Insgesamt gibt es in Deutschland 36 einheimische Hummelarten. Alle von Ihnen gehören zu den besonders geschützten Arten gemäß Bundesnaturschutzgesetz. 16 von ihnen gelten als bedroht und sind in einigen Teilen Deutschlands bereits ausgestorben. Sämtliche Eingriffe in ihre Nester oder gar Umsiedlungen bedürfen daher einer Ausnahmegenehmigung und dürfen nur von fachkundigen Experten durchgeführt werden. Mehr Informationen und Expertenhilfe zum Thema Umsiedlungen von Hummelnestern findest du hier:

Vespacrabro-NWM.de – Fachberater für Hornissen- und Hummelschutz in Nordwestmecklenburg

Typisch für die Hummeln ist der oft dicklich erscheinende, flauschige Hinterleib, der nicht selten eine auffällige Färbung aufweist. Anhand der Färbung lassen sich die verschiedenen Hummelarten oft einfach auseinander halten. Der flauschige Pelz besteht jedoch nicht aus Haaren, wie bei den Säugetieren (Säugerhaar), sondern aus in der Biologie als Borsten bezeichneten haarähnlichen Strukturen. Der Unterschied: Haare bestehen aus Kreatin und finden sich bei Säugetieren, Borsten hingegen bestehen aus Chitin und werden beispielsweise von Insekten und Spinnen gebildet. Dieser Unterschied ändert aber nichts daran, dass Hummel-Hintern flauschig sind und sich beim Streicheln ganz weich und kuschelig anfühlen.

Gartenhummel (Bombus hortorum). Foto von Ivar Leidus – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50436965

 

Verschiedene Hummelarten bestimmen

Die in Deutschland am häufigsten zu beobachtenden Arten sind die Gartenhummel (Bombus hortorum), die Hellgelbe Erdhummel (Bombus lucorum) sowie die Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris). Die Gartenhummel ist schwarz, mit drei gelben Streifen und einem weißen Hinterteil. Die Erdhummeln hingegen haben nur 2 gelbe Streifen und ein weißes Hinterteil. Die Hellgelbe Erdhummel und die Dunkle Erdhummel sind jedoch für den Laien nur schwer auseinander zu halten.

Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris). Foto von Ivar Leidus – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49951040

Neben diesen drei sehr häufigen Arten gibt es noch drei weitere ebenfalls häufig vorkommende Hummelarten in Deutschland:

Hat die Hummel ein weißes Hinterteil, jedoch keine gelben Streifen, sondern eine rotbraune Brust, so handelt es sich um eine Baumhummel (Bombus hypnorum). 

Männliche Baumhummel (Bombus hypnorum). Foto von André Karwath aka Aka – Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=234074

Ist das Hinterteil nicht weiß, sondern orange, so handelt es sich entweder um eine Wiesenhummel (Bombus pratorum) oder eine Steinhummel (Bombus lapidarius). Die Wiesenhummel besitzt zudem zwei gelbe Streifen, die Steinhummel ist hingegen ansonsten einfarbig schwarz.

Steinhummel (Bombus lapidarius). Foto von Ivar Leidus – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=55282665

Diese Bestimmungshilfe ermöglicht es uns, die 6 häufigsten Hummelarten Deutschlands leicht zu bestimmen.

Können Hummeln eigentlich gar nicht fliegen? 

Ein Mythos, der sich im Volksglauben hält, ist, dass Hummeln eigentlich gar nicht fliegen können dürften. Ihre Flugfähigkeit sei physikalisch unmöglich. Der Körper sei viel zu groß und zu schwer, als dass er von den winzigen Flügeln getragen werden könne, so heißt es im Volksmund. Dies ist natürlich vollkommener Blödsinn. Physikalische Gesetze gelten universal und machen auch für niedliche dicke Hummeln keine Ausnahme. Die Flugfähigkeit von Hummeln hält sich an alle Gesetze der Aeronautik und operiert ohne Zweifel im Rahmen der allgemeinen physikalischen Möglichkeiten. Woher dieser Irrglaube kommt, und warum er sich so hartnäckig hält, obwohl jedem klar sein müsste, dass dies gar nicht stimmen kann, bleibt jedoch unklar.

Wiesenhummel (Bombus pratorum). Foto von Ivar leidus, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

Der Unterschied zwischen Bienen und Hummeln

Hummeln gehören zwar zur Familie der echten Bienen (Apidae) bilden jedoch eine eigene Gattung (Bombus). Sie sind daher nahe mit den Honig- und Wildbienenarten verwandt, bilden aber ihren ganz eigenen Artenreichtum. Dennoch finden sich viele Gemeinsamkeiten.

Die allermeisten Hummelarten bilden wie auch die Honigbienen Staaten. Genau wie bei den Honigbienen teilt sich auch ein Hummelvolk in Königin, Arbeiterinnen und Drohnen. Hummelvölker sind jedoch in Mittel- und Nordeuropa stets einjährig und erreichen eine weitaus geringere Größe. Honigbienenvölker können bis zu 100.000 Individuen beherbergen. Hummelnester hingegen erreiche nur in Ausnahmefällen mehr als 500 Tiere. Die meisten von ihnen beherbergen sogar nur 25 – 100 Tiere. Ansonsten ähnelt die Lebensweise der Hummeln den der Honigbienen sehr. Die adulten Tiere ernähren sich von zuckerhaltigen Pflanzennektaren, der durch körpereigene Prozesse in Honig umgewandelt wird. Der Nachwuchs wird mit einer Mischung aus fermentiertem Pollenbrei (Perga) und Honig gefüttert. Hummeln bauen ihre Nester ebenfalls aus körpereigenem Wachs. Sie bauen jedoch keine vertikalen Waben, sondern kleine Wachstöpfchen, in denen der Honig gelagert und die jungen Hummeln erbrütet werden. Theoretisch kann man auch Hummelhonig ernten, indem man die Honigtöpfchen aus den Nestern entfernt und auspresst. Die Ausbeute pro Hummelvolk ist jedoch so gering, dass dies wirtschaftlich nicht interessant ist. Ebenso verbieten Artenschutzgesetze dieses.

Hummlen sind wichtige Bestäuber 

Hummelvölker werden aber als wichtige Bestäuber in der Landwirtschaft genutzt, wo kommerzielle Anbieter Hummelvölker für Bestäubungen zur Verfügung stellen. Aufgrund der geringen Größe der Hummelvölker eigenen sich diese wunderbar, um auch in geschlossenen Gewächshäusern angesiedelt werden zu können. So stellen künstlich angesiedelte Hummelvölker beim Tomatenanbau eine essentielle Rolle.

Neben den Bienen gehören auch die Hummeln zu den wichtigsten Bestäubern im europäischen Pflanzenreich. Im Gegensatz zu den Bienen, die eine Außentemperatur von etwa 12 °C benötigen, um ausfliegen zu können, sind Hummeln aufgrund ihrer Körpergröße in der Lage, die zum Fliegen benötigte Wärme selbst zu produzieren. Sie können daher schon bei deutlich niedrigeren Temperaturen ausfliegen. Hummelköniginnen sind daher schon bei Temperaturen ab 2 ° C am Fliegen. Die etwas kleineren Arbeiterinnen beginnen ihre Flüge ab ca. 6 ° C. Die meisten Hummelarten haben zudem längere Rüssel als Honigbienen, wodurch sie auch Blüten besuchen können, deren Nektar für Bienen unerreichbar ist. So werden zum Beispiel die Taubnesseln ausschließlich von langrüsseligen Hummeln bestäubt. Darüber hinaus spielen Hummeln aber auch bei der Bestäubung vieler anderer Pflanzenarten eine wichtige Rolle. Darunter auch zahlreiche Gemüse- und Obstsorten.

Im Gegensatz zu den Honigbienen fliegen Hummeln auch bei Regen aus. Auch wenn die meisten Blüten bei Regen geschlossen sind, und es somit deutlich weniger Nahrungsangebot bei nassem Wetter gibt, können die Hummeln mit ihren begrenzten Nahrungsvorräten keine Pause in der Sammeltätigkeit riskieren. Die zurückgelegte Flugdistanz pro Ausflug ist bei Hummeln geringer als bei den Honigbienen. Die Bienen fliegen regelmäßig bis zu 3 Km weit, um Nahrungsquellen zu besuchen und können in Ausnahmefällen sogar bis zu 10 Km weit fliegen. Hummeln hingegen beschränken sich bei ihren Ausflügen auf Entfernungen zwischen 180 Metern und 1250 Metern. Kleinere Hummelarten fliegen in der Regel deutlich kürzere Strecken als die großen Verwandten.

Hummeln fliegen an warmen Tagen bis zu 18 Stunden am Tag aus und eine einzelne Arbeiterin besucht dabei bis zu 1000 verschiedene Blüten. Es werden dabei Blüten verschiedener Pflanzenarten besucht. Honigbienen hingegen sind blütenstet. Sie besuchen pro Ausflug nur Blüten einer einzelnen Art. Das macht die Bienen zu erfolgreicheren Bestäubern.

 

Der Lebenszyklus von staatenbildenden Hummeln

Nach dem Winter gründen die im Vorjahr begatten Jungköniginnen nach dem Erwachen aus ihrer Winterruhe ein neues Volk. Zunächst suchen sie einen geeigneten Nistplatz, welcher je nach Art unterschiedlich ausfallen kann. Erdhummeln zum Beispiel nisten gerne in kleinen Erdhöhlen, verlassenen Mäusenestern oder anderen erdnahen Hohlräumen. Baumhummeln hingegen bevorzugen hohle Baumstämme oder Vogelnester. Andere Arten nutzen Ansammlungen von Moos oder Steinhaufen und Mauerritzen. 

Hummelnest. Foto von Phelnyan Sanjoin, Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.0

Die Königinnen beginnen nun damit, das Nest aus selbst produziertem Wachs zu bauen und Nektar und Pollen zu sammeln, welcher zu Honig und Bienenbrot verarbeitet und in den Nestern eingelagert wird. Die Königin legt die ersten Eier in die Wachszellen und brütet diese aus. Während dieser ersten Zeit ist die Königin allein für die Sammelflüge und das Ausbrüten verantwortlich. Damit das Nest nicht zu sehr auskühlt, darf die Königin jeweils nur kurze Zeit ausfliegen. Sobald die ersten Arbeiterinnen geschlüpft und flugbereit sind, verbleibt die Königin für den Rest ihres Lebens im Nest. Die Arbeiterinnen, welche jeweils nur drei bis vier Wochen leben, übernehmen indessen die Sammelflüge und helfen zudem beim Wärmen des Nestes und Füttern der jungen Larven. Die Königin kann sich auf das Eierlegen und Warmhalten des Nestes konzentrieren. Das Nest wird dabei auf einer Temperatur von bis zu 38 ° C gehalten. Bis zum Ende der Hummelsaison werden so stetig neue Arbeiterinnen erbrütet und das Hummelvolk wächst heran.

Etwa Mitte Juli beginnt jedoch eine Veränderung im Hummelvolk, da es sich nun auf das Ende seiner Saison vorbereitet und anfängt, die neuen Jungköniginnen und Drohnen zu erbrüten. Bis zu diesem Zeitpunkt sondert die Königinnen ein Pheromon aus, welches dafür sogt, dass sich aus den Larven nur Arbeiterinnen entwickeln. Fehlt jedoch ab diesem Zeitpunkt dieses Pheromon, entwickeln sich aus allen weiteren weiblichen Larven die furchtbaren Jungköniginnen. Neue Arbeiterinnen werden zu diesem Zeitpunkt nicht mehr großgezogen. Ebenso werden jetzt auch die männlichen Drohnen großgezogen. Pro Hummelvolk können bis zu 100 Jungköniginnen und Drohnen heranwachsen. Nachdem diese Tiere nach dem Schlupf einige Tage im Nest verbleiben, sind sie flugfähig und fliegen aus. Die alte Königin und die letzten Arbeiterinnen verbleiben im Nest. Die letzten der kurzlebigen Arbeiterinnen, welche die fruchtbaren Drohnen und Jungköniginnen aufgezogen haben, sterben allmählich ab. Da jetzt keine neuen Vorräte mehr eingetragen werden, sterben die alte Königin und die letzten Arbeiterinnen, sobald der Nahrungsvorrat im Nest aufgebraucht ist. Dies ist etwa Mitte September so weit.

Die Jungköniginnen werden während der Paarungszeit im Sommer von Drohnen aus anderen Völkern begattet und suchen sich dann in der Regel unmittelbar nach der Begattung einen geschützten Platz zum Überwintern. Dies sind typischerweise Maulwurfshügel oder Komposthaufen. Eine Jungkönigin wird dabei meist nur von einer einzelnen Drohne begattet. Eine einzelne Drohne ist jedoch in der Lage mehrere Jungköniginnen zu begatten. Die Drohnen fliegen zudem selbst Blüten an, um sich mit Nektar zu versorgen. Aus diesem Grund kann man die Drohnen häufiger zu Gesicht bekommen, als die Jungköniginnen. Nach dem Ende der Paarungszeit sterben die Drohnen. Die Paarungszeit geht typischerweise von Ende Juli bis Ende August. Spätestens ab September sind die alten Nester abgestorben und die begatteten Jungköniginnen bereits in ihren Überwinterungsplätzen versteckt. Die Hummel-Saison ist damit für das Jahr beendet. Es lassen sich also so spät im Jahr keine Hummeln mehr als Bestäuber an den letzten Blüten auffinden.

Du hast ein Problem mit Hummeln und benötigst Hilfe? Kein Problem. Als Fachberater für Hornissen- und Hummelschutz kann ich beraten und gegebenenfalls Umsiedlungen durchführen. Mehr Infos unter:

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Text: Fabian Kalis

Presshonig ist ein besonderer Honig, den man heutzutage nur noch selten in einigen naturnah arbeitenden Imkereien bekommen kann. Die ursprünglichste Form Honig zu konsumieren ist es, ihn direkt mit Wabe zu essen. So machen es honigliebende Tiere, so machten es die frühen Menschen und so machen es auch heute noch viele Naturvölker. Aber auch die Feinschmecker, die einen besonders natürlichen Honiggenuss lieben, schätzen bis heute einen unverarbeiteten Wabenhonig.  Presshonig ist dahingegen die älteste Form eines von den Bienenwachsbestandteilen getrennten Honigs. Nicht jeder schätzt den Geschmack von Wabenanteilen im Honig und das für uns Menschen unverdauliche Bienenwachs kann zwar mitgegessen werden, bietet uns jedoch keinen Nährwert. Einen flüssigen Honig kann man zudem besser in die unterschiedlichsten Gefäße abfüllen und somit besser lagern.

Zur Gewinnung von Presshonig werden die Honigwaben einfach zerquetscht und ausgepresst. So läuft das flüssige Gold aus den Wabenzellen heraus und kann vom Wachs separiert werden. Am einfachsten geht dies mit den bloßen Händen. In händischer Arbeit können die Waben ausgepresst und der herunterlaufende Honig mit einer Schüssel aufgefangen werden. So wurde es die längste Zeit der Menschheit gemacht. Noch heute nutzen viele Naturvölker diese Methode der Honiggewinnung.

In moderneren Kulturen nutzte man später hingegen spezielle Honigpressen aus Holz. Mit mechanischer Hebelwirkung kann hier mit großer Kraft eine große Menge Honig auf einmal ausgepresst werden. Diese Methode der Honiggewinnung nutzten die Menschen über viele Jahrhunderte bis zur Erfindung der modernen Honigschleuder in der Neuzeit.

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Die moderne Honigschleuder wurde Mitte des 19ten Jahrhunderts erfunden und ermöglichte es in Verbindung mit der ebenfalls neuen Magazinimkerei erstmals, dass geerntete Honigwaben nach der Ernte wieder in das Volk zurückgegeben werden konnten. Die Waben, die in speziellen Holzrähmchen sitzen, können so ohne Schaden zu nehmen aus dem Magazin mit dem Bienenvolk entfernt werden. Durch das Ausschleudern wird der Honig aus den zuvor entdeckelten Zellen herausgeschleudert, ohne dass die Wabe selbst dabei zerstört wird. Nach dem Schleudern können die nun leeren Waben wieder in das Volk gehängt werden, wo sie erneut benutzt werden können. Dies erspart den Bienen das Bauen von neuem Wabenwerk nach der Honigernte. Dadruch verbraucht das Bienenvolk selbst weniger Ressourcen und kann mehr Honig produzieren. Diese Neuerung sorgte verständlicherweise schnell für einen großen Wandel in der Imkerei. Diese neue Form des Imkerns ermöglichte größere Honigerträge bei einem verminderten Arbeitsaufwand. Kein Wunder also, dass zumindest in der westlichen Welt und anderen entwickelten Industrienationen die moderne Magazinimkerei die ursprünglichen Formen der Bienenhaltung verdrängte. Mit dieser Veränderung wurde das Pressen der Waben zur Honiggewinnung obsolet und geriet langsam in Vergessenheit.

Eine Ausnahme bildete jedoch lange Zeit der Heidehonig. Dieser besondere Honig kann aufgrund seiner speziellen Konsistenz nicht mit herkömmlichen Methoden geschleudert werden. Er sitzt so fest in den Wabenzellen, dass die Kräfte, die es zum Herauslösen braucht, auch die Waben zerstören würde. Aus diesem Grund wurde der Heidehonig auch noch lange nach Erfindung der Honigschleuder traditionell durch Auspressen mit speziellen Honigpressen gewonnen. Besonders in der Lüneburger Heideimkerei, wo es bis heute einige Imker gibt, die die traditionellen Bienenkörbe nutzen, kennt man noch um die alten Methoden. Mittlerweile hat die moderne Technik jedoch auch für dieses Problem eine Lösung gefunden und mit einer entsprechenden Vorbearbeitung der Waben können nun auch Heidehonigwaben ausgeschleudert werden. Ertragssteigerung und modernste Agrarindustrie haben als indessen auch in der traditionsreichen Heideimkerei Einzug gehalten. Der traditionelle Presshonig geriet dadurch endgültig in Vergessenheit.

Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer. Mehr und mehr Imker der neuen Generation streben eine naturnahe & wesensgemäße Form der Bienenhaltung an und besinnen sich dabei vermehrt auf alte Ideen und traditionelles Imkerhandwerk. So feiert auch der Presshonig ein Comeback und ist wieder in einigen besonderen Imkerein zu finden. Denn für viele bedeutet naturnahe Bienenhaltung auch ein Verzicht auf unnötige und unnatürliche moderne Imkereitechnik. Die Bienen werden in traditionellen und über Jahrhunderte und Jahrtausende bewährten Behausungen gehalten und dürfen dort ihre Waben frei und ungehindert bauen. Die Waben müssen hier aber zur Ernte herausgeschnitten werden und können aufgrund der fehlenden stützenden Holzstruktur der modernen Rähmchen nicht ausgeschleudert werden. Das Auspressen bleibt hier also die einzige Möglichkeit der Honiggewinnung.

Auch im Hinblick auf ein artgerechtes und natürliches Bienenleben ist diese Form der Honigernte deutlich näher an der Natur orientiert. Räubert ein wildes Tier ein Bienenvolk aus, so hängt es hinterher ja auch nicht die ausgeschleckten leeren Waben wieder zurück ins Volk. Und Honigdiebe, ganz gleich, ob Mensch oder Tier sind nun mal ein natürlicher Aspekt im Leben der Bienen. Damit haben sie gelernt, umzugehen.

Was unterscheidet Presshonig vom geschleuderten Honig?

Presshonig wird im Gegensatz zu geschleudertem Honig also durch Auspressen der Waben gewonnen. Der so gewonnene Honig unterscheidet sich sowohl in Geschmack als auch in Konsistenz und Inhaltsstoffen von Honig, der durch das Ausschleudern der Waben gewonnen wurde. Der Grund: Presshonig enthält durchschnittlich mehr Pollenbestandteile, da diese beim Auspressen der Waben vermehrt in den Honig gelangen. Dadurch hat Presshonig einen herberen Geschmack, aber auch einen höheren Protein- und Fettgehalt. Ebenso hat Presshonig bei der Gewinnung weniger Luftkontakt als Schleuderhonig, der beim Schleudern in kleinsten Tröpfchen aus den Wabenzellen fliegt. Dies hat zur Folge, dass im Presshonig weniger Oxidationsprozesse den Geschmack des Honigs beeinflussen.

Die Ernte von Presshonig verbraucht mehr Ressourcen im Bienenvolk, da diese ihre Waben nach der Ernte von Grund auf neu bauen müssen. Die Bienen produzieren dadurch weniger Honig und es kann auch weniger Honig geerntet werden, damit nicht zu viel von dem Wabenwerk der Bienen zerstört wird. Und natürlich geht bei der Presshonigernte alles nur in Handarbeit. Der Zeit und Arbeitsaufwand in Relation zur geernteten Honigmenge ist bei der Presshonigernte um einiges größer als bei der modernen Magazinimkerei.

All dies macht Presshonig zu einer ganz besonderen Delikatesse, bei der traditionelles Imkerhandwerk und natürlichster Honiggeschmack aufeinander treffen. Dies spiegelt sich natürlich auch im deutlich höheren Preis wider. Ein Gläschen Presshonig ist aber jeden Cent wert.

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Text: Fabian Kalis

Neben dem leckeren Honig erfreuen sich auch die anderen Erzeugnisse aus dem Bienenstock großer Beliebtheit. Als Naturheilmittel oder natürliche Nahrungsergänzung nutzt man Propolis, Pollen & Co schon lange in volkstümlichen Anwendungen. Ein weiteres Produkt aus der Bienenwelt ist das sagenumwobene Gelee Royale.

Eine majestätische Bienenkönigin (in der Mitte des Bildes), umringt von ihren Arbeiterbienen.  Hunderte von Ihnen müssen ihr Leben lassen für ein einzelnes Gläschen Gelee Royale. Foto: Matthew Greger, pixabay.com

Nicht nur in hochpreisiger Kosmetik findet es eine werbewirksame Verwendung, auch in der Alternativmedizin schwören viele auf diesen besonderen Stoff der Bienen. Unzählige Heilwirkungen spricht man dem Wunderstoff zu. Er soll ein Jungbrunnen für Haut, Körper und Kreislauf sein und neue Lebenskraft in geschwächte und ausgebrannte Leiber bringen. Ja, sogar als Heilmittel gegen Krebs wird er gelegentlich angepriesen. Welche Wirkungen hierbei empirisch nachgewiesen werden können und welche mehr aus alternativmedizinischem Wunschdenken herrühren, ist häufig jedoch fraglich. Nichtsdestoweniger werde ich als Imker häufig gefragt, ob ich auch Gelee Royale verkaufe. Der Bedarf an dem vermeintlichen Wunderstoff aus dem Bienenvolk ist groß.

Die Antwort auf diese Frage ist jedoch ein klares Nein. Ich ernte in meiner eigenen Imkerei kein Gelee Royale und ich verkaufe dieses Bienenprodukt auch nicht. Und das aus Überzeugung. Das Ganze hat jedoch nichts damit zu tun, dass Ernte und Verarbeitung von Gelee Royale sehr aufwendig und teuer sind, vielmehr sind es ethische Gründe, die mich davon abhalten. Denn eines ist für mich klar: Die Ernte von Gelee Royale ist ein Massaker an den Bienen und lässt sich nicht mit einer artgerechten, naturnahen oder wesensgemäßen Bienenhaltung vereinen. Es ist ein Akt der Tierquälerei und Verachtung des Lebens.

Weiselfuttersaft, wie Gelee Royale auf Deutsch eigentlich heißt, ist ein nahrhafter Futtersaft, den Arbeiterbienen in speziellen Futtersaftdrüsen selbst produzieren. Mit diesem Saft werden die Larven der Jungköniginnen gefüttert. Er ist es, der darüber entscheidet, ob aus einer Larve eine unfruchtbare, einfache Arbeiterin oder eine majestätische Bienenkönigin heranwächst. Nur die Larven, die ausreichend Weiselfuttersaft erhalten, entwickeln sich zu neuen Jungköniginnen, den einzig voll entwickelten Weibchen im Bienenstock. Die Larven der Jungköniginnen werden bis zu ihrer Metamorphose zu adulten Tieren mit dem besonderen Stoff gefüttert. In den verdeckelten Wabenzellen schwimmen sie sozusagen in einem Vorrat aus Gelee Royale. Arbeiterlarven hingegen werden lediglich für kurze Zeit am Anfang ihrer Entwicklung mit dem kostbaren Gut gefüttert. Sie erhalten anschließend nur noch ein Gemisch aus Perga (fermentierten Pollen) und Honig.

Mit Pollen (links) und Eiern & Larven (rechts) gefüllte Wabenzellen. Foto: xiSerge, pixabay.com

Gelee Royale ist also ein Naturstoff, der es vermag aus einfachen Arbeiterinnen wahre Königinnen zu machen. Kein Wunder, dass er so begehrt ist. Wer will da nicht etwas von abhaben? Dabei ist auch der Name von Bedeutung. Das deutsche Wort Weiselfuttersaft haben die wenigsten schon einmal gehört. Kaum einer weiß damit etwas anzufangen. Das französische Wort Gelee Royale verkauft sich hingegen gut, denn es klingt viel erhabener und hochwertiger als der deutsche Name. Auch wenn kaum einer weiß, was Gelee Royale eigentlich ist, so lässt die Bezeichnung keinen Zweifel daran, dass es etwas ist, was für Königinnen und Könige bestimmt ist. Und das muss gut sein.

Mit Larven und Gelee Royale gefüllte natürliche Königinnenzellen. Foto: 용한 배, pixabay.com

Doch wie gelangt der spezielle Futtersaft, der für den heranwachsenden Bienen-Nachwuchs gedacht ist, in die Hände der menschlichen Verbraucher? Die Antwort hierauf ist einfach: Abtreibung. Um den Weiselfuttersaft ernten zu können, müssen die Baby-Bienen (Larven) aus den Zellen entfernt werden. Sie werden dabei ihrer einer Gebärmutter ähnelnden, schützenden Zelle entrissen und sterben innerhalb kürzester Zeit, denn außerhalb der schützenden Wabenzelle und ohne den nahrhaften Futtervorrat unterkühlen und verhungern die Larven. Ein Verlust, der für den Imker keine Rolle spielt, denn die Larven haben ihre Aufgabe erfüllt. Der gewünschte Futtersaft ist nun in den Zellen und kann geerntet werden.

Doch in so einer Wabenzelle ist nicht sehr viel Futtersaft vorhanden. Pro abgetriebener Jungkönigin können nur wenige Milliliter Gelee Royale geerntet werden. Hinzu kommt, dass Gelee Royale nur mit teuren, spezialisierten Geräten geerntet werden kann und nach der Ernte kühl gelagert oder gefriertrocknet werden muss. Die Ernte dieses Stoffes ist also mit hohen Unkosten und viel Arbeit für den Imker verbunden. Und wie rentiert sich das ganze, wenn man nur winzigste Mengen pro Abtreibung ernten kann? Ganz einfach: Massenabtreibung.

Natürliche, zerstörte Brutzellen mit Bienenlarven (Mitte, unten). Foto: xiSerge, pixabay.com

Die Imker regen die Bienenvölker dabei künstlich an, eine unnatürliche Vielzahl an Jungköniginnen großzuziehen. Nachdem die alte Bienenkönigin aus dem Bienenstock entfernt (in der Regel wird diese abgetötet) wurde (was zu immensem Stress bei den Bienen führt), werden Rähmchen mit künstlichen Königinnenzellen in den Stock gegeben. In diese Zellen setzt der Imker vorher jeweils eine Larve, die er aus den Zellen im Brutnest des Volkes entnehmen kann. Die Arbeiterbienen aus dem Bienenvolk beginnen nun in einem Notfallprogramm (der Verlust der Königin bedeutet im schlimmsten Fall den Tod für das ganze Volk) die neuen Jungköniginnen in den künstlichen Wabenzellen zu versorgen und heranzuziehen, damit sie so schnell wie möglich wieder eine neue Königin im Volk haben. Normalerweise machen die Bienen dies bei einem natürlichen Königinnenverlust nur mit einer Handvoll Wabenzellen. Mit dieser künstlichen Methode können pro Volk aber hunderte an Königinnenlarven gleichzeitig herangezogen werden.

Natürliche Königinnenzelle auf einer Honigwabe (Mitte, oben). Foto: PollyDot, pixabay.com

Sind die Zellen am Höhepunkt ihrer Fülllhöhe angekommen, wird geerntet. „Ernte“ ist dabei ein Euphemismus für Massenmord oder Massenabtreibung. Hunderte Jungköniginnen werden jetzt in aufwendiger Handarbeit abgetrieben. Die von den unnötigen Baby-Bienen befreiten Zellen können indessen mit einem Spezialsauger entleert werden. Pro Volk können jedoch auch mit dieser Methode der Massenabtreibung nur etwa 500 g des begehrten Stoffes pro Jahr geerntet werden. Dies erklärt den hohen Preis des beliebten Produktes.

Das so geerntete Gelee Royale muss dann direkt kühl gelagert werden, damit es nicht verdirbt. Häufig wird es gefriergetrocknet, um es haltbar zu mache. Die Opfer dieser Massenabtreibung werden nicht weiter beachtet. Sie können einfach zum Sterben auf den Boden neben den Bienenkästen geworfen werden. Zum Glück sind die Larven so winzig, dass man Mühe hat, sie mit dem bloßen Auge zu erkennen. Und niedliche runde Äuglein, wie sie bei Säugetieren üblich sind, haben sie auch nicht. Es ist also leicht, die wahre Natur dieser fragwürdigen Anwendung aus den Augen zu lassen.

Das Ergebnis dieser Massenabtreibung kann nun in Gläser abgefüllt und hochpreisig vermarktet werden. Kunden gibt es genug. Denn, wenn es um (vermeintliche) Heilkräfte geht, dann ist es auch egal, wenn dafür ein eine Massenabtreibung durchgeführt werden muss. Wenn Du also das nächste Mal ein Kosmetikprodukt mit Gelee Royale kaufen möchtest, denke doch vorher einmal darüber nach, wie viele Abtreibungen Dir eine schöne Haut wert ist.

Text: Fabian Kalis