Der Gewöhnliche Wasserdost (Eupatorium cannabinum) ist unter vielen verschiedenen Namen bekannt. So vielseitig wie seine Namen sind auch seine Anwendungsgebiete. Wasserhanf ist eine seiner Bezeichnungen und geht auf die an Hanfblätter erinnernde Blattform zurück. Diesem Umstand verdankt die Pflanze auch ihren botanischen Artennamen cannabinum. Andere Namen lassen Rückschlüsse auf die Verwendung dieser Pflanze ziehen. Als Kunigundenkraut findet man die Pflanze vor allem in älteren Aufzeichnungen. Dieser Name geht auf die Heilige Kunigunde, die Frau des letzten römisch-deutschen Kaisers Heinrich II. zurück, die im Jahr 1200 durch Papst Innozenz III. heiliggesprochen wurde und als Schutzpatronin der kranken Kinder gilt. Der ihr geweihte Wasserdost war nämlich bereits im Mittelalter eine geschätzte Medizin zur Behandlung von Infektionskrankheiten aller Art. Ein weiterer Name der Pflanze ist Mannskraft, da der Wasserdost zudem traditionell zur Steigerung der Potenz und Libido des Mannes angewendet wurde. Heidnisch Wundkraut, eine weitere Bezeichnung, deutet zudem auf wundheilende Eigenschaften sowie eine Verwendung der Pflanze hin, die weit in vorchristliche Zeiten zurückreicht.

Wasserdost zur Blütezeit. Foto: Algirdas at the Lithuanian language Wikipedia, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons

Die Römer verwendeten die Pflanze, um Ameisen fernzuhalten. Tatsächlich wird der Saft der Pflanze noch heute als wirksames Insekten-Repellent, vor allem in der Tiermedizin genutzt. Bei Pferden nutzt man ihn, um Fliegen und Bremsen abzuhalten, bei Hund, Katz und Kleintieren kann er vorbeugend gegen Flöhe und Zecken angewendet werden. Doch auch wir Menschen können uns mit dem frischen Pflanzensaft Mücken, Zecken und andere lästige Insekten fernhalten.

Die Hauptanwendung des Wasserdost ist jedoch seine immunstärkende Wirkung. In dieser Hinsicht ähnelt er dem Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea), hat jedoch den Vorteil, dass er eine einheimische Pflanze ist und in großen Vorkommen wild wächst. Wegen dieser Wirkung wird der Wasserdost schon lange als wirksame Medizin bei verschiedensten Infektionskrankheiten angewendet. Verbreitet ist hierbei eine Zubereitung als Tee oder ein alkoholischer Auszug. Genutzt wird die komplette oberirdische Pflanze, also Stängel, Blätter und Blüten.

In vorchristlicher Zeit galt der Wasserdost ähnlich dem Holunder als Sitz der guten Hausgeister. Aus diesem Grund wurde er gerne rund um Haus und Hof angepflanzt. Noch heute findet daher man reiche Vorkommen dieser Pflanze in der Nähe menschlicher Siedlungen. Generell bevorzugt der Wasserdost, wie der Name schon vermuten lässt, feuchte Standorte und wächst gerne an Uferrändern, Bachläufen, in Auenwäldern und anderen Feuchtgebieten.

Die unscheinbaren Blütenstände des Wasserdost. Foto: olrett, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Botanisch gehört der Wasserdost zur Familie der Korbblütler und bildet mit vielen ähnlichen Arten die Gattung Eupatorium (Wasserdost). Die Pflanze ist ausdauernd und erreicht Wuchshöhen von 50 cm bis 175 cm. Die aufrechten, oft rötlichen Stängel sind im unteren Teil unverzweigt. Die Laubblätter sitzen kurz gestielt am Stängel. Sie sind handförmig fiederteilig mit 3 bis 5 Fiedern, wobei die einzelnen Fiedern lanzettlich spitz geformt sind. Der Blattrand ist gezähnt. Die körbchenförmigen Teilblütenstände finden sich in schirmrispigen Gesamtblütenständen, haben eine weiße bis rosa Farbe und sind eher unscheinbar. Die Blüte im Spätsommer (Juli bis September) lockt neben Honigbienen vor allem Schmetterlinge und Schwebfliegen an. Zudem bildet der Wasserdost die Nahrungsgrundlage für verschiedene Schmetterlingsraupen.

Der Wasserdost enthält große Mengen an ätherischem Öl, welche der Pflanze einen aromatischen Duft verleihen. Zudem finden sich die als wirksame Inhaltsstoffe Euparin und Eupatorin sowie Gerbstoffe und Saponine