Die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) ist eine zwei- bis mehrjährige krautige Pflanze aus der Familie der Kreuzblütengewächse. Die nierenförmigen bis herzförmigen Blätter der Pflanze verströmen beim Zerreiben einen starken Knoblauchduft. Das zarte Kraut wächst bereits im zeitigen Frühjahr und kann bis spät in den Herbst hinein gefunden werden. Von April bis Juli erblüht die Knoblauchsrauke mit einem traubigen Blütenstand, der aus vielen kleinen weißen Einzelblüten besteht. Die Blüten bieten einer Vielzahl an Insekten eine wichtige Nektarquelle. Neben Bienen, Fliegen, Schwebfliegen und allerlei Käfern finden sich verschiedene Tagfalter an den Blüten ein. So sind zum Beispiel der Aurorafalter (Anthocharis cardamines) und der Waldbrettspiel (Pararge aegeria) besonders auf die Blüten der Knoblauchsrauke als Nahrungsquelle angewiesen. Dem stark gefährdetem Raukenspinner (Lithostege farinata) dient das Kraut als Futterpflanze. Nach der Blüte entwickeln sich dünne, etwa 3 cm bis 7 cm lange Schoten, die zunächst grün sind. Nach der Reife verfärben sie sich hellbraun. In ihnen finden sich pro Schote 6 bis 8 schwarze Samen.

Die Blätter der Knoblauchsrauke haben nicht nur einen starken Knoblauchduft, sie schmecken auch intensiv danach. Aus diesem Grund werden die Blätter gerne als aromatisches Wildkraut gegessen. Sie machen zum Beispiel als würzige Salatbeigabe eine gute Figur. Kleingehackt schmeckt die Knoblauchsrauke in Quark und Frischkäse. Auch zum Würzen kann man die gehackten Blätter verwenden. Das knoblauchartige Aroma der Pflanze beruht auf dem enthaltenen Senfölglykosid Sinigrin. Dieser Inhaltsstoff ist stark flüchtig und hitzeempfindlich. Daher entfaltet die Pflanze nur frisch ihr typisches Aroma. Beim Kochen oder bei längerer Lagerung verfliegt das Knoblaucharoma. Möchte man die Blätter also als Gewürz verwenden, dürfen diese erst nach dem Kochen hinzugegeben werden.

Knoblauchsrauke mit blühenden Blütenständen. Foto: Katja Schulz from Washington, D. C., USA, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons

Auch die Samen der Pflanze kann man zum Würzen nutzen. Sie haben einen pfeffrig, scharfen Geschmack. Sie können kleingemahlen als Pfefferersatz verwendet werden. Außerdem lassen sich die Samenkörner wie Senfsamen zur Herstellung von Tafelsenf nutzen.

Die Knoblauchsrauke wurde im Mittelalter vor allem von der ärmeren Bevölkerung als Würzpflanze genutzt, da diese sich die teuren exotischen Gewürze nicht leisten konnten. Doch auch schon lange Zeit vorher war die Knoblauchsrauke eine beliebte Würzpflanze der nordeuropäischen Menschen. Phytoliten, die bei archäologischen Ausgrabungen an Scherben von Tontöpfen gefunden wurden, zeigen, dass die Knoblauchsrauke schon vor 6000 Jahren durch den Menschen genutzt wurde. Sie ist damit das älteste bekannte einheimische Gewürz.

Neben den kulinarischen Verwendungen wird die Knoblauchsrauke auch in der traditionellen Pflanzenheilkunde verwendet. Aufgrund der enthaltenen Senfölglykoside wirkt das Kraut antiseptisch und wird innerlich und äußerlich zur Bekämpfung von bakteriellen und viralen Infektionen eingesetzt. Darüber hinaus hat die Pflanze eine schleimlösende Wirkung. Dies macht sie zu einer beliebten Heilpflanze bei Erkrankungen der Atemwege. Auch eine harntreibende Wirkung wird der Pflanze zugeschrieben.

Text: Fabian Kalis

Heutzutage wird der Begriff Kakao hauptsächlich mit dem schokoladigen Milchgetränk assoziiert, dass warm und kalt nicht nur Kinderherzen erfreut. Diese moderne Zubereitung hat aber mit dem echten Kakao nur wenig gemein. Die beliebte Trinkschokolade besteht nämlich hauptsächlich aus Milch, Zucker und Aromastoffen, echter Kakao ist nur in Spuren enthalten. Schade eigentlich, denn der aus der Kakaobohne gewonnene echte Kakao wird nicht zu Unrecht als Speise der Götter bezeichnet.

Kakaobohnen in der Frucht des Kakaobaumes. Foto: Keith Weller, USDA ARS, Public domain, via Wikimedia Commons

Als Kakaobohnen bezeichnet man die flachen Samen der Früchte des Kakaobaumes (Theobroma cacao). Der Gattungsname Theobroma leitet sich von altgriechisch θεός theos (Gott) und βρῶμα brōma (Speise) ab. Aus den Kakaobohnen kann durch Vermahlen die Kakaomasse gewonnen werden. Aus dieser können in weiteren Arbeitsschritten Kakaobutter und Kakaopulver separiert werden. Die Kakaomasse ist somit ein wichtiger Rohstoff in der Schokoladenherstellung. Das Wort Schokolade geht dabei auf die Bezeichnung der Azteken für ein aus den Kakaobohnen hergestelltes Getränk zurück: xocóatl, von xócoc (bitter) und atl (Wasser), also bitteres Wasser. Die Kakaomasse besitzt unverarbeitet einen sehr bitteren Geschmack. Schokoladensorten mit einem extra hohen Kakogehalt (z.B. Zartbitter oder Edelbitter) deuten diese Bitterkeit in ihrem Geschmack an. Neben den Kakaobohnen wird auch das Fruchtfleisch der Kakaofrüchte genutzt. Durch Auspressen gewinnt man hieraus vor allem in Brasilien einen süß und fruchtig schmeckenden Saft, der als suco de cacao bezeichnet wird.

Kakaobaumplantage in Mexiko. Foto: AlejandroLinaresGarcia, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

Die Verwendung von Kakao durch den Menschen hat eine lange Geschichte. Untersuchungen archäologischer Fundstücke aus dem Amazonasbecken bei denen Spuren von Kakao an Tongfäßen nachgewiesen werden konnten, belegen eine Verwendung seit mindestens 5000 Jahren. In die Alte Welt ist der Kakao jedoch erst im 17ten Jahrhundert gelangt. Die Spanischen Eroberer brachten die Kostbarkeit von ihren Raubzügen mit nach Europa. Zunächst diente die exotische Kakaobohne jedoch medizinischen Zwecken. Als eine Art Allheilmittel wurde Kakao in Apotheken angeboten. Die bittere Medizin wurde verordnet zur Behandlung von Magenverstimmungen, Schmerzen und bei allgemeiner Schwäche. Kakao sollte die Lebensgeister wecken, das Denkvermögen stärken und war vor allem wegen seiner aphrodisierenden Eigenschaften geschätzt. Besonders in Adelskreisen wurde der aus den Kakaobohnen hergestellte bittere Trunk zu einem Kultgetränk. Und das nicht nur aufgrund seiner vermeintlichen Wirkungen. Durch den hohen Preis war Kakao für die einfache Bevölkerung unerschwinglich und galt als Luxusgut und Statussymbol. Die Kakaobohnen galten bereits den Azteken als wertvoll: hier wurden die Bohnen als Zahlungsmittel genutzt. Zu einem Genussmittel hat sich Kakao erst mit dem Aufkommen des Rohrzuckers als günstiges Süßungsmittel entwickelt. Durch den nun erschwinglichen Zucker konnte der sonst bittere Geschmack versüßt werden.

Kakaobaum mit Blättern und unreifen Früchten. Foto: NasserHalaweh, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Doch was macht Kakao so besonders, dass er als Nahrung der Götter bezeichnet wird? Kakao galt den Azteken als heilig. Hier stand die Pflanze in Verbindung mit dem Gott Quetzalcoatl. Man brachte Kakobohnen als opfergaben dar. Aber auch das aus den Kakaobohnen zubereitete Getränk spielte eine wichtige Rolle in Heil- und Devinationszeremonien. Der „Kakao“ der Azteken unterschiedet sich jedoch stark von unseren modernen Zubereitungen: Die Kakaobohnen wurden zusammen mit Chili, Mais und Vanille zu einem bitter und scharf schmeckenden, würzigen Trunk verarbeitet. Ob dem schwedischen Naturwissenschaftler Carl von Linné, der der Kakaopflanze ihren botanischen Namen gab, von diesen historischen Anwendungen wusste ist jedoch nicht bekannt. Vermutet wird, dass er mit der Göttlichkeit dieser Pflanze eher auf die aphrodisierenden und wohltuenden Eigenschaften des Kakao anspielte.

Neben unzähligen Spurenelementen wie Magnesium, Kalium und Eisen sowie Flavonoiden, welche Kakao zu einem nahrhaften Superfood machen, enthält die Kakaobohne vor allem den Wirkstoff Theobromin. Dieses zur Gruppe der Methylxanthine gehörende Alkaloid hat eine psychoaktive Wirkung. Es ist strukturverwand mit dem Wirkstoff Coffein und besitzt eine ähnliche anregende und stimulierende Wirkung. Es wirkt gefäßerweiternd und stimuliert die Herzmuskulatur. Die Wirkung ist milder als beim Coffein, dafür länger anhaltend. Darüber hinaus wirkt Theobromin stimmungsaufhellend. Die in normaler Schokolade oder regulärem Schokogetränken enthaltenen Menge an Kakao ist jedoch nicht ausreichend um in den Genuss dieser Wirkungen zu kommen. Möchte man den Kakao aufgrund seiner psychoaktiven Wirkungen konsumieren, so sollte man auf die echten Kakobohnen oder Kakaorohmasse zurückgreifen und sich seine eigenen Zubereitungen herstellen. Besonders in Verbindung mit Chili (in Anlehnung an die historischen Rezepte), kann der selbst hergestellte Kakao mit seiner stimulierenden und aphrodisierenden Wirkung punkten.

Getrocknete Kakaobohnen. Foto: frank wouters from antwerpen, belgium, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons

Moderne Studien konnten zudem eine antitussive (hustenreizstillende) Wirkung von Theobromin nachweisen. In der Vergangenheit war der Wirkstoff als Medikament zur Behandlung von Gefäßverengungen zugelassen. Aufgrund der stimulierenden Eigenschaften wird Theobromin beim Doping insbesondere im Pferderennsport angewendet.

Insgesamt enthält Kakao ein komplexes Stoffgemisch aus über 300 verschiedenen Einzelwirkstoffen. Vielen wird eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben. Diese sind teils volksheilkundliche Natur, teils durch Studien nachgewiesen. Neben den bereits erwähnten Wirkungen soll Kakao positiven Einfluss auf das Hormonsystem, das Lymphsystem sowie das Immunsystem haben. Auch gibt es Studien, die einen Zusammenhang zwischen Kakaokonsum und einem hohen Lebensalter zeigen.

Text: Fabian Kalis

Honig ist gesund. Die süße Medizin aus dem Bienenstock hat eine lange Tradition in der Volksheilkunde. Doch nicht jeder Honig wirkt gleichermaßen heilkräftig. Unterschiedliche Honigsorten eigenen sich für unterschiedliche Leiden und manch ein Honig wird wegen ganz besonderer Heilkräfte gelobt. Vor allem der Manuka-Honig aus Neuseeland gilt als ein wahres Wunder unter den medizinischen Honigen und hat seinen Weg in den Mainstream gefunden. Doch man muss nicht immer auf exotische Importe zurückgreifen, zumal die Echtheit und Qualität dieser Honig oftmals zweifelhaft ist. Zu überteuerten Preisen wird der Manuka-Honig in Hülle und Fülle angeboten, beworben mit mehr und mehr vermeintlicher Heilkraft. Das Problem dabei: es wird jährlich deutlich mehr Manuka-Honig verkauft, als geerntet wird. Die daraus resultierenden Schlussfolgerungen kann jeder selbst ziehen. Zum Glück können wir, wenn es um heilkräftigen Honig geht, auch auf einheimische Honigsorten zurückgreifen, die direkt beim Imker des Vertrauens erworben werden können. Ein regionaler Honig, der für seine besonderen Wirkungen geschätzt wird, ist zum Beispiel der Buchweizenhonig.

Buchweizenhonig ist ein dunkelbrauner bis schwarzer Honig mit einem intensiven, malzigen Aroma. Er schmeckt weitaus weniger süß als die üblichen Honigsorten. Der Honig hat eine leichte Bitterkeit und kristallisiert nur sehr langsam. Aufgrund seines besonderen Geschmacks, mit dem sich nicht jeder Honigliebhaber anfreunden kann, ist dieser Honig als Brotaufstrich zumindest hierzulande nur bei wenigen beliebt. Seine Hauptverwendung findet er daher vornehmlich als Backzutat. Der dunkle Honig mit dem kräftigen Aroma ist eine wichtige Ingredienz für den kräftig schmeckenden Lebkuchen. Weitaus größerer Beliebtheit erfreut sich dieser Honig in Osteuropa. Hier zählt Buchweizenhonig zu den beliebtesten Honigsorten.

Buchweizenhonig aus Polen. Foto: Fabian Kalis

Der Buchweizenhonig enthält im Gegensatz zu anderen Honigsorten einen höheren Anteil an nahrhaften und heilkräftigen Inhaltsstoffen. Bemerkenswert ist vor allem die hohe Konzentration an Mineralstoffen, insbesondere der Eisengehalt. Aus diesem Grund kann besonders reiner Buchweizenhonig auch einen leicht metallischen Geschmack haben. Er eignet sich daher zur Behandlung von Eisenmangel und Blutarmut. Darüber hinaus finden sich in ihm Zink, Kupfer und Magnesium. Ebenso enthält der dunkle Honig eine große Menge an verschiedenen Vitaminen, Aminosäuren und antioxidativen Phenolen. Dieser reichhaltige Schatz an Nährstoffen und Spurenelementen machen den Buchweizenhonig zu einem echten Superfood.

In der traditionellen Volksheilkunde schätzt man den Honig unter anderem für seine wundheilenden Eigenschaften. Auch zur Behandlung von Husten und Erkältungskrankheiten wird er eingesetzt. Ebenso nutzt man ihn zur Behandlung von Fieber, Infektionskrankheiten und wegen seiner entzündungshemmenden und keimtötenden Eigenschaften sowie als generelles Tonikum für Körper, Geist und Seele. Moderne Studien konnten die volksheilkundlichen Anwendungen in ihrer Wirksamkeit bestätigen. So zeigt zum Beispiel eine Studie, dass Buchweizenhonig eine bessere hustenreizstillende Wirkung besitzt als herkömmliche schulmedizinische Hustenstiller. Auch seine antibakterielle Wirkung konnte in Experimenten nachgewiesen werden. Dabei wurde festgestellt, dass Buchweizenhonig eine höhere Wirksamkeit bei der Abtötung pathogener Bakterien als Manuka-Honig aufweist. Was seine wundheilenden Eigenschaften angeht, muss sich der Buchweizenhonig genauso wenig hinter dem exotischen Honig aus Neuseeland verstecken: Buchweizenhonig regt in besonderem Maße die Aktivität der Fibroblasten an, welche maßgeblich an der Bildung von neuen Zellen und somit der Wundheilung beteiligt sind. Es wurde insgesamt festgestellt, dass die nachgewiesenen Wirkungen umso stärker sind, je dunkler der Honig ist. Die Intensität der Färbung zeigt die Reinheit des Honigs an. Ein besonders dunkler Buchweizenhonig ist somit besonders heilkräftig.

Blütenstand des Echten Buchweizens. Foto: V.Boldychev, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Buchweizen (Fagopyrum esculentum) ist ein Pseudogetreide innerhalb der Gattung der Knöterichgewächse. Die Früchte der Pflanze werden zu Mehl verarbeitet. Da Buchweizen natürlicherweise glutenfrei ist, ist Buchweizenmehl eine beliebte Alternative für Menschen, die an Glutenunverträglichkeit leiden. Darüber hinaus ist Buchweizen vor allem in Osteuropa ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Die weiß- bis rosafarbenen Blüten sind eine reichhaltige Nektarquelle und werden gerne von Honigbienen und anderen Insekten besucht. Anbaugebiete von Buchweizen sind daher eine ertragreiche Bienenweide.

Text: Fabian Kalis

Das Atlantische Hasenglöckchen (Hyacinthoides non-scripta) ist eine frühblühende Zwiebelpflanze, deren farbintensiven blauen Blüten ein eindrucksvolles Naturschauspiel bieten. Bluebell, wie die Pflanze auf englische heißt, ist vor allem auf den Britischen Inseln verbreitet. Nicht zu verwechseln ist die Pflanze mit der ebenfalls als Bluebell bezeichneten Glockenblume (Campanula spp.). Die Pflanze bildet von April bis Mai traubige Blütenstände, an denen sechs bis zwölf glockenförmige blaue Einzelblüten sitzen. Die ausdauernden Gewächse bilden dabei häufig weitreichende Pflanzenteppiche in den noch laubkargen Frühlingswäldern. Als welche der ersten Blüten im Jahr sind diese ausladenden farbenprächtigen Blütenteppiche ein erquickender Anblick. Einige britische Ortschaften sind bekannt für einen besonders bemerkenswerten Bestand dieser Pflanzen, deren Blütenpracht jedes Jahr aufs Neue zahlreiche Touristen und Fotografen anlockt.

Blüten des Atlantischen Hasenglöckchens. Foto: Philip Halling / Bluebells in Narrow Wood, Wadborough

Doch das Hasenglöckchen kann nicht nur mit Schönheit aufwarten. In der traditionellen Volksheilkunde ist es eine geschätzte Heilpflanze. Hier nutzt man die im Herbst gesammelten Zwiebeln zur Behandlung von Weißfluss, als harntreibendes Mittel bei Erkrankungen der Nieren und ableitenden Harnwege sowie als blutstillende Medizin. Der klebrige Pflanzensaft wurde zudem als Klebstoff verwendet. Auch als Mittel gegen Lepra und Tuberkulose wurden die Blumenzwiebeln in der Vergangenheit eingesetzt. Darüber hinaus wurde die Pflanze als ein Zaubermittel gegen böse Alpträume und zur magischen Behandlung von Schlangenbissen verwendet. Heutzutage wird sie aufgrund der enthaltenen Pyrolizidinalkaloide jedoch häufig pauschal als giftig abgetan.

Malerischer Blütenteppich des Hasenglöckchens in England. Foto: Colin / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0

In der keltisch geprägten Kultur steht Bluebell in Verbindung mit der Welt der Feen und Geister. Die Pflanzenteppiche gelten als ein Heim dieser zauberhaften Wesenheiten. Mit dem magischen Geläute der Blüten würden Feen und Naturgeister die Menschen verzaubern, erzählen alte Geschichten. Sie ist außerdem ein Symbol für Tod und Trauer. Aus diesem Grund würden die Blütenköpfe stets in Trauer zum Boden geneigt hängen, so der Volksglaube. Auch sind die blauen Blumen eine beliebte Zierde auf Gräbern. Das Pflücken der Blüten soll Unheil oder gar den Tod bringen. Englische Bogenschützen nutzen den klebrigen Pflanzensaft, um Federn an ihre Pfeile zu kleben. Die Todessymbolik der Hasenglöckchen sollte dabei die todbringende Kraft der Pfeile magisch verstärken.

Wer umsichtig mit den magischen Blumen umgeht, kann mit ihnen aber auch auf eine positive Art mit den andersweltlichen Kräften in Verbindung treten. So heißt es, dass ein von Herzen kommender, selbstloser Wunsch, den man der ersten im Frühling erblickten Blüte anvertraut, von den dort lebenden Feen erhört und in Erfüllung gehen würde.

Text: Fabian Kalis

Die tief blauen bis violetten Blüten der zarten Wald-Glockenblume (Campanula persicifolia) gehören zu prächtigsten Farbtupfern in europäischen Wäldern. Zusammen mit der deutlich kleineren Rundblättrigen-Glockenblume (Campanula rotundifolia), welche häufig auf Wiesen anzufinden ist, ist sie Teil der in Deutschland häufigsten Arten dieser Gattung. Die intensive Farbenpracht der Blüten und ihr Auftreten an unscheinbaren Plätzen machen diese Pflanzen zu einem echten Hingucker bei jedem Naturspaziergang.

Blüten der Wald-Glockenblume. Foto: Dominicus Johannes Bergsma, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

Neben ihrer Schönheit hat die Glockenblume aber noch ganz andere Talente, die leider in moderner Zeit mehr und mehr in Vergessenheit geraten sind. Heutzutage findet Bluebell, so der englische Name dieser Pflanze, in kaum einem Kräuterbuch Erwähnung, und wenn doch, dann wird nur vor ihrer vermeintlichen Giftigkeit gewarnt. Dies beruht vor allem auf der Unwissenheit einiger Autoren, die diese Pflanze mit dem ebenfalls als Bluebell bezeichneten Atlantischen Hasenglöckchen (Hyacinthoides non-scripta) verwechseln. Tatsächlich aber ist die richtige Glockenblume ungiftig, genießbar und sogar lecker. Besonders die farbenfrohen Blüten werden gerne als essbare Deko genutzt. Die Blätter der Pflanze können als Salat gegessen werden.

Blüten der Rundblättrigen Glockenblume. Foto: Anton Ehrola, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Darüber hinaus wurden die Glockenblumen früher als starke Heilpflanzen geschätzt. Viele Glockenblumenarten nutze man wegen ihrer antiseptischen Wirkung. Besonders die Kapverdische Glockenblume (Campanula jacobaea) hat in ihrer Heimat eine lange Tradition als Medizin gegen Halsschmerzen und Entzündungen. Ihr portugiesischer Name contra bruxas-azul, was auf Deutsch Blau gegen Hexen bedeutet, deutet zudem auf eine Verwendung als Zauberkraut gegen allerlei schadhaften Zauber hin. Ihrem Status als geschätztes Heilkraut verdankt diese Pflanze sogar die Prägung auf Münzen der lokalen Währung. Generell haben die meisten Glockenblumen eine blutstillende und entzündungshemmende Wirkung, die vor allem auf den Wirkstoffen Inulin und Triterpensaponinen beruht.

Der Name der Glockenblumen leitet sich von ihren an Glocken erinnernde Blüten ab. Im Volksglauben insbesondere keltisch geprägter Kulturen haben verschiedenste als Glockenblumen bezeichnete Pflanzen eine Verbindung mit dem Reich der Anderswelt. So heißt es zum Beispiel im angelsächsischen Raum, dass Feen mit dem Geläute der blauen Blüten Zauber wirken könnten. Das unhörbare magische Klingen dieser pflanzlichen Glocken soll so schon manchem Menschen Glück oder Unheil gebracht haben.

Text: Fabian Kalis

Die Winterzeit ist bekanntlich auch die Zeit von Erkältungskrankheiten, Husten, Schnupfen & Co. Das nasskalte Wetter und die wenigen Sonnenstunden schwächen das Immunsystem und machen anfällig für allerlei Infekte & Leiden. Dazu kommt, dass wir uns im Winter vermehrt drinnen aufhalten, häufig im engen Kontakt mit anderen Menschen und weniger im Freien an der frischen Luft sind. Bakterien und Viren haben es so leichter, von Mensch zu Mensch zu wandern. Die perfekte Grundlage für Ansteckung und Krankheitswellen. Ein Glück, dass es zahlreiche pflanzliche Helfer gibt, die uns helfen uns an kalten Wintertagen vor Krankheiten zu schützen, Symptome zu lindern und das Immunsystem zu stärken.



Sonnenhut

Sonnenhut (Echinacea spp.) gilt als eine der besten immunstärkenden Heilpflanzen. Arzneilich verwendet werden unterschiedlich Arten innerhalb dieser Gattung: der Purpur-Sonnenhut (E. purpurea), der Blasse Sonnenhut (E. pallida) sowie der Schmalblättrige Sonnenhut (E. angustifolia). In der Regel verwendet man die Wurzel der Pflanze. Diese enthalten Polysaccharide, Kaffeesäuren, Alkylamide und Glykoproteine als pharmakologisch wirksame Inhaltsstoffe. Insbesondere bei den Alkylamiden konnte eine immunstärkende und entzündungshemmende Wirkung nachgewiesen werden.

Blüte des Purpur-Sonnenhuts. Foto: Leonid Golovin, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

Zubereitungen aus dem Sonnenhut kann man nicht nur zur Winterzeit bereits als vorbeugende Medizin einnehmen, um das Immunsystem zu stärken und sich so vor Ansteckung zu schützen, bevor man überhaupt krank wird. Hierzu wird eine kurartige Anwendung über mehrere Wochen empfohlen. Aber auch wenn die Krankheit einen bereits erwischt hat, kann der Sonnenhut helfen, die Zeit bis zur Gesundung zu verkürzen und die Schwere der Krankheit zu lindern. Die getrocknete Sonnenhutwurzel kann dafür als Tee aufgebrüht werden oder in Form eines alkoholischen Extraktes eingenommen werden.



Thymian

Portugiesischer Joch-Thymian (Thymus zygis). Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Thymian (Thymus spp.) ist nicht nur ein beliebtes Gewürz für mediterrane Speisen, sondern auch eine kräftige Heilpflanze. Speziell das ätherische Öl, das zum größten Teil aus Thymol besteht und dem Thymian seinen typischen Geruch verleiht, ist pharmakologisch wirksam. Das ätherische Öl der Pflanze wirkt schleimlösend, schmerzlindernd, entkrampfend und keimtötend. Dadurch eignet sich Thymian gut zur Behandlung von Husten mit festsitzendem Schleim, Bronchitis und anderen entzündlichen Leiden der Atemwege sowie Halsschmerzen. Darüber hinaus enthält die Pflanze Zink, welches essenziell für ein gut funktionierendes Immunsystem ist. Auch bei Kopf- und Gliederschmerzen kann Thymian Linderung bringen. So findet die Pflanze auch bei grippalen Infekten Verwendung.



Efeu

Efeublätter. Foto: Stephen James McWilliam, CC BY 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by/4.0, via Wikimedia Commons

Der Efeu (Hedera helix) findet sich heutzutage meist in Form von Fertigpräparaten in Apotheken und Drogerien. Aus den Blättern hergestellte Sirupe werden als schleimlösende Hustenmittel angeboten. Gases einfach kann man sich jedoch auch seine eigene Medizin aus selbst gesammelten Blättern herstellen. Im Gegensatz zu vielen anderen Heilpflanzen sind es hier besonders die älteren Blätter, die die meiste Heilkraft haben. Verantwortlich für die schleimlösende Wirkung sind Saponine. Der Gehalt dieser Inhaltsstoffe nimmt beim Efeu mit dem Alter zu. Junge, frische Blätter eigenen sich daher weniger gut. Da Saponine hitzeempfindlich sind und bei hohen Temperaturen zerstört werden, dürfen Efeublätter nur kalt verarbeitet werden. Hierzu kann man die frischen Blätter kleinschneiden und für 12 Stunde in ein Glas kaltes Wasser einlegen. Gelegentliches Schüttel beschleunigt die Extraktion. Der fertige Extrakt ist seifig und schäumt beim Schütteln. Diesen kann man in kleinen Schlucken über den Tag verteilt zu sich nehmen. Der selbstgemachte Schleimlöser ist im Kühlschrank wenige Tage haltbar. Er muss also stets frisch angesetzt werden. Vorsicht gilt beim Sammeln: Besonders die kletternden Ästchen des Efeus haben eine hautreizende Wirkung und die dunkelblauen Früchte, welche nur an besonders alten Pflanzen wachsen, können bei der Einnahme Vergiftungen verursachen.

Text: Fabian Kalis

Der Echte Kümmel (Carum carvi) ist vielen in erster Linie als Gewürz bekannt. Die aromatischen Früchte dieses Doldenblütlers finden insbesondere in der Osteuropäischen Küche Verwendung. Doch als beliebte Gewürzpflanze hat er fast die ganze Welt erobert und findet so auch Anwendung in Gerichten unterschiedlichster Länder. Nicht verwechseln sollte man den Echten Kümmel mit anderen, ebenfalls als Kümmel bezeichneten, Gewürzpflanzen wie dem Schwarzkümmel (Nigella sativa) oder dem Kreuzkümmel (Cuminum cuminum). Neben den manchmal fälschlicherweise als Kümmelsamen bezeichneten Früchten nutzt man auch die Blätter dieses Krautes zu kulinarischen Zwecken. Diese haben einen milden Geschmack, der gerne mit Petersilie oder Dill verglichen wird. Genutzt werden sie frisch zum Würzen oder als Salat. Auch die Wurzel des Echten Kümmels kann man als Wurzelgemüse zubereiten.

Wurzel und Kraut des Echten Kümmels. Foto: Laval University, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Bei Ausgrabungen von steinzeitlichen Pfahlbauten, die auf ein Alter von über 3000 Jahren datiert wurden, konnten ebenfalls Kümmelfrüchte gefunden werden, die. Die Verwendung dieser aromatischen Körner durch den Menschen hat also eine lange Geschichte. Doch nicht nur als Speisepflanze macht der Echte Kümmel eine gute Figur. Als wirksame Heilpflanze lassen sich Anwendungen durch schriftliche Aufzeichnung bis in frühe Mittelalter zurückverfolgen.

Blütenstände des Echten Kümmels. Foto: Niepokój Zbigniew, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Die Kümmelfrüchte oder das aus ihnen gewonnene Kümmelöl haben auch heute noch den Status einer offiziellen Arzneipflanze mit empirisch nachgewiesener Wirkung. Die für die pharmakologische Wirkung verantwortlichen Wirkstoffe finden sich im ätherischen Öl der Kümmelfrüchte, welches der Pflanze auch ihren typischen Duft verleiht. Mit einem Gehalt von über 50 % im ätherischen Öl ist Carvon der Hauptwirkstoff, daneben finden sich etwa 30 % Limonen sowie in geringen Mengen andere Monoterpene, Phenolcarbonsäuren, Flavonoide und Furocumarine.

Kümmel regt die Tätigkeit der Verdauungsdrüsen an und wirkt somit verdauungsfördernd. Darüber hinaus wirkt er stark entkrampfend und hilft gegen Blähungen. Aus diesem Grund wird Kümmel gerne bei Verdauungsstörungen mit Blähungen und Völlegefühl, sowie bei leichten Krämpfen im Magen-, Darm- und Gallenbereich und bei nervösen Herz-Magen-Beschwerden verwendet. Verwendet werden hierzu innerlich die als Tee aufgebrühten Kümmelfrüchte oder äußerlich auf den Bauch aufgetragenes Kümmelöl. Letzteres hat sich vor allem bei der Behandlung von Koliken von Babys und Kleinkindern bewährt.

Außerdem hat Kümmel antimikrobielle Eigenschaften und hilft gegen Mundgeruch. Aus diesem Grund finden Extrakte aus den Früchten Anwendung in Zahnpflegeprodukten. Auch traditionelle Anwendungen empfehlen das Kauen der Kümmelfrüchte bei schlechtem Atem.

Wie viele andere Doldenblütler hat auch der Echte Kümmel eine hautreizende Wirkung. Besonders bei Verwendung des ätherischen Öls der Pflanze sollte man also bei äußerlicher Anwendung vorsichtig sein. Der Echte Kümmel wurde 2016 zur Heilpflanze des Jahres ernannt. Alkoholische Zubereitungen aus den Kümmelfrüchten erfreuen sich in Form des skandinavischen Aquavits und des norddeutschen Köms großer Beliebtheit.

Text: Fabian Kalis

In winterlicher Ruhe beginnt die Natur das neue Jahr. Kein ausgelassenes Spektakel mit bunten Farben und lautem Getöne läutet hier den Anfang eines neuen Laufs durch den Jahreskreis ein. Doe Farbenpracht des pflanzlichen Lebens liegt verborgen und die Welt scheint leer und leblos. Lediglich ein paar immergrüne Gewächse zieren die sonst karge Landschaft mit ein wenig Farbe. Doch auch im mildesten Winter des Nordens ist der Januar gewiss keine Zeit, in der man die bunte Blütenpracht der Pflanzenwelt erwarten würde. Auf Schneeglöckchen und andere florale Frühaufsteher muss man in der Regel noch bis zum Ende des Winters warten, denn selbst diese unerschrockenen ersten Frühlingsboten trauen sich erst mit der Schneeschmelze und den ersten frühlingshaften Sonnenstrahlen heraus. Und doch gibt es tatsächlich Pflanzen, deren Blüten man bereits im Januar entdecken kann, wenn der Winter die Natur noch fest im Griff hat. Drei dieser frostigen Blütenwunder möchte ich hier kurz vorstellen.



Winterling (Eranthis hyemalis)

Blühende Winterlinge im Schnee. Foto: Dominicus Johannes Bergsma, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Der Winterling ist eine ausdauernde, krautige Pflanze innerhalb der Familie der Hahnenfußgewächse. Die gerade mal 5 cm bis 20 cm hohe Pflanze bildet unterirdische kugelförmige Knollen als Überwinterungsorgan. Noch bevor die ersten Laubblätter gebildet werden, treiben aus ihnen bereits im Winter oder Vorfrühling die etwa 2,5 cm großen gelben Blüten aus. Die Blütezeit erstreckt sich von Januar bis März, sodass man die Blüten dieses Schneeblühers häufig durch die noch weiße Schneedecke brechen sieht. Die Blüten bieten einen Nektar mit ungewöhnlich hohem Zuckergehalt (bis zu 72 %) an. Der hohe Zuckergehalt ist nicht nur eine wichtige Energiequelle für die an warmen Wintertagen bereits umherfliegenden bestäubenden Insekten, er dient der Pflanze auch als Frostschutzmittel. Zur Bildung des energiereichen Pflanzensaftes zehrt der Winterling aus den im Vorjahr in der Knolle angelegten Reserven, denn Photosynthese kann er ohne Laubblätter noch nicht betreiben. Zu den Blütenbesuchern zählen Bienen, Hummeln und Fliegen. Besucht werden die Blüten aber vor allem von verschiedenen Hummelarten, da diese schon bei deutlich niedrigeren Temperaturen fliegen können als die meisten Bienenarten. Ursprünglich in Südeuropa beheimatet, hat sich die Pflanze mittlerweile auch in Zentraleuropa und Nordamerika verbreitet. Sie liebt feuchte Laub- und Mischwälder, findet sich aber auch in Gebüschen und Weinbergen.



Schneeheide (Erica carnea)

Blütenstand der Schneeheide. Foto: Leo Michels, CC0, via Wikimedia Commons

Die Schneeheide (auch Winterheide genannt) ist ein immergrüner Zwergstrauch mit nadelförmigen Blättern aus der Familie der Heidekrautgewächse. Die Pflanzen sind reich verzweigt und erreichen Wuchshöhen bis 30 cm. Sträucher dieser kleinen Heidekrautart können über 30 Jahre alt werden. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich auf die Gebirge Europas. Obwohl die typische Blütezeit der Schneeheide erst im März beginnt, lassen sich in milden Wintern schon im Januar die ersten Blüten entdecken. Die weiß- bis rosafarbenen traubigen Blütenstände entwickeln sich aus bereits im Herbst angelegten Blütenknospen. Bienen und verschiedene Tagfalter besuchen diesen Schnee- und Frühblüher gern an den ersten wärmeren Sonnentagen im Winter und finden hier eine wichtige Nahrungsquelle nach der zehrenden Winterruhe.



Christrose (Helleborus niger) 

Blüten der Weißen Schneerose im Schnee. Foto: Jerzystrzelecki, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

Die besser unter dem Namen Christrose bekannte Weiße Schneerose ist ein Schneeblüher aus der Familie der Hahnenfußgewächse. Wegen ihrer schwarzen Rhizome und Wurzeln und stark Niesreiz verursachender Inhaltsstoffe (Helleborein und Hellebrin) wird sie auch als Schwarze Nieswurz bezeichnet. Der Wirkstoff Helleborein hat zudem eine Digitalisglykosid ähnelnde Wirkung. Ihre pharmakologischen Eigenschaften machten Sie bereits in der Antike zu einer geschätzten Arzneipflanze, insbesondere bei Herzleiden. Heutzutage sind aus ihr zubereitete Niespulver jedoch verboten und die medizinische Anwendung ist in Vergessenheit geraten. Die 5 cm bis 10 cm großen weißen Blüten finden sich vereinzelt bereits ab November. Die Blütezeit reicht dann bis in den Mai hinein. Es können also von Herbst über den ganzen Winter bis in den Frühling Blüten dieser Pflanze erscheinen. Auch wenn die Blüten pollenfressende Insekten anlocken, ist die Bestäubung durch Insekten aufgrund der Blütezeit nicht zufriedenstellend. Aus diesem Grund neigt die Pflanze zur Selbstbestäubung.

Text: Fabian Kalis

Mit den immer kälter werdenden Temperaturen im Herbst beginnt Anfang November traditionell die Grünkohlzeit. Als typisches Wintergemüse wird diese deftige Kohlart vor allem in der Herbst- und Winterzeit genossen. Auch wenn Grünkohl heutzutage ganzjährig frisch erhältlich ist, wird er dennoch überwiegend als saisonale Delikatesse gegessen. Die Ernte des Blattgemüses beginnt gewöhnlich nach dem ersten Frost und kann sich über den kompletten Winter erstrecken.

Hochwachsender Grünkohl in seiner typischen Wuchsform

Der Grund für diese späte Ernte bei kühlen Temperaturen ist, dass bestimmte Stoffwechselprozesse in den Blättern, die dem Grünkohl seinen typischen Geschmack verleihen, erst bei Temperaturen um den Gefrierpunkt beginnen. Bei diesen niedrigen Temperaturen kann die Pflanze den durch die Photosynthese gebildeten Traubenzucker nicht mehr in Stärke umwandeln und lagert diesen daher direkt in den Blättern ein. Dadurch steigt der Zuckergehalt in den Blättern und der Kohl bekommt einen süßlichen Geschmack.

Verschiedene Grünkohlsorten in einem Beet

Als eine Zuchtform des Gemüsekohls (Brassica oleracea) gehört der Grünkohl zur gleichen Pflanzenart wie auch Rosenkohl, Brokkoli, Blumenkohl und viele andere in der Küche genutzten Kohlarten. Zur Gattung der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae) gehörend, enthält auch der Grünkohl die für die Gattung typischen Senfölglykoside. Diese verleihen allen Kohlgewächsen ihren deftigen, leicht scharfen Geschmack und das typische Kohlaroma.

An der bei Insekten beliebten Blüte erkennt man die Verwandtschaft mit anderen Kohlsorten

In der Pflanzenheilkunde schätzt man die antibakterielle, antivirale, entzündungshemmende und immunstärkende Wirkung dieser Inhaltsstoffe. Die Kohlgewächse eigenen sich also hervorragend, um den Körper in der Zeit von Erkältungskrankheiten zu schützen und entsprechende Leiden zu lindern. Neben diesen stark wirksamen Senfölglykosiden enthält Grünkohl mit bis zu 8,6 mg / 100 g einen der höchsten Vorkommen an Betacarotinen von allen Lebensmitteln. Diese Wirkstoffe haben eine zellschützende, antioxidative Wirkung und spielen eine wichtige Rolle im gesamten menschlichen Körper. Auch eine krebshemmende Wirkung wird ihnen zugeschrieben. Darüber hinaus enthält roher Grünkohl bis zu 150 mg / 100 g an Vitamin C, was ihn zu einem der Vitamin-C-reichsten Lebensmittel überhaupt macht. Neben Vitamin C finden sich in den reifen Grünkohlblättern zudem Vitamin A, Vitamin B1, B2, B3, B6, B9, Vitamin D, Vitamin E und vor allem eine große Menge an Vitamin K. Da Vitamin C und viele andere Vitamine jedoch beim Kochen zerstört werden, spielen diese bei der traditionellen Zubereitung keine Rolle. Die Grünkohlblätter finden jedoch auch in der Rohkost Verwendung. Ebenso ist Grünkohl reich an Spurenelementen wie Eisen, Magnesium, Phosphor, Natrium, Calcium, Zink und Kalium. Dies macht Grünkohl zu einem echten Superfood.

Grünkohl wird vorwiegend in Norddeutschland, den Niederlanden und dem südlichen Teil Skandinaviens gegessen. Typischerweise wird er zusammen mit Kassler oder grober Bratwurst (Pinkel, Grützwurst, Kohlwurst) und Kartoffeln genossen. In vielen Gegenden gehört Grünkohl klassischerweise zum Weihnachtsessen. Besonders in Norddeutschland finden sich zudem kulturelle Festlichkeiten rund um den Grünkohl und das Grünkohlessen. Hier werden unter anderem regionale Grünkohlfeste gefeiert, bei denen nicht selten Grünkohlkönige & -königinnen gekürt werden. Besonders bekannt ist hierfür die Stadt Oldenburg mit ihrem jährlichen Ollborger Gröönkohl-Ätens. Die berühmteste Trägerin des hier verliehenen Titels des Oldenburger Kohlkönigs ist Altbundeskanzlerin Angela Merkel.

Winterlicher Grünkohl mit Eis im Frost

Da die meisten Grünkohlarten winterhart sind und auch über den Winter ihre grünen Blätter behalten, kann frischer Grünkohl häufig die komplette Winterzeit geerntet werden. Besonders in früheren Zeiten, in denen frisches Obst und Gemüse (und somit auch viele Vitamine) in der Winterzeit rar waren, gehörte der Grünkohl zu einem unentbehrlichen Teil der winterlichen Küche. Er war eines der wenigen Lebensmittel, die auch in der kalten Jahreszeit in frischer Form zur Verfügung standen. Der vitaminreiche Grünkohl sicherte so Gesundheit und Leben vieler nordeuropäischen Menschen in der sonst eher kragen Winterzeit des kalten Nordens.

Text: Fabian Kalis

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In der Nacht zwischen Oktober und November feiern insbesondere viele amerikanische Menschen Halloween. Doch auch in anderen Ländern erfreut sich das gruselige Spektakel zunehmender Beliebtheit. Verkleidet als furchteinflößende Gestalten ziehen die Kinder umher und fordern leckere Gaben ein. Diese Tradition ist aber keinesfalls nur ein Klamauk der modernen Spaßgesellschaft, sondern hat ihre Ursprünge in alten heidnischen Festlichkeiten.

Halloween findet seine Ursprünge in heidnischen Ritualen der irischen Kelten. Diese feierten in der Nacht zum ersten Novembertag das Fest Samhain, welches den Beginn des keltischen Neujahres markierte. Irische Einwanderer brachten diese Tradition in die Neue Welt und dort entwickelte sich dann daraus das moderne, amerikanische Halloweenfest. In dieser Nacht zwischen dem alten und dem neuen Jahr, so hieß es in der keltischen Mythologie, stünden die Pforten zur Welt der Toten offen. Die Seelen der Toten, verstorbene Ahnen und andere Geister würden in dieser Zeit in der Welt der Lebenden umherziehen, glaubte man. Damit sich diese auf ihrem Weg nicht verirrten, stelle man Laternen aus Rüben und Kürbissen an die Häuser. Auch brachte man den hungrigen Geistwesen Opfergaben in Form von Speis & Trank dar. Dies sollte dazu führen, dass einem die andersweltlichen Gestalten wohlgesonnen blieben. Ebenso wollte man sichergehen, dass alle umherziehenden Wesenheiten nicht aufgrund von Hunger oder Erschöpfung ihren Weg nicht mehr zurück in die Welt der Toten finden würde und so im Diesseits für Unglück und Elend sorgen könnten.

Auch wurden rituelle Räucherungen durchgeführt, um Haus und Hof vor den weniger wohlwollenden Energien zu schützen, aber auch um gegenüber den Ahnen Dankbarkeit auszudrücken und als Opfergabe. Samhain ist eine Zeit, in der man die Toten um Rat bitten konnte oder sich mit den Ahnen aussprechen konnte. Zu keiner anderen Zeit galt die Verbindung zum Jenseits so nah und greifbar. Für diesen Zweck wurden ebenfalls spezielle Rituale zelebriert, die häufig mit zauberhaftem Räucherwerk untermalt wurden.

Auch heutzutage nutzen viele Menschen diese besondere Nacht für eine Besinnung auf die Verstorbenen und führen Räucherrituale durch. Ganz gleich, mit welcher Intention man an Halloween räuchern möchte, ob zum Schutz vor Unglück und Unheil, als Opfergabe für die Verstorbenen oder einfach zum Schaffen einer passenden Duftatmosphäre, finden sich viele Räucherstoffe, die wunderbar zu dieser magischen Nacht passen. Das nachfolgende Rezept soll eine Inspiration sein, sein eigenes Räucherritual zu Halloween / Samhain zu zelebrieren:

Räuchermischung Samhain

Erdrauchkraut – Dieses Kraut wurde schon von den Germanen & Kelten genutzt, um Kontakt mit den Ahnen aufzunehmen.

Bernstein – Bernstein steht symbolisch für die Vergangenheit, für lange verstorbene Seelen, und tief verborgen liegendes.

Schwarzer Copal – Dieses Harz aus Mittel- und Südamerika gilt den dortigen Völkern als eine Nahrung der Toten und steht im Zusammenhang mit dem Jenseits.

Beifußblüten – Beifuß ist eines der ältesten Räucherkräuter und wurde schon in der Steinzeit rituell genutzt. Weltweit gilt Beifuß als eine Schutzpflanze, die vor negativen und unheilvollen Energien schützt. Außerdem soll Beifuß den Geist öffnen und empfänglich machen für Botschaften aus anderen Welten.

Holunderholz – Holunder war in der Mythologie der nordeuropäischen Waldvölker eng mit dem Reich der Toten & Ungeborenen verbunden.

Wacholderspitzen – Wacholder ist genau wie der Beifuß eine Schutzpflanze, deren aromatischer Rauch Dämonen, Unheil & negative Energien vertreiben soll

Wacholderbeeren – Die süßlich, harzig duftenden Wacholderbeeren sind eine gute Opfergabe für jenseitige Gestalten

Text: Fabian Kalis

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