Wonnemonat Mai, Zeit der Sonnentage, Sommerlaune und Freiluftaktivitäten. In diesem Jahr aber machte das Wetter den Wonnemonat eher zu einem Wannenmonat… Regen, Kälte, Wind und noch mehr Regen prägten die Erscheinung des normalerweise warmen und strahlenden Frühlingsmonates. Die wenigen Tage, an denen es in diesem Jahr in diesem Monat mal einmal nicht geregnet hat, kann man an einer Hand abzählen. Und man braucht dabei noch nicht einmal den Daumen… Nach der tristen Winterzeit, einem ohnehin verregnetem Frühling und all dem Wahnsinn unserer Zeit, habe bestimmt nicht nur ich mich auf den Mai gefreut. Endlich wieder Sonne tanken, draußen sein und die Natur genießen. Leider sah die Natur das in diesem Jahr anders. Das nagt am Gemüt. Und nicht nur bei uns Menschen. Auch bei den Bienen ist der Missmut über diese Wetterlage deutlich zu merken.
Für die Bienen sind Mai und Juni normalerweise der Höhepunkt in ihrer Jahresentwicklung. Die Anzahl der Arbeiterbienen, der gebauten Waben und die Größe des Brutnestes erreichen ihr Höchstmaß zur Sommersonnenwende. Bereits im Mai platzen die Völker förmlich aus allen Nähten. Frühlingsblüten blühen in einem bunten Meer aus tausend Farben und überall finden die fleißigen Insekten Nektar und Pollen. Jetzt ist auch die Zeit der Bienenschwärme. Die Völker teilen sich und bilden neue Kolonien. Es ist die Zeit der puren Lebensfreude sowohl für die Bienen als auch den Imker.
Doch in diesem Jahr konnten die Bienen kaum am reichen Tisch der Natur teilhaben. Die unzähligen Blüten des Frühlings, wie etwa Apfelblüte, Löwenzahn und Raps, blieben an vielen Tagen aufgrund des starken Regens unbesucht. Als Imker merkt man, dass auch die Bienen über diese Lage nicht sehr wohlgestimmt waren. Stichlustig und murrend begegneten die sonst friedlichen Damen jedem, der es zu dicht ans Flugloch wagte.
Doch was machen die Bienen eigentlich genau, wenn es regnet? Warum können Sie nicht auch bei Regen ausfliegen und die Blüten bestäuben? Was passiert eigentlich mit einer Biene, die während es Ausfluges vom Regen überrascht wird?
Auf die letzte dieser Fragen gibt es eine verblüffende Antwort: Bienen können nicht nass werden, wenn es regnet. Wenn die Regentropfen vom Himmel herabregnen, nehmen sie ordentlich an Fahrt auf. Die schweren Wassertropfen rasen in Richtung Erdboden. Dabei verdrängen Sie die Luft, die sich unter ihnen befindet. Es entsteht eine Druckwelle. Diese Druckwelle mag zwar für uns Menschen unbedeutend und minimal erscheinen. Für die leichten Bienen sieht die Welt aber ganz anders aus. Die Druckwelle, die ein herabfallender Wassertropfen unter sich vorweg schiebt, reicht aus, um eine fliegende Biene zu verdrängen. Wenn sich also ein Wassertropfen einer fliegenden Biene nähert, wird diese von der Druckwelle davongeschleudert, bevor der Wassertropfen sie berühren kann. Eine fliegende Biene kann also im Regen nicht nass werden. Ist das nicht verblüffend? Da die Bienen in einem Regenschauer aber von unzähligen Regentropfen umgeben sind, werden sie von Druckwelle zu Druckwelle umhergeschleudert. Ein koordinierter Flug ist dabei nicht möglich. Die Bienen verbrauchen eine große Menge an Energie, um ihre Flugbahn unter diesen Bedingungen halbwegs aufrecht halten zu können. Daher suchen sich fliegende Bienen, die vom Regenschauer überrascht werden meistens einen festen Platz zum Ausharren, bis das Wetter wieder besser wird.
Doch bei den nicht fliegenden Bienen, bei denen, die auf einer Blüte, auf einem Blatt oder dem Erdboden sitzen, funktioniert der natürliche Regenschutz leider nicht mehr. Diese Bienen haben einen festen Halt und bekommen die ganze Kraft des Wassertropfens zu spüren. Die unglücklichen Exemplare, die einen Regentropfen direkt abbekommen, werden in Hülle und Fülle im kalten Nass gebadet. In diesem Zustand sind sie erst einmal flugunfähig. Sie müssen warten, bis die Sonne sie wieder vollständig getrocknet hat, bevor Sie ihren Weiterflug starten können.
Dennoch ist leichter Regen nichts, was die Bienen vom Ausfliegen abhalten würde. Tatsächlich kann man sie zumindest bei nur leichtem Regen immer noch bei ihren Sammelflügen beobachten. Die Bienen am Flugloch fliegen ungeachtet des nassen Wetters ein und aus. Die Bienen können also auch bei leichtem Regen weiterhin ausfliegen und ihre Sammelflüge vollenden. Der Flugverkehr ist aber deutlich vermindert. Das liegt dann aber eher an den Blüten selbst. Die allermeisten Blüten mögen nämlich auch keinen Regen und schließen sich bei stärkerem oder lang anhaltendem Regen wieder, um den kostbaren Pollen zu schützen. Und wenn es keine geöffneten Blüten gibt, dann gibt es auch nichts zu sammeln. Daher fliegen die Bienen bei starkem Regen gar nicht mehr aus. In solchen Zeiten sitzen die Arbeiterbienen untätig im Inneren des Bienenvolkes und warten voller Ungeduld auf trockenere Zeiten. Dabei kann es schonmal richtig eng werden im Bienenkasten. Und die Arbeiterinnen, die im Innendienst weiterhin ihre Arbeit verrichten, haben durch die nun sehr engen Verhältnisse erschwerte Arbeitsbedingungen im Bienenvolk, während die Sammelbienen nur faul herumhängen. Kein Wunder das da Missmut entsteht und die Bienen gereizter sind als normal.
Aus diesem Grund sollte man bei Regenwetter besonders achtsam sein und nicht zu dicht ans Flugloch der Bienen gehen. Als Imker sollte man es zudem vermeiden, bei so einem Wetter in die Bienenkästen und Bienenkörbe zu schauen. Nicht nur, weil die Bienen einem dann schon ganz klar zeigen werden, dass dies der falsche Zeitpunkt ist. Auch wir würden es sicherlich nicht lustig finden, wenn man uns das Dach vom Haus nimmt und den Regen in unsere Stuben lässt.
Text: Fabian Kalis
Bildnachweis: Roman Grac from pixabay.com, Steve Buissinne from pixabay.com, Krzystof Niewolny from pixabay.com