Der Seidelbast (Daphne) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Seidelbastgewächse (Thymelaeaceae) und besonders durch den Echten Seidelbast (Daphne mezereum) bekannt. Dieser Strauch erreicht eine Höhe von 30 bis 150 cm und fällt vor allem im zeitigen Frühjahr auf, wenn seine intensiv duftenden rosa bis purpurroten Blüten erscheinen – oft schon im Februar oder März, lange bevor sich die Blätter entfalten. Diese frühe Blütezeit macht den Seidelbast zu einer beliebten Trachtpflanze für die Honigbienen, die hier eine willkommene Nahrungsquelle nach dem kargen Winter finden. Die schmalen, lanzettlichen Blätter entwickeln sich erst nach der Blüte und bleiben bis in den Herbst hinein grün. Besondere Aufmerksamkeit erregen die leuchtend roten Beeren, die im Sommer reifen und stark giftig sind. Die Beeren wachsen dabei ungestielt direkt an den Ästen. Seidelbast wächst bevorzugt in lichten Wäldern auf kalkhaltigen Böden und ist in Europa sowie Teilen Asiens verbreitet. Aufgrund seiner frühen Blütezeit und seines angenehmen Dufts wird er als Zierpflanze in Gärten geschätzt und fand trotz seiner starken Giftigkeit Verwendung in der Pflanzenheilkunde.

Beeren, Ast & Blätter des Echten Seidelbast. Foto: Jeffdelonge, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons

Seinen Namen verdankt der Seidelbast seiner Stellung als wichtige Bienentrachtpflanze. »Seidel« geht dabei auf den gleichen Wortursprung wie »Zeidler« zurück, was »Honig schneiden« bedeutet und bezieht sich auf das für die Bienenvolksentwicklung so wichtige Nektarangebot im Frühjahr, welches diese Pflanze bietet. »Bast« bezieht sich auf die faserige Rinde des Strauches, welche früher zur Herstellung von Stoffen genutzt wurde.

Alle Pflanzenteile, insbesondere die Rinde und die Samen, sind stark giftig. Verantwortlich sind hauptsächlich die Wirkstoffe Daphnetoxin und Mezerein. Darüber hinaus finden sich Daphnin und Umbelliferon. Die Pflanze hat äußerlich angewendet eine stark hautreizende Wirkung. Hautkontakt führt zu entzündlichen Hautleiden mit Bläschenbildung. Längere Einwirkung kann geschwürigen Zerfall der Haut verursachen. Innerlich wirkt sie reizend auf Schleimhäute von Mund und Verdauungssystem, was in schlimmen Fällen zu Nekrosen der Schleimhäute und blutigem Stuhl führen kann. Außerdem wirkt sie nierenschädigend und beeinträchtigt das Herz-Kreislauf-System und das Zentrale Nervensystem. Die Giftstoffe können auch durch Hautkontakt resorbiert werden und so innerlich Vergiftungserscheinungen auslösen. Zu den typischen Vergiftungserscheinungen gehören neben den brennenden Entzündungen auf Haut und Schleimhäuten Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe, Lähmungserscheinungen, verlangsamter Puls, Schwindel, Benommenheit und Atemnot. Die Aufnahme großer Mengen kann zum Tod führen.

Strukturformel von Daphnetoxin

Trotz seiner starken Giftigkeit wurde der Seidelbast früher als Heilpflanze genutzt. Mit der hautreizenden Wirkung wurde in Form von Salben, Tinkturen und Umschlägen die Durchblutung angeregt, was die Heilung von Wunden fördern sollte. Die Beeren wurden wegen ihrer lähmenden Wirkungen innerlich als ein Mittel gegen Durchfallerkrankungen angewandt, insbesondere bei Weidetieren. Wegen der schwierigen Dosierbarkeit, unerwünschter Nebenwirkungen und starker Toxizität wird die Pflanze heutzutage aber nur noch homöopathisch angewendet.

Bettler nutzten die hautreizende Wirkung des Seidelbast früher, um ihre Haut mit entzündlichen Wunden, Geschwüren und Bläschen zu versehen, was ihnen einen kranken Anschein und damit mehr Mitleid verlieh. Die Pflanze wurde zudem als Fischgift zum Fang von Fischen verwendet. Hierzu wurden große Mengen der Rinde in das Wasser gegeben, wonach die vorbei schwimmenden Fische von den sich im Wasser lösenden Giftstoffen gelähmt wurden und regungslos an die Wasseroberfläche trieben.

Text: Fabian Kalis