Presshonig ist ein besonderer Honig, den man heutzutage nur noch selten in einigen naturnah arbeitenden Imkereien bekommen kann. Die ursprünglichste Form Honig zu konsumieren ist es, ihn direkt mit Wabe zu essen. So machen es honigliebende Tiere, so machten es die frühen Menschen und so machen es auch heute noch viele Naturvölker. Aber auch die Feinschmecker, die einen besonders natürlichen Honiggenuss lieben, schätzen bis heute einen unverarbeiteten Wabenhonig.  Presshonig ist dahingegen die älteste Form eines von den Bienenwachsbestandteilen getrennten Honigs. Nicht jeder schätzt den Geschmack von Wabenanteilen im Honig und das für uns Menschen unverdauliche Bienenwachs kann zwar mitgegessen werden, bietet uns jedoch keinen Nährwert. Einen flüssigen Honig kann man zudem besser in die unterschiedlichsten Gefäße abfüllen und somit besser lagern.

Zur Gewinnung von Presshonig werden die Honigwaben einfach zerquetscht und ausgepresst. So läuft das flüssige Gold aus den Wabenzellen heraus und kann vom Wachs separiert werden. Am einfachsten geht dies mit den bloßen Händen. In händischer Arbeit können die Waben ausgepresst und der herunterlaufende Honig mit einer Schüssel aufgefangen werden. So wurde es die längste Zeit der Menschheit gemacht. Noch heute nutzen viele Naturvölker diese Methode der Honiggewinnung.

In moderneren Kulturen nutzte man später hingegen spezielle Honigpressen aus Holz. Mit mechanischer Hebelwirkung kann hier mit großer Kraft eine große Menge Honig auf einmal ausgepresst werden. Diese Methode der Honiggewinnung nutzten die Menschen über viele Jahrhunderte bis zur Erfindung der modernen Honigschleuder in der Neuzeit.

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Die moderne Honigschleuder wurde Mitte des 19ten Jahrhunderts erfunden und ermöglichte es in Verbindung mit der ebenfalls neuen Magazinimkerei erstmals, dass geerntete Honigwaben nach der Ernte wieder in das Volk zurückgegeben werden konnten. Die Waben, die in speziellen Holzrähmchen sitzen, können so ohne Schaden zu nehmen aus dem Magazin mit dem Bienenvolk entfernt werden. Durch das Ausschleudern wird der Honig aus den zuvor entdeckelten Zellen herausgeschleudert, ohne dass die Wabe selbst dabei zerstört wird. Nach dem Schleudern können die nun leeren Waben wieder in das Volk gehängt werden, wo sie erneut benutzt werden können. Dies erspart den Bienen das Bauen von neuem Wabenwerk nach der Honigernte. Dadruch verbraucht das Bienenvolk selbst weniger Ressourcen und kann mehr Honig produzieren. Diese Neuerung sorgte verständlicherweise schnell für einen großen Wandel in der Imkerei. Diese neue Form des Imkerns ermöglichte größere Honigerträge bei einem verminderten Arbeitsaufwand. Kein Wunder also, dass zumindest in der westlichen Welt und anderen entwickelten Industrienationen die moderne Magazinimkerei die ursprünglichen Formen der Bienenhaltung verdrängte. Mit dieser Veränderung wurde das Pressen der Waben zur Honiggewinnung obsolet und geriet langsam in Vergessenheit.

Eine Ausnahme bildete jedoch lange Zeit der Heidehonig. Dieser besondere Honig kann aufgrund seiner speziellen Konsistenz nicht mit herkömmlichen Methoden geschleudert werden. Er sitzt so fest in den Wabenzellen, dass die Kräfte, die es zum Herauslösen braucht, auch die Waben zerstören würde. Aus diesem Grund wurde der Heidehonig auch noch lange nach Erfindung der Honigschleuder traditionell durch Auspressen mit speziellen Honigpressen gewonnen. Besonders in der Lüneburger Heideimkerei, wo es bis heute einige Imker gibt, die die traditionellen Bienenkörbe nutzen, kennt man noch um die alten Methoden. Mittlerweile hat die moderne Technik jedoch auch für dieses Problem eine Lösung gefunden und mit einer entsprechenden Vorbearbeitung der Waben können nun auch Heidehonigwaben ausgeschleudert werden. Ertragssteigerung und modernste Agrarindustrie haben als indessen auch in der traditionsreichen Heideimkerei Einzug gehalten. Der traditionelle Presshonig geriet dadurch endgültig in Vergessenheit.

Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer. Mehr und mehr Imker der neuen Generation streben eine naturnahe & wesensgemäße Form der Bienenhaltung an und besinnen sich dabei vermehrt auf alte Ideen und traditionelles Imkerhandwerk. So feiert auch der Presshonig ein Comeback und ist wieder in einigen besonderen Imkerein zu finden. Denn für viele bedeutet naturnahe Bienenhaltung auch ein Verzicht auf unnötige und unnatürliche moderne Imkereitechnik. Die Bienen werden in traditionellen und über Jahrhunderte und Jahrtausende bewährten Behausungen gehalten und dürfen dort ihre Waben frei und ungehindert bauen. Die Waben müssen hier aber zur Ernte herausgeschnitten werden und können aufgrund der fehlenden stützenden Holzstruktur der modernen Rähmchen nicht ausgeschleudert werden. Das Auspressen bleibt hier also die einzige Möglichkeit der Honiggewinnung.

Auch im Hinblick auf ein artgerechtes und natürliches Bienenleben ist diese Form der Honigernte deutlich näher an der Natur orientiert. Räubert ein wildes Tier ein Bienenvolk aus, so hängt es hinterher ja auch nicht die ausgeschleckten leeren Waben wieder zurück ins Volk. Und Honigdiebe, ganz gleich, ob Mensch oder Tier sind nun mal ein natürlicher Aspekt im Leben der Bienen. Damit haben sie gelernt, umzugehen.

Was unterscheidet Presshonig vom geschleuderten Honig?

Presshonig wird im Gegensatz zu geschleudertem Honig also durch Auspressen der Waben gewonnen. Der so gewonnene Honig unterscheidet sich sowohl in Geschmack als auch in Konsistenz und Inhaltsstoffen von Honig, der durch das Ausschleudern der Waben gewonnen wurde. Der Grund: Presshonig enthält durchschnittlich mehr Pollenbestandteile, da diese beim Auspressen der Waben vermehrt in den Honig gelangen. Dadurch hat Presshonig einen herberen Geschmack, aber auch einen höheren Protein- und Fettgehalt. Ebenso hat Presshonig bei der Gewinnung weniger Luftkontakt als Schleuderhonig, der beim Schleudern in kleinsten Tröpfchen aus den Wabenzellen fliegt. Dies hat zur Folge, dass im Presshonig weniger Oxidationsprozesse den Geschmack des Honigs beeinflussen.

Die Ernte von Presshonig verbraucht mehr Ressourcen im Bienenvolk, da diese ihre Waben nach der Ernte von Grund auf neu bauen müssen. Die Bienen produzieren dadurch weniger Honig und es kann auch weniger Honig geerntet werden, damit nicht zu viel von dem Wabenwerk der Bienen zerstört wird. Und natürlich geht bei der Presshonigernte alles nur in Handarbeit. Der Zeit und Arbeitsaufwand in Relation zur geernteten Honigmenge ist bei der Presshonigernte um einiges größer als bei der modernen Magazinimkerei.

All dies macht Presshonig zu einer ganz besonderen Delikatesse, bei der traditionelles Imkerhandwerk und natürlichster Honiggeschmack aufeinander treffen. Dies spiegelt sich natürlich auch im deutlich höheren Preis wider. Ein Gläschen Presshonig ist aber jeden Cent wert.

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Text: Fabian Kalis