Die Weiße Lichtnelke (Silene latifolia) öffnet ihre leuchtend-weißen Blüten erst am späten Nachmittag. So verströmen die im späten Sommer blühenden Pflanzen ihren intensiven Duft, der verschiedene Nachtfalter anlockt, erst zu Tagesende bis in die sommerliche Abenddämmerung. Die zahlreichen Nachtschwärmer, die die Blüten als Nahrungsquelle aufsuchen, sind zugleich wichtige Beutetiere für Fledermäuse.
Die Weiße Lichtnelke ist eine meist zweijährig wachsende krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 cm bis 120 cm erreichen kann. Sie bildet dabei tief reichende, bis zu 60 cm lange Wurzeln. Die fünfzähligen Blüten sind leuchtend weiß, abends stark duftend, haben 1,5 cm bis 3 cm lange Kelchblätter sowie etwa 3 cm lange, weiße Kronblätter. Nach der Blüte bildet sich im Kelch eine eiförmige Kapselfrucht, die eine Vielzahl mohnähnlicher kleiner Samen enthält. Die Pflanze wächst häufig an Ruderalplätzen, Acker- und Wegesrändern. Die Blütezeit reicht von Juli bis spät in den September.
Der Stängel der zur Gattung der Leimkräuter (Silene spp.) gehörenden Lichtnelke ist an der Basis verzweigt und behaart. Die Laubblätter sind gegenständig angeordnet und können 3 cm bis 10 cm lang werden. Die Blätter sind eiförmig bis eiförmig-lanzettlich, spitz und behaart. Die grundständigen Blätter wachsen gestielt, die oberen Blätter sitzend.
Doch die Weiße Lichtnelke ist als Nachtblüher nicht nur eine wichtige Nahrungsquelle für langrüsselige Nachtschwärme und somit auch ein Magnet für Fledermäuse, sie ist zudem eine praktische Nutz- und Heilpflanze. Die vor allem in der langen Wurzel vorkommenden Saponine (Seifenstoffe) können sich auf unterschiedliche Weise nutzen lassen. Zu Extraktion der Wirkstoffe legt man die kleingeschnittene frische Wurzel in kaltes Wasser ein. Unter gelegentlichem Schütteln lässt man den Ansatz für etwa 12 Stunden ziehen. Ist der Extrakt fertig, merkt man, wie sich beim Schütteln reichlich Schaum im Wasser bildet. Den nun fertigen Extrakt kann man durch ein Sieb abgießen, um die Wurzelstücke von der Flüssigkeit zu trennen. Die seifige Flüssigkeit kann nun als Waschmittel für Körper, Geschirr & Kleidung genutzt werden. Der saponinhaltige Extrakt kann zudem als schleimlösende Medizin innerlich eingenommen werden. Die Saponine helfen festsitzenden Schleim in Hals, Bronchien und Nebenhöhlen zu lösen. Außerdem bilden sie einen Schutzfilm auf den Schleimhäuten, der eine entzündungshemmende, beruhigende und keimtötende Wirkung. Aus diesem Grund wird die Weiße Lichtnelke besonders zur Behandlung von verschleimten und entzündeten Nebenhöhlen angewendet.
Text: Fabian Kalis
Bildnachweis: Muséum de Toulouse, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons / Loz (L. B. Tettenborn), CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons