In wenigen Tage beginnt nach dem kalendarischen Jahreskreis der Herbst. Ein Blick in die Natur lässt aber schon länger erahnen, dass die Zeit der Fülle sich dem Ende neigt und die Pflanzen und Tiere sich auf die Zeit der Ruhe und Einkehr in Herbst und Winter vorbereiten. Jetzt beginnt die Zeit, in der viele Tiere nochmal vermehrt auf Nahrungssuche gehen, um Vorräte für die kalten Monate anzulegen. Man sieht die Eichhörnchen geschäftig Nüsse, Pilze und Früchte herumtragen, Igel sondieren schonmal geeignete Verstecke zum Überwintern und die Honigbienen tragen noch ein letztes bisschen Nektar und Pollen für den Wintervorrat ein.

Doch was blüht jetzt eigentlich noch? Wo finden Bienen & Co noch Nahrung? Ein kurzer Blick genügt, um festzustellen, dass die Zeit der bunten Blütenvielfalt lange vergangen ist. So kurz vor dem Umschwung in die kalten Jahreszeiten finden sich kaum noch Blüten. Die Natur ist zwar noch grün, mit den ersten fallenden Blättern deutet aber auch der Mangel an Blüten auf die bevorstehende karge Zeit hin. Zum Glück gibt es ein paar Pflanzen, die tapfer die Stellung halten und mit ihren letzten Blüten den Spätsommer zieren.

Zu ihnen gehören auch typische Küchenkräuter wie Oregano, Thymian, Minze und Strauchbasilikum. Wer diese Pflanzen im Balkonkasten oder im Kräuterbeet anbaut, der tut nicht nur sich selbst, sondern auch den Bienen noch was Gutes, denn alle diese Pflanzen blühen oft bis in den Herbst hinein und sind ein wahrer Bienenmagnet.

Blühender Oregano. Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Auch die Fetthenne (Sedum telephium), ein Dickblattgewächs, das gerne in Mauerspalten, Felsen oder trockenen Wäldern wächst, bringt ihre gelb, grünlich bis rosafarbenen Blüten erst im späten Sommer hervor und lockt mit einem reichhaltigen Nektar- und Pollenangebot noch die letzten fleißigen Arbeiterbienen zum späten Buffet. Die fleischigen Blätter dieser Sukkulente können übrigens als saftiger Wildsalat gegessen werden.

Die Fetthenne zur Blütetzeit. Foto: Muséum de Toulouse, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Die Besenheide (Caluna vuilgaris) gehört ebenso zu den spätsommerlichen Blüten. Dieses immergrüne Heidekrautgewächs bietet mit ihrem stark zuckerhaltigen Nektar den Bienen nochmal einen richtigen Energieschub vor der Winterruhe. Als letzte große Trachtpflanze können die Bienen bei einem ausreichenden Pflanzenvorkommen sogar noch so viel Nektar eintragen, dass eine Heidehonigernte im Frühherbst möglich sein kann.

Die Besenheide. Foto: Sdjurovic, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Das gelb blühende Echte Labkaut (Galium verum) lockt mit seiner langanhaltenden, bis in den Spätsommer reichenden Blütezeit Bienen und andere Insekten an. Gerade im späteren Verlauf der Blühperiode, wenn kaum noch andere Blühpflanzen zu finden sind, ist das Labkraut für viele Bestäuber so eine wichtige Nahrungsquelle vor dem nahenden Winter. Die kleinen, gelben, in rispigen Blütenständen angeordneten Blüten duften intensiv nach Honig und lassen mit ihrem süßlichen Duft auch unser Gemüt noch einmal in sommerliche Fülle aufgehen.

Das Echte Labkraut ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 20 cm und 70 cm erreicht. Die aufrechten, rundlichen Stängel sind behaart. An ihnen sitzen quirlig angeordnet die Laubblätter. Diese im Quirl angeordneten Blätter sind typisch für die Gattung der Labkräuter und erinnern an Waldmeister, einen nahen Verwandten.

Ihren Namen haben die Labkräuter von dem in den Samen enthaltenen pflanzliches Lab, welches in Notzeiten zur Käseherstellung verwendet wurde. Auch die botanische Bezeichnung Galium (von griechisch Gala = Milch) weist hierauf hin. Das Echte Labkraut war zudem früher eine geschätzte Färberpflanze. Darüber hinaus findet das Kraut bis heute Anwendung in der volkstümlichen Pflanzenheilkunde. Hier wird es hauptsächlich als harntreibendes Mittel genutzt. Hierfür brüht man einen Tee aus den oberirdischen Pflanzenteilen des blühenden Krautes auf. Dieser leicht keimtötende und entzündungshemmende Tee hilft dabei Nieren, Blase und Harnleiter zu spülen und kann so bei Blasenentzündungen, Harnleiterentzündungen und Nierenentzündungen helfen, sowie Nierensteine ausleiten. Äußerlich nutzt man das Labkraut zur Behandlung schlecht heilender Wunden und bei Verletzungen des Bewegungsapparates. Hierbei nutzt man den frischen Pflanzenpresssaft zur äußerlichen Einreibung der betroffenen Körperstellen.

Text: Fabian Kalis

Der Gewöhnliche Wasserdost (Eupatorium cannabinum) ist unter vielen verschiedenen Namen bekannt. So vielseitig wie seine Namen sind auch seine Anwendungsgebiete. Wasserhanf ist eine seiner Bezeichnungen und geht auf die an Hanfblätter erinnernde Blattform zurück. Diesem Umstand verdankt die Pflanze auch ihren botanischen Artennamen cannabinum. Andere Namen lassen Rückschlüsse auf die Verwendung dieser Pflanze ziehen. Als Kunigundenkraut findet man die Pflanze vor allem in älteren Aufzeichnungen. Dieser Name geht auf die Heilige Kunigunde, die Frau des letzten römisch-deutschen Kaisers Heinrich II. zurück, die im Jahr 1200 durch Papst Innozenz III. heiliggesprochen wurde und als Schutzpatronin der kranken Kinder gilt. Der ihr geweihte Wasserdost war nämlich bereits im Mittelalter eine geschätzte Medizin zur Behandlung von Infektionskrankheiten aller Art. Ein weiterer Name der Pflanze ist Mannskraft, da der Wasserdost zudem traditionell zur Steigerung der Potenz und Libido des Mannes angewendet wurde. Heidnisch Wundkraut, eine weitere Bezeichnung, deutet zudem auf wundheilende Eigenschaften sowie eine Verwendung der Pflanze hin, die weit in vorchristliche Zeiten zurückreicht.

Wasserdost zur Blütezeit. Foto: Algirdas at the Lithuanian language Wikipedia, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons

Die Römer verwendeten die Pflanze, um Ameisen fernzuhalten. Tatsächlich wird der Saft der Pflanze noch heute als wirksames Insekten-Repellent, vor allem in der Tiermedizin genutzt. Bei Pferden nutzt man ihn, um Fliegen und Bremsen abzuhalten, bei Hund, Katz und Kleintieren kann er vorbeugend gegen Flöhe und Zecken angewendet werden. Doch auch wir Menschen können uns mit dem frischen Pflanzensaft Mücken, Zecken und andere lästige Insekten fernhalten.

Die Hauptanwendung des Wasserdost ist jedoch seine immunstärkende Wirkung. In dieser Hinsicht ähnelt er dem Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea), hat jedoch den Vorteil, dass er eine einheimische Pflanze ist und in großen Vorkommen wild wächst. Wegen dieser Wirkung wird der Wasserdost schon lange als wirksame Medizin bei verschiedensten Infektionskrankheiten angewendet. Verbreitet ist hierbei eine Zubereitung als Tee oder ein alkoholischer Auszug. Genutzt wird die komplette oberirdische Pflanze, also Stängel, Blätter und Blüten.

In vorchristlicher Zeit galt der Wasserdost ähnlich dem Holunder als Sitz der guten Hausgeister. Aus diesem Grund wurde er gerne rund um Haus und Hof angepflanzt. Noch heute findet daher man reiche Vorkommen dieser Pflanze in der Nähe menschlicher Siedlungen. Generell bevorzugt der Wasserdost, wie der Name schon vermuten lässt, feuchte Standorte und wächst gerne an Uferrändern, Bachläufen, in Auenwäldern und anderen Feuchtgebieten.

Die unscheinbaren Blütenstände des Wasserdost. Foto: olrett, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Botanisch gehört der Wasserdost zur Familie der Korbblütler und bildet mit vielen ähnlichen Arten die Gattung Eupatorium (Wasserdost). Die Pflanze ist ausdauernd und erreicht Wuchshöhen von 50 cm bis 175 cm. Die aufrechten, oft rötlichen Stängel sind im unteren Teil unverzweigt. Die Laubblätter sitzen kurz gestielt am Stängel. Sie sind handförmig fiederteilig mit 3 bis 5 Fiedern, wobei die einzelnen Fiedern lanzettlich spitz geformt sind. Der Blattrand ist gezähnt. Die körbchenförmigen Teilblütenstände finden sich in schirmrispigen Gesamtblütenständen, haben eine weiße bis rosa Farbe und sind eher unscheinbar. Die Blüte im Spätsommer (Juli bis September) lockt neben Honigbienen vor allem Schmetterlinge und Schwebfliegen an. Zudem bildet der Wasserdost die Nahrungsgrundlage für verschiedene Schmetterlingsraupen.

Der Wasserdost enthält große Mengen an ätherischem Öl, welche der Pflanze einen aromatischen Duft verleihen. Zudem finden sich die als wirksame Inhaltsstoffe Euparin und Eupatorin sowie Gerbstoffe und Saponine

Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) ist in der traditionellen Pflanzenheilkunde als wirksame und bewährte Medizin unverzichtbar. Die aromatischen Blütenstände und der aus den reifen Beeren ausgekochte Saft sind zudem Teil traditioneller Speisen. Seit sich Hugo (Sekt mit Holunderblütensirup) als Kultgetränk etabliert hat, hat der Holunder als kulinarische Zutat selbst in die Popkultur Einzug gehalten. Kurzum: die Wege des Schwarzen Holunders und des Menschen kreuzen sich seit langer Zeit und sind auch heute noch miteinander verwoben.

Blätter und Früchte des Roten Holunders. Foto: Douglas Goldman, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Weitaus weniger bekannt ist jedoch der Rote Holunder (Sambucus racemosa), der kleine Bruder des Hollerbusches mit den leuchten roten Beeren. Grund hierfür ist zunächst einmal, dass der Rote Holunder im Gegensatz zu seinem dunklen Verwandten eher menschenscheu ist und abgelegene, schattige Waldplätze bevorzugt. Er ist kein Kulturbegleiter, der an Wegesrändern, Wiesen, Gärten und in Menschennähe gedeiht. Nein, den Roten Holunder, der auch als Hirsch-Holunder bezeichnet wird, findet nur, wer tief in die Wälder vordringt. Der Kulturanthropologe und Ethnobotaniker Dr. Wolf-Dieter Storl sagt über den Roten Holunder, dass er scheu wie die Hirsche selbst ist. Er ist zudem auch viel seltener als der große Bruder. Ein weiterer Grund, warum der Rote Holunder weder in der Heilkunde noch in der Küche verbreitet ist, ist der Irrglaube, dass seine Beeren stark giftig seien. Dies ist aber nicht ganz richtig, denn wer die Beeren richtig verarbeitet, kann aus ihnen leckere Nahrungs- und Heilmittel zubereiten. Lediglich im rohen Zustand haben die Beeren eine giftige Wirkung. Dies ist beim Schwarzen Holunder übrigens nicht viel anders.

Die Beeren des Roten Holunders enthalten im rohen Zustand Brechreiz und Durchfall auslösende Inhaltsstoffe. Aus diesem Grund wurden die Früchte früher auch als Brech- und Abführmittel verwendet. Beim Erhitzen werden diese Inhaltsstoffe jedoch zerstört, sodass ein eingekochter Saft der Beeren unbedenklich ist. In den Samen finden sich zudem schleimhautreizende Inhaltsstoffe. Diese sind hitzebeständig. Aus diesem Grund sollten die Samen vor der Verarbeitung der Beeren entfernt werden. So lassen sich die Früchte auch zu leckeren Fruchtgelees einkochen. Der Geschmack der roten Holunderbeeren ähnelt denen des Schwarzen Holunders. Die Blütenstände des Roten Holunders können übrigens auch zu leckerem Sirup verarbeitet werden.

Die jungen Blätter des Roten Holunders. Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Die Früchte des Roten Holunders sind reich an Karotinoiden (Provitamin A), welche ihnen auch ihre rote Farbe verleihen. Zudem finden sich Vitamin C und ein fettes Öl, welches früher auch als Speiseöl Verwendung fand. Hierzu müssen jedoch zunächst durch Raffination die Schleimhaut reizenden Inhaltsstoffe entfernt werden.

Den Namen Hirsch-Holunder erhielt die Pflanze von Hieronymus Bock in seinem 1546 erschienenen Kräuterbuch, da er beobachtet hatte, wie Hirsche die Blätter des Strauches fressen.

In der Heilkunde kann der Rote Holunder genau wie der Schwarze Holunder angewendet werden. Die Blüten können als Tee aufgegossen oder als Sirup angesetzt werden. Sie haben, wie der ausgekochte Saft aus den Beeren, eine schweißtreibende, immunstärkende und keimtötende Wirkung.

In seiner Erscheinung ähnelt der Rote Holunder dem Schwarzen Holunder sehr. Blattform, Rinde und generelle Erscheinung sind nahezu identisch. Es gibt jedoch einige wichtige Unterscheidungsmerkmale. Zunächst ist der Rote Holunder deutlich kleiner. Dies gilt auch für seine Früchte. Der Rote Holunder erreicht in der Regel nur Wuchshöhen bis 1 Meter, selten bis 3 Meter. Darüber hinaus sind die Blätter von Sambucus racemosa zunächst rot bis bronzefarben und ergrünen erst später. Die rispigen Blütenstände wachsen eher kegelig-rundlich und nicht wie die des Schwarzen Holunders tellerförmig-flach. Die Fruchtstände stehen beim Roten Holunder aufrecht, beim Schwarzen Holunder hängen sie aufgrund des größeren Eigengewichtes nach unten. Außerdem finden sich beim Roten Holunder die Fruchtansätze bereits mit dem Blattaustrieb.

Text: Fabian Kalis

Der Schnittlauch (Allium schoenoprasum) gehört zu den beliebtesten Küchenkräutern. Nicht nur im Rührei, sondern auch im Frischkäse, Quark oder anderen Speisen ist er mit seinem Laucharoma ein guter Begleiter. Das Zwiebelgewächs gedeiht problemlos im Blumentopf auf der Fensterbank und frische Pflanzen sind in dieser Form in vielen Supermärkten zu finden. Kein Wunder also, dass frischer Schnittlauch gerne in der Küche verwendet wird.

Weniger bekannt ist dabei, dass der Schnittlauch auch eine wundervolle Bienenweide ist. Die glockenförmigen Blüten, die von Mai bis August in ihrer violetten Pracht erscheinen sind eine reichhaltige Nahrungsquelle für Honigbienen, Wildbienen und andere Insekten. Die lange Blütezeit und ein großes Angebot an Nektar und Pollen sind ein Segen für die Bestäuber. Diese Eigenschaft in Verbindung mit der einfachen Kultivierung des ausdauernden Zwiebelgewächses machen dieses Küchenkraut zu einem idealen Kandidaten für eine essbare Bienenweide, die selbst auf Balkonen und Fensterbänken ihren Platz findet. Der Schnittlauch ist so eine Pflanze, die nicht nur uns Menschen, sondern gleichermaßen auch den Insekten schmeckt.

Schnittlauch mit Blüten. Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Das der Schnittlauch zudem auch voller Heilkräfte steckt, macht ihn zu einem echten Allround-Talent in der Pflanzenwelt: Küchenkraut, Bienenweide und Heilpflanze alles in einem. Vor allem der hohe Gehalt an Vitamin C sowie die enthaltenen Senföl-Glykoside, welche für den typisch scharfen Geschmack der Laucharten verantwortlich sind, verleihen dem Schnittlauch seine wohltuenden und heilenden Eigenschaften. Senföl-Glykoside haben eine keimtötende Wirkung und werden zur Behandlung von Infektionskrankheiten der Atemwege genutzt. Zudem wirkt der Schnittlauch verdauungsfördernd und ist ein gutes Hausmittel gegen Blähungen. Auch gegen Entzündungen des Magen-Darm-Traktes soll er helfen.

Darüber hinaus ist die Pflanze reich an vielerlei anderen Vitaminen und Nährstoffen. So finden sich im Schnittlauch nennenswerte Mengen an Vitaminen und Nährstoffen. Besonders für verschiedene B-Vitamine ist der Schnittlauch ein gute Quelle. Er enthält Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B2 (Riboflavin), Vitamin B3 (Niacin), Vitamin B6 und Folsäure sowie Vitamin E, Vitamin A, Vitamin und K. Größere Mengen an Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Phosphor finden sich ebenso. Damit ist der Schnittlauch ein richtiges Superfood.

Die Pflanze ist übrigens ein richtiger Überlebenskünstler. Eigentlich keine typisches Gewächs Mitteleuropas, findet sich der Schnittlauch vorwiegend in der arktisch-alpinen Flora. Also dort, wo es kalt ist. Sein Hauptverbreitungsgebiet ist der Norden Russlands und Skandinaviens. Die Pflanze liebt feuchte Böden und findet sich an Flussufern und Feuchtwiesen. Aber auch im Gebirge auf dem Regen ausgesetzten Felsen gedeiht die robuste Art. Der Schnittlauch gehört zu den wenigen Pflanzenarten, die auch während der letzten Eiszeit in Nordeuropa flächendeckend verbreitet waren. In Asien findet sich die Pflanze selbst im Himalaya, wo sie in Höhen bis 4760 Meter zu finden ist.

Text: Fabian Kalis

Der Gilbweiderich (Lysimachia spp.), der auch Gelbweiderich oder Felberich genannt wird, ist eine ausdauernde, krautige Pflanze mit einem gelb blühenden, ährenförmigen Blütenstand. Verbreitet ist in Deutschland der Gewöhnliche Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris). Diese Art wächst vor gerne an feuchten Stellen wie Sümpfen, Auen, Mooren oder Feuchtwiesen, häufig in Verbindung mit Mädesüß. Die aufrechte Pflanze erreicht Wuchshöhen von 40 cm- 150 cm, mit einem stumpfkantigen, behaarten Stängel, der sich nach oben hin häufig verzweigt. Die Laubblätter sind gegenständig und quirlig am Stängel angeordnet. Die Blütezeit reicht von Juni bis August und lockt viele Bestäuber an. Dabei wartet der Gilbweiderich jedoch nicht mit Nektar sondern einem duftenden Öl in den Blüten auf. Die meisten Bestäuber nutzten die Blüten daher lediglich als Pollenquelle. Die Schenkelbiene (Macropis europaea), eine Wildbienenart, hat sich jedoch auf die ölhaltigen Blüten des Gilbweiderichs spezialisiert. Diese Bestäuber sammeln das Öl der Blüten mit speziellen Saugpolstern an ihren Beinen, wo es mit dem Pollen zu einem Klumpen vermischt wird, der als Nährpaste für die Larven dient. Auch pollenfressende Schwebfliegen zählen zu den häufigen Besuchern dieser Blüten.

Gewöhnlicher Gilbweiderich. Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Heute findet der Gilbweiderich wegen seiner eindrucksvollen Blütenpracht überwiegend als Zierpflanze Verwendung. Seine Anwendung als Heilpflanze ist in Vergessenheit geraten. Völlig zu Unrecht, denn die duftende Sumpfpflanze steckt voller Heilkräfte. In früheren Zeiten nutzte man das blühende Kraut zur Behandlung von vielerlei Leiden.

Die Blätter sind reich an Vitamin C und wurden bei Skorbut empfohlen. Durch ihren saftig, sauren Geschmack sind sie zudem ein beliebter Wildsalat. Der ausgepresste Pflanzensaft kann zudem als saures Dressing verwendet werden. Die meisten Heilkräfte stecken jedoch in den duftenden Blüten, die viel ätherisches Öl enthalten. Der Gilbweiderich wurde als ein fiebersenkendes und schleimlösendes Mittel bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Auch gegen Durchfall, entzündliche Darmerkrankungen und Magen-Darm-Infekten wurde er eingesetzt. Verantwortlich für diese Wirkungen sind in der Pflanze reichlich enthalten Glykoside (Salarin), Saponine und Gerbstoffe.

Gewöhnlicher Gilbweiderich. Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Auch äußerlich wurde der Gilbweiderich angewandt: zur Behandlung von Geschwüren, schlecht heilenden Wunden, bei Entzündungen der Haut und als Mittel zum Blutstillen. Hierbei wirken vor allem wieder die Gerbstoffe aber auch Kieselsäure, die eine stärkende Wirkung auf Haut und Bindegewebe hat, spielt eine wichtige Rolle. Die Saponine haben zudem eine antimykotische Wirkung, so dass die Pflanze auch zur Behandlung von Pilzerkrankungen genutzt wurde.

Nicht näher verwandt ist der Gilbweiderich übrigens mit dem rot blühenden Blutweiderich. Auch wenn diese Pflanzen sich auf den ersten Blick ähnlich sehen, beruht ihre Gemeinsamkeit vor allem in ihrer Namensherkunft: Weiderich bezieht sich auf die weidenartige Blattform dieser Pflanzen.

Text: Fabian Kalis

Der Wald-Gamander (Teucrium scorodonia) ist ein Lippenblütler mit unscheinbaren blass grün-gelben Blüten Blütenständen. Er wächst vor allem in Westdeutschland und bevorzugt lichte Wälder und Wegesränder an nicht zu trockenen Stellen. Die gegenständig angeordneten Laubblätter der Pflanze erinnern an Salbeiblätter, weshalb die Pflanze auch Salbei-Gamander oder Salbeiblättriger Gamander genannt wird. Aufgrund ihrer Blätter mit gesägten Blattrand ist auf den ersten Blick auch eine Verwechslung mit Brennnesseln vor allem aber mit den ebenfalls zu den Lippenblütlern gehörenden Taubnesseln (Lamium spp.) und der Schwarznessel (Ballota nigra) denkbar. Der Wald-Gamander erreicht Wuchshöhen von 30 cm – 60 cm und bildet als ausdauernde, krautige Pflanze unterirdische Ausläufer. Die Blütezeit reicht von Juli bis September und lockt, typisch für Lippenblütler, vor allem Bienen- und Hummelarten an. Aber auch Schmetterlinge und Schwebfliegen lassen sich an den BLüten beobachten.

Blätter des Wald-Gamander. Foto: Agnieszka Kwiecień, Nova, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

In der modernen Pflanzenheilkunde spielt der Wald-Gamander aufgrund fehlender Studien zur Wirksamkeit und unspezifischer Wirkstoffe keine Rolle mehr. In der traditionellen Volksheilkunde war der Gamander jedoch eine geschätzte Heilpflanze. Besonders zur Behandlung der Schwindsucht (Tuberkulose) fand die Pflanze früher Verwendung. Dies ist vor allem der tonisierenden Wirkung der Pflanze zu verdanken. Als fiebersenkendes Mittel und zum Anregen der Verdauung wurde der Gamander ebenfalls innerlich angewendet. Äußerlich machte man sich die antiseptische und wundheilende Wirkung des Krautes zu Nutze. Als Inhaltsstoffe findet man Gerbstoffe und ätherische Öle.

Blüten des Wald-Gamander. Foto: Agnieszka Kwiecień, Nova, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Der Name Gamander stammt vom altgriechischen chamaídrys, was Boden-Eiche bedeutet und sich auf die eichenähnlichen Blätter des verwandten Echten Gamanders (Teucrium chamaedrys) bezieht, der der Gattung ihren Namen gegeben hat.

Text: Fabian Kalis

Die beiden nah verwandten Arten Wald-Ziest (Stachys sylvatica) und Sumpf-Ziest (Stachys palustris) zieren einheimische Wälder und Sumpfgebiete an warmen Sommertagen mit ihren lilafarbenen Lippenblüten. Diese farbenfrohe Blütenpracht wird gerne von Bienen und anderen Bestäubern besucht. Die beiden sich stark ähnelnden Arten wachsen als ausdauernde krautige Pflanzen, die Wuchshöhen zwischen 30 cm und 100 cm erreichen können. Ihre Blüten, die beim Wald-Ziest in der Regel deutlich dunkler ausfallen, haben einen intensiven fliederartigen Duft. Die restlichen Pflanzenteile haben dagegen einen dezent unangenehmen Duft. Beide Pflanzenarten lassen sich gut an ihrem aufrechten, vierkantigen, beharrten Stängel und den und den ährigen Blütenständen erkennen. Die ebenfalls beharrten, gezähnten Blätter sind beim Wald-Ziest kürzer und herzförmig, beim Sumpf-Ziest hingegen länglich, lanzettlich, welches auch ein einfaches Unterscheidungsmerkmal der beiden Arten ausmacht.

Wald-Ziest (Stachys sylvatica). Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Alle Pflanzenteile beider Arten sind essbar. Insbesondere die frischen, aromatischen Blätter finden kleingehackt ihren Weg in Kräutermischungen, Salatsaucen, Quark und Frischkäse. Auch der im Frühjahr austreibende Stängel kann geschält als leckeres Pfannengemüse gegessen werden. Die Blüten eignen sich als essbare Deko auf Salaten und anderen Gerichten. Doch die kulinarisch wichtigsten Pflanzenteile finden sich unter der Erde. Ähnlich wie beim verwandten Knollen-Ziest (Stachys affinis), dessen große kartoffelähnliche Knollen in Asian schon lange als Gemüse genutzt werden, bilden auch unsere einheimischen Ziest-Arten essbare Wurzeln. Möchte man dieses einheimische Wurzelgemüse ernten, eignet sich besonders der Sumpf-Ziest, da dieser ebenfalls unterirdische Ausläufer mit weißlichen, stärkehaltigen Knollen bildet, die der Pflanze als Überwinterungsorgan dienen. Diese Wurzelteile können im Herbst, nachdem das oberirdische Kraut abgestorben ist, ausgegraben und wie Kartoffeln zubereitet werden.

Sumpf-Ziest (Stachys palustris). Bild aus „Deutschlands Flora in Abbildungen“ von Johann Georg Sturm (Illustration: Jacob Sturm), 1796, Public domain, via Wikimedia Commons

In der traditionellen Pflanzenheilkunde gehörten Wald-Ziest und Sumpf-Ziest wegen ihrer krampflösenden Eigenschaften zu wichtigen Helfern. Der Wald-Ziest hat zudem eine leicht sedative Wirkung und kann helfen, die Menstruation zu regulieren. Der Sumpf-Ziest hingegen wird noch wegen seiner harntreibenden Wirkung genutzt. Für die krampflösende, sedierende und menstruationsregulierende Heilanwendung nutzt man in der Regel die blühenden Blütenstände, da diese reich an ätherischem Öl sind. Die harntreibende Wirkung hingegen findet sich mehr bei Verwendung der Blätter. In beiden Fällen kann sowohl das frische als auch das getrocknete Kraut als Tee aufgegossen werden.

Die Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) ist eine zwei- bis mehrjährige krautige Pflanze aus der Familie der Kreuzblütengewächse. Die nierenförmigen bis herzförmigen Blätter der Pflanze verströmen beim Zerreiben einen starken Knoblauchduft. Das zarte Kraut wächst bereits im zeitigen Frühjahr und kann bis spät in den Herbst hinein gefunden werden. Von April bis Juli erblüht die Knoblauchsrauke mit einem traubigen Blütenstand, der aus vielen kleinen weißen Einzelblüten besteht. Die Blüten bieten einer Vielzahl an Insekten eine wichtige Nektarquelle. Neben Bienen, Fliegen, Schwebfliegen und allerlei Käfern finden sich verschiedene Tagfalter an den Blüten ein. So sind zum Beispiel der Aurorafalter (Anthocharis cardamines) und der Waldbrettspiel (Pararge aegeria) besonders auf die Blüten der Knoblauchsrauke als Nahrungsquelle angewiesen. Dem stark gefährdetem Raukenspinner (Lithostege farinata) dient das Kraut als Futterpflanze. Nach der Blüte entwickeln sich dünne, etwa 3 cm bis 7 cm lange Schoten, die zunächst grün sind. Nach der Reife verfärben sie sich hellbraun. In ihnen finden sich pro Schote 6 bis 8 schwarze Samen.

Die Blätter der Knoblauchsrauke haben nicht nur einen starken Knoblauchduft, sie schmecken auch intensiv danach. Aus diesem Grund werden die Blätter gerne als aromatisches Wildkraut gegessen. Sie machen zum Beispiel als würzige Salatbeigabe eine gute Figur. Kleingehackt schmeckt die Knoblauchsrauke in Quark und Frischkäse. Auch zum Würzen kann man die gehackten Blätter verwenden. Das knoblauchartige Aroma der Pflanze beruht auf dem enthaltenen Senfölglykosid Sinigrin. Dieser Inhaltsstoff ist stark flüchtig und hitzeempfindlich. Daher entfaltet die Pflanze nur frisch ihr typisches Aroma. Beim Kochen oder bei längerer Lagerung verfliegt das Knoblaucharoma. Möchte man die Blätter also als Gewürz verwenden, dürfen diese erst nach dem Kochen hinzugegeben werden.

Knoblauchsrauke mit blühenden Blütenständen. Foto: Katja Schulz from Washington, D. C., USA, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons

Auch die Samen der Pflanze kann man zum Würzen nutzen. Sie haben einen pfeffrig, scharfen Geschmack. Sie können kleingemahlen als Pfefferersatz verwendet werden. Außerdem lassen sich die Samenkörner wie Senfsamen zur Herstellung von Tafelsenf nutzen.

Die Knoblauchsrauke wurde im Mittelalter vor allem von der ärmeren Bevölkerung als Würzpflanze genutzt, da diese sich die teuren exotischen Gewürze nicht leisten konnten. Doch auch schon lange Zeit vorher war die Knoblauchsrauke eine beliebte Würzpflanze der nordeuropäischen Menschen. Phytoliten, die bei archäologischen Ausgrabungen an Scherben von Tontöpfen gefunden wurden, zeigen, dass die Knoblauchsrauke schon vor 6000 Jahren durch den Menschen genutzt wurde. Sie ist damit das älteste bekannte einheimische Gewürz.

Neben den kulinarischen Verwendungen wird die Knoblauchsrauke auch in der traditionellen Pflanzenheilkunde verwendet. Aufgrund der enthaltenen Senfölglykoside wirkt das Kraut antiseptisch und wird innerlich und äußerlich zur Bekämpfung von bakteriellen und viralen Infektionen eingesetzt. Darüber hinaus hat die Pflanze eine schleimlösende Wirkung. Dies macht sie zu einer beliebten Heilpflanze bei Erkrankungen der Atemwege. Auch eine harntreibende Wirkung wird der Pflanze zugeschrieben.

Text: Fabian Kalis

Heutzutage wird der Begriff Kakao hauptsächlich mit dem schokoladigen Milchgetränk assoziiert, dass warm und kalt nicht nur Kinderherzen erfreut. Diese moderne Zubereitung hat aber mit dem echten Kakao nur wenig gemein. Die beliebte Trinkschokolade besteht nämlich hauptsächlich aus Milch, Zucker und Aromastoffen, echter Kakao ist nur in Spuren enthalten. Schade eigentlich, denn der aus der Kakaobohne gewonnene echte Kakao wird nicht zu Unrecht als Speise der Götter bezeichnet.

Kakaobohnen in der Frucht des Kakaobaumes. Foto: Keith Weller, USDA ARS, Public domain, via Wikimedia Commons

Als Kakaobohnen bezeichnet man die flachen Samen der Früchte des Kakaobaumes (Theobroma cacao). Der Gattungsname Theobroma leitet sich von altgriechisch θεός theos (Gott) und βρῶμα brōma (Speise) ab. Aus den Kakaobohnen kann durch Vermahlen die Kakaomasse gewonnen werden. Aus dieser können in weiteren Arbeitsschritten Kakaobutter und Kakaopulver separiert werden. Die Kakaomasse ist somit ein wichtiger Rohstoff in der Schokoladenherstellung. Das Wort Schokolade geht dabei auf die Bezeichnung der Azteken für ein aus den Kakaobohnen hergestelltes Getränk zurück: xocóatl, von xócoc (bitter) und atl (Wasser), also bitteres Wasser. Die Kakaomasse besitzt unverarbeitet einen sehr bitteren Geschmack. Schokoladensorten mit einem extra hohen Kakogehalt (z.B. Zartbitter oder Edelbitter) deuten diese Bitterkeit in ihrem Geschmack an. Neben den Kakaobohnen wird auch das Fruchtfleisch der Kakaofrüchte genutzt. Durch Auspressen gewinnt man hieraus vor allem in Brasilien einen süß und fruchtig schmeckenden Saft, der als suco de cacao bezeichnet wird.

Kakaobaumplantage in Mexiko. Foto: AlejandroLinaresGarcia, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

Die Verwendung von Kakao durch den Menschen hat eine lange Geschichte. Untersuchungen archäologischer Fundstücke aus dem Amazonasbecken bei denen Spuren von Kakao an Tongfäßen nachgewiesen werden konnten, belegen eine Verwendung seit mindestens 5000 Jahren. In die Alte Welt ist der Kakao jedoch erst im 17ten Jahrhundert gelangt. Die Spanischen Eroberer brachten die Kostbarkeit von ihren Raubzügen mit nach Europa. Zunächst diente die exotische Kakaobohne jedoch medizinischen Zwecken. Als eine Art Allheilmittel wurde Kakao in Apotheken angeboten. Die bittere Medizin wurde verordnet zur Behandlung von Magenverstimmungen, Schmerzen und bei allgemeiner Schwäche. Kakao sollte die Lebensgeister wecken, das Denkvermögen stärken und war vor allem wegen seiner aphrodisierenden Eigenschaften geschätzt. Besonders in Adelskreisen wurde der aus den Kakaobohnen hergestellte bittere Trunk zu einem Kultgetränk. Und das nicht nur aufgrund seiner vermeintlichen Wirkungen. Durch den hohen Preis war Kakao für die einfache Bevölkerung unerschwinglich und galt als Luxusgut und Statussymbol. Die Kakaobohnen galten bereits den Azteken als wertvoll: hier wurden die Bohnen als Zahlungsmittel genutzt. Zu einem Genussmittel hat sich Kakao erst mit dem Aufkommen des Rohrzuckers als günstiges Süßungsmittel entwickelt. Durch den nun erschwinglichen Zucker konnte der sonst bittere Geschmack versüßt werden.

Kakaobaum mit Blättern und unreifen Früchten. Foto: NasserHalaweh, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Doch was macht Kakao so besonders, dass er als Nahrung der Götter bezeichnet wird? Kakao galt den Azteken als heilig. Hier stand die Pflanze in Verbindung mit dem Gott Quetzalcoatl. Man brachte Kakobohnen als opfergaben dar. Aber auch das aus den Kakaobohnen zubereitete Getränk spielte eine wichtige Rolle in Heil- und Devinationszeremonien. Der „Kakao“ der Azteken unterschiedet sich jedoch stark von unseren modernen Zubereitungen: Die Kakaobohnen wurden zusammen mit Chili, Mais und Vanille zu einem bitter und scharf schmeckenden, würzigen Trunk verarbeitet. Ob dem schwedischen Naturwissenschaftler Carl von Linné, der der Kakaopflanze ihren botanischen Namen gab, von diesen historischen Anwendungen wusste ist jedoch nicht bekannt. Vermutet wird, dass er mit der Göttlichkeit dieser Pflanze eher auf die aphrodisierenden und wohltuenden Eigenschaften des Kakao anspielte.

Neben unzähligen Spurenelementen wie Magnesium, Kalium und Eisen sowie Flavonoiden, welche Kakao zu einem nahrhaften Superfood machen, enthält die Kakaobohne vor allem den Wirkstoff Theobromin. Dieses zur Gruppe der Methylxanthine gehörende Alkaloid hat eine psychoaktive Wirkung. Es ist strukturverwand mit dem Wirkstoff Coffein und besitzt eine ähnliche anregende und stimulierende Wirkung. Es wirkt gefäßerweiternd und stimuliert die Herzmuskulatur. Die Wirkung ist milder als beim Coffein, dafür länger anhaltend. Darüber hinaus wirkt Theobromin stimmungsaufhellend. Die in normaler Schokolade oder regulärem Schokogetränken enthaltenen Menge an Kakao ist jedoch nicht ausreichend um in den Genuss dieser Wirkungen zu kommen. Möchte man den Kakao aufgrund seiner psychoaktiven Wirkungen konsumieren, so sollte man auf die echten Kakobohnen oder Kakaorohmasse zurückgreifen und sich seine eigenen Zubereitungen herstellen. Besonders in Verbindung mit Chili (in Anlehnung an die historischen Rezepte), kann der selbst hergestellte Kakao mit seiner stimulierenden und aphrodisierenden Wirkung punkten.

Getrocknete Kakaobohnen. Foto: frank wouters from antwerpen, belgium, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0, via Wikimedia Commons

Moderne Studien konnten zudem eine antitussive (hustenreizstillende) Wirkung von Theobromin nachweisen. In der Vergangenheit war der Wirkstoff als Medikament zur Behandlung von Gefäßverengungen zugelassen. Aufgrund der stimulierenden Eigenschaften wird Theobromin beim Doping insbesondere im Pferderennsport angewendet.

Insgesamt enthält Kakao ein komplexes Stoffgemisch aus über 300 verschiedenen Einzelwirkstoffen. Vielen wird eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben. Diese sind teils volksheilkundliche Natur, teils durch Studien nachgewiesen. Neben den bereits erwähnten Wirkungen soll Kakao positiven Einfluss auf das Hormonsystem, das Lymphsystem sowie das Immunsystem haben. Auch gibt es Studien, die einen Zusammenhang zwischen Kakaokonsum und einem hohen Lebensalter zeigen.

Text: Fabian Kalis