Ein Bienenschwarm ist ein ganz besonders Naturschauspiel. Jeder der schon einmal einen Bienenschwarm Live miterlebt hat, wird dieses Ereignis wohl kaum vergessen. Wenn sich plötzlich um einen herum eine riesige schwarze Wolke aus Bienen bildet, die langsam durch die Lüfte zieht, bis sie sich an einem geeigneten Platz zu einer dichten Bienentraube zusammenfügt und dort verharrt, während die Spürbienen auf Kundschaft gehen…

Doch in unserer heutigen Zeit haben die wenigsten Menschen die Gelegenheit soetwas mitzuerleben und als Imker bekomme ich häufig die Frage, warum Bienen eigentlich ausschwärmen und wie dies funktioniert.

Schwarmtraube an einem Ast. die Königin siitzt wohlbehütet im Inneren der Bienentraube.

Das Schärmen ist die natürliche Vermehrung der Bienenvölker. Man sollte hierbei ein Bienenvolk als einen ganzheitlichen Organismus betrachten. Die Königin im Bienenvolk legt zwar Eier aus denen neue Bienen schlüpfen, dies ist aber nicht die eigentliche Vermehrung des Lebewesens Bien. Die einzelnen Arbeiterbienen innerhalb eines Bienenvolkes lassen sich vielmehr mit unseren Körperzellen vergleichen, die alle für sich einzelne Zellen sind aber nur im Verbund überlebensfähig. Unser Körper bildet ständig neue Zellen und alte sterben ab. Ganz ähnlich dem kurzzeitigen Leben einer einzelnen Arbeitsbiene. Jede Zelle erfüllt spezielle Aufgaben, so wie die einzelnen Bienen ebenfalls ganz unterschiedliche Aufgaben übernehmen. Es ist daher das ganze Bienenvolk ein Lebewesen. Man nennt es den Bien. Und der Bien vermehrt sich über den Schwarmtrieb.

Kleine Schwarmtraube eines Nachschwarms

Dies geschiet folgendermaßen: Wenn die Bienen in Schwarmstimmung kommen, dann bauen die Arbeiterbienen spezielle Zellen an die Waben, die die Brutstätte für neue Bienenkönign werden. Die Königin legt nun Eier in diese Zellen und die Larven werden von den Bienen bis zur Verpuppung mit dem kostbaren Weiselfuttersaft (Gelée Royale) gefüttert. Diese besondere Nahrung macht den Unterschied, ob aus einer Larve eine Arbeiterbiene oder eine Königin wird. Wenn die Larven wohlgenährt sind und sich verpuppen bereitet sich die alte Könign darauf vor mit einem Teil der Bienen auszuschwärmen. Sie stellt ihre Legetätigkeit langsam ein und die Eierstöcke der Königin bilden sich etwas zurück. Dies ist notwendig, damit die Könign flugfähig wird. Kurz bevor die erste der jungen Königinnen schlüpft, gibt diese ein tutendes Geräusch von sich (man kann dieses laute Geräusch als Mensch hören). Dies ist für die alte Königin das Startsignal. Tausende und Abertausende Bienen verlassen nun schlagartig zusammen mit der alten Königin den Bienenstock und fliegen zunächst in einer dichten schwarzen Wolke vor dem Flugloch. Wenn alle Bienen sich gesammelt haben zieht es die Wolke an einen nahegelegenen Baum, wo sie sich als Schwarmtraube niederlässt.

Bienenschwarm an einer großen Eiche

Im Bienenvolk schlüpft nun eine neue Königin. Die Erstgeborene sticht sofort nach dem Schlupf die anderen Königinnnenzellen ab, damit keine Konkurentin schlüpfen kann. Manchmal kommt es jedoch auch zu Nachschwärmen und die Erstgeborene Bienenkönign schwärmt ebenfalls mit einem Teil der Bienen aus. So ein Nachschwarm ist jedoch deutlich kleiner als ein normaler Schwarm. Die Königin, die im Volk verbleibt, geht nun nach ein paar Tagen mit ein paar Begleitbienen auf ihren Hochzeitsflug, wo sie sich mit mehreren Drohnen (männlichen Bienen) paart. Anschließende kehrt sie in ihr Volk zurück und beginnt mit der Legetätigkeit. Das abgeschwärmte Bienenvolk geht nun seinem normalen Leben weiter.

Aus der Schwarmtraube am Baum entfernen sich einige Bienen, die sogenannten Spürbienen, um auf Kundschaft nach einem geeigneten neuen Zuhause zu gehen. Wenn eines gefunden ist, teilen die Kundschafter dies dem restlichen Schwarm durch einen speziellen Tanz mit. die Schwarmtraube erhebt sich erneut in die Lüft und fliegt als schwarze Wolke zum neuen Heim, wo sie sich niederlässt und sofort damit beginnt Wabenwerk zu bauen. Die eifrigen Bienen beginnen Nektar und Pollen zu sammeln und sobald das erste Wabenwerk angelegt und erste Vorräte eingeholt sind, beginnt die Königin mit dem Eierlegen. Das neue junge Bienenvolk ist geboren.

Neueste Forschungen haben gezeigt, dass zwischen einem Volk, welches aus einem natürlich Schwarm entsteht und sich selbst eine neues zu Hause gesucht hat, und dem Muttervolk aus dem dieser Schwarm stammt eine Verbindung besteht. Einzelne Arbeiterbienen aus dem Muttervolk versorgen das neue junge Volk mit Nektar und Pollen. Diese Art der regelmäß9gen Unterstützung des jungen Bienenvolkes vom Muttervolk mit wichtigen Nährstoffen erinnert etwas an die Nabelschnur bei Säugetieren. Diese Verbindung besthet jedoch ausschließlich bei Schwärmen, die völlig frei une eigentsändig in ihr neues Heim eingeflogen sind.

Als Imker kann man Bienenschwärme einfangen, wenn die Bienentraube sich nach dem Ausschwärmen niederlässt. Die Bienentraube kann einfach vom Ast in einen Korb gerüttelt werden. Die so eingefangenen Bienen samt Königin können nun vom Imker in ein geeignetes neues zu Hause einlogiert werden, wo sich die Bienen dann einrichten. Ich arbeite in meiner Imkerei mit dem Schwarmtrieb und vermehre die Völker ausschließlich über diese natürlich Art der Völkervermehrung. Die moderne Imkerei kennt hierüber hinaus noch diverse andere Arten der Völkervermehrung, diese sind aber in keiner Weise natürlich. Die hieraus entstehendne neuen Bienenvölker sind in Vitalität und Völkerentwicklung in keinster Weise mit einem Naturschwarm zu vergleichen.

Text: Fabian Kalis

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