Die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) ist eine zwei- bis mehrjährige krautige Pflanze aus der Familie der Kreuzblütengewächse. Die nierenförmigen bis herzförmigen Blätter der Pflanze verströmen beim Zerreiben einen starken Knoblauchduft. Das zarte Kraut wächst bereits im zeitigen Frühjahr und kann bis spät in den Herbst hinein gefunden werden. Von April bis Juli erblüht die Knoblauchsrauke mit einem traubigen Blütenstand, der aus vielen kleinen weißen Einzelblüten besteht. Die Blüten bieten einer Vielzahl an Insekten eine wichtige Nektarquelle. Neben Bienen, Fliegen, Schwebfliegen und allerlei Käfern finden sich verschiedene Tagfalter an den Blüten ein. So sind zum Beispiel der Aurorafalter (Anthocharis cardamines) und der Waldbrettspiel (Pararge aegeria) besonders auf die Blüten der Knoblauchsrauke als Nahrungsquelle angewiesen. Dem stark gefährdetem Raukenspinner (Lithostege farinata) dient das Kraut als Futterpflanze. Nach der Blüte entwickeln sich dünne, etwa 3 cm bis 7 cm lange Schoten, die zunächst grün sind. Nach der Reife verfärben sie sich hellbraun. In ihnen finden sich pro Schote 6 bis 8 schwarze Samen.

Die Blätter der Knoblauchsrauke haben nicht nur einen starken Knoblauchduft, sie schmecken auch intensiv danach. Aus diesem Grund werden die Blätter gerne als aromatisches Wildkraut gegessen. Sie machen zum Beispiel als würzige Salatbeigabe eine gute Figur. Kleingehackt schmeckt die Knoblauchsrauke in Quark und Frischkäse. Auch zum Würzen kann man die gehackten Blätter verwenden. Das knoblauchartige Aroma der Pflanze beruht auf dem enthaltenen Senfölglykosid Sinigrin. Dieser Inhaltsstoff ist stark flüchtig und hitzeempfindlich. Daher entfaltet die Pflanze nur frisch ihr typisches Aroma. Beim Kochen oder bei längerer Lagerung verfliegt das Knoblaucharoma. Möchte man die Blätter also als Gewürz verwenden, dürfen diese erst nach dem Kochen hinzugegeben werden.

Knoblauchsrauke mit blühenden Blütenständen. Foto: Katja Schulz from Washington, D. C., USA, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons

Auch die Samen der Pflanze kann man zum Würzen nutzen. Sie haben einen pfeffrig, scharfen Geschmack. Sie können kleingemahlen als Pfefferersatz verwendet werden. Außerdem lassen sich die Samenkörner wie Senfsamen zur Herstellung von Tafelsenf nutzen.

Die Knoblauchsrauke wurde im Mittelalter vor allem von der ärmeren Bevölkerung als Würzpflanze genutzt, da diese sich die teuren exotischen Gewürze nicht leisten konnten. Doch auch schon lange Zeit vorher war die Knoblauchsrauke eine beliebte Würzpflanze der nordeuropäischen Menschen. Phytoliten, die bei archäologischen Ausgrabungen an Scherben von Tontöpfen gefunden wurden, zeigen, dass die Knoblauchsrauke schon vor 6000 Jahren durch den Menschen genutzt wurde. Sie ist damit das älteste bekannte einheimische Gewürz.

Neben den kulinarischen Verwendungen wird die Knoblauchsrauke auch in der traditionellen Pflanzenheilkunde verwendet. Aufgrund der enthaltenen Senfölglykoside wirkt das Kraut antiseptisch und wird innerlich und äußerlich zur Bekämpfung von bakteriellen und viralen Infektionen eingesetzt. Darüber hinaus hat die Pflanze eine schleimlösende Wirkung. Dies macht sie zu einer beliebten Heilpflanze bei Erkrankungen der Atemwege. Auch eine harntreibende Wirkung wird der Pflanze zugeschrieben.

Text: Fabian Kalis