Nahe Grevesmühlen liegt an der B104 der Everstorfer Forst. In diesem Waldgebiet haben sich unzählige Megalithbauten aus der Jungsteinzeit erhalten. Diese frühen Bauwerke der Menschen zeugen noch heute von dem Leben der damaligen Kulturen. Es handelt sich hierbei um Bauten aus unbehauenen Findlingen, die von von den Steinzeitmenschen unter hohem Arbeitsaufwand zu den typsich in Nordeutschland anzutreffenen Großsteingräbern aufgestellt wurden.
Bei den Großsteingräbern unterscheidet man verschiedene Bauweisen. Es gibt zum einen die als Dolmen bezeichneten Steinkammern, die aus drei oder mehr Tragsteinen mit mindestens einem Deckstein bestehen. Aus den einfachen Dolmen haben sich in späterer Zeit die Ganggräber entwickelt, welche eine Erweiterung um einen steinernen Gang in die Steinkammer enthalten. Die Dolmen und Gangräber wurden in der Regel mit kleineren Steinen oder Erde zu einem großen Grabhügel bedeckt, der häufig mit weiteren Steinen eingekreist wurde. Diese Bauwerke werden auch als Hügelgräber bezeichnet.
Eine dritte Form sind die Langbetten. Hierbei handelt es sich um meist rechteckige Grabhügel, die mit einem Steinkranz umgeben sind. Die Langbetten zählen mit Längen zwichen ca. 20 m und 180 m zu den größten Grosßsteingräbern. Die Langbetten können im Grabhügel eine Steinkammer enthalten. Viele Langbetten sind jedoch kammerlos. Archäologische Ausgrabungen zeigten jedoch, dass diese kammerlosen Langbetten früher Kammern aus Holz enthielten.
Aufgrund der enormen Größe und Schwere der verbauten Steine, rätselsten die Menschen schon früh, wie diese Bauwerke wohl errichtet wurden. So hielt sich vor allem im Mittelalter die Vorstellung, dass diese Megalithbauten von Riesen errichtet worden. Aus dieser Zeit stammen die noch heute häufig geläufigen Bezeichnungen Hünengrab und Hünenbetten (von mittelhochdeutsch “ huine“ mit der Beduetung „Riese“).
Auch der Teufel selbst soll bei der Errichtung einiger dieser Steinbauten seine Finger im Spiel gehabt haben. So wird noch heute das berühmteste Megalithgrab im Everstorfer Forst als „Teufelsbackofen“ bezeichnet. Bei diesem handelt es sich um einen einfachen Dolmen ohne Gang.
Auch wenn diese Megalithbauten heute in der Fachsprache als Großsteingräber bezeichnet werden, ist mittlerweile fraglich, ob es sich hierbei wirklich um klassische Grabkammern hielt. Ausgrabungen haben gezeigt, dass in den Kammern unzählige Knochenfragmente von verschiedenen Menschen lagerten, jedoch nur selten vollständige Skelette. Auch stammen die Überreste aus verschiedenen Epochen. Dies lässt vermuten, dass die Kammern nicht als Begräbnisstätte für einen oder mehrere Menschen genutzt wurden sondern als Kultstätte, an die immer wieder vereinzelte Knochenstücke verbacht wurden. Auch findet man in den Steinkammern nur selten und wenn sehr wenig Beigaben, wie man es bei einer kultischen Bestattung von solch einem Außmas erwarten würde. Es ist zu demnach davon auszugehen, dass die Megalithstrukturen für die steinzeitlichen Menschen eine wichtige Rolle bei kultischen Handlungen und Feierlichkeiten spielten.
Der Deckstein des Teufelsbackofens ist mit zahlreichen Vertiefungen versehen. Völkerkundliche Überlieferungen zeigen auf, dass hier sehr wahrscheinlich Gesteinsmehl abgetragen wurde, welches zu Heil- & Zauberzwecken verwendet wurde. Auch heute noch haben die Großssteingräber eine besondere Ausstrahlung auf uns Menschen und werden häufig für kultische Feierlichkeiten und Zwecke aufgesucht.
Direkt neben dem Teufelsbackofen befindet sich ein weiteres Steingrab. Es handelt sich hierbei um ein rechteckiges Hünenbett mit einer kleinen Steinkammer. Der Deckstein der Steinkammer fehlt. Die vergleichsweise geringe Größe der Steinkammer und der fehlenden Deckstein lassen hier die Ähnlichkeit zu einem modernen Sarg aufkommen.
Bei den hier gezeigten Hünenegräbern handelt es sich um die Südgruppe der Megaltihbauwerke im Everstorfer Forst. Diese 5 dicht bei einander liegenden Hügelgräber liegen ganz nah an der B104. Das Langbett mit großer Kammer ist sogar von der Straße aus zu sehen. Weitere Steingräber befinden sich in der Nordgruppe, die weiter nördlich Richtung Barendorf liegen.