Vermutlich jeder kennt den leicht scharfen Geschmack von Meerrettich, Senf und Co. Vielleicht ist manchem ja auch schon einmal aufgefallen, dass sich diese Schärfe von der des Chilis unterscheidet. Auch Pfeffer und Ingwer schmecken scharf, haben jedoch ihre ganz eigene Wirkungsweise. Kein Wunder, denn chemisch sind hier grundverschiedene Stoffe am Werk. In Chilis ist es das Capsaicin, was für ein brennendes Gefühl im Mund sorgt. Bei Kresse, Rettich usw. sind es dagegen sogenannte Senfölglycoside, die für die leicht bittere Schärfe verantwortlich sind. Bei Pfeffer ist es Piperin und im Ingwer findet sich Gingerol.
Alle diese Scharfmacher haben ihre ganz eigenen positiven Wirkungen auf unseren Körper. Manche sind echte Scharfmacher, die Liebe und Lust befeuern (Chili und Co.), andere wirken auf unser Magen-Darm-System (Ingwer und Pfeffer) und wieder andere helfen gegen verschiedene Krankheiten (Lauch, Zwiebeln, Kohlgewächse, Rettich). Mit ein paar von Ihnen wollen wir uns in diesem Artikel beschäftigen.
Senfölglycoside sind schwefelhaltige Zuckermoleküle. Sie sind verantwortlich für den typischen Geschmack und Geruch von diversen Kreuzblütern wie etwa Rettich, Meerrettich, Senf und Kohlgewächse, zu denen auch die Radieschen gehören. Auch in Kapuzinerkresse sind sie zu finden. Senfölglycoside haben eine nachweislich antibakterielle, virostatische und antimykotische Wirkung. Sie wirken also gegen bakterielle Infektionen, Viruserkrankungen und Pilzinfektionen. Wissenschaftliche Untersuchen zeigten eine besonders hohe Wirksamkeit gegen Influenzaviren. Aber auch gegen andere Viruserkrankungen sind senfölglycosidhaltige Zubereitungen wahre Wunderwaffen. Für die aktuelle Situation mit SARS-COV-2 vielleicht eine hilfreiche Möglichkeit zur Vorbeugung. Besonders die Radieschen empfehlen sich als kleine Immunbooster, da sie leicht selbst anzubauen und auch unverarbeitet ein echter Leckerbissen sind. Sie brauchen wenig Platz und sind nach der Aussaat innerhalb von 6 Wochen erntereif. Damit lässt sich auch auf dem Balkon ein bisschen Selbstverantwortung anbauen. Auch für Kinder sind Radieschen ein schönes Projekt zum selber anziehen. Sie gelingen nahezu immer und der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten. Und ganz nebenbei kann man mit den leckeren Wurzeln aktiv etwas für seine Gesundheit tun. Man muss sich nur mit dem leicht scharfen, bitteren Geschmack anfreunden.
In Zwiebeln und Knoblauch finden sich weitere schwefelhaltige Verbindungen, die ebenfalls starke Effekte auf unsere Gesundheit und unser Immunsystem haben. In der Zwiebel ist es der Stoff Isoalliin. Dieser Stoff (oder eher seine Abbauprodukte, die sofort beim Anschneiden der Zwiebel entstehen) treibt uns die Tränen in die Augen, wenn wir Zwiebeln schneiden und verleiht ihnen den scharfen Geschmack. Im Knoblauch ist es Allicin, das den typischen Duft (und auch Knoblauchatem) verursacht. Beide Stoffe wirken stark entzündungshemmend. Aus diesem Grund nutzt man aufgelegte Zwiebeln gerne bei äußerlichen Entzündungen aufgrund von Insektenstichen. Auch die Zwiebel auf dem Ohr bei Entzündungen der Ohren ist deshalb hilfreich. Knoblauch verwendet man in der Pflanzenheilkunde, insbesondere bei entzündlichen Erkrankungen der Atemwege. Bei Lungenentzündung gilt es als eines der besten pflanzlichen Mittel. Das Allicin wirkt nämlich direkt an Ort und Stelle. Über den Darm wird der Stoff vom Körper aufgenommen und gelangt ins Blut. Über den Blutkreislauf gelangt das Allicin schließlich zu den Lungen, wo es über das sauerstoffarme Blut ausgeatmet wird. Dies ist auch der Grund, warum wir nach dem Genuss von Knoblauch so einen penetranten Knoblauchduft verströmen, gegen den auch kein Zähneputzen hilft. Der Duft kommt nämlich direkt aus unserer Lunge. Auch Knoblauch scheint also eine wunderbare Heilpflanze bei der aktuellen COVID-19 Pandemie zu sein.
Es zeigt sich, dass es nicht immer die exotischen und besonderen Heilpflanzen sein müssen, damit wir gesund bleiben und gesund werden. Auch in unseren alltäglichen Nahrungsmitteln finden sich ungeahnte Heilkräfte. Eine gute Ernährung mit ordentlich Knoblauch und Kohlgewächsen kann uns also gesund und munter durch viele Krankheitswellen bringen.
Text: Fabian Kalis
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