Heutzutage wird der Begriff Kakao hauptsächlich mit dem schokoladigen Milchgetränk assoziiert, dass warm und kalt nicht nur Kinderherzen erfreut. Diese moderne Zubereitung hat aber mit dem echten Kakao nur wenig gemein. Die beliebte Trinkschokolade besteht nämlich hauptsächlich aus Milch, Zucker und Aromastoffen, echter Kakao ist nur in Spuren enthalten. Schade eigentlich, denn der aus der Kakaobohne gewonnene echte Kakao wird nicht zu Unrecht als Speise der Götter bezeichnet.

Kakaobohnen in der Frucht des Kakaobaumes. Foto: Keith Weller, USDA ARS, Public domain, via Wikimedia Commons

Als Kakaobohnen bezeichnet man die flachen Samen der Früchte des Kakaobaumes (Theobroma cacao). Der Gattungsname Theobroma leitet sich von altgriechisch θεός theos (Gott) und βρῶμα brōma (Speise) ab. Aus den Kakaobohnen kann durch Vermahlen die Kakaomasse gewonnen werden. Aus dieser können in weiteren Arbeitsschritten Kakaobutter und Kakaopulver separiert werden. Die Kakaomasse ist somit ein wichtiger Rohstoff in der Schokoladenherstellung. Das Wort Schokolade geht dabei auf die Bezeichnung der Azteken für ein aus den Kakaobohnen hergestelltes Getränk zurück: xocóatl, von xócoc (bitter) und atl (Wasser), also bitteres Wasser. Die Kakaomasse besitzt unverarbeitet einen sehr bitteren Geschmack. Schokoladensorten mit einem extra hohen Kakogehalt (z.B. Zartbitter oder Edelbitter) deuten diese Bitterkeit in ihrem Geschmack an. Neben den Kakaobohnen wird auch das Fruchtfleisch der Kakaofrüchte genutzt. Durch Auspressen gewinnt man hieraus vor allem in Brasilien einen süß und fruchtig schmeckenden Saft, der als suco de cacao bezeichnet wird.

Kakaobaumplantage in Mexiko. Foto: AlejandroLinaresGarcia, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

Die Verwendung von Kakao durch den Menschen hat eine lange Geschichte. Untersuchungen archäologischer Fundstücke aus dem Amazonasbecken bei denen Spuren von Kakao an Tongfäßen nachgewiesen werden konnten, belegen eine Verwendung seit mindestens 5000 Jahren. In die Alte Welt ist der Kakao jedoch erst im 17ten Jahrhundert gelangt. Die Spanischen Eroberer brachten die Kostbarkeit von ihren Raubzügen mit nach Europa. Zunächst diente die exotische Kakaobohne jedoch medizinischen Zwecken. Als eine Art Allheilmittel wurde Kakao in Apotheken angeboten. Die bittere Medizin wurde verordnet zur Behandlung von Magenverstimmungen, Schmerzen und bei allgemeiner Schwäche. Kakao sollte die Lebensgeister wecken, das Denkvermögen stärken und war vor allem wegen seiner aphrodisierenden Eigenschaften geschätzt. Besonders in Adelskreisen wurde der aus den Kakaobohnen hergestellte bittere Trunk zu einem Kultgetränk. Und das nicht nur aufgrund seiner vermeintlichen Wirkungen. Durch den hohen Preis war Kakao für die einfache Bevölkerung unerschwinglich und galt als Luxusgut und Statussymbol. Die Kakaobohnen galten bereits den Azteken als wertvoll: hier wurden die Bohnen als Zahlungsmittel genutzt. Zu einem Genussmittel hat sich Kakao erst mit dem Aufkommen des Rohrzuckers als günstiges Süßungsmittel entwickelt. Durch den nun erschwinglichen Zucker konnte der sonst bittere Geschmack versüßt werden.

Kakaobaum mit Blättern und unreifen Früchten. Foto: NasserHalaweh, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Doch was macht Kakao so besonders, dass er als Nahrung der Götter bezeichnet wird? Kakao galt den Azteken als heilig. Hier stand die Pflanze in Verbindung mit dem Gott Quetzalcoatl. Man brachte Kakobohnen als opfergaben dar. Aber auch das aus den Kakaobohnen zubereitete Getränk spielte eine wichtige Rolle in Heil- und Devinationszeremonien. Der „Kakao“ der Azteken unterschiedet sich jedoch stark von unseren modernen Zubereitungen: Die Kakaobohnen wurden zusammen mit Chili, Mais und Vanille zu einem bitter und scharf schmeckenden, würzigen Trunk verarbeitet. Ob dem schwedischen Naturwissenschaftler Carl von Linné, der der Kakaopflanze ihren botanischen Namen gab, von diesen historischen Anwendungen wusste ist jedoch nicht bekannt. Vermutet wird, dass er mit der Göttlichkeit dieser Pflanze eher auf die aphrodisierenden und wohltuenden Eigenschaften des Kakao anspielte.

Neben unzähligen Spurenelementen wie Magnesium, Kalium und Eisen sowie Flavonoiden, welche Kakao zu einem nahrhaften Superfood machen, enthält die Kakaobohne vor allem den Wirkstoff Theobromin. Dieses zur Gruppe der Methylxanthine gehörende Alkaloid hat eine psychoaktive Wirkung. Es ist strukturverwand mit dem Wirkstoff Coffein und besitzt eine ähnliche anregende und stimulierende Wirkung. Es wirkt gefäßerweiternd und stimuliert die Herzmuskulatur. Die Wirkung ist milder als beim Coffein, dafür länger anhaltend. Darüber hinaus wirkt Theobromin stimmungsaufhellend. Die in normaler Schokolade oder regulärem Schokogetränken enthaltenen Menge an Kakao ist jedoch nicht ausreichend um in den Genuss dieser Wirkungen zu kommen. Möchte man den Kakao aufgrund seiner psychoaktiven Wirkungen konsumieren, so sollte man auf die echten Kakobohnen oder Kakaorohmasse zurückgreifen und sich seine eigenen Zubereitungen herstellen. Besonders in Verbindung mit Chili (in Anlehnung an die historischen Rezepte), kann der selbst hergestellte Kakao mit seiner stimulierenden und aphrodisierenden Wirkung punkten.

Getrocknete Kakaobohnen. Foto: frank wouters from antwerpen, belgium, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons

Moderne Studien konnten zudem eine antitussive (hustenreizstillende) Wirkung von Theobromin nachweisen. In der Vergangenheit war der Wirkstoff als Medikament zur Behandlung von Gefäßverengungen zugelassen. Aufgrund der stimulierenden Eigenschaften wird Theobromin beim Doping insbesondere im Pferderennsport angewendet.

Insgesamt enthält Kakao ein komplexes Stoffgemisch aus über 300 verschiedenen Einzelwirkstoffen. Vielen wird eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben. Diese sind teils volksheilkundliche Natur, teils durch Studien nachgewiesen. Neben den bereits erwähnten Wirkungen soll Kakao positiven Einfluss auf das Hormonsystem, das Lymphsystem sowie das Immunsystem haben. Auch gibt es Studien, die einen Zusammenhang zwischen Kakaokonsum und einem hohen Lebensalter zeigen.

Text: Fabian Kalis