Ihre Majestät, Queen Elizabeth, Königin des vereinten Königreichs, ist tot. Ein schwerer und trauriger Verlust für die britische Monarchie. Doch nicht nur die Menschen trauern. Kaum einer weiß, dass auch Bienenvölker zur royalen Familie gehören. Die königlichen Bienen, die auf den Ländereien rund um den Buckingham Palace sowie Clarence House stehen, waren die persönlichen Bienenbestände der kürzlich verschiedenen Monarchin.

Die royalen Bienen mussten nun mit einem archaischen Ritual über den Tod ihrer Herrin informiert werden. So fordert es ein Jahrhunderte zurückreichender Brauch. Die Durchführung des Rituals war Aufgabe des königlichen Imkers John Chapple, der seit gut 15 Jahren die Palastbienen der Königin betreut. Grund für dieses anachronistisch wirkende Vorgehen ist ein alter Aberglaube, der im englischen Sprachraum unter dem Begriff »Telling the bees« bekannt und bis heute lebendige Folklore ist. Hiernach müssen Bienenvölker mit einem speziellen Ritual über den Tod ihres Herren oder ihrer Herrin informiert werden. Tut man dies nicht, so fürchtet man, dass die Bienenvölker dem Dahingeschiedenen ins Reich der Toten folgen und selbst sterben würden. Im schlimmsten Fall soll dies sogar den Tod des neuen Herren der Bienen mit sich ziehen.

Mit dem Spruch »The mistress is dead, but don’t you go. Your master will be a good master to you« teilte der Imker den Bienenvölkern der Königin die traurige Botschaft mit, nachdem er mit sanften Klopfen die Aufmerksamkeit der Bienen erlangt hatte. Anschließend informierte er die Bienenvölker mit sanfter Stimme, wer nun der neue Herr über die Bienen ist. In diesem Fall ist das der neue König Charles III. Außerdem mussten die Bienenkästen in schwarze Tücher gehüllt werden. Da es sich hier um eine royalen Anlass handelt, ist selbstverständlich auch die Trauerkleidung der Bienen angemessen edel. Dieses schwarzes Kleid verbleibt nun so lange an den Bienenkästen, wie die Trauerfeierlichkeiten um die verstorbene Regentin anhalten. Durch dieses Vorgehen soll auch den Bienen, Gelegenheit gegeben werden, die Trauer über den Verlust ihrer Herrin zum Ausdruck zu bringen. John Chapple bat die Bienen zudem darum, gut zu ihrem neuen Herren, dem König, zu sein.

Die Witwe – Gemälde von Charles Napier Hemy (1895)
Ein Witwe und ihr Sohn erzählen den Bienen vom Tod in der Familie

Jedem Bienenvolk muss dabei einzeln und persönlich die traurige Botschaft überbracht werden. In diesem Fall war dies eine überschaubare Sache: Lediglich 7 Bienenvölker zählen zu den royalen Bienenbeständen. Zwei Völker stehen bei Clarence House und fünf Völker am Buckingham Palace.

John Chapples Weg, der königliche Imker zu werden, war dabei eher ein ungeplanter Zufall. Per E-Mail wurde er eines Tages überraschend vom Palastgärtner eingeladen, um über Bienen zu sprechen, erinnert sich der 79-jährige. Chapple dachte zunächst, es ginge um ein Bienenproblem auf den königlichen Ländereien. Nicht selten wird man als Imker wegen herrenloser Bienenschwärme kontaktiert. Doch der Palast hatte andere Pläne: Keine Bienen galt es einzufangen, sondern neue Bienenvölker anzuschaffen und zu betreuen. Die Monarchin sollte fortan königliche Bienen halten. Und Imker John Chapple wurde kurzerhand zum königlichen Bienenhüter erklärt, der von nun an die Bienen Ihrer Majestät betreuen sollte. Ob er diesen Posten jedoch auch weiterhin unter der Regierung des neuen Regenten, King Charles III. beibehalten wird, ist derzeit noch nicht klar.

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Text: Fabian Kalis

Quelle: https://www.dailymail.co.uk/news/article-11199259/Royal-beekeeper-informed-Queens-bees-HM-died-King-Charles-new-boss.html