Der Cashewbaum Anacardium occidentale wurde zur Giftpflanze des Jahres 2025 gekürt. Eine Wahl, die wunderbar verdeutlicht, dass es mit dem Thema Giftpflanzen eben nicht so einfach ist, wie es oft dargestellt wird. Pflanzen können nicht einfach pauschal in giftig und ungiftig eingeteilt werden. Giftpflanzen sind nicht einfach schlecht und gefährlich und ungiftige Pflanzen nicht immer ungefährlich und unbedenklich. Es kommt immer auf die Details an und der Cashewbaum ist ein herrliches Symbol für diesen Umstand.

Blüten & Blätter des Cashewbaumes. Foto: Nativeplants garden, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Wie kann es sein, dass eine Pflanze gleichermaßen ein beliebter als gesund und nahrhaft geltender Snack und Giftpflanze sein kann? Die Antwort findet man, wenn man anfängt zu verstehen. Denn was giftig ist und was nicht ist keine objektive, pauschale Deklaration. Was für den einen schädlich ist, kann für den nächsten eine heilende Medizin sein. Es kommt immer auf die individuellen Umstände, Bedürfnisse und Intentionen an. Daher sind Pflanzen nicht giftig oder ungiftig, sie sind nicht böse oder gut, sie sind einfach. Und sie haben eine Wirkung. Bei den Pflanzen kommt hinzu, dass die Wirkstoffe nie gleichermaßen in der ganzen Pflanze verteilt sind. Was in den Blättern steckt, kann etwas ganz anderes sein als in den Früchten. Selbst die Samen innerhalb einer Frucht können wieder ganz andere Inhaltsstoffe aufweisen als der Rest der Pflanze. Es macht also keinen Sinn, eine Pflanze gänzlich und pauschal als Giftpflanze zu deklarieren. Stattdessen sollte man verstehen, welche Wirkstoffe in welchen Pflanzenteilen zu finden sind. So kommt man weg vom Schwarz-Weiß-Denken und der Einteilung de Pflanzenwelt in gut und böse, in ungiftig und giftig, und kann anfangen das Potenzial und den Nutzen jeder Pflanze zu sehen.

Der Cashewbaum. Zeichnung: Köhlers Medizinal-Pflanzen, 1897

Der Cashewbaum ist ein tropischer Baum, der ursprünglich aus Brasilien stammt, mittlerweile jedoch in vielen tropischen und subtropischen Regionen der Welt angebaut wird. Bekannt ist der Cashewbaum vor allem durch seine Früchte, die unter der Bezeichnung Cashewkerne oder Cashewnüsse sowohl in der Küche als auch in der Naturheilkunde geschätzt werden. Die Cashewkerne sind die eigentlichen Früchte des bis zu 12 Meter hohen Baumes und wachsen unterhalb einer als Cashewapfel bezeichneten Scheinfrucht, die sich aus dem Fruchtstiel entwickelt. Die Cashewkerne sind von einer harten Schale umgeben, welche vor der Verwendung als Nahrungsmittel entfernt werden muss. Die geschälten Cashewkerne finden dann oftmals in gerösteter Form ihren Weg in die Welt der Nahrungsmittel. Sie sind reich an verschiedensten Vitaminen und Mineralstoffen sowie an Tryptophan, einer Aminosäure, die im menschlichen Körper essentiell für die Produktion von Serotonin ist.

Cashewäpfel mit Cashewfrucht. Foto: Abhishek Jacob, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

Weitaus weniger bekannt ist, dass auch der Cashewapfel kulinarisch genutzt wird. Wegen seiner kurzen Haltbarkeit findet sich diese Verwendung aber nur in den Anbauländern. Hier wird der geschmacksintensive Cashewapfel zu Saft und Marmelade verarbeitet. Er ist reich an Vitamin C. In Brasilien stellt man zudem ein Ritualgetränk aus Cashewäpfeln her, welches eine heilende Wirkung haben soll.

Doch wo bleibt bei alledem nun die Giftwirkung, die die Wahl der Cashewbaumes zur Giftpflanze des Jahres rechtfertigt? Die Antwort darauf findet sich in den in dem Öl der Cashew-Schalen. In ihm findet sich unter anderem der Wirkstoff Cardol, welcher insbesondere auf Schleimhäute ein stark ätzende Wirkung hat. Das cardolreiche Öl, welches sich vor allem in dem mittleren Teil der Fruchtwand befindet, wird industriell und medizinisch genutzt. Mit ihm schützt man Holz und Papier vor Schädlingsbefall. Auch werden Boote und Fischernetze hiermit behandelt. Das stark ätzende Öl wird medizinisch zur Behandlung von Warzen und Hühneraugen angewendet. In moderner Zeit dient dieses Öl außerdem als Grundstoff zur Herstellung von Härtekomponenten für Epoxidharze.

Text: Fabian Kalis

Die Linde, eine anmutige und majestätische Baumart, welche häufig sowohl in urbanen als auch in ländlichen Gebieten zu finden ist, wurde zur Heilpflanze des Jahres 2025 gekürt. Gewürdigt werden mit diesem Titel in diesem Jahr gleich zwei verschiedene Baumarten gemeinsam: die Sommerlinde Tilia platyphyllos und die Winterlinde Tilia cordata.

Die Sommerlinde. Foto: Kruczy89, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

Die Linde hat als Heilpflanze in der Volksheilkunde eine lange Tradition. Auch in der modernen Phytotherapie spielt sie eine wichtige Rolle als pflanzliches Naturheilmittel. Warum fiel die Wahl des Titelträgers also ausgerechnet in diesem Jahr auf die Linde?

Blätter & Blütenknospen der Sommerlinde. Foto: Agnieszka Kwiecień, Nova, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Diese Würdigung ist zum einen eine Hommage in die lange zurückreichende Heiltradition rund im die Linde. Weiterhin soll es auch ein Zeichen setzen, vermehrt einheimische Pflanzen wieder mehr zu schätzen und in den Fokus zu rücken. Es müssen nicht immer exotische Pflanzen aus fernen Ländern sein, die mit immer neuen Heilversprechen und Wirkstoffen Einzug in die moderne Pflanzenheilkunde finden. Die einheimische Pflanzenwelt bietet einen ebenso reichen Schatz an Naturheilmitteln und zudem einen langen Erfahrungsschatz in der Volksheilkunde. Sie sind ein Teil unserer Kultur, unseres Lebens und unseres Alltags. Und genau dafür steht in diesem Jahr die Linde. Die Linde ist ein Baum des alltäglichen Lebens. Sie wächst in Städten, an Straßenrändern, auf Höfen und Ländereien sowie wild in freier Natur. Egal ob Stadtmensch oder Landbewohner: Die Linde ist für alle ein ganz gewöhnlicher Anblick. Und trotz dennoch stecken in ihr starke Heilkräfte und eine reiche Heiltradition.

Zudem symbolisiert die Linde als der Baum der Liebe und des Friedens die Verbindung der Menschen untereinander sowie die Verbindung zwischen Mensch und Natur. Die Besinnung auf diese liebevolle Verbindung ist gerade in Zeiten von immer mehr Krieg und Konflikten sowie der zunehmenden Naturentfremdung der Menschen von großer Bedeutung. Die Wahl der Linde als Heilpflanze des Jahres 2025 soll besonders auch auf diese Symbolkraft aufmerksam machen.

In der Heilkunde nutzt man insbesondere die getrockneten Lindenblüten. Sie haben eine beruhigende, entkrampfende und entzündungshemmende Wirkung. Sie werden als Tee aufgegossen und eigenen sich wegen ihres lieblichen Geschmacks und der sanften Wirkung wunderbar als Medizin für Babys und Kleinkinder. Gestressten Menschen helfen die Lindenblüten wieder zur inneren Ruhe zu finden. Äußerlich hilft die Linde bei entzündlichen Hautleiden.

Die Winterlinde. Zeichnung: Köhlers Medizinal-Pflanzen, 1897

Eine besonders liebliche Form die Kraft der Linde zu nutzen ist der Lindenhonig. In diesem aromatischen Bienenprodukt erleben die Heilkräfte der Linde und die des Honigs synergetische Effekte. Der Genuss von Lindenhonig erinnert uns an die summenden Linden an hellen Sommertagen und wärmt unsere Seele mit der Lebenskraft dieser strahlenden Jahreszeit.

Text: Fabian Kalis

So wie der dunkelgrüne Efeu Hauswände und Bäume umrankt, so umranken diese Pflanze auch zahlreiche Geschichten und Legenden. Unglück, Giftigkeit und Tod prägen die Symbolik dieser Pflanze der Schatten. Auf Friedhöfen, verwilderten Grundstücken, alten Gemäuern und dunklen Wäldern findet man ihn. Passend zu diesem Eindruck ist auch die Blüte des Efeus: unscheinbar und in der Zeit des grauen, kalten Herbstes. Die grau-blauen Früchte sind für uns Menschen giftig und wirken genau so karg und dunkel wie der Rest der Pflanze.

Blätter und Äste des Efeus. Foto: Sten, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

Doch der immergrüne Efeu (Hedera helix) ist gerade in der dunklen Jahreshälfte ein echter Lichtbringer. So wie die auch im Winter grünen Laubblätter die immer währende Lebenskraft symbolisieren, können diese mit ihren Heilkräften besonders in dieser dunklen und kalten Jahreszeit Heilung bringen. Mit ihrer schleimlösenden Wirkung sind sie eine willkommene Medizin bei herbstlichen Erkältungskrankheiten und Husten. Der Clou: Gerade die alten, dunklen Blätter, die sich im Herbst und Winter an der Pflanze befinden sind besonders heilkräftig. Die Heilwirkung basiert nämlich auf in den Blättern enthaltenen Saponinen. Und diese werden mit zunehmendem Alter der Blätter mehr und mehr eingelagert. Die jungen zarten Blätter sind noch wirkungslos. Der Efeu bringt also genau dann seine Heilkräfte zum Vorschein und kann gesammelt werden, wenn er am dringendsten gebraucht wird, direkt in der kalten Jahreszeit. Eine echte Heilpflanze des Herbstes.

Wenn auch der Efeu als Giftpflanze gilt und Harz und Früchte dieser Pflanze tatsächlich eine starke Giftwirkung haben, so können die Blätter dieser Pflanze bedenkenlos verwendet werden. Als schleimlösenden Hustensirup finden sich verschiedene Fertigpräparate aus Efeublättern in Drogerien und Apotheken, doch man kann solch einen Sirup auch ganz einfach selbst herstellen.

Blüten und Blätter des Efeus. Foto: H. Zell, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons

Hierzu benötigt man zwei Hände voll ungetrocknete, ältere Efeublätter. Diese schneidet man grob klein und legt sie dann in einem 1:1 Verhältnis mit Zucker ein. Am besten eignet sich hierzu das Pflanzenmaterial und den Zucker in abwechselnden jeweils 1 cm dicken Schichten in ein verschließbares Glasgefäß zu geben. Der Zucker zieht die wirkstoffhaltige Feuchtigkeit aus dem frischen Pflanzenmaterial und der Wassergehalt der Blätter löst den Zucker. So entsteht mit der Zeit ein stark wirkstoffhaltiger, dunkler, dickflüssiger Sirup. Nach 2 bis 3 Wochen kann der Ansatz durch ein Sieb abgetropft werden, um das Pflanzenmaterial vom Sirup zu trennen. Der fertige Sirup kann nun abgefüllt werden und ist aufgrund des hohen Zuckergehaltes ungekühlt gut 1 Jahr lang haltbar.

Ganz wichtig ist es, den Ansatz nicht heiß zu machen, da wirksamen Saponine hitzeempfindlich sind und bei Temperaturen über 40°C zerstört werden. Aus diesem Grund müssen Efeublätter im kalt verarbeitet werden. Daher wäre auch ein aus den Blättern zubereiteter Tee wirkungslos. Man kann jedoch für den unmittelbaren Gebrauch einen Kaltauszug mit Wasser machen. Hierzu einfach ein Esslöffel des zerkleinerten Pflanzenmaterials in eine Tasse kaltes Wasser geben und unter gelegentlichem Rühren 12 Stunden ziehen lassen. Wenn das Wasser anfängt beim Rühren schaumig zu werden, ist der Ansatz fertig und kann getrunken werden.

Die Schleimstoffe (Saponine) des Efeus helfen dabei festsitzenden Schleim in den Atemwegen zu lösen. Sie sind daher eine hilfreiche Medizin bei Husten aufgrund verschleimter Atemwege. Weniger geeignet sind die Efeublätter aber bei trockenem Reizhusten, da diese nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen, den Hustenreiz unterdrücken. Da die Schleimstoffe aber auch eine leicht entzündungshemmende Wirkung auf die Schleimhäute der Atemwege haben, helfen diese zudem dabei die vom Husten gereizten Atemwege zu beruhigen.

Die späten Blüten des Efeus sind zudem eine beliebte Nektar- und Pollenquelle für Bienen und andere Insekten. Jedoch bildet Efeu erst Blüten, wenn die Pflanze bereits viele Jahre alt ist. An warmen Herbsttagen kann man ein regelrechtes Insektenmeer am blühenden Efeu erleben. Bienen, Wespen, Hornissen, Fliegen und viele andere Fliegetiere laben sich an der süßen Energiequelle in der sonst eher kargen, herbstlichen Natur. Besonders die Honigbienen haben hier nochmal die Gelegenheit eine große Menge an Nektar als Wintervorrat einzutragen. In wärmeren Gegenden, etwa in mediterranen Ländern, wo das Bienenjahr deutlich länger anhält, kann sogar Efeuhonig geerntet werden. Hierzulande ist es jedoch zur Blütezeit oft schon viel zu kalt, als dass eine Ernte möglich wäre.

Dieser Efeuhonig ist nicht nur eine ganz besondere Delikatesse, er steckt auch voller Heilwirkung. Er trägt nämlich die gleichen Heilwirkungen, wie auch die Efeublätter in sich. Wenn auch die schleimlösende Heilkraft des Efeuhonigs nicht so stark ist, wie die des aus den Blättern hergestellten Sirups, so punktet der Honig zusätzlich mit den typischen Heilkräften, die dem süßen Gold von Haus aus innewohnen. So kombiniert der Efeuhonig die schleimlösende Wirkung des Efeus mit den keimtötenden, hustenreizstillenden und immunstärkenden Wirkungen von Honig. Ein natürlicher Efeusirup für herbstliche Erkältungskrankheiten direkt aus dem Bienenstock sozusagen.

Wie das herbstliche Getummel im Efeu aussieht, kann man in folgendem Kurzvideo beobachten: Honeybees, Wasps & Hornets Share The Ivy Flower Bloom

Text: Fabian Kalis

Das gelb blühende Echte Labkaut (Galium verum) lockt mit seiner langanhaltenden, bis in den Spätsommer reichenden Blütezeit Bienen und andere Insekten an. Gerade im späteren Verlauf der Blühperiode, wenn kaum noch andere Blühpflanzen zu finden sind, ist das Labkraut für viele Bestäuber so eine wichtige Nahrungsquelle vor dem nahenden Winter. Die kleinen, gelben, in rispigen Blütenständen angeordneten Blüten duften intensiv nach Honig und lassen mit ihrem süßlichen Duft auch unser Gemüt noch einmal in sommerliche Fülle aufgehen.

Das Echte Labkraut ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 20 cm und 70 cm erreicht. Die aufrechten, rundlichen Stängel sind behaart. An ihnen sitzen quirlig angeordnet die Laubblätter. Diese im Quirl angeordneten Blätter sind typisch für die Gattung der Labkräuter und erinnern an Waldmeister, einen nahen Verwandten.

Ihren Namen haben die Labkräuter von dem in den Samen enthaltenen pflanzliches Lab, welches in Notzeiten zur Käseherstellung verwendet wurde. Auch die botanische Bezeichnung Galium (von griechisch Gala = Milch) weist hierauf hin. Das Echte Labkraut war zudem früher eine geschätzte Färberpflanze. Darüber hinaus findet das Kraut bis heute Anwendung in der volkstümlichen Pflanzenheilkunde. Hier wird es hauptsächlich als harntreibendes Mittel genutzt. Hierfür brüht man einen Tee aus den oberirdischen Pflanzenteilen des blühenden Krautes auf. Dieser leicht keimtötende und entzündungshemmende Tee hilft dabei Nieren, Blase und Harnleiter zu spülen und kann so bei Blasenentzündungen, Harnleiterentzündungen und Nierenentzündungen helfen, sowie Nierensteine ausleiten. Äußerlich nutzt man das Labkraut zur Behandlung schlecht heilender Wunden und bei Verletzungen des Bewegungsapparates. Hierbei nutzt man den frischen Pflanzenpresssaft zur äußerlichen Einreibung der betroffenen Körperstellen.

Text: Fabian Kalis

Der Gewöhnliche Wasserdost (Eupatorium cannabinum) ist unter vielen verschiedenen Namen bekannt. So vielseitig wie seine Namen sind auch seine Anwendungsgebiete. Wasserhanf ist eine seiner Bezeichnungen und geht auf die an Hanfblätter erinnernde Blattform zurück. Diesem Umstand verdankt die Pflanze auch ihren botanischen Artennamen cannabinum. Andere Namen lassen Rückschlüsse auf die Verwendung dieser Pflanze ziehen. Als Kunigundenkraut findet man die Pflanze vor allem in älteren Aufzeichnungen. Dieser Name geht auf die Heilige Kunigunde, die Frau des letzten römisch-deutschen Kaisers Heinrich II. zurück, die im Jahr 1200 durch Papst Innozenz III. heiliggesprochen wurde und als Schutzpatronin der kranken Kinder gilt. Der ihr geweihte Wasserdost war nämlich bereits im Mittelalter eine geschätzte Medizin zur Behandlung von Infektionskrankheiten aller Art. Ein weiterer Name der Pflanze ist Mannskraft, da der Wasserdost zudem traditionell zur Steigerung der Potenz und Libido des Mannes angewendet wurde. Heidnisch Wundkraut, eine weitere Bezeichnung, deutet zudem auf wundheilende Eigenschaften sowie eine Verwendung der Pflanze hin, die weit in vorchristliche Zeiten zurückreicht.

Wasserdost zur Blütezeit. Foto: Algirdas at the Lithuanian language Wikipedia, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons

Die Römer verwendeten die Pflanze, um Ameisen fernzuhalten. Tatsächlich wird der Saft der Pflanze noch heute als wirksames Insekten-Repellent, vor allem in der Tiermedizin genutzt. Bei Pferden nutzt man ihn, um Fliegen und Bremsen abzuhalten, bei Hund, Katz und Kleintieren kann er vorbeugend gegen Flöhe und Zecken angewendet werden. Doch auch wir Menschen können uns mit dem frischen Pflanzensaft Mücken, Zecken und andere lästige Insekten fernhalten.

Die Hauptanwendung des Wasserdost ist jedoch seine immunstärkende Wirkung. In dieser Hinsicht ähnelt er dem Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea), hat jedoch den Vorteil, dass er eine einheimische Pflanze ist und in großen Vorkommen wild wächst. Wegen dieser Wirkung wird der Wasserdost schon lange als wirksame Medizin bei verschiedensten Infektionskrankheiten angewendet. Verbreitet ist hierbei eine Zubereitung als Tee oder ein alkoholischer Auszug. Genutzt wird die komplette oberirdische Pflanze, also Stängel, Blätter und Blüten.

In vorchristlicher Zeit galt der Wasserdost ähnlich dem Holunder als Sitz der guten Hausgeister. Aus diesem Grund wurde er gerne rund um Haus und Hof angepflanzt. Noch heute findet daher man reiche Vorkommen dieser Pflanze in der Nähe menschlicher Siedlungen. Generell bevorzugt der Wasserdost, wie der Name schon vermuten lässt, feuchte Standorte und wächst gerne an Uferrändern, Bachläufen, in Auenwäldern und anderen Feuchtgebieten.

Die unscheinbaren Blütenstände des Wasserdost. Foto: olrett, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Botanisch gehört der Wasserdost zur Familie der Korbblütler und bildet mit vielen ähnlichen Arten die Gattung Eupatorium (Wasserdost). Die Pflanze ist ausdauernd und erreicht Wuchshöhen von 50 cm bis 175 cm. Die aufrechten, oft rötlichen Stängel sind im unteren Teil unverzweigt. Die Laubblätter sitzen kurz gestielt am Stängel. Sie sind handförmig fiederteilig mit 3 bis 5 Fiedern, wobei die einzelnen Fiedern lanzettlich spitz geformt sind. Der Blattrand ist gezähnt. Die körbchenförmigen Teilblütenstände finden sich in schirmrispigen Gesamtblütenständen, haben eine weiße bis rosa Farbe und sind eher unscheinbar. Die Blüte im Spätsommer (Juli bis September) lockt neben Honigbienen vor allem Schmetterlinge und Schwebfliegen an. Zudem bildet der Wasserdost die Nahrungsgrundlage für verschiedene Schmetterlingsraupen.

Der Wasserdost enthält große Mengen an ätherischem Öl, welche der Pflanze einen aromatischen Duft verleihen. Zudem finden sich die als wirksame Inhaltsstoffe Euparin und Eupatorin sowie Gerbstoffe und Saponine

Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) ist in der traditionellen Pflanzenheilkunde als wirksame und bewährte Medizin unverzichtbar. Die aromatischen Blütenstände und der aus den reifen Beeren ausgekochte Saft sind zudem Teil traditioneller Speisen. Seit sich Hugo (Sekt mit Holunderblütensirup) als Kultgetränk etabliert hat, hat der Holunder als kulinarische Zutat selbst in die Popkultur Einzug gehalten. Kurzum: die Wege des Schwarzen Holunders und des Menschen kreuzen sich seit langer Zeit und sind auch heute noch miteinander verwoben.

Blätter und Früchte des Roten Holunders. Foto: Douglas Goldman, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Weitaus weniger bekannt ist jedoch der Rote Holunder (Sambucus racemosa), der kleine Bruder des Hollerbusches mit den leuchten roten Beeren. Grund hierfür ist zunächst einmal, dass der Rote Holunder im Gegensatz zu seinem dunklen Verwandten eher menschenscheu ist und abgelegene, schattige Waldplätze bevorzugt. Er ist kein Kulturbegleiter, der an Wegesrändern, Wiesen, Gärten und in Menschennähe gedeiht. Nein, den Roten Holunder, der auch als Hirsch-Holunder bezeichnet wird, findet nur, wer tief in die Wälder vordringt. Der Kulturanthropologe und Ethnobotaniker Dr. Wolf-Dieter Storl sagt über den Roten Holunder, dass er scheu wie die Hirsche selbst ist. Er ist zudem auch viel seltener als der große Bruder. Ein weiterer Grund, warum der Rote Holunder weder in der Heilkunde noch in der Küche verbreitet ist, ist der Irrglaube, dass seine Beeren stark giftig seien. Dies ist aber nicht ganz richtig, denn wer die Beeren richtig verarbeitet, kann aus ihnen leckere Nahrungs- und Heilmittel zubereiten. Lediglich im rohen Zustand haben die Beeren eine giftige Wirkung. Dies ist beim Schwarzen Holunder übrigens nicht viel anders.

Die Beeren des Roten Holunders enthalten im rohen Zustand Brechreiz und Durchfall auslösende Inhaltsstoffe. Aus diesem Grund wurden die Früchte früher auch als Brech- und Abführmittel verwendet. Beim Erhitzen werden diese Inhaltsstoffe jedoch zerstört, sodass ein eingekochter Saft der Beeren unbedenklich ist. In den Samen finden sich zudem schleimhautreizende Inhaltsstoffe. Diese sind hitzebeständig. Aus diesem Grund sollten die Samen vor der Verarbeitung der Beeren entfernt werden. So lassen sich die Früchte auch zu leckeren Fruchtgelees einkochen. Der Geschmack der roten Holunderbeeren ähnelt denen des Schwarzen Holunders. Die Blütenstände des Roten Holunders können übrigens auch zu leckerem Sirup verarbeitet werden.

Die jungen Blätter des Roten Holunders. Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Die Früchte des Roten Holunders sind reich an Karotinoiden (Provitamin A), welche ihnen auch ihre rote Farbe verleihen. Zudem finden sich Vitamin C und ein fettes Öl, welches früher auch als Speiseöl Verwendung fand. Hierzu müssen jedoch zunächst durch Raffination die Schleimhaut reizenden Inhaltsstoffe entfernt werden.

Den Namen Hirsch-Holunder erhielt die Pflanze von Hieronymus Bock in seinem 1546 erschienenen Kräuterbuch, da er beobachtet hatte, wie Hirsche die Blätter des Strauches fressen.

In der Heilkunde kann der Rote Holunder genau wie der Schwarze Holunder angewendet werden. Die Blüten können als Tee aufgegossen oder als Sirup angesetzt werden. Sie haben, wie der ausgekochte Saft aus den Beeren, eine schweißtreibende, immunstärkende und keimtötende Wirkung.

In seiner Erscheinung ähnelt der Rote Holunder dem Schwarzen Holunder sehr. Blattform, Rinde und generelle Erscheinung sind nahezu identisch. Es gibt jedoch einige wichtige Unterscheidungsmerkmale. Zunächst ist der Rote Holunder deutlich kleiner. Dies gilt auch für seine Früchte. Der Rote Holunder erreicht in der Regel nur Wuchshöhen bis 1 Meter, selten bis 3 Meter. Darüber hinaus sind die Blätter von Sambucus racemosa zunächst rot bis bronzefarben und ergrünen erst später. Die rispigen Blütenstände wachsen eher kegelig-rundlich und nicht wie die des Schwarzen Holunders tellerförmig-flach. Die Fruchtstände stehen beim Roten Holunder aufrecht, beim Schwarzen Holunder hängen sie aufgrund des größeren Eigengewichtes nach unten. Außerdem finden sich beim Roten Holunder die Fruchtansätze bereits mit dem Blattaustrieb.

Text: Fabian Kalis

Oregano (Origanum vulgare) ist ein beliebtes Würzkraut, das viele zunächst mit Pizza und Pasta Gerichten assoziieren werden. Zurecht, denn das aromatische Kraut harmoniert wunderbar mit der Mediterranen Küche. Kein Wunder, Oregano stammt nämlich selbst auch aus dem warmen Klima des Mittelmeerraumes. Wegen seiner Vielseitigkeit und großer Beliebtheit als Gewürz, gehört die Oreganopflanze längst zu den Standards im Gewürzregal. Oregano ist auch unter den Namen Dost oder Wilder Majoran bekannt. Dies kann zu Verwechslungen mit dem echten Majoran (Origanum majorana) führen, der zur gleichen Gattung gehört und ähnlich aussieht.

Weitaus wenige bekannt ist aber, dass das aromatische Kraut auch voller Heilkräfte steckt. Wie viele mediterrane Kräuter ist auch der Oregano reich an ätherischen Ölen. Diese sind es auch, die der Pflanze ihre Heilkräfte verleihen. Im Oregano finden sich hauptsächlich Carvacrol und Thymol, welche bis zu 1 % der Gesamtmasse des Krautes ausmachen.

Traditionell nutzt man Tee aus Oreganoblättern zur Behandlung von Atemwegserkrankungen, da diese eine schleimlösende und entzündungshemmende Wirkung haben und die Bronchien und Atemwege öffnen. Aber auch bei Fieber, Durchfall, Erbrechen, Ohrenentzündungen und Hautleiden wird der Oregano genutzt.

Insbesondere das ätherische Öl der Pflanze besitzt starke antibakterielle, antivirale und antimykotische Eigenschaften. So wird es gerne als natürliches Antibiotikum gegen verschiedene Infektionskrankheiten genutzt. In der modernen Medizin wird zudem eine Anwendung zur Behandlung multiresistenter Keime untersucht. Wegen seiner Wirkung gegen Pilze ist das Oregano Öl zudem eine beliebte Medizin bei Candida, Fußpilz und anderen Pilzinfektionen. Für die Heilanwendung braucht es aber nicht immer das konzentrierte ätherische Öl zu sein. Auch im frisch aufgebrühten Tee finden sich genügend dieser Aromastoffe, um eine sanfte Wirkung zu entfalten. Da die ätherischen Öle jedoch flüchtig sind und sich beim Trocknen verlieren, ist es besser, die Pflanze im frischen Zustand zu nutzen. Kein Problem, denn Oregano lässt sich wunderbar auf der Fensterbank anbauen. Neben dem ätherischen Öl finden sich in der Pflanze Gerbstoffe, Bitterstoffe und Vitamin C.

Das ätherische Öl der Pflanze kann sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden. Es sollte aber nie unverdünnt zum Einsatz kommen, da es sonst eine hautreizende Wirkung haben kann. Für die äußerliche Anwendung sollte man ein paar Tropfen des ätherischen Öls in ein neutrales Trägeröl geben (hierzu eigenen sich alle Speiseöle) und gut vermischen. Das aromatische Ölgemisch kann nun äußerlich aufgetragen werden, etwa bei entzündlichen Hautleiden oder Pilzinfektionen. Wer es einfach mag, kann auch eine Handvoll frischer Oreganoblätter in das Öl einlegen und über ein paar Wochen ziehen lassen. Auch so lässt sich ein wirkungsvolles Öl herstellen. Dieses Oreganoöl kann auch als aromatische Zutat beim Kochen verwendet werden. Im Öl lösen sich die meisten ätherischen Öle. So hergestellte Extrakte sind somit weitaus wirkstoffhaltiger als Teeaufgüsse. Zur Behandlung schwerwiegender Symptome eignet sich daher die Anwendung eines Ölauszuges am besten.

Die genaue Namensherkunft der Oreganos ist ungewiss. Zwar lässt sich der Begriff zunächst auf das Italienische und weiter auf die lateinische Sprache zurückführen. Der Ursprung liegt aber im Altgriechischen »τὸ ὀρίγανο«, gilt aber auch dort als ein Fremdwort ungewisser Herkunft. Volksetymologisch wird die Bedeutung im Griechischen jedoch mit Berg, Gebirge oder Glanz, Frische in Verbindung gebracht.

Text: Fabian Kalis

Der Schnittlauch (Allium schoenoprasum) gehört zu den beliebtesten Küchenkräutern. Nicht nur im Rührei, sondern auch im Frischkäse, Quark oder anderen Speisen ist er mit seinem Laucharoma ein guter Begleiter. Das Zwiebelgewächs gedeiht problemlos im Blumentopf auf der Fensterbank und frische Pflanzen sind in dieser Form in vielen Supermärkten zu finden. Kein Wunder also, dass frischer Schnittlauch gerne in der Küche verwendet wird.

Weniger bekannt ist dabei, dass der Schnittlauch auch eine wundervolle Bienenweide ist. Die glockenförmigen Blüten, die von Mai bis August in ihrer violetten Pracht erscheinen sind eine reichhaltige Nahrungsquelle für Honigbienen, Wildbienen und andere Insekten. Die lange Blütezeit und ein großes Angebot an Nektar und Pollen sind ein Segen für die Bestäuber. Diese Eigenschaft in Verbindung mit der einfachen Kultivierung des ausdauernden Zwiebelgewächses machen dieses Küchenkraut zu einem idealen Kandidaten für eine essbare Bienenweide, die selbst auf Balkonen und Fensterbänken ihren Platz findet. Der Schnittlauch ist so eine Pflanze, die nicht nur uns Menschen, sondern gleichermaßen auch den Insekten schmeckt.

Schnittlauch mit Blüten. Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Das der Schnittlauch zudem auch voller Heilkräfte steckt, macht ihn zu einem echten Allround-Talent in der Pflanzenwelt: Küchenkraut, Bienenweide und Heilpflanze alles in einem. Vor allem der hohe Gehalt an Vitamin C sowie die enthaltenen Senföl-Glykoside, welche für den typisch scharfen Geschmack der Laucharten verantwortlich sind, verleihen dem Schnittlauch seine wohltuenden und heilenden Eigenschaften. Senföl-Glykoside haben eine keimtötende Wirkung und werden zur Behandlung von Infektionskrankheiten der Atemwege genutzt. Zudem wirkt der Schnittlauch verdauungsfördernd und ist ein gutes Hausmittel gegen Blähungen. Auch gegen Entzündungen des Magen-Darm-Traktes soll er helfen.

Darüber hinaus ist die Pflanze reich an vielerlei anderen Vitaminen und Nährstoffen. So finden sich im Schnittlauch nennenswerte Mengen an Vitaminen und Nährstoffen. Besonders für verschiedene B-Vitamine ist der Schnittlauch ein gute Quelle. Er enthält Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B2 (Riboflavin), Vitamin B3 (Niacin), Vitamin B6 und Folsäure sowie Vitamin E, Vitamin A, Vitamin und K. Größere Mengen an Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Phosphor finden sich ebenso. Damit ist der Schnittlauch ein richtiges Superfood.

Die Pflanze ist übrigens ein richtiger Überlebenskünstler. Eigentlich keine typisches Gewächs Mitteleuropas, findet sich der Schnittlauch vorwiegend in der arktisch-alpinen Flora. Also dort, wo es kalt ist. Sein Hauptverbreitungsgebiet ist der Norden Russlands und Skandinaviens. Die Pflanze liebt feuchte Böden und findet sich an Flussufern und Feuchtwiesen. Aber auch im Gebirge auf dem Regen ausgesetzten Felsen gedeiht die robuste Art. Der Schnittlauch gehört zu den wenigen Pflanzenarten, die auch während der letzten Eiszeit in Nordeuropa flächendeckend verbreitet waren. In Asien findet sich die Pflanze selbst im Himalaya, wo sie in Höhen bis 4760 Meter zu finden ist.

Text: Fabian Kalis

Der Gilbweiderich (Lysimachia spp.), der auch Gelbweiderich oder Felberich genannt wird, ist eine ausdauernde, krautige Pflanze mit einem gelb blühenden, ährenförmigen Blütenstand. Verbreitet ist in Deutschland der Gewöhnliche Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris). Diese Art wächst vor gerne an feuchten Stellen wie Sümpfen, Auen, Mooren oder Feuchtwiesen, häufig in Verbindung mit Mädesüß. Die aufrechte Pflanze erreicht Wuchshöhen von 40 cm- 150 cm, mit einem stumpfkantigen, behaarten Stängel, der sich nach oben hin häufig verzweigt. Die Laubblätter sind gegenständig und quirlig am Stängel angeordnet. Die Blütezeit reicht von Juni bis August und lockt viele Bestäuber an. Dabei wartet der Gilbweiderich jedoch nicht mit Nektar sondern einem duftenden Öl in den Blüten auf. Die meisten Bestäuber nutzten die Blüten daher lediglich als Pollenquelle. Die Schenkelbiene (Macropis europaea), eine Wildbienenart, hat sich jedoch auf die ölhaltigen Blüten des Gilbweiderichs spezialisiert. Diese Bestäuber sammeln das Öl der Blüten mit speziellen Saugpolstern an ihren Beinen, wo es mit dem Pollen zu einem Klumpen vermischt wird, der als Nährpaste für die Larven dient. Auch pollenfressende Schwebfliegen zählen zu den häufigen Besuchern dieser Blüten.

Gewöhnlicher Gilbweiderich. Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Heute findet der Gilbweiderich wegen seiner eindrucksvollen Blütenpracht überwiegend als Zierpflanze Verwendung. Seine Anwendung als Heilpflanze ist in Vergessenheit geraten. Völlig zu Unrecht, denn die duftende Sumpfpflanze steckt voller Heilkräfte. In früheren Zeiten nutzte man das blühende Kraut zur Behandlung von vielerlei Leiden.

Die Blätter sind reich an Vitamin C und wurden bei Skorbut empfohlen. Durch ihren saftig, sauren Geschmack sind sie zudem ein beliebter Wildsalat. Der ausgepresste Pflanzensaft kann zudem als saures Dressing verwendet werden. Die meisten Heilkräfte stecken jedoch in den duftenden Blüten, die viel ätherisches Öl enthalten. Der Gilbweiderich wurde als ein fiebersenkendes und schleimlösendes Mittel bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Auch gegen Durchfall, entzündliche Darmerkrankungen und Magen-Darm-Infekten wurde er eingesetzt. Verantwortlich für diese Wirkungen sind in der Pflanze reichlich enthalten Glykoside (Salarin), Saponine und Gerbstoffe.

Gewöhnlicher Gilbweiderich. Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Auch äußerlich wurde der Gilbweiderich angewandt: zur Behandlung von Geschwüren, schlecht heilenden Wunden, bei Entzündungen der Haut und als Mittel zum Blutstillen. Hierbei wirken vor allem wieder die Gerbstoffe aber auch Kieselsäure, die eine stärkende Wirkung auf Haut und Bindegewebe hat, spielt eine wichtige Rolle. Die Saponine haben zudem eine antimykotische Wirkung, so dass die Pflanze auch zur Behandlung von Pilzerkrankungen genutzt wurde.

Nicht näher verwandt ist der Gilbweiderich übrigens mit dem rot blühenden Blutweiderich. Auch wenn diese Pflanzen sich auf den ersten Blick ähnlich sehen, beruht ihre Gemeinsamkeit vor allem in ihrer Namensherkunft: Weiderich bezieht sich auf die weidenartige Blattform dieser Pflanzen.

Text: Fabian Kalis

Der Wald-Gamander (Teucrium scorodonia) ist ein Lippenblütler mit unscheinbaren blass grün-gelben Blüten Blütenständen. Er wächst vor allem in Westdeutschland und bevorzugt lichte Wälder und Wegesränder an nicht zu trockenen Stellen. Die gegenständig angeordneten Laubblätter der Pflanze erinnern an Salbeiblätter, weshalb die Pflanze auch Salbei-Gamander oder Salbeiblättriger Gamander genannt wird. Aufgrund ihrer Blätter mit gesägten Blattrand ist auf den ersten Blick auch eine Verwechslung mit Brennnesseln vor allem aber mit den ebenfalls zu den Lippenblütlern gehörenden Taubnesseln (Lamium spp.) und der Schwarznessel (Ballota nigra) denkbar. Der Wald-Gamander erreicht Wuchshöhen von 30 cm – 60 cm und bildet als ausdauernde, krautige Pflanze unterirdische Ausläufer. Die Blütezeit reicht von Juli bis September und lockt, typisch für Lippenblütler, vor allem Bienen- und Hummelarten an. Aber auch Schmetterlinge und Schwebfliegen lassen sich an den BLüten beobachten.

Blätter des Wald-Gamander. Foto: Agnieszka Kwiecień, Nova, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

In der modernen Pflanzenheilkunde spielt der Wald-Gamander aufgrund fehlender Studien zur Wirksamkeit und unspezifischer Wirkstoffe keine Rolle mehr. In der traditionellen Volksheilkunde war der Gamander jedoch eine geschätzte Heilpflanze. Besonders zur Behandlung der Schwindsucht (Tuberkulose) fand die Pflanze früher Verwendung. Dies ist vor allem der tonisierenden Wirkung der Pflanze zu verdanken. Als fiebersenkendes Mittel und zum Anregen der Verdauung wurde der Gamander ebenfalls innerlich angewendet. Äußerlich machte man sich die antiseptische und wundheilende Wirkung des Krautes zu Nutze. Als Inhaltsstoffe findet man Gerbstoffe und ätherische Öle.

Blüten des Wald-Gamander. Foto: Agnieszka Kwiecień, Nova, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Der Name Gamander stammt vom altgriechischen chamaídrys, was Boden-Eiche bedeutet und sich auf die eichenähnlichen Blätter des verwandten Echten Gamanders (Teucrium chamaedrys) bezieht, der der Gattung ihren Namen gegeben hat.

Text: Fabian Kalis