Smudge Sticks sind Bündel aus getrockneten Kräutern, die zum Verräuchern einfach an einem Ende angezündet werden und dann langsam verglimmen. Bekannt sind vor allem die Smudge Sticks der nordamerikanischen Indianerkulturen, die dort in ritueller Weise gesammelt, gebunden und verräuchert werden. Typische Pflanzen für diese Smudge Sticks sind Steppenbeifuß (im Englischen „prairie sage“, daher fälschlicherweise oft als „Salbei“ im Deutschen übersetzt), weißer Salbei, Zeder und Wachholder. Aber auch in anderen Kulturen war das Verräuchern von getrockneten Pflanzenbündeln nicht fremd. So hat sich beispielsweise in Süddeutschland das Binden von sogenannten „Kräuterbuschen“ bis heute gehalten. Auch hierfür werden einheimische Räucherkräuter, oft viele verschiedene, zu einem großen Bündel zusammengebunden und dann getrocknet. Mit diesen Kräuterbuschen wurde dann an wichtigen Tagen im Jahreskreis das Haus und der Hof ausgeräuchert. Typische Pflanzen für die Kräuterbuschen sind Beifuß, Schafgarbe, Königskerze und Rainfarn. Man merkt gleich, dass die Verwendung von einheimischem Beifuß auch hier oftmals die Grundlage der Räuchermischung bildet. Das verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass Beifuß die älteste von den Menschen genutzte Räucherpflanze ist (seit der Altsteinzeit) und dieser in verschiedenen Arten fast weltweit vorkommt. Und überall, wo Beifuß wächst, wird er daher auch traditionell zum Räuchern verwendet.
Grundsätzlich lassen sich aus fast allen Pflanzen Smudge Sticks herstellen. Wichtig zu beachten ist hierbei nur, dass es Pflanzen gibt, die alleine sehr schlecht abglimmen und somit pur als Räucherbündel weniger geeignet sind. Zusammen mit Kräutern, die gut abglimmen, lassen sich aber auch mit diesen Pflanzen hervorragende Bündel fabrizieren. Fast alle Beifuß- und Salbeiarten gehören in die Kategorie der sehr gut abglimmenden Kräuter. Diese lassen sich daher wunderbar allein verarbeiten oder dienen als Grundlage für die Kombination mit den weniger gut glühenden Kräuter. Zu diesen zählen beispielsweise der Wachholder, Zeder und Schafgarbe. In indianischen Kulturen werden daher gerne Steppenbeifuß (artemisia tridentata) oder weißer Salbei (salvia apiana) mit Westamerikanischem Wachholder (juniperus occidentalis) oder der Weihrauchzeder (calocedrus decurrens) kombiniert. Es eignen sich aber auch unser einheimischer Beifuß (artemisia vulgaris) und der Küchensalbei (salvia ofiicinalis) als regionale Gegenstücke in Kombination mit dem hier wachsenden Heidewachholder (juniperus communis). Bei der Herstellung darf gerne mit den verschiedensten Kräutern experimentiert werden. So lassen sich ganz individuelle Räucherbündel herstellen.
Smudge Sticks mit Beifuß, Salbei und Wachholder haben vor allem eine reinigende und beschützende Wirkung. Beifuß schützt vor negativen Energien und öffnet den Geist, Salbei klärt, segnet und reinigt. Wachholder wird häufig zum Schutz und Abwehr verräuchert. Solche Räucherbündel eignen sich daher wunderbar als Begleitung für Rituale und energetische Hausreinigungen.
Nachfolgend gibt es nun eine kurze Anleitung, wie solche Räucherbündel ganz einfach selbst hergestellt werden können. Bei den indianischen Kulturen wird auch dem richtigen Erntezeitpunkt und der rituellen Herstellung ein großer Stellenwert beigeordnet. Es macht durchaus Sinn, sich für sich selbst ebenfalls bereits bei der Ernte und Verarbeitung gedanklich auf die geplante Verwendung der Smudge Sticks einzustimmen und die Kräuter mit Achtsamkeit und Respekt zu behandeln.
Es wird benötigt:
frisches Pflanzenmaterial,lange Stücke
etwas Naturgarn (Hanf, Baumwolle, etc., kein Plastik!)
eine Schere
Zunächst werden die Pflanzenteile auf die gewünschte Länge geschnitten (länge der Smudge Sticks, je nach Belieben 8 cm – 20 cm). In diesem Beispiel verwende ich das chinesische Moxakraut (artemisia princeps), ebenfalls eine Beifußart, die in der Traditionellen Chinesischen Medizin zur Moxibustion verwendet wird. Zussammen mit dem Indischen Moxa (artemisia vulgaris var. indicia) und Amerikanischen Moxa (artemisia douglasiana) gehört es zu den aromatischten Beifußarten.
Anschließend nimmt man je nach gewünschter Dicke der fertigen Räucherbündel und je nach verwendeter Pflanzenart etwa 4-8 Stängel in die Hand. Vorsichtig werden die Blätter alle in eine Richtung gebracht.
Als Weiteres befestigt man ein Ende des Naturgarns am unteren Ende der Stängel und wickelt dieses ganz fest um die Kräuterstängel herum. Wichtig ist es hierbei, das Garn so fest wie möglich zu wickeln, da die Kräuter beim Trocknen stark schrumpfen und das Garn sonst locker wird. So bahnt man sich nun den Weg bis zum oberen Ende der Kräuter, lässt jedoch die letzten Zentimeter aus, wenn man merkt, dass das Bündel dünner wird. Genau gleich geht es wieder zurück. Es empfiehlt sich ein Abstand zwischen den Bahnen von ca. 0,5 – 1 cm. Unten angekommen verkonotet man das zweite Ende ebenfalls.
Nun werden die oben herausstehenden Pflanzenteile abgeschnitten. Dies ist wichtig, da dieser Teil sonst beim verräuchern nicht gehalten wird und die glühenden Teile in alle Richtungen umherfliegen. Das abgeschnittene Material kann ebenfalls getrocknet und zum Räuchern auf Räucherkohlen genutzt werden. So wird nichts verschwendet.
Jetzt ist der Smudge Stick fast fertig. Es fehlt nur noch eine ausreichende Trocknungsphase. Hierzu die Räuch-erbündel an einen warmen und trocknen Ort legen oder hängen. Beispielsweise auf der Heizung. Die Trockung dauert je nach Dicke der Räucherbündel 4 – 8 Wochen. Dann sind die Smudge Sticks fertig und können verräuchert werden.
Wer den Pflanzen, von denen er geerntet hat, seinen Respekt und seine Dankbarkeit ausdrücken möchte, kann dies mit einem kleinen Dankbarkeitsritual tun.
Text: Fabian Kalis
Bilder: Vanessa Michels (www.vanessa-michels.de)