In vielen Gärten, in Wäldern, in Hecken und Gebüschen tauchen im Frühling kleine Pflänzchen mit rosa- bis lilafarbenen Blüten auf, die in großer Anzahl etwas Farbe in die sonst noch farb- und laubkarge Frühlingswelt bringen. Nur 15 cm – 30 cm hoch und mit kleinen gefiederten Blättern zeigt hier eine typische Frühlingspflanze ihren kurzen Auftritt. Kaum sind die Blätter ausgetrieben, blüht das kleine Kraut und schon und ist bereits nach wenigen Wochen bestäubt, versamt und verschwindet genauso schnell und plötzlich wieder, wie es gekommen ist. In dieser frühen Blütezeit finden sich zahlreiche Insekten, wie etwa Honigbienen und verschiedene Hummel- und Wildbienenarten an den Blüten und bedienen sich am reichen Angebot der beliebten Blüten. Die Rede ist vom Hohlen Lerchensporn (Corydalis cava). Mittlerweile ist der Lerchensporn eine beliebte Zierpflanze in naturnahen Gärten. Von vielen Gärtnern wird er jedoch als Rasenunkraut empfunden und schnellstmöglich übergemäht oder ausgegraben. Um den Bienen und anderen Insekten jedoch etwas Gutes zu tun, sollten die prachtvollen Blütenpflanzen jedoch auch in aufgeräumten Gärten ihren Platz finden dürfen. Ihr Wuchs uns ihre Blütezeit sind nur kurz und so früh im Jahr, dass man das erste Mähen auch auf das Ende der Blütezeit dieser Pflanzen schieben kann. Werden die kleinen Pflanzen direkt nach der Blüte abgemäht, erfolgt auch keine Versamung und eine weitere Verbreitung, die den „schönen“ Zierrasen zerstören könnte, ist nicht zu erwarten. Es gibt also kein Argument dagegen, diese nützlichen und schönen Pflanzen auch zumindest stellenweise in konventionellen Gärten wachsen zu lassen. Die Bienen und Hummeln und andere Insekten werden es danken.
Der Hohle Lerchensporn gehört zur Gattung der Lerchensporne (Corydalis), in der es rund 300 verschiedene Arten gibt, die vornehmlich auf der Nordhalbkugel in den gemäßigten Gebieten vorzufinden sind. Typisch ist bei allen Arten die Blütenform mit einem Sporn an dem Kronblatt. Dadurch weisen die Blüten eine gewisse Ähnlichkeit mit der Erscheinung der Haubenlerche (Galerida cristata) auf, was diesen Pflanzen ihren Namen gegeben hat.
Die Lerchensporne bilden nach der Blüte kleine Schoten, in denen schwarz glänzende Samen zu finden sind. Viele Arten bilden zudem unterirdische Knollen als Überwinterungsorgane. So kommt es, dass die Pflanzen im Frühjahr an den immer gleichen Stellen wieder wachsen.
Am meisten verbreitet ist in Deutschland der Hohle Lerchensporn, der auch Hohlknolliger Lerchensporn genannt wird. Sowohl der deutsche Name als auch der botanische Artenname cava (von lateinisch cavus = hohl) deuten auf die hohlen Knollen hin, die typisch für diese Art sind. Diese Pflanze wächst in Gruppen und bildet pro Pflanze bis zu 20 Blüten, die in einer Traube zusammenstehen. De Lerchensporn wächst gerne an schattigen Plätzen in Gärten, in Laubwäldern, in Gebüschen und mag lockeren, nährstoffreichen Lehmboden.
Der Hohle Lerchensporn gilt als schwach giftig. Teilweise wird in der Literatur zumindest für die unterirdischen Pflanzenteile aber sogar eine starke Giftigkeit angegeben. Inwieweit schwere Vergiftungen tatsächlich auftreten, ist fraglich. Zumindest für die oberirdischen Pflanzenteile finden sich aber keine Hinweise auf schwere Vergiftungsfälle. Hauptverantwortlich für eine potenzielle Giftwirkung sind die Wirkstoffe Corydalin, Bulbocapnin sowie Tetrahydropalmatin, ein Alkaloidgemisch, welches zum Blühbeginn in seiner höchsten Konzentration in der Pflanze zu finden ist. In der frischen Knolle kann der Alkaloidgehalt bis zu 2 % betragen. Neben diesen Alkaloiden finden sich noch eine Reihe anderer Wirkstoffe in geringer Konzentration, die für die Wirkung mit verantwortlich sind.
Der Lerchensporn erzeugt bei Einnahme entsprechend großer Mengen eine katalepsieartige Bewegungsarmut bis hin zu einer vollständigen Aufhebung der willkürlichen und reflektorischen Bewegungen ohne dabei jedoch eine Muskelerstarrung zu verursachen. Hohe Dosierungen sollen zudem hypnotisch Wirken. Diese Wirkungen werden vor allem dem Alkaloid Bulbocapnin zugeschrieben. Weiterhin wirkt der Lerchensporn sedativ und tranquilierend, wofür vor allem der Wirkstoff Tetrahydropalmatin verantwortlich ist. Aufgrund dieser Wirkungen wurde der Lerchensporn früher als Heilpflanze verwendet. Obwohl unerwünschte Nebenwirkungen bei korrekter Dosierung nicht auftreten, wird in moderner Zeit von der Verwendung dieser Pflanze aufgrund möglicher Vergiftungen bei falschen Dosierungen abgeraten.
Die hypnotsiche, beruhigende und sedierende Wirkung der Pflanze, war eine der Hauptanwendungen in er früheren Pflanzenheilkunde. Als es noch keine Anästhetika gab, verwendete man den Lerchensporn als Beruhigungsmittel während Operationen. Weiterhin galt die Wurzelknolle verschiedener Lerchensporne, die früher alle als Holwurz bezeichnet wurden, nach dem kräuterkundigen Tabernaemontanus als wundheilend und leberstärkend und als ein Mittel „wider alles Gift“. In Osteuropa werden die stärkehaltigen Wurzelknollen zudem als Nahrungsmittel genutzt. Dies ist ein Hinweis darauf, dass eine entsprechend starke Giftwirkung, wie sie in der Literatur oft angeben wird, anzuzweifeln ist. Auch wurde die Pflanze früher bei Entzündungen der Schleimhäute und der Atemwege, sowie bei Rheuma und Gicht angewendet.
Text: Fabian Kalis
Bilder:
Pflanzenportrait: Dr. Erich W. Schreiner, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons, unverändertes Bild
Haubenlerche: Artemy Voikhansky, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons, unverändertes Bild
Laubblätter: Kristian Peters, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons, unverändertes Bild
Blüte: Fritz Geller-Grimm, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons, unverändertes Bild