Innerhalb der Familie der Korbblütler gibt es die Gattung der Berufkräuter, welche aufgrund ihres Namens häufig für etwas Verwirrung sorgen. Exemplare dieser Pflanzengattung (Erigeon spp.) finden sich fast auf der gesamten Erdkugel, die meisten in Nordamerika. Bei uns in Mittel- bis Nordeuropa sind ledgilich 9 verschiedene Arten heimisch. Die meisten Arten sind ein- oder zweijährig, nur wenige ausdauernd, manche sogar immergrün. Typisch ist dabei die Korbblüte, die sich aus vielen einzelnen kleinen Blüten zusammensetzt, die von den länglichen Hüllblättern umrandet werden. Bei vielen Arten erinnert die gelb, weiße Blüte an die von Gänseblümchen. In der Tat ist die Familie der Gänseblümchen nahe mit den Berufkräutern verwandt. Ebenfalls bilden die meisten Arten, auch ganz gleich dem Gänseblümchen, eine Blattrosette am Boden. Die Blätter sind dabei stets wechselständig.
Der botanische Pflanzename Erigeon leitet sich von den griechischen Wörtern „eri“ (früh) und „geron“ (Greis) ab. Er ist ein Hinweis auf ein weiteres typisches Merkmal der Berufkräuter, nämlich die weiß wolligen Früchte, die sich alsbald nach der Blüte bilden.
In der Pflanzenheilkunde werden die verschiedenen Berufkräuter kaum angewandt. In den wnigsten Kröuterbüchern finden sihc Einträge zu diesen Pflanzen. Lediglich in älteren Büchern finden sich verzeinzelt Angaben zur Anwendung. Dabei sind die gerb- und bittersstoffreichen Pflanzen gute Helfer bei vielerlei Leiden. Die Gerbstoffe sind innerlich angewandt hilfreich gegen Durchfall. Hierzu mach man am besten einen Sud aus dem Pflanzematerial. Es wird dabei das komplette oberirdische Pflanzematerial inklusive Blüten und Stängel verwendet. Äußerlich helfen Abkochungen aus dem Kraut gegen entzündliche Leiden der Haut. In der Praxis besonders hilfreich bei Ekzemen, Neurodermitis oder als Sitzbad für einem wunden Babypopo. Auch eine schleimlösende sowie entzündungshemmende Wirkung wird dem Tee aus Berufkräutern zugeschrieben. Damit sind sie auch ein beliebtes Mittel gegen Erkältungskrankheiten und Husten. Sie wirken zudem schweißtreibend und unterstützenn das Fieber, welches ja ein wichtiges Mittel unseres Immunsystems im Kampf gegen die Krankheitserreger ist. Auch gelten sie als allgemein stärkendes Tonikum. Zudem sollen die Berufkräuter gegen Entzündungen im Mund und Rachen hilfreich sein. In der Pflanzenheilkunde wird zumeist das einjährige Berufkraut (Erigeon annuus) verwendet. Aber auch die anderen Arten sind gleichsam wirksam.
Doch was hat es denn nun mit dem Namen Berufkraut auf sich? Mit Beruf im Sinne von Arbeit hat es natürlich rein gar nichts zu tun. Der Name leitet sich ab von „berufen“, einem alten Wort für verzaubern. Wer mit einer schadhaften Intention verzaubert oder verhext wurde, der war berufen oder auch beschrien. Solche Verzauberungen galten als Urpsrung von Krankheiten und Leiden. Indem man den Berufenen nun mit einem Sud aus einem Berufkraut gewaschen hat, wurde der Schadzauber vom Kranken abgewaschen und auf die Pflanze übertragen, der Gpelagte wurde so geheilt. Insbesondere Babys, die besonders viel schrien, galten als beschriene Seelen. Eine Waschung mit Berufkräutern sollte hier Hilfe bieten und die bösen Mächte von den jungen Menschlein entzaubern. Neben den heute botanisch als Berufkräuter bezeichneten Pflanzen wurden früher auch einige andere nicht näher verwandte Pflanzenarten ebenfalls für diesen Zweck genutzt und als Berufkräuter bezeichnet. Im Volksgauben soll ein vor die Stirn gebundenes Berufkraut Verrückheit und Wahnsinn heilen. Ebenso finden wir die Bedeutung des Berufens auch in unserem Wort „Berufung“. Unsere Berufung ist nämlich der Lebenssinn oder Zweck, mit dem uns die Götter bereits vor unserer Geburt berufen haben. Es ist unsere angezauberte Bestimmung im Leben. Wir sind sozusagen berufen eine ganz bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Und genau wie uns eine angezauberte schadhafte Berufung Übel bereiten kann, so bringt es uns kein Glück, wenn wir unserer von den Göttern angezauberten Berufung nicht folgen. Und da die Götter in der Regel viel mächtiger sind als die Hexen und Hexer und unguten Geister, die uns böses wollen, hilft auch kein noch so starker Sud aus Berufkräutern um unsere eigentliche Berufung im Leben abzuwaschen.
Der englische Name „fleabane“ bedeuted „Flohbann“ und gibt einen Hinweis auf die Verwendung der Pflanzen zur Abwehr von Flöhen. Auch als essbarer Wildsalat sind die Berufkäruter zu nutzen. Die Blätter schmecken leicht bitter, sind aber in der Regel sehr zart und ansonsten mild und lieblich in ihrem Geschmack. Die Blüten sind ebenfalls genießbar.
In Deutschland kommt das Einjährige Berufkraut am häufigsten vor. Es ist auch unter den Namen „Weißes Berufkraut“ oder „Feinstrahl“ bekannt. Ursprünglich als Neophyt als Zierpflanze aus Ameriak eingewandert hat es sich schnell ausgewildert und kommt nun wildwachsend relativ häufig vor. Heutzutage haben die Berufkräuter mit ihren zahlreichen Zuchtformen hauptsächlich Bedeutung als Zierpflanze. Wild wachsende Exemplare der urpsrünglich bei uns einheimischen Berufkräuter sind selten geworden.
Text: Fabian Kalis
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