Als Blauregen werden die verschiedenen Arten der Gattung Wisteria bezeichnet. Diese mit dem Goldregen verwandten Kletterpflanzen sind bekannt für ihre traubenartigen, blau bis violetten Blütenstände, die zur Blütezeit in großer Menge von den Zweigen herabhängen. Wegen ihrer Blütenpracht werden die Blauregenarten schon seit langer Zeit als Zierpflanzen angepflanzt. Ihre rankende Natur macht sie zu einer perfekten Bepflanzung für Pergolas, Terrassen und Hauswände. Ursprünglich in Asien beheimatet, hat diese Zierpflanze mittlerweile die ganze Welt erobert. Sie kann ein sehr hohes Alter erreichen, wobei die älteren Pflanzenteile verholzen und kräftige Durchmesser annehmen können. Über die Jahre können die bis zu 30 Meter hohen Kletterpflanzen enorme Größen erreichen. Der weltweit größte Blauregen wächst in Kaliforniern, wo er im Jahr 1890 angepflanzt wurde und erstreckt sich auf ein Areal von 4000 m². In Japan ist eine im Jahr 1870 angepflanzte 2000 m² bedeckende Wisteria ein beliebtes Ziel für Touristen.

Blauregen in Sierra Madre, Kalifornien. Foto: Patrick Pelletier, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Blauregen gehört zu den Schmetterlingsblütlern innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae), zu der auch die essbaren Bohnengewächse und Klee gehören. Typisch für diese Pflanzenfamilie sind Inhaltstoffe, die im rohen Zustand für uns Menschen giftig sind. Beim Blauregen ist es vor Allem der Wirkstoff Wistarin, der der Pflanze ihre Giftigkeit verleiht. Dieser Wirkstoff ähnelt in seiner Wirkung dem Cytisin, welches sich im Goldregen (Laburnum spp.) sowie in Ginster (Genista spp.) findet, soll aber weniger stark wirken. Als Vergiftungserscheinungen werden Magenbeschwerden, Erbrechen, Durchfall, erweiterte Pupillen sowie Kreislaufstörungen und Schläfrigkeit angegeben. Alle Pflanzenteile sind giftig, die höchste Konzentration findet sich jedoch in Samen und Hülsen. Das Harz der Pflanze ist ebenfalls giftig und hat eine stark hautreizende Wirkung. Die Blätter enthalten Allantoinsäure. Wegen dieser hautreizenden Eigenschaften sollte man beim Beschnitt der Pflanze Handschuhe tragen. Der Wirkstoffgehalt in der Pflanze schwankt aber stark und ist unter anderem abhängig von Standort und Jahreszeit.

In Medien und Literatur wird häufig angegeben, dass bereits 2 Samenkörner Vergiftungen bei Kindern auslösen können, was dieser Pflanze einen Ruf als gefährliche Giftpflanze eingebracht hat. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass die allermeisten Vergiftungsfälle, bei denen Kinder selbst größere Mengen an Pflanzenteilen zu sich genommen habe, symptomlos verlaufen.

Die getrockneten Pflanzenteile werden gelegentlich als Tabakersatz verwendet und sollen eine leicht berauschende Wirkung haben. Die Pflanze gilt als ein leichtes Sedativum.

Blaue Schmetterlingsblüten des Blauregen. Foto: KENPEI, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons

Ungewöhnlich ist die Blütezeit des Blauregens, denn diese findet 2 mal im Jahr statt. Eine erste Blühperiode erfolgt im Frühjahr noch vor dem Blattaustrieb. Später im Juli bis August erfolgt dann eine zweite Blütezeit, bei der in der Regel aber deutlich weniger Blütenstände gebildet werden.

Text: Fabian Kalis

Quellen & weiterführende Literatur:

Eznyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Rätsch, AT Verlag AG, Aarau, 2012

Giftpflanzen – Pflanzengifte, Roth, Daunderer, Kormann, Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hamburg, 1994

80% der getesteten Supermarkt-Honige sind mit gefälschtem Kunsthonig gestreckt, meldet der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund in einer Pressemitteilung vom 01.10.2024. Bereits letztes Jahr hatte der EU-Kontrollbericht Importhonige geprüft und in fast jeder zweiten Probe Zuckersirup gefunden. Bei der jetzigen Analyse kam aber ein noch erschreckenderes Ergebnis zu Tage, da viele Fälschungen bei herkömmlichen Honiguntersuchungen nicht auffallen und erst durch aufwendige moderne DNA Analysen nachweisbar sind. Es wird vermutet, dass den Honigen Fructosesirup, hergestellt von genetisch modifizierten Bakterien, zugesetzt wurde. Dieser Laborsirup enthält kaum DNA, ahmt aber das Zuckerprofil nach, dass normalerweise von den Bienen bei der Umwandlung von Nektar zu Honig kommt.

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In wenigen Tage beginnt nach dem kalendarischen Jahreskreis der Herbst. Ein Blick in die Natur lässt aber schon länger erahnen, dass die Zeit der Fülle sich dem Ende neigt und die Pflanzen und Tiere sich auf die Zeit der Ruhe und Einkehr in Herbst und Winter vorbereiten. Jetzt beginnt die Zeit, in der viele Tiere nochmal vermehrt auf Nahrungssuche gehen, um Vorräte für die kalten Monate anzulegen. Man sieht die Eichhörnchen geschäftig Nüsse, Pilze und Früchte herumtragen, Igel sondieren schonmal geeignete Verstecke zum Überwintern und die Honigbienen tragen noch ein letztes bisschen Nektar und Pollen für den Wintervorrat ein.

Doch was blüht jetzt eigentlich noch? Wo finden Bienen & Co noch Nahrung? Ein kurzer Blick genügt, um festzustellen, dass die Zeit der bunten Blütenvielfalt lange vergangen ist. So kurz vor dem Umschwung in die kalten Jahreszeiten finden sich kaum noch Blüten. Die Natur ist zwar noch grün, mit den ersten fallenden Blättern deutet aber auch der Mangel an Blüten auf die bevorstehende karge Zeit hin. Zum Glück gibt es ein paar Pflanzen, die tapfer die Stellung halten und mit ihren letzten Blüten den Spätsommer zieren.

Zu ihnen gehören auch typische Küchenkräuter wie Oregano, Thymian, Minze und Strauchbasilikum. Wer diese Pflanzen im Balkonkasten oder im Kräuterbeet anbaut, der tut nicht nur sich selbst, sondern auch den Bienen noch was Gutes, denn alle diese Pflanzen blühen oft bis in den Herbst hinein und sind ein wahrer Bienenmagnet.

Blühender Oregano. Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Auch die Fetthenne (Sedum telephium), ein Dickblattgewächs, das gerne in Mauerspalten, Felsen oder trockenen Wäldern wächst, bringt ihre gelb, grünlich bis rosafarbenen Blüten erst im späten Sommer hervor und lockt mit einem reichhaltigen Nektar- und Pollenangebot noch die letzten fleißigen Arbeiterbienen zum späten Buffet. Die fleischigen Blätter dieser Sukkulente können übrigens als saftiger Wildsalat gegessen werden.

Die Fetthenne zur Blütetzeit. Foto: Muséum de Toulouse, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Die Besenheide (Caluna vuilgaris) gehört ebenso zu den spätsommerlichen Blüten. Dieses immergrüne Heidekrautgewächs bietet mit ihrem stark zuckerhaltigen Nektar den Bienen nochmal einen richtigen Energieschub vor der Winterruhe. Als letzte große Trachtpflanze können die Bienen bei einem ausreichenden Pflanzenvorkommen sogar noch so viel Nektar eintragen, dass eine Heidehonigernte im Frühherbst möglich sein kann.

Die Besenheide. Foto: Sdjurovic, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Das gelb blühende Echte Labkaut (Galium verum) lockt mit seiner langanhaltenden, bis in den Spätsommer reichenden Blütezeit Bienen und andere Insekten an. Gerade im späteren Verlauf der Blühperiode, wenn kaum noch andere Blühpflanzen zu finden sind, ist das Labkraut für viele Bestäuber so eine wichtige Nahrungsquelle vor dem nahenden Winter. Die kleinen, gelben, in rispigen Blütenständen angeordneten Blüten duften intensiv nach Honig und lassen mit ihrem süßlichen Duft auch unser Gemüt noch einmal in sommerliche Fülle aufgehen.

Das Echte Labkraut ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 20 cm und 70 cm erreicht. Die aufrechten, rundlichen Stängel sind behaart. An ihnen sitzen quirlig angeordnet die Laubblätter. Diese im Quirl angeordneten Blätter sind typisch für die Gattung der Labkräuter und erinnern an Waldmeister, einen nahen Verwandten.

Ihren Namen haben die Labkräuter von dem in den Samen enthaltenen pflanzliches Lab, welches in Notzeiten zur Käseherstellung verwendet wurde. Auch die botanische Bezeichnung Galium (von griechisch Gala = Milch) weist hierauf hin. Das Echte Labkraut war zudem früher eine geschätzte Färberpflanze. Darüber hinaus findet das Kraut bis heute Anwendung in der volkstümlichen Pflanzenheilkunde. Hier wird es hauptsächlich als harntreibendes Mittel genutzt. Hierfür brüht man einen Tee aus den oberirdischen Pflanzenteilen des blühenden Krautes auf. Dieser leicht keimtötende und entzündungshemmende Tee hilft dabei Nieren, Blase und Harnleiter zu spülen und kann so bei Blasenentzündungen, Harnleiterentzündungen und Nierenentzündungen helfen, sowie Nierensteine ausleiten. Äußerlich nutzt man das Labkraut zur Behandlung schlecht heilender Wunden und bei Verletzungen des Bewegungsapparates. Hierbei nutzt man den frischen Pflanzenpresssaft zur äußerlichen Einreibung der betroffenen Körperstellen.

Text: Fabian Kalis

Der Gewöhnliche Wasserdost (Eupatorium cannabinum) ist unter vielen verschiedenen Namen bekannt. So vielseitig wie seine Namen sind auch seine Anwendungsgebiete. Wasserhanf ist eine seiner Bezeichnungen und geht auf die an Hanfblätter erinnernde Blattform zurück. Diesem Umstand verdankt die Pflanze auch ihren botanischen Artennamen cannabinum. Andere Namen lassen Rückschlüsse auf die Verwendung dieser Pflanze ziehen. Als Kunigundenkraut findet man die Pflanze vor allem in älteren Aufzeichnungen. Dieser Name geht auf die Heilige Kunigunde, die Frau des letzten römisch-deutschen Kaisers Heinrich II. zurück, die im Jahr 1200 durch Papst Innozenz III. heiliggesprochen wurde und als Schutzpatronin der kranken Kinder gilt. Der ihr geweihte Wasserdost war nämlich bereits im Mittelalter eine geschätzte Medizin zur Behandlung von Infektionskrankheiten aller Art. Ein weiterer Name der Pflanze ist Mannskraft, da der Wasserdost zudem traditionell zur Steigerung der Potenz und Libido des Mannes angewendet wurde. Heidnisch Wundkraut, eine weitere Bezeichnung, deutet zudem auf wundheilende Eigenschaften sowie eine Verwendung der Pflanze hin, die weit in vorchristliche Zeiten zurückreicht.

Wasserdost zur Blütezeit. Foto: Algirdas at the Lithuanian language Wikipedia, CC BY-SA 3.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/, via Wikimedia Commons

Die Römer verwendeten die Pflanze, um Ameisen fernzuhalten. Tatsächlich wird der Saft der Pflanze noch heute als wirksames Insekten-Repellent, vor allem in der Tiermedizin genutzt. Bei Pferden nutzt man ihn, um Fliegen und Bremsen abzuhalten, bei Hund, Katz und Kleintieren kann er vorbeugend gegen Flöhe und Zecken angewendet werden. Doch auch wir Menschen können uns mit dem frischen Pflanzensaft Mücken, Zecken und andere lästige Insekten fernhalten.

Die Hauptanwendung des Wasserdost ist jedoch seine immunstärkende Wirkung. In dieser Hinsicht ähnelt er dem Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea), hat jedoch den Vorteil, dass er eine einheimische Pflanze ist und in großen Vorkommen wild wächst. Wegen dieser Wirkung wird der Wasserdost schon lange als wirksame Medizin bei verschiedensten Infektionskrankheiten angewendet. Verbreitet ist hierbei eine Zubereitung als Tee oder ein alkoholischer Auszug. Genutzt wird die komplette oberirdische Pflanze, also Stängel, Blätter und Blüten.

In vorchristlicher Zeit galt der Wasserdost ähnlich dem Holunder als Sitz der guten Hausgeister. Aus diesem Grund wurde er gerne rund um Haus und Hof angepflanzt. Noch heute findet daher man reiche Vorkommen dieser Pflanze in der Nähe menschlicher Siedlungen. Generell bevorzugt der Wasserdost, wie der Name schon vermuten lässt, feuchte Standorte und wächst gerne an Uferrändern, Bachläufen, in Auenwäldern und anderen Feuchtgebieten.

Die unscheinbaren Blütenstände des Wasserdost. Foto: olrett, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Botanisch gehört der Wasserdost zur Familie der Korbblütler und bildet mit vielen ähnlichen Arten die Gattung Eupatorium (Wasserdost). Die Pflanze ist ausdauernd und erreicht Wuchshöhen von 50 cm bis 175 cm. Die aufrechten, oft rötlichen Stängel sind im unteren Teil unverzweigt. Die Laubblätter sitzen kurz gestielt am Stängel. Sie sind handförmig fiederteilig mit 3 bis 5 Fiedern, wobei die einzelnen Fiedern lanzettlich spitz geformt sind. Der Blattrand ist gezähnt. Die körbchenförmigen Teilblütenstände finden sich in schirmrispigen Gesamtblütenständen, haben eine weiße bis rosa Farbe und sind eher unscheinbar. Die Blüte im Spätsommer (Juli bis September) lockt neben Honigbienen vor allem Schmetterlinge und Schwebfliegen an. Zudem bildet der Wasserdost die Nahrungsgrundlage für verschiedene Schmetterlingsraupen.

Der Wasserdost enthält große Mengen an ätherischem Öl, welche der Pflanze einen aromatischen Duft verleihen. Zudem finden sich die als wirksame Inhaltsstoffe Euparin und Eupatorin sowie Gerbstoffe und Saponine

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Im Spätsommer kann man in manchmal ein mysteriöses Naturschauspiel am Flugloch der Bienen beobachten: die Geisterbienen. Diese sonderbaren Bienen fallen durch ihre ungewöhnliche Farbe auf. Statt des regulär schwarzen Chitinpanzers und der braun, orangefarbenen Borsten leuchten diese Bienen in einem weißlichen Glanz. Diese Färbung kann unterschiedlich intensiv ausfallen. Manche Bienen haben lediglich einen weißen Tupfer auf dem Rückenpanzer, andere sind fast gänzlich in weißes Puder gehüllt.

Geisterbiene mit weißem Tupfer auf dem Rückenpanzer. Foto: Fabian Kalis

Ansonsten lassen sich diese Geisterbienen jedoch nicht anmerken, dass irgendetwas besonders an ihnen ist. Auch die anderen Bienen scheinen sich durch die mysteriösen Erscheinungen nicht stören zu lassen. Alle Bienen, ob weiß gefärbt oder nicht, gehen ihrem alltäglichen Flugbetrieb nach.

Auf den ersten Blick muten diese Bienen krank an. Man könnten meinen, hier treibt ein Pilzbefall sein Unwesen. Der weiße Belag erweckt den Eindruck, die Bienen seien verschimmelt. Gerade Neuimker, die dieses Spektakel noch nicht kennen, können bei diesem Anblick in Panik geraten. Was hier passiert ist aber gar nicht schlimm, sondern ein ganz normales und unbedenkliches Naturschauspiel.

Wer ganz aufmerksam hinschaut, kann feststellen, dass die Bienen zunächst alle in regulärer Färbung ausfliegen. Erst nach ihrem Sammelflug kehren einige von ihnen in Geister verwandelt zurück. Häufig nimmt die weiße Färbung auch erst im Laufe des Tages immer mehr zu. Die Bienen werden also irgendwo auf ihren Sammelflügen langsam zu den Geisterbienen.

Weiß gepuderte Biene an einer Blüte des Indischen Springkrauts. Foto: Fabian Kalis

Ursache für diesen Zauber ist natürlich eine Pflanze, die die Bienen besuchen. Es ist eine ganz besondere Pflanze, die erst im späten Sommer erblüht und zu dieser sonst blütenkargen Jahreszeit den Bienen nochmal eine reichhaltige Tracht bietet. An den reichen Vorkommen dieser Pflanze können sich die Bienen nochmal richtig schön den Bauch vollschlagen und Vorräte für den Winter sammeln. Die Rede ist vom Indischen Springkraut (Impatiens glandulifera). Die rosa bis pink oder lilafarbenen Blüten dieser Pflanzen halten neben viel Nektar auch eine große Menge an Pollen bereit. Außerdem sind sie so groß, dass die Bienen komplett in ihnen verschwinden, wenn sie an den kostbaren Inhalt kommen wollen. Dies hat zur Folge, dass der komplette Bienenkörper mit dem schneeweißen Pollen der Pflanze eingepudert wird. Je mehr Blüten eine Biene besucht, umso intensiver wird sie mit dem glänzenden Pollen bepudert, bis sie irgendwann zu einer leuchtend weißen Geisterbiene verkleidet nach Hause fliegt.

Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) ist in der traditionellen Pflanzenheilkunde als wirksame und bewährte Medizin unverzichtbar. Die aromatischen Blütenstände und der aus den reifen Beeren ausgekochte Saft sind zudem Teil traditioneller Speisen. Seit sich Hugo (Sekt mit Holunderblütensirup) als Kultgetränk etabliert hat, hat der Holunder als kulinarische Zutat selbst in die Popkultur Einzug gehalten. Kurzum: die Wege des Schwarzen Holunders und des Menschen kreuzen sich seit langer Zeit und sind auch heute noch miteinander verwoben.

Blätter und Früchte des Roten Holunders. Foto: Douglas Goldman, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Weitaus weniger bekannt ist jedoch der Rote Holunder (Sambucus racemosa), der kleine Bruder des Hollerbusches mit den leuchten roten Beeren. Grund hierfür ist zunächst einmal, dass der Rote Holunder im Gegensatz zu seinem dunklen Verwandten eher menschenscheu ist und abgelegene, schattige Waldplätze bevorzugt. Er ist kein Kulturbegleiter, der an Wegesrändern, Wiesen, Gärten und in Menschennähe gedeiht. Nein, den Roten Holunder, der auch als Hirsch-Holunder bezeichnet wird, findet nur, wer tief in die Wälder vordringt. Der Kulturanthropologe und Ethnobotaniker Dr. Wolf-Dieter Storl sagt über den Roten Holunder, dass er scheu wie die Hirsche selbst ist. Er ist zudem auch viel seltener als der große Bruder. Ein weiterer Grund, warum der Rote Holunder weder in der Heilkunde noch in der Küche verbreitet ist, ist der Irrglaube, dass seine Beeren stark giftig seien. Dies ist aber nicht ganz richtig, denn wer die Beeren richtig verarbeitet, kann aus ihnen leckere Nahrungs- und Heilmittel zubereiten. Lediglich im rohen Zustand haben die Beeren eine giftige Wirkung. Dies ist beim Schwarzen Holunder übrigens nicht viel anders.

Die Beeren des Roten Holunders enthalten im rohen Zustand Brechreiz und Durchfall auslösende Inhaltsstoffe. Aus diesem Grund wurden die Früchte früher auch als Brech- und Abführmittel verwendet. Beim Erhitzen werden diese Inhaltsstoffe jedoch zerstört, sodass ein eingekochter Saft der Beeren unbedenklich ist. In den Samen finden sich zudem schleimhautreizende Inhaltsstoffe. Diese sind hitzebeständig. Aus diesem Grund sollten die Samen vor der Verarbeitung der Beeren entfernt werden. So lassen sich die Früchte auch zu leckeren Fruchtgelees einkochen. Der Geschmack der roten Holunderbeeren ähnelt denen des Schwarzen Holunders. Die Blütenstände des Roten Holunders können übrigens auch zu leckerem Sirup verarbeitet werden.

Die jungen Blätter des Roten Holunders. Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Die Früchte des Roten Holunders sind reich an Karotinoiden (Provitamin A), welche ihnen auch ihre rote Farbe verleihen. Zudem finden sich Vitamin C und ein fettes Öl, welches früher auch als Speiseöl Verwendung fand. Hierzu müssen jedoch zunächst durch Raffination die Schleimhaut reizenden Inhaltsstoffe entfernt werden.

Den Namen Hirsch-Holunder erhielt die Pflanze von Hieronymus Bock in seinem 1546 erschienenen Kräuterbuch, da er beobachtet hatte, wie Hirsche die Blätter des Strauches fressen.

In der Heilkunde kann der Rote Holunder genau wie der Schwarze Holunder angewendet werden. Die Blüten können als Tee aufgegossen oder als Sirup angesetzt werden. Sie haben, wie der ausgekochte Saft aus den Beeren, eine schweißtreibende, immunstärkende und keimtötende Wirkung.

In seiner Erscheinung ähnelt der Rote Holunder dem Schwarzen Holunder sehr. Blattform, Rinde und generelle Erscheinung sind nahezu identisch. Es gibt jedoch einige wichtige Unterscheidungsmerkmale. Zunächst ist der Rote Holunder deutlich kleiner. Dies gilt auch für seine Früchte. Der Rote Holunder erreicht in der Regel nur Wuchshöhen bis 1 Meter, selten bis 3 Meter. Darüber hinaus sind die Blätter von Sambucus racemosa zunächst rot bis bronzefarben und ergrünen erst später. Die rispigen Blütenstände wachsen eher kegelig-rundlich und nicht wie die des Schwarzen Holunders tellerförmig-flach. Die Fruchtstände stehen beim Roten Holunder aufrecht, beim Schwarzen Holunder hängen sie aufgrund des größeren Eigengewichtes nach unten. Außerdem finden sich beim Roten Holunder die Fruchtansätze bereits mit dem Blattaustrieb.

Text: Fabian Kalis

Oregano (Origanum vulgare) ist ein beliebtes Würzkraut, das viele zunächst mit Pizza und Pasta Gerichten assoziieren werden. Zurecht, denn das aromatische Kraut harmoniert wunderbar mit der Mediterranen Küche. Kein Wunder, Oregano stammt nämlich selbst auch aus dem warmen Klima des Mittelmeerraumes. Wegen seiner Vielseitigkeit und großer Beliebtheit als Gewürz, gehört die Oreganopflanze längst zu den Standards im Gewürzregal. Oregano ist auch unter den Namen Dost oder Wilder Majoran bekannt. Dies kann zu Verwechslungen mit dem echten Majoran (Origanum majorana) führen, der zur gleichen Gattung gehört und ähnlich aussieht.

Weitaus wenige bekannt ist aber, dass das aromatische Kraut auch voller Heilkräfte steckt. Wie viele mediterrane Kräuter ist auch der Oregano reich an ätherischen Ölen. Diese sind es auch, die der Pflanze ihre Heilkräfte verleihen. Im Oregano finden sich hauptsächlich Carvacrol und Thymol, welche bis zu 1 % der Gesamtmasse des Krautes ausmachen.

Traditionell nutzt man Tee aus Oreganoblättern zur Behandlung von Atemwegserkrankungen, da diese eine schleimlösende und entzündungshemmende Wirkung haben und die Bronchien und Atemwege öffnen. Aber auch bei Fieber, Durchfall, Erbrechen, Ohrenentzündungen und Hautleiden wird der Oregano genutzt.

Insbesondere das ätherische Öl der Pflanze besitzt starke antibakterielle, antivirale und antimykotische Eigenschaften. So wird es gerne als natürliches Antibiotikum gegen verschiedene Infektionskrankheiten genutzt. In der modernen Medizin wird zudem eine Anwendung zur Behandlung multiresistenter Keime untersucht. Wegen seiner Wirkung gegen Pilze ist das Oregano Öl zudem eine beliebte Medizin bei Candida, Fußpilz und anderen Pilzinfektionen. Für die Heilanwendung braucht es aber nicht immer das konzentrierte ätherische Öl zu sein. Auch im frisch aufgebrühten Tee finden sich genügend dieser Aromastoffe, um eine sanfte Wirkung zu entfalten. Da die ätherischen Öle jedoch flüchtig sind und sich beim Trocknen verlieren, ist es besser, die Pflanze im frischen Zustand zu nutzen. Kein Problem, denn Oregano lässt sich wunderbar auf der Fensterbank anbauen. Neben dem ätherischen Öl finden sich in der Pflanze Gerbstoffe, Bitterstoffe und Vitamin C.

Das ätherische Öl der Pflanze kann sowohl innerlich als auch äußerlich angewendet werden. Es sollte aber nie unverdünnt zum Einsatz kommen, da es sonst eine hautreizende Wirkung haben kann. Für die äußerliche Anwendung sollte man ein paar Tropfen des ätherischen Öls in ein neutrales Trägeröl geben (hierzu eigenen sich alle Speiseöle) und gut vermischen. Das aromatische Ölgemisch kann nun äußerlich aufgetragen werden, etwa bei entzündlichen Hautleiden oder Pilzinfektionen. Wer es einfach mag, kann auch eine Handvoll frischer Oreganoblätter in das Öl einlegen und über ein paar Wochen ziehen lassen. Auch so lässt sich ein wirkungsvolles Öl herstellen. Dieses Oreganoöl kann auch als aromatische Zutat beim Kochen verwendet werden. Im Öl lösen sich die meisten ätherischen Öle. So hergestellte Extrakte sind somit weitaus wirkstoffhaltiger als Teeaufgüsse. Zur Behandlung schwerwiegender Symptome eignet sich daher die Anwendung eines Ölauszuges am besten.

Die genaue Namensherkunft der Oreganos ist ungewiss. Zwar lässt sich der Begriff zunächst auf das Italienische und weiter auf die lateinische Sprache zurückführen. Der Ursprung liegt aber im Altgriechischen »τὸ ὀρίγανο«, gilt aber auch dort als ein Fremdwort ungewisser Herkunft. Volksetymologisch wird die Bedeutung im Griechischen jedoch mit Berg, Gebirge oder Glanz, Frische in Verbindung gebracht.

Text: Fabian Kalis

Der Schnittlauch (Allium schoenoprasum) gehört zu den beliebtesten Küchenkräutern. Nicht nur im Rührei, sondern auch im Frischkäse, Quark oder anderen Speisen ist er mit seinem Laucharoma ein guter Begleiter. Das Zwiebelgewächs gedeiht problemlos im Blumentopf auf der Fensterbank und frische Pflanzen sind in dieser Form in vielen Supermärkten zu finden. Kein Wunder also, dass frischer Schnittlauch gerne in der Küche verwendet wird.

Weniger bekannt ist dabei, dass der Schnittlauch auch eine wundervolle Bienenweide ist. Die glockenförmigen Blüten, die von Mai bis August in ihrer violetten Pracht erscheinen sind eine reichhaltige Nahrungsquelle für Honigbienen, Wildbienen und andere Insekten. Die lange Blütezeit und ein großes Angebot an Nektar und Pollen sind ein Segen für die Bestäuber. Diese Eigenschaft in Verbindung mit der einfachen Kultivierung des ausdauernden Zwiebelgewächses machen dieses Küchenkraut zu einem idealen Kandidaten für eine essbare Bienenweide, die selbst auf Balkonen und Fensterbänken ihren Platz findet. Der Schnittlauch ist so eine Pflanze, die nicht nur uns Menschen, sondern gleichermaßen auch den Insekten schmeckt.

Schnittlauch mit Blüten. Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Das der Schnittlauch zudem auch voller Heilkräfte steckt, macht ihn zu einem echten Allround-Talent in der Pflanzenwelt: Küchenkraut, Bienenweide und Heilpflanze alles in einem. Vor allem der hohe Gehalt an Vitamin C sowie die enthaltenen Senföl-Glykoside, welche für den typisch scharfen Geschmack der Laucharten verantwortlich sind, verleihen dem Schnittlauch seine wohltuenden und heilenden Eigenschaften. Senföl-Glykoside haben eine keimtötende Wirkung und werden zur Behandlung von Infektionskrankheiten der Atemwege genutzt. Zudem wirkt der Schnittlauch verdauungsfördernd und ist ein gutes Hausmittel gegen Blähungen. Auch gegen Entzündungen des Magen-Darm-Traktes soll er helfen.

Darüber hinaus ist die Pflanze reich an vielerlei anderen Vitaminen und Nährstoffen. So finden sich im Schnittlauch nennenswerte Mengen an Vitaminen und Nährstoffen. Besonders für verschiedene B-Vitamine ist der Schnittlauch ein gute Quelle. Er enthält Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B2 (Riboflavin), Vitamin B3 (Niacin), Vitamin B6 und Folsäure sowie Vitamin E, Vitamin A, Vitamin und K. Größere Mengen an Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen und Phosphor finden sich ebenso. Damit ist der Schnittlauch ein richtiges Superfood.

Die Pflanze ist übrigens ein richtiger Überlebenskünstler. Eigentlich keine typisches Gewächs Mitteleuropas, findet sich der Schnittlauch vorwiegend in der arktisch-alpinen Flora. Also dort, wo es kalt ist. Sein Hauptverbreitungsgebiet ist der Norden Russlands und Skandinaviens. Die Pflanze liebt feuchte Böden und findet sich an Flussufern und Feuchtwiesen. Aber auch im Gebirge auf dem Regen ausgesetzten Felsen gedeiht die robuste Art. Der Schnittlauch gehört zu den wenigen Pflanzenarten, die auch während der letzten Eiszeit in Nordeuropa flächendeckend verbreitet waren. In Asien findet sich die Pflanze selbst im Himalaya, wo sie in Höhen bis 4760 Meter zu finden ist.

Text: Fabian Kalis

Der Gilbweiderich (Lysimachia spp.), der auch Gelbweiderich oder Felberich genannt wird, ist eine ausdauernde, krautige Pflanze mit einem gelb blühenden, ährenförmigen Blütenstand. Verbreitet ist in Deutschland der Gewöhnliche Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris). Diese Art wächst vor gerne an feuchten Stellen wie Sümpfen, Auen, Mooren oder Feuchtwiesen, häufig in Verbindung mit Mädesüß. Die aufrechte Pflanze erreicht Wuchshöhen von 40 cm- 150 cm, mit einem stumpfkantigen, behaarten Stängel, der sich nach oben hin häufig verzweigt. Die Laubblätter sind gegenständig und quirlig am Stängel angeordnet. Die Blütezeit reicht von Juni bis August und lockt viele Bestäuber an. Dabei wartet der Gilbweiderich jedoch nicht mit Nektar sondern einem duftenden Öl in den Blüten auf. Die meisten Bestäuber nutzten die Blüten daher lediglich als Pollenquelle. Die Schenkelbiene (Macropis europaea), eine Wildbienenart, hat sich jedoch auf die ölhaltigen Blüten des Gilbweiderichs spezialisiert. Diese Bestäuber sammeln das Öl der Blüten mit speziellen Saugpolstern an ihren Beinen, wo es mit dem Pollen zu einem Klumpen vermischt wird, der als Nährpaste für die Larven dient. Auch pollenfressende Schwebfliegen zählen zu den häufigen Besuchern dieser Blüten.

Gewöhnlicher Gilbweiderich. Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Heute findet der Gilbweiderich wegen seiner eindrucksvollen Blütenpracht überwiegend als Zierpflanze Verwendung. Seine Anwendung als Heilpflanze ist in Vergessenheit geraten. Völlig zu Unrecht, denn die duftende Sumpfpflanze steckt voller Heilkräfte. In früheren Zeiten nutzte man das blühende Kraut zur Behandlung von vielerlei Leiden.

Die Blätter sind reich an Vitamin C und wurden bei Skorbut empfohlen. Durch ihren saftig, sauren Geschmack sind sie zudem ein beliebter Wildsalat. Der ausgepresste Pflanzensaft kann zudem als saures Dressing verwendet werden. Die meisten Heilkräfte stecken jedoch in den duftenden Blüten, die viel ätherisches Öl enthalten. Der Gilbweiderich wurde als ein fiebersenkendes und schleimlösendes Mittel bei Erkältungskrankheiten eingesetzt. Auch gegen Durchfall, entzündliche Darmerkrankungen und Magen-Darm-Infekten wurde er eingesetzt. Verantwortlich für diese Wirkungen sind in der Pflanze reichlich enthalten Glykoside (Salarin), Saponine und Gerbstoffe.

Gewöhnlicher Gilbweiderich. Foto: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Auch äußerlich wurde der Gilbweiderich angewandt: zur Behandlung von Geschwüren, schlecht heilenden Wunden, bei Entzündungen der Haut und als Mittel zum Blutstillen. Hierbei wirken vor allem wieder die Gerbstoffe aber auch Kieselsäure, die eine stärkende Wirkung auf Haut und Bindegewebe hat, spielt eine wichtige Rolle. Die Saponine haben zudem eine antimykotische Wirkung, so dass die Pflanze auch zur Behandlung von Pilzerkrankungen genutzt wurde.

Nicht näher verwandt ist der Gilbweiderich übrigens mit dem rot blühenden Blutweiderich. Auch wenn diese Pflanzen sich auf den ersten Blick ähnlich sehen, beruht ihre Gemeinsamkeit vor allem in ihrer Namensherkunft: Weiderich bezieht sich auf die weidenartige Blattform dieser Pflanzen.

Text: Fabian Kalis