Mit dem Ausspruch „Mella fluant tibi“ begrüßte man sich in der Imkerschaft bei den alten Römern. Dieser Satz, der übersetzt in etwa „Möge dir der Honig fließen“ bedeutet, galt als die korrekte Anrede und ein Zeichen des Respekts und der Ehrerbietung, wenn man einen Imker ansprach. Die Bienenhaltung hatte bei den Römern eine hohe Stellung. Das grundlegende Wissen um die Bienen galt als wichtige Allgemeinbildung. Die Imker sebst waren in der Regel angesehene Leute. Natürlich gab es auch eine eigene Göttin, die den Bienen geweiht war. Sie hieß Mellonia (oder auch Mellona, oder griechisch Melissa, Melita)

Mellonia war die Göttin der Süße des Honigs, der im Altertum in Europa das einzige Süßungsmittel war. Sie war Behüterin der Bienen und gleichzeitig auch eine Fruchtbarkeitsgöttin. Dieses Zusammenspiel von Bienen und Frunchtbarkeit verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass die Bienen für einen Großteil der Berfruchtung im Pflanzenreich verantwortlich sind. Ihr Name letiet sich von dem latenischen Wortstamm „Mel“ ab, was „Honig“ bedeutet. Die Melisse (Melissa officinalis) verdankt ihren Namen ebenfalls der Bienengöttin, da sie eine wichtige Nektarquelle der Bienen ist. Mellonia wird in der Kunst häufig als schwangere Frau dargestellt, deren Buch ein Bienenkorb ist.

Reiche Edelleute im alten Rom hatten nicht selten eine eigene Bienenzucht. Im „Melarium“, dem Bienenhaus, wurden die Bienen des Hausherren gehegt. Die Arbeit übernahm ein eigens dafür ausgebildeter Sklave. Die Bienensklaven, oder auch Honigsklaven (römisch Apiarius) hatten innerhalb ihrer Sklavenstellung dennoch ein besonderes Ansehen sowohl bei ihrem Herren als auch in der Gesellschaft. Einfache Leute, die Imker wurden, blieben ihr Leben lang unverheiratet und widmeten ihre ganzes Leben den Bienen. Mit dieser Tätigkeit konnten sie eine gute wirtschaftliche und gesellschafltiche Stellung erhalten und führten ein gutes Leben.

Honig selbst galt bei den Römern als ein Allheilmittel und wurde bei Krankheiten aller Art verzehrt. Es hieß „Wer Honig isst, der bleibt gesund“. In der wohlhabenen Gesellschaft war Honig zudem ein wichtiges Nahrungsmittel, welches zu fast jedem Essen dazugehörte. Ganz gleich ob Früchte, Käse, Schinken oder gekochte Speisen, der Honig fand als Soße, Glasur oder Dressing seinen Weg in fast jede Speise der Römer. Auch als Getränk fand der Honig Verwendung. Mit Honig gesüßtes Wasser, welches als „Aqua mulsa“ bezeichnet wurde, war ein wichtiges Tagesgetränk ganz ähnlich unseren modernen Limonaden und Fruchtschorlen. Rot- und Weißwein wurden mit Honig gesüßt und als „Mulsum“ bezeichnet. Auch Glühweinähnliche Gewürzweine wurden mitHonig herhestellt. Zusammen mit Pfeffer, Safran und Mastix wurde der Honig dem Wein zugegegeben, um ein würzig wärmendes Getränk zu erhalten.

Honig galt zudem als eine Seise der Götter. Der Honig, den die Götting Mellonia der Götterwlt brachte, war eine wichtige Zutat für das göttliche Ambrosia

Die Bienenhaltung selbst war bei den Römern sehr Vielseitig. Die Bienen wurden zwar hauptsächlich in Tongefäßen gehalten, aber auch Stockbeuten und zahlreiche andere Bienenstöcke kamen zum Einsatz. Das Wissen um die Imkerei und damit auch die kultischen und mythologischen Vorstellungen haben die Römer von den Griechen übernomen, der ihrerseits ein Nachhall der altägyptischen Bienehaltung waren.

Die Körperpflege spielte bei den Römern eine wichtige Rolle. In großen öffentlichen Badehäusern war das mindestens einmal in der woche stattfindende Reinigungsritual auch für die einfache Bevölkerung zugänglich. Reiche Leute hatten ihre eigenen Badehäußer in ihrem Besitz. Auch hier fand der Honig als vitalisierende und hautreinigende Körperlotion oder zusammen mit Eselsmilch als Badezusatz seinen Einsatz. Die Frauen nutzen Bienenwachs und Honig um sich Körperhaare zu entfernen.

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Text: Fabian Kalis

Bildnachweis: Taccuino sanitatis, 14tes Jahrhundert

Quellen:

Crane, Eva: The World History of Beekeeping and Honey Hunting, Routledge,1999

Crane, Eva: The Archaeology of Beekeeeping, Cornell University Press, 1983

Bienenzuchtverein Sulzbach Rosenberg: „mella fluant tibi“ Bienen und Honig im antiken Rom“

 

Anfang Juli fand die diesjährige Vollmond-Kräuternachtwanderung statt. Mit vier mutigen Teilnehmern machten wir uns spät am Abend auf in den immer dunkler werdenden Wald. Mit dem noch verbliebenen Resttageslicht wirkte der Wald einladend. Zunächst war im abendlichen Dämmerlicht noch vieles gut mit den Augen zu erkennen, dennoch lag der Fokus natürlich auf der Wahrnehmung der Pflanzen über unsere anderen Sinne. Langsam tauchten wir so mit dem schwindenen Licht immer mehr in das Dunkel ein. Da es in dieser Nacht ziemlich bewölkt war, war vom Vollmond nicht viel zu sehen, was schade war, denn in der Nacht wäre eine partielle Mondefinsternis zu sehen gewesen. Die Wolkendecke sorgte aber für eine noch dunklere Waldatmospähre, in der wir uns voll und ganz auf unsere Sinne abseits des Augenlichts konzentireren konnten.

Es ist erstaunlich wie viel Leben in der Nacht im Wald erwacht. Tagsüber sind die meisten Tiere sehr scheu und zurückgezogen. Sie wissen um die vielen Menschen, die auf den Wegen umherspazieren. Fernab und weit geflüchtet vor uns Menschen warten die Teire auf die Ruhe der Naht, in der sie ungestört ihren Wald für sich haben. So bemerkten wir während der Nacht im Wald eine Vielzahl an knackendem Geraschel direkt im Dickicht neben uns. Sehen konnten wir natürlich nicht, welche Tiere sich dort aufhielten. So blieben sie für uns die unsichtbaren Waldgeister, die schon in früherer Zeit zu so mancher Legende inspirierten. Ein paar dieser Waldgeister offenbarten ihre Gestalt dann aber doch,  jedoch nicht durch ihr Aussehen sondern viel mehr durch ihre Laute. Ein tiefes Grunzen aus dem Geäst neben uns verriet, welche Waldteire uns da irritiert über die nächtlichen Besucher neugierig musterten.

Unbeirrt führten wir unser Sinnesabenteuer im Dunkel der Nacht fort. Besonders die stark aromatischen Pflanzen oder Pflanzen mit besonderer Haptik waren natürlich am besten geeignet, um sich ihnen Nachts anzunähern. Doch das Programm der Wanderung wurde alsbald von einem ganz andren Phänomen unterbrochen. Ein magisches Leuchten inmitten des dunklen Waldes zog die Teilnehmer in ihren Bann. Sofort richtete sich der Fokus weg von den Pflanzenwahnemungen zu dem seltsamen Leuchten und ohne zu überlgen wanderten die Teilnehmer tiefer ins Dickicht des Waldes hin zu dem mysteriösen Licht. Kein Wunder, das diese Leuchterscheinungen früher als Irrlichte bezeichnet wurden, denen man nachsagte, sie würden einsame Wanderer nachts immer tiefer in den Wald locken, bis sie sich verirren oder in den Sümpfen und Mooren ertinken. Man hielt sie für Geistwesen aus dem Totenreich, die nur darauf warteten, die armen Seelen der Menschen ins Verderben zu locken. Wer einmal so ein Irrlicht in der Finsterniss des Waldes gesehen hat, der weiß, welche ungeahnte Anziehungskraft so ein Licht im Wald ausstrahlt.

Nähert man sich der Lichtquelle aber zu sehr, verblasst das Leuchten und man bleibt allein und ohne Orientierung inmitten des tiefen Waldes zurück. In unserem Fall ging natürlich niemand verloren, der Zauber der Irrlichte blieb jedoch mit einiger Faszination ein steter Begleiter der weiteren Nacht. Immer mal wieder vernahmen wir links und rechts vom Weg das schwache kleine Leuchten am Boden des Waldes. Auch die moderne Erkenntnis, dass es sich bei den Irrlichten nicht um Gesitwesen sondern um Glühwürmchen (die korrekte Bezeichnung ist eigentlich Leuchtkäfer) handelte, welche in den Sommermonaten häufig in den Wäldern auszumachen sind, nahm dem Phänomen nichts von seiner magischen Pracht.

Nachdem wir viele Pflanzen auf eine ganz besonere Art und Weise kennengleernt hatten, und jeder Teilnehmer mit meditativen Wahrnehmungsübungen ganz für sich allein in die nächtliche Waldwelt eintauchen konnte, machten wir uns auf, den Wald wieder zu verlassen. Der grelle Schein der Straßenlaternen, als wir uns dem Waldausgang näherten, tat fast schon in den Augen weh. Erst wenn man eine Weile in der Dunkleheit des Waldes fernab von allen Lichtern verbracht hat, wird einem bewusst, wie sehr unsere Straßen und Sätdte eignetlich auch in der Nacht vor hellem Licht nur so strahlen. Als Dunkelheit kann man das städtische Nachtleben wirklich nicht bezeichnen. Mit einem Blick zurück in den Wald, stellt man dann schnell fest, wie düster es eigentlich im Wald war. Alle Teilnehmer fühlen sich aber sehr geborgen und beschützt in der nächtlichen Waldatmosphäre. Als bedrohlich wurde der Wald bei Nacht nicht wahrgenommen. Und so verabschiedeten wir uns dann nach einem kruzen Austausch über die Erfahrungen und Eindrücke in die Nacht. Ich freue mich schon auf das nächtse mal.