Die Gemmotherapie (von lat. gemma „Knospe“) ist ein Teilbereich der Phytotherapie (moderne, rationale Pflanzenheilkunde). Bei der Gemmotherapie werden phytotherapeutische Arzneien nach standardisierten Verfahren aus jungem, teilungsfähigem Pflanzengewebe (Knospen, jungen Sprossen und Trieben sowie den wachsenden Wurzelspitzen) hergestellt.
Die moderne Gemmotherapie geht zurück auf traditionelle volksheilkundliche Anwendungen, ist in ihrer modernen, rationalen Form jedoch eine recht junge Therapieform. Sie wurde zwar bereits um das Jahr 1950 von dem belgischen Arzt Pol Henry begründet, einen erwähnenswerten Anklang findet diese Therapieform jedoch erst seit einigen Jahren. Umfassende Erfahrungen und wissenschaftliche Publikationen zu dieser jungen Therapieform sind somit erst seit kurzer Zeit im Fokus der Medizin. Aus diesem Grund stehen genaue Forschungen zu den Wirkungsweisen und Anwendungsmöglichkeiten noch aus.
Dennoch erfreut sich die Gemmotherapie seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass sich die Arzneien aus den verschiedenen Pflanzenknospen auch ohne große Mühe und schon mit einfachsten Mitteln selbst herstellen lassen. Die Gemmotherapie ist daher eine Therapieform, die sowohl bei Ärzten und Heilpraktikern als auch gleichermaßen in der volksheilkundlichen Selbstbehandlung ihren Anklang findet.
Die Grundidee der Gemmotherapie ist, dass die Knospen die vitalsten und somit auch heilkräftigsten Teile einer Heilpflanze sind. Bei der Gemmotherapie geht diese Lebenskraft der Knospen in die aus ihnen produzierten Arzneien über. Die in den Knospen vorhandenen Wirkstoffe und Wirkstoffkonzentrationen unterscheiden sich teilweise stark von den Wirkstoffen und Wirkstoffkonzentrationen in anderen Pflanzenteilen. Man geht davon aus, dass insbesondere die erhöhte Konzentration an Proteinen, das pflanzliche Embryonalgewebe (Stammzellen) und verschiedene Phytohormone, wovon letztere ausschließlich in den Knospen in nennenswerter Menge vorkommen, für die Heilwirkung der Knospen verantwortlich sind. Teilweise überschneiden sich hier rationale (auf Wirkstoffen beruhende) Erklärungsmodelle und eine ganzheitliche Ansicht, bei der auch energetische, spirituelle und alternative Aspekte für eine Wirkung beachtet werden.
Die Top 3 Pflanzen in der Gemmotherapie:
Hasel: Haselknospen werden zur Behandlung von Lungenleiden eingesetzt.
Weide: Weidenknospen sollen eine fiebersenkende und schmerzstillende Wirkung haben.
Linde: Die Knospen der Linde werden wegen ihrer beruhigenden und angstlösenden Eigenschaften genutzt.
Zur Herstellung eigener Arzneien werde die Knospen im frischen Zustand gemörsert und ein ein lichtgeschütztes Gefäß gefüllt (Gefäß zu etwa 1/3 mit Knospen füllen). Anschließend wird mit einem Auszugsmittel aufgegossen. In der Gemmotherapie wird hier ein standardisiertes Lösungsmittel genutzt, welches zu gleichen Teilen aus Wasser, Alkohol und Glycerin besteht. Für den Hausgebrauch kann man aber auch hochprozentigen Schnaps (beispielsweise einen Rum mit 54 % vol. Alc.) nutzen. Den Ansatz lässt man nun etwa 3 Wochen lang ziehen. Anschließend kann der Extrakt genutzt werden.
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Text: Fabian Kalis
Fotos: Vanessa Michels (http://www.vanessamichels.de)