Keine Lust zu lesen? Schau dir den passenden Videobeitrag auf YouTube an!

Im Spätsommer kann man in manchmal ein mysteriöses Naturschauspiel am Flugloch der Bienen beobachten: die Geisterbienen. Diese sonderbaren Bienen fallen durch ihre ungewöhnliche Farbe auf. Statt des regulär schwarzen Chitinpanzers und der braun, orangefarbenen Borsten leuchten diese Bienen in einem weißlichen Glanz. Diese Färbung kann unterschiedlich intensiv ausfallen. Manche Bienen haben lediglich einen weißen Tupfer auf dem Rückenpanzer, andere sind fast gänzlich in weißes Puder gehüllt.

Geisterbiene mit weißem Tupfer auf dem Rückenpanzer. Foto: Fabian Kalis

Ansonsten lassen sich diese Geisterbienen jedoch nicht anmerken, dass irgendetwas besonders an ihnen ist. Auch die anderen Bienen scheinen sich durch die mysteriösen Erscheinungen nicht stören zu lassen. Alle Bienen, ob weiß gefärbt oder nicht, gehen ihrem alltäglichen Flugbetrieb nach.

Auf den ersten Blick muten diese Bienen krank an. Man könnten meinen, hier treibt ein Pilzbefall sein Unwesen. Der weiße Belag erweckt den Eindruck, die Bienen seien verschimmelt. Gerade Neuimker, die dieses Spektakel noch nicht kennen, können bei diesem Anblick in Panik geraten. Was hier passiert ist aber gar nicht schlimm, sondern ein ganz normales und unbedenkliches Naturschauspiel.

Wer ganz aufmerksam hinschaut, kann feststellen, dass die Bienen zunächst alle in regulärer Färbung ausfliegen. Erst nach ihrem Sammelflug kehren einige von ihnen in Geister verwandelt zurück. Häufig nimmt die weiße Färbung auch erst im Laufe des Tages immer mehr zu. Die Bienen werden also irgendwo auf ihren Sammelflügen langsam zu den Geisterbienen.

Weiß gepuderte Biene an einer Blüte des Indischen Springkrauts. Foto: Fabian Kalis

Ursache für diesen Zauber ist natürlich eine Pflanze, die die Bienen besuchen. Es ist eine ganz besondere Pflanze, die erst im späten Sommer erblüht und zu dieser sonst blütenkargen Jahreszeit den Bienen nochmal eine reichhaltige Tracht bietet. An den reichen Vorkommen dieser Pflanze können sich die Bienen nochmal richtig schön den Bauch vollschlagen und Vorräte für den Winter sammeln. Die Rede ist vom Indischen Springkraut (Impatiens glandulifera). Die rosa bis pink oder lilafarbenen Blüten dieser Pflanzen halten neben viel Nektar auch eine große Menge an Pollen bereit. Außerdem sind sie so groß, dass die Bienen komplett in ihnen verschwinden, wenn sie an den kostbaren Inhalt kommen wollen. Dies hat zur Folge, dass der komplette Bienenkörper mit dem schneeweißen Pollen der Pflanze eingepudert wird. Je mehr Blüten eine Biene besucht, umso intensiver wird sie mit dem glänzenden Pollen bepudert, bis sie irgendwann zu einer leuchtend weißen Geisterbiene verkleidet nach Hause fliegt.