Die beiden nah verwandten Arten Wald-Ziest (Stachys sylvatica) und Sumpf-Ziest (Stachys palustris) zieren einheimische Wälder und Sumpfgebiete an warmen Sommertagen mit ihren lilafarbenen Lippenblüten. Diese farbenfrohe Blütenpracht wird gerne von Bienen und anderen Bestäubern besucht. Die beiden sich stark ähnelnden Arten wachsen als ausdauernde krautige Pflanzen, die Wuchshöhen zwischen 30 cm und 100 cm erreichen können. Ihre Blüten, die beim Wald-Ziest in der Regel deutlich dunkler ausfallen, haben einen intensiven fliederartigen Duft. Die restlichen Pflanzenteile haben dagegen einen dezent unangenehmen Duft. Beide Pflanzenarten lassen sich gut an ihrem aufrechten, vierkantigen, beharrten Stängel und den und den ährigen Blütenständen erkennen. Die ebenfalls beharrten, gezähnten Blätter sind beim Wald-Ziest kürzer und herzförmig, beim Sumpf-Ziest hingegen länglich, lanzettlich, welches auch ein einfaches Unterscheidungsmerkmal der beiden Arten ausmacht.

Wald-Ziest (Stachys sylvatica). Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Alle Pflanzenteile beider Arten sind essbar. Insbesondere die frischen, aromatischen Blätter finden kleingehackt ihren Weg in Kräutermischungen, Salatsaucen, Quark und Frischkäse. Auch der im Frühjahr austreibende Stängel kann geschält als leckeres Pfannengemüse gegessen werden. Die Blüten eignen sich als essbare Deko auf Salaten und anderen Gerichten. Doch die kulinarisch wichtigsten Pflanzenteile finden sich unter der Erde. Ähnlich wie beim verwandten Knollen-Ziest (Stachys affinis), dessen große kartoffelähnliche Knollen in Asian schon lange als Gemüse genutzt werden, bilden auch unsere einheimischen Ziest-Arten essbare Wurzeln. Möchte man dieses einheimische Wurzelgemüse ernten, eignet sich besonders der Sumpf-Ziest, da dieser ebenfalls unterirdische Ausläufer mit weißlichen, stärkehaltigen Knollen bildet, die der Pflanze als Überwinterungsorgan dienen. Diese Wurzelteile können im Herbst, nachdem das oberirdische Kraut abgestorben ist, ausgegraben und wie Kartoffeln zubereitet werden.

Sumpf-Ziest (Stachys palustris). Bild aus „Deutschlands Flora in Abbildungen“ von Johann Georg Sturm (Illustration: Jacob Sturm), 1796, Public domain, via Wikimedia Commons

In der traditionellen Pflanzenheilkunde gehörten Wald-Ziest und Sumpf-Ziest wegen ihrer krampflösenden Eigenschaften zu wichtigen Helfern. Der Wald-Ziest hat zudem eine leicht sedative Wirkung und kann helfen, die Menstruation zu regulieren. Der Sumpf-Ziest hingegen wird noch wegen seiner harntreibenden Wirkung genutzt. Für die krampflösende, sedierende und menstruationsregulierende Heilanwendung nutzt man in der Regel die blühenden Blütenstände, da diese reich an ätherischem Öl sind. Die harntreibende Wirkung hingegen findet sich mehr bei Verwendung der Blätter. In beiden Fällen kann sowohl das frische als auch das getrocknete Kraut als Tee aufgegossen werden.