für uns bereithält. Die meisten Heilkräuter wachsen und gedeihen in Frühling und Sommer. Spät im Herbst ist von ihnen lediglich nur noch ein vertrocknetes Gerippe zu finden. Die Zeit des Sammelns ist für sie vorbei. Doch nicht alle Kräuter haben ihre beste Zeit in den warmen Monaten. Der Herbst ist die Zeit für alle die Kräuter, bei denen man die unterirdischen Pflanzenteile nutzt.

Zweijährige und ausdauernde Pflanzen, die nicht verholzen, ziehen sich im Herbst ins Erdreich zurück. Die oberirdischen Pflanzenteile welken und sterben ab. Doch die Pflanze ist keineswegs tot, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte. Sie hat ihre komplette Pflanzenkraft ins Erdreich zurückgezogen. In der Wurzel speichert sie ihre kostbaren Inhaltsstoffe. Es ist die Zeit, in der die Wurzeln dieser Pflanzen am wirksamsten sind. In ihren Wurzeln haben sie über den Frühling und Sommer ihre Pflanzenkraft angereichert und mit dem Welken der oberirdischen Pflanzenteile zieht auch das letzte bisschen Lebenskraft in die Wurzeln. Über den Winter zehren diese Pflanzen nun von den gespeicherten Kräften, um dann im Frühling sämtliche Ressourcen in den Austrieb des frischen Grünes zu stecken. Zu keiner anderen Zeit im Jahr finden sich also mehr Kräfte in den Wurzeln, als jetzt im Herbst. Genau jetzt ist die Zeit, sie zu sammeln.

Eine Pflanze, deren Wurzeln wir jetzt im Herbst sammeln können, möchte ich hier kurz vorstellen:

Es ist die Große Klette (Arctium lappa). Diese imposante Pflanze, mit riesigen Blättern, deren eindrucksvolle Blütenstände mehrere Meter in die Höhe wachsen und nach den lilafarbenen Blüten große, runde Kletten als Früchte hervorbringen, verbergen ihre Heilkraft nicht etwa in den unübersehbaren oberirdischen Pflanzenteilen, sondern tief in den Wurzeln. Die Große Klette ist eine zweijährige Pflanze. Im ersten Jahr treibt sie als Blattrosette aus und erst im zweiten Jahr bildet sie ihre Blütenstände. Danach stirb die Pflanze ab. Zum Sammeln der Wurzel nutzt man daher die Pflanzen, die sich im Herbst nach dem ersten Wachstumsjahr befinden. Die Große Klette wächst gerne an Wegesrändern von Waldwegen und Feldwegen. Sie ist eine häufige Erscheinung in unseren einheimischen Wäldern. Man kann sie bei einem herbstlichen Spaziergang durch Wald und Flur leicht finden.

Die Klettenwurzel ist dabei ein wahrer Alleskönner. Unter der Bezeichnung Radix Bardanae, ist sie in den Apotheken als Droge zu beziehen. Ihre volksheilkundlichen Anwendungen sind die Behandlung von trockenen und schuppigen Hautleiden, insbesondere der Kopfhaut, aber auch von Ekzemen und Schuppenflechte. Die Klettenwurzel soll zudem auch die Haarwurzeln stärken und so Haarausfall vorbeugen und für einen starken wuchs sorgen. Ebenso wurde sie zur Unterstützung der Galle und Niere eingesetzt und soll bei Harnwegentzündungen helfen. Auch äußerlich zur Unterstützung der Wundheilung und zur Behandlung von Geschwüren wurde sie eingesetzt. Gleichfalls zur Linderung rheumatischer Beschwerden nutzte man die Klettenwurzel.

Die moderne Kosmetik wendet das Klettenwurzelöl wegen seiner positiven Wirkungen auf die Haut an. Forschungen der modernen Phytotherapie zeigen zudem antitumorale, antivirale, antibakterielle und antioxidative Wirkungen der Klettenwurzel. Verantwortlich für die Wirkungen der Klettenwurzel sind Fructane (wasserlösliche Polysacharide) sowie der Wirkstoff Arctigenin.

Für die äußerliche Anwendung nutzt man am besten das Klettenwurzelöl. Dies kann man leicht selbst herstellen, indem man die getrocknete und kleingehackte Wurzel in Speiseöl einlegt und mehrere Wochen ziehen lässt. Für innerliche Anwendungen kann man die Klettenwurzel als Tee aufbrühen. Da insbesondere der Wirkstoff Arctigenin sich jedoch besonders gut in Fett löst, ist es ratsam dem Tee bereits beim Aufbrühen etwas Sahne zuzuführen. Unter dem Namen Ueong ist dieser Tee vor allem in Korea eine beliebte Medizin.

Auch kulinarisch wird die Klettenwurzel genutzt. Hierzulande ist sie als Gemüse nahezu in Vergessenheit geraten. Früher wurde sie aber ähnlich der Schwarzwurzel zubereitet und war eine beliebte Speise bei der armen Landbevölkerung. Lediglich in asiatischen Ländern findet sich bis heute eine verbreitete Verwendung der Klettenwurzel als Nahrung.

Text: Fabian Kalis

Bild: Christian Fischer, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons,