Die wilde unberührte Natur weckt in vielen Menschen eine Vorstellung von Freiheit, Entspannung und vor allem eines Ausgleichs zu unserer modernen, hektischen Welt und all den Problemen der menschlichen Kultur. Und in der Tat hilft uns der Kontakt zur Natur dabei uns an etwas Ursprüngliches und Großes anzubinden, unseren Stresslevel zu senken und uns auf uns selbst und ein Leben im Hier im Jetzt zu besinnen und dabei sämtliche Probleme des Alltags zumindest für einen Augenblick zu vergessen.

Doch die menschliche Kultur wäre nicht menschlich, wenn ihre negativen Auswüchse nicht auch in diese unbeschwerte Welt jenseits von Gut und Böse und jenseits von Ideologien, Wertvorstellungen und menschlichen Idealvorstellungen vordringen würde. Ein Phänomen, welches ganz besonders bei vermeintlichen Umweltschützern immer mehr mit erschrecken festzustellen ist, ist etwas, das ich gerne etwas provokant als Pflanzenrassismus bezeichne.

Mit Pflanzenrassismus meine ich die fragwürdigen Überzeugungen einiger Menschen, die sich als selbst deklarierte Naturschützer dem Ziel verpflichtet haben, alle fremdartigen Gewächse, alle ursprünglich nicht einheimischen Pflanzen, alle sogenannten Neophyten zu verteufeln, sie an ihrer Ausbreitung zu hindern und im Idealfall gänzlich auszurotten. Der Hass ist dabei in den meisten Fällen natürlich nicht persönlich gegen eine bestimmte Pflanzenart gerichtet. Natürlich mag man diese Pflanzen und sie haben ja auch ihre Daseinsberechtigung. Aber eben nicht hier in unserem Land. Sie sollen dort wachsen, wo sie herkommen.

Vertrocknete Blüten einer Kanadischen Goldrute (Solidago canadensis). Ein gefürchteter Neophyt, wichtige Heilpflanze und Nektarquelle für hungrige Insekten

In Einzelarbeit oder groß angelegten Gruppenaktionen werden die fremdartigen Gewächse in wilder Natur herausgerissen und bekämpft. Mit einer hasserfüllten Zerstörungswut werden sogenannte Säuberungsaktionen durchgeführt, bei denen nicht selten sogar das selbstgesetzte Ziel verfehlt wird. Allzu häufig ist es um die botanische Kenntnis der „Naturschützer“ nämlich nicht besonders gut bestellt, sodass nicht nur die gefürchteten Neophyten herausgerissen werden, sondern auch einheimische Pflanzen, die den Zuwanderern ähnlich sehen. Im schlimmsten Falle werden dabei sogar einheimische Arten vernichtet, die aufgrund ihrer Gefährdung bereits unter einem besonderen gesetzlichen Schutz standen. Schon mehr als einmal sorgten eben solche Aktionen, für Schlagzeilen in den Medien.

Das indische Springkraut (Impatiens glandulifera): invasiver Schädling oder wichtige Bienenweide?

Ich weiß nicht wie es anderen geht, aber zumindest bei mir läuten bei solchen Ideologien, Vorstellungen und Vorgehen die Alarmglocken. Die ideologischen Parallelen zu den dunklen Abgründen zwischenmenschlicher Grausamkeit in Vergangenheit und Gegenwart sind nicht von der Hand zu weisen und absolut erschreckend. Dort wo die Welt mit einem derart hasserfüllten Weltbild wahrgenommen wird, bei dem allein die Herkunft eines Wesens über sein Recht zu Leben entscheidet und wo mit politischen Hetzkampagnen großangelegte Säuberungsaktionen propagiert und angeregt werden, da ist es nicht weit, dass dieses Gedankengut sich von Pflanzen auch auf Menschen ausbreitet. Und wohin das führt, das hat uns die Geschichte schon mehr als einmal in all ihrer Grausamkeit gelehrt. Das ist eine Entwicklung, der wir mit aller Macht entgegenwirken sollten.

Auch das Kleine Springkraut (Impatiens pariflora) sehen viele lieber in seiner asiatischen Heimat. Doch Bienen lieben die Blüten, Kinder die explodierenden Samenkapseln und die Blätter sind lieblich und zart im Geschmack…

Genau aus diesem Grund widme ich den Neophyten bei meinen Kräuterwanderungen und Exkursionen immer eine ganz besondere Aufmerksamkeit und Erklärung. Ich versuche aufzuzeigen, welche wunderbaren Eigenschaften ihnen innewohnen, welche Lücken sie in den Ökosystemen füllen, in denen sie sich ausbreiten, welchen Mehrwert sie nicht nur uns Menschen bringen und warum ihr Erscheinen in moderner Zeit aus erdgeschichtlicher Sicht etwas ganz normales ist. Dabei bringt jede einzelne Pflanzenart natürlich ihre ganz eigenen Besonderheiten mit sich und ihre Geschichten von Immigration in ferne Ökosysteme sind oftmals spannend. Und wenn wir anfangen uns die richtigen Fragen zustellen, dann rüttelt es ganz von allein an festgefahrenen Vorstellungen und negativen Ideen zum Thema Neophyten. Warum zum Beispiel sind unsere urdeutschen Kastanienbäume, die in keinem Biergarten fehlen dürfen, eigentlich keine bösen Neophyten, obwohl Sie hier im frühen Mittelalter noch gänzlich unbekannt waren und erst durch arabische und persische Reiter eingeschleppt wurden? Mit solchen und anderen erhellenden Fragestellungen kann man dem Pflanzenrassismus nach und nach die fehlende Rationalität enthüllen und so manchen Geist zum Umdenken bewegen. Sobald man beginnt die Dinge in größeren Maßstäben zu betrachten, wenn man längere Zeiträume berücksichtigt und Probleme ganzheitlich analysiert, dann kommt man nämlich unweigerlich zu dem Ergebnis, dass die Neophyten gar nicht die Ursache sind für die vermeintlichen Schäden und Gefahren, die man ihnen so oft anhängt. So konnte ich tatsächlich schon den ein oder anderen, der mit Beginn der Kräuterwanderung eine negative Haltung zu den Neophyten hatte, soweit aufklären, dass am Ende der Wanderung auch die zugewanderten Pflanzen in einem positiven und willkommenen Licht gesehen wurden.

Und das gibt mir dann doch wieder ein wenig mehr Hoffnung auch für das menschliche Zusammensein, denn wenn so eine Veränderung der Weltanschauung hin zum Positiven in Hinblick auf Pflanzen möglich ist, dann ist es das auch für menschliche Belange. In diesem Sinn möchte ich dazu einladen, die Natur mal einfach wahrzunehmen wie sie ist und dabei den eigenen Filter von Bewertung und Aufspaltung in Gut und Böse auszuschalten. In der Natur gibt es keine Moralvorstellungen, kein Gut, kein Böse. Die Natur ist. Punkt. Und das kann eine sehr heilsame Erkenntnis sein. Heilsam für uns selbst und heilsam für die Menschheit als Ganzes.

Text: Fabian Kalis

Bilder. www.pixabay.com

Nachdem es den bisherigen Mai nahezu jeden Tag geregnet hatte, hatte ich die Hoffnung auf einen Bienenschwarm im Schwarmmonat Mai eigentlich schon gänzlich aufgegeben. Die wenigen regenfreien Sonnenstunden im Mai reichten den Bienen lediglich für ihr täglich Brot. Genug Nektar für einen Honigüberschuss für die Frühjahreshonigernte oder eine starke Volksentwicklung konnte aufgrund des vielen Regens leider nicht gesammelt werden. Eine für den Mai typische Schwarmstimmung konnte ich bei meinen Bienen bei meinen bisherigen Durchsichten noch nicht erkennen.

Doch dann wurde es plötzlich doch noch schön, die beiden letzten Tag im Mai segnete uns das Wetter mit den fast schon vergessenen typischen heißen Sonnentagen. Das weckte nicht nur bei mir wieder die frühlingshafte Lebensfreude. Auch bei den Bienen blieb dieser Wetterwandel nicht unbemerkt. Von einem Tag auf den anderen zeigte sich auch bei den Bienen nun doch das erhoffte Frühlingstreiben des Schwarmmonats Mai. Der bisher nur zaghafte Flugverkehr wandelte sich förmlich über Nacht in ein wildes Treiben aus tausenden Bienen.

Und dann gab es doch tatsächlich auch noch einen Bienenschwarm im Mai. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Als ich am vorletzten Maitag mit meinen Kindern an einem meiner Bienenstände vorbeifuhr, sagte meine Tochter plötzlich: da hängt ein Bienenschwarm im Baum. Und in der Tat: in ungefähr 4 – 5 Metern Höhe hing eine dichte schwarze Traube aus Bienen an einem alten Holunder. Der erste Schwarm in diesem Jahr. Was für eine Überraschung. Und welch ein Glück, dass meine Tochter einen so aufmerksamen Blick hatte. Ich selbst hätten den Schwarm an diesem Tag wohl einfach übersehen.

Der Schwarm sollte dann natürlich kurzentschlossen eingefangen werden. Das Ganze war natürlich völlig unvorbereitet und ohne das passende Equipment dabei zu haben. Etwas unter Zeitdruck (eigentlich wollte ich meine Kinder bloß absetzen und musste schnell weiter zu einem Termin) wurden dann eine Leiter und ein Plastikeimer organisiert. Schnell stellte sich aber heraus, dass ich mit der Leiter nicht nahe genug an den Ast heranreichen würde, an dem der Bienenschwarm sich niedergelassen hatte. Also habe ich den Eimer an einem langen Stock befestigt, um von oben auf der Leiter bis unter den Schwarm reichen zu können. Mit einem zweiten Stock wollte ich so kräftig am Ast rütteln, in der Hoffnung, dass der Schwarm dann in den Eimer fällt und ich ihn unkompliziert vom Baum bekomme. Soweit der Plan. Zeitdruck, unpassende Ausrüstung und keine Zeit daran zu denken, was dabei schiefgehen könnte, sind nie eine gute Voraussetzung für ein gelungenes Vorhaben, wohl aber für eine abenteuerliche Geschichte… Aber lest selbst:

Ein Bienenschwarm im Holunder

So stand ich also barfüßig (wie immer), in sommerliche Kleidung und mit im Winde wehenden langen Haaren in ca. 3 Metern Höhe auf einer nassen Leiter, die an einen wackeligen alten Holunder lehnte und hielt mit einer Hand den Stock mit dem Eimer in die Höhe während ich mit der anderen Hand und dem sich dort befindenden Stock versuchte dem Ast mit den Bienen einen kräftigen Ruck zu geben. Soweit war auch alles gut. Der Bienenschwarm löste sich nach meinem Rütteln wie gewünscht vom  Ast. Die Hälfte der Bienenmasse landete sogar in dem dafür vorgesehenen Eimer. Die andere Hälfte aber verfehlte ihr Ziel. Statt in den Eimer regnete nun eine Traube aus verärgerten Bienen auf mich nieder. Sofort verfingen sich unzählige Bienen in meinen Haaren und meinem Bart. Auch wenn Bienen generell sehr friedlich Tiere sind und insbesondere Schwarmbienen vom Stechen nicht viel halten, so sehen Bienen, die sich im Wirrwarr aus Haaren verfangen, nachdem sie unsanft von ihrem sicheren Verbleib im Baum geholt wurden, die ganze Sache deutlich unentspannter. Während ich in diesem Zustand, dazu umkreist von einer Wolke wilder Bienen, in der einen Hand noch den Eimer mit den restlichen Bienen, langsam die Leiter runter kletterte, sammelte ich unzählige Stiche am Kopf. In stoisch imkerlicher Ruhe und Gelassenheit, stellte ich dann den Eimer zur Seite, begann die Bienen aus meinen Haaren zu entfernen und überblickte prüfend das Geschehen. War ich wenigstens erfolgreich? Hatte sich das schmerzhafte Abenteuer gelohnt?

Ein Blick in den Eimer zeigte ein wenig erfolgreiches Bild. Die Bienen saßen nicht als Traube zusammen, sondern verteilten sich überall an den Wänden und schienen wieder in Aufbruchstimmung. Ein Blick zurück an den Holunder zeigte, dass die wilde Wolke aus Bienen sich langsam wieder an ihrem Platz hoch oben im Baum sammelte. Das bedeutete, dass die Königin nicht mit im Eimer gelandet war und der Schwarmfang somit erfolglos.

Da ich aber einen leeren Bienenkasten in unmittelbarer Nähe stehen hatte, beschloss ich, die eingefangen Bienen dennoch einzusiedeln. Ich hatte die Hoffnung, dass diese Bienen die neue Bienenbehausung als würdiges Zuhause akzeptieren würden und den verbliebenen Bienen am Baum Bescheid geben würden. Hat ein Bienenschwarm einmal ein geeignetes neues Heim gefunden, so zieht er von ganz allein dorthin ein. Also entleerte ich den Eimer voll Bienen in den leeren Bienenkasten und hoffte auf ein gutes Gelingen.

Dann musste ich aber erstmal los zu meinem Termin. Zerstochen, mit noch ein paar toten Bienen im Haar kam ich dann mit nur 15 Minuten Verspätung fast noch pünktlich zu meinem Termin. Passenderweise ging es hierbei auch um Bienen, sodass ich gleich von meinem davor erlebten Abenteuer erzählen konnte. Als ich nach verrichteter Arbeit wieder zum Bienenstand zurückkam, war die Traube im Holunder verschwunden. Ein Blick auf den zuvor mit Bienen bestückten Bienenkasten zeigte Bienen, die im Flugloch ein und ausflogen und sich neu zu orientieren schienen. Auf den ersten Blick, sah es so aus, als hätte mein Plan doch noch funktioniert. Da ich das vermeintlich neue Bienenvolk aber nicht weiter stören wollte, habe ich auf eine weitere Durchsicht verzichtet. Es wird sich in den nächsten Tagen zeigen, ob die Einsiedlung des Schwarms auf diese Art in diesem Fall wirklich erfolgreich war. Was für ein gelungener Abschluss für den ungewöhnlichen Wonnemonat Mai in diesem Jahr.

Wonnemonat Mai, Zeit der Sonnentage, Sommerlaune und Freiluftaktivitäten. In diesem Jahr aber machte das Wetter den Wonnemonat eher zu einem Wannenmonat… Regen, Kälte, Wind und noch mehr Regen prägten die Erscheinung des normalerweise warmen und strahlenden Frühlingsmonates. Die wenigen Tage, an denen es in diesem Jahr in diesem Monat mal einmal nicht geregnet hat, kann man an einer Hand abzählen. Und man braucht dabei noch nicht einmal den Daumen…  Nach der tristen Winterzeit, einem ohnehin verregnetem Frühling und all dem Wahnsinn unserer Zeit, habe bestimmt nicht nur ich mich auf den Mai gefreut. Endlich wieder Sonne tanken, draußen sein und die Natur genießen. Leider sah die Natur das in diesem Jahr anders. Das nagt am Gemüt. Und nicht nur bei uns Menschen. Auch bei den Bienen ist der Missmut über diese Wetterlage deutlich zu merken.

Für die Bienen sind Mai und Juni normalerweise der Höhepunkt in ihrer Jahresentwicklung. Die Anzahl der Arbeiterbienen, der gebauten Waben und die Größe des Brutnestes erreichen ihr Höchstmaß zur Sommersonnenwende. Bereits im Mai platzen die Völker förmlich aus allen Nähten. Frühlingsblüten blühen in einem bunten Meer aus tausend Farben und überall finden die fleißigen Insekten Nektar und Pollen. Jetzt ist auch die Zeit der Bienenschwärme. Die Völker teilen sich und bilden neue Kolonien. Es ist die Zeit der puren Lebensfreude sowohl für die Bienen als auch den Imker.

Doch in diesem Jahr konnten die Bienen kaum am reichen Tisch der Natur teilhaben. Die unzähligen Blüten des Frühlings, wie etwa Apfelblüte, Löwenzahn und Raps, blieben an vielen Tagen aufgrund des starken Regens unbesucht. Als Imker merkt man, dass auch die Bienen über diese Lage nicht sehr wohlgestimmt waren. Stichlustig und murrend begegneten die sonst friedlichen Damen jedem, der es zu dicht ans Flugloch wagte.

Doch was machen die Bienen eigentlich genau, wenn es regnet? Warum können Sie nicht auch bei Regen ausfliegen und die Blüten bestäuben? Was passiert eigentlich mit einer Biene, die während es Ausfluges vom Regen überrascht wird?

Auf die letzte dieser Fragen gibt es eine verblüffende Antwort: Bienen können nicht nass werden, wenn es regnet. Wenn die Regentropfen vom Himmel herabregnen, nehmen sie ordentlich an Fahrt auf. Die schweren Wassertropfen rasen in Richtung Erdboden. Dabei verdrängen Sie die Luft, die sich unter ihnen befindet. Es entsteht eine Druckwelle. Diese Druckwelle mag zwar für uns Menschen unbedeutend und minimal erscheinen. Für die leichten Bienen sieht die Welt aber ganz anders aus. Die Druckwelle, die ein herabfallender Wassertropfen unter sich vorweg schiebt, reicht aus, um eine fliegende Biene zu verdrängen. Wenn sich also ein Wassertropfen einer fliegenden Biene nähert, wird diese von der Druckwelle davongeschleudert, bevor der Wassertropfen sie berühren kann. Eine fliegende Biene kann also im Regen nicht nass werden. Ist das nicht verblüffend? Da die Bienen in einem Regenschauer aber von unzähligen Regentropfen umgeben sind, werden sie von Druckwelle zu Druckwelle umhergeschleudert. Ein koordinierter Flug ist dabei nicht möglich. Die Bienen verbrauchen eine große Menge an Energie, um ihre Flugbahn unter diesen Bedingungen halbwegs aufrecht halten zu können. Daher suchen sich fliegende Bienen, die vom Regenschauer überrascht werden meistens einen festen Platz zum Ausharren, bis das Wetter wieder besser wird.

Doch bei den nicht fliegenden Bienen, bei denen, die auf einer Blüte, auf einem Blatt oder dem Erdboden sitzen, funktioniert der natürliche Regenschutz leider nicht mehr. Diese Bienen haben einen festen Halt und bekommen die ganze Kraft des Wassertropfens zu spüren. Die unglücklichen Exemplare, die einen Regentropfen direkt abbekommen, werden in Hülle und Fülle im kalten Nass gebadet. In diesem Zustand sind sie erst einmal flugunfähig. Sie müssen warten, bis die Sonne sie wieder vollständig getrocknet hat, bevor Sie ihren Weiterflug starten können.

Dennoch ist leichter Regen nichts, was die Bienen vom Ausfliegen abhalten würde. Tatsächlich kann man sie zumindest bei nur leichtem Regen immer noch bei ihren Sammelflügen beobachten. Die Bienen am Flugloch fliegen ungeachtet des nassen Wetters ein und aus. Die Bienen können also auch bei leichtem Regen weiterhin ausfliegen und ihre Sammelflüge vollenden. Der Flugverkehr ist aber deutlich vermindert. Das liegt dann aber eher an den Blüten selbst. Die allermeisten Blüten mögen nämlich auch keinen Regen und schließen sich bei stärkerem oder lang anhaltendem Regen wieder, um den kostbaren Pollen zu schützen. Und wenn es keine geöffneten Blüten gibt, dann gibt es auch nichts zu sammeln. Daher fliegen die Bienen bei starkem Regen gar nicht mehr aus. In solchen Zeiten sitzen die Arbeiterbienen untätig im Inneren des Bienenvolkes und warten voller Ungeduld auf trockenere Zeiten. Dabei kann es schonmal richtig eng werden im Bienenkasten. Und die Arbeiterinnen, die im Innendienst weiterhin ihre Arbeit verrichten, haben durch die nun sehr engen Verhältnisse erschwerte Arbeitsbedingungen im Bienenvolk, während die Sammelbienen nur faul herumhängen. Kein Wunder das da Missmut entsteht und die Bienen gereizter sind als normal.

Aus diesem Grund sollte man bei Regenwetter besonders achtsam sein und nicht zu dicht ans Flugloch der Bienen gehen. Als Imker sollte man es zudem vermeiden, bei so einem Wetter in die Bienenkästen und Bienenkörbe zu schauen. Nicht nur, weil die Bienen einem dann schon ganz klar zeigen werden, dass dies der falsche Zeitpunkt ist. Auch wir würden es sicherlich nicht lustig finden, wenn man uns das Dach vom Haus nimmt und den Regen in unsere Stuben lässt.

Hummel im Regen auf einer Rainfarnblüte

Text: Fabian Kalis

Bildnachweis: Roman Grac from pixabay.com, Steve Buissinne from pixabay.com, Krzystof Niewolny from pixabay.com

In vielen Gärten, in Wäldern, in Hecken und Gebüschen tauchen im Frühling kleine Pflänzchen mit rosa- bis lilafarbenen Blüten auf, die in großer Anzahl etwas Farbe in die sonst noch farb- und laubkarge Frühlingswelt bringen. Nur 15 cm – 30 cm hoch und mit kleinen gefiederten Blättern zeigt hier eine typische Frühlingspflanze ihren kurzen Auftritt. Kaum sind die Blätter ausgetrieben, blüht das kleine Kraut und schon und ist bereits nach wenigen Wochen bestäubt, versamt und verschwindet genauso schnell und plötzlich wieder, wie es gekommen ist. In dieser frühen Blütezeit finden sich zahlreiche Insekten, wie etwa Honigbienen und verschiedene Hummel- und Wildbienenarten an den Blüten und bedienen sich am reichen Angebot der beliebten Blüten. Die Rede ist vom Hohlen Lerchensporn (Corydalis cava). Mittlerweile ist der Lerchensporn eine beliebte Zierpflanze in naturnahen Gärten. Von vielen Gärtnern wird er jedoch als Rasenunkraut empfunden und schnellstmöglich übergemäht oder ausgegraben. Um den Bienen und anderen Insekten jedoch etwas Gutes zu tun, sollten die prachtvollen Blütenpflanzen jedoch auch in aufgeräumten Gärten ihren Platz finden dürfen. Ihr Wuchs uns ihre Blütezeit sind nur kurz und so früh im Jahr, dass man das erste Mähen auch auf das Ende der Blütezeit dieser Pflanzen schieben kann. Werden die kleinen Pflanzen direkt nach der Blüte abgemäht, erfolgt auch keine Versamung und eine weitere Verbreitung, die den „schönen“ Zierrasen zerstören könnte, ist nicht zu erwarten. Es gibt also kein Argument dagegen, diese nützlichen und schönen Pflanzen auch zumindest stellenweise in konventionellen Gärten wachsen zu lassen. Die Bienen und Hummeln und andere Insekten werden es danken.

Der Hohle Lerchensporn gehört zur Gattung der Lerchensporne (Corydalis), in der es rund 300 verschiedene Arten gibt, die vornehmlich auf der Nordhalbkugel in den gemäßigten Gebieten vorzufinden sind. Typisch ist bei allen Arten die Blütenform mit einem Sporn an dem Kronblatt. Dadurch weisen die Blüten eine gewisse Ähnlichkeit mit der Erscheinung der Haubenlerche (Galerida cristata) auf, was diesen Pflanzen ihren Namen gegeben hat.

Hohler Lerchensporn mit Blüten

Die Lerchensporne bilden nach der Blüte kleine Schoten, in denen schwarz glänzende Samen zu finden sind. Viele Arten bilden zudem unterirdische Knollen als Überwinterungsorgane. So kommt es, dass die Pflanzen im Frühjahr an den immer gleichen Stellen wieder wachsen.

Die Haubenlerche: Namensgeber für den Lerchensporn

Am meisten verbreitet ist in Deutschland der Hohle Lerchensporn, der auch Hohlknolliger Lerchensporn genannt wird. Sowohl der deutsche Name als auch der botanische Artenname cava (von lateinisch cavus = hohl) deuten auf die hohlen Knollen hin, die typisch für diese Art sind. Diese Pflanze wächst in Gruppen und bildet pro Pflanze bis zu 20 Blüten, die in einer Traube zusammenstehen. De Lerchensporn wächst gerne an schattigen Plätzen in Gärten, in Laubwäldern, in Gebüschen und mag lockeren, nährstoffreichen Lehmboden.

Der Hohle Lerchensporn gilt als schwach giftig. Teilweise wird in der Literatur zumindest für die unterirdischen Pflanzenteile aber sogar eine starke Giftigkeit angegeben. Inwieweit schwere Vergiftungen tatsächlich auftreten, ist fraglich. Zumindest für die oberirdischen Pflanzenteile finden sich aber keine Hinweise auf schwere Vergiftungsfälle. Hauptverantwortlich für eine potenzielle Giftwirkung sind die Wirkstoffe Corydalin, Bulbocapnin sowie Tetrahydropalmatin, ein Alkaloidgemisch, welches zum Blühbeginn in seiner höchsten Konzentration in der Pflanze zu finden ist. In der frischen Knolle kann der Alkaloidgehalt bis zu 2 % betragen. Neben diesen Alkaloiden finden sich noch eine Reihe anderer Wirkstoffe in geringer Konzentration, die für die Wirkung mit verantwortlich sind.

Blüte des Lerchensporn

Der Lerchensporn erzeugt bei Einnahme entsprechend großer Mengen eine katalepsieartige Bewegungsarmut bis hin zu einer vollständigen Aufhebung der willkürlichen und reflektorischen Bewegungen ohne dabei jedoch eine Muskelerstarrung zu verursachen. Hohe Dosierungen sollen zudem hypnotisch Wirken. Diese Wirkungen werden vor allem dem Alkaloid Bulbocapnin zugeschrieben. Weiterhin wirkt der Lerchensporn sedativ und tranquilierend, wofür vor allem der Wirkstoff Tetrahydropalmatin verantwortlich ist. Aufgrund dieser Wirkungen wurde der Lerchensporn früher als Heilpflanze verwendet. Obwohl unerwünschte Nebenwirkungen bei korrekter Dosierung nicht auftreten, wird in moderner Zeit von der Verwendung dieser Pflanze aufgrund möglicher Vergiftungen bei falschen Dosierungen abgeraten.

Blätter des Lerchensporn

Die hypnotsiche, beruhigende und sedierende Wirkung der Pflanze, war eine der Hauptanwendungen in er früheren Pflanzenheilkunde. Als es noch keine Anästhetika gab, verwendete man den Lerchensporn als Beruhigungsmittel während Operationen. Weiterhin galt die Wurzelknolle verschiedener Lerchensporne, die früher alle als Holwurz bezeichnet wurden, nach dem kräuterkundigen Tabernaemontanus als wundheilend und leberstärkend und als ein Mittel „wider alles Gift“. In Osteuropa werden die stärkehaltigen Wurzelknollen zudem als Nahrungsmittel genutzt. Dies ist ein Hinweis darauf, dass eine entsprechend starke Giftwirkung, wie sie in der Literatur oft angeben wird, anzuzweifeln ist. Auch wurde die Pflanze früher bei Entzündungen der Schleimhäute und der Atemwege, sowie bei Rheuma und Gicht angewendet.

Text: Fabian Kalis

Bilder:

Pflanzenportrait: Dr. Erich W. Schreiner, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons, unverändertes Bild

Haubenlerche: Artemy Voikhansky, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons, unverändertes Bild

Laubblätter:  Kristian Peters, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons, unverändertes Bild

Blüte: Fritz Geller-Grimm, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons, unverändertes Bild

Immer mehr Menschen fangen an, die konventionelle Ideologie des ewigen Wachstums, der Profitmaximierung und der maximalen Ausbeutung sämtlicher Rohstoffe infrage zu stellen und erkennen den Sinn nachhaltiger Ansätze. Sie beginnen die Dinge in einer ganzheitlichen Betrachtungsweise zu sehen und somit auch ökologische Zusammenhänge zu verstehen und mitzuberücksichtigen, wenn es um die eigenen Entscheidungen geht. Das ist eine sehr positive Entwicklung. Unter Ihnen finden sich natürlich auch zahlreiche Bauern, Tierfarmer & Hobbytierhalter. Im Rahmen dieser Neuausrichtung des eigenen Blickwinkels besinnen sich viele Menschen wieder auf altes Wissen, auf alte Betriebsweisen, auf all die fast vergessenen Konzepte, die es den Menschen vor der Industrialisierung der Landwirtschaft ermöglichten, eine nachhaltige Bewirtschaftung der Natur zu gestalten.

Ein Aspekt dieser Rückbesinnung ist es, sich wieder mit Gemüse-, Obst- oder Futterpflanzen zu befassen, die im Laufe der Zeit in Vergessenheit geraten sind, da sie in der Welt der intensivierten Monokulturen nicht mehr zukunftsfähig waren. Sie brauchen eine nachhaltige Anbaumethode und ein ökologisch ausgewogenes Umfeld, damit sie gedeihen. Etwas wofür in der modernen, konventionellen Landwirtschaft kein Platz ist. In einer Zeit, in der aber langsam ein Sinneswandel in vielen Köpfen vor sich geht und der Sinn und Vorteil nachhaltiger Anbaumethoden wieder einen vermehrten Anklang findet, werden auch die Vorteile der alten Sorten wiedererkannt. Viele dieser alten Sorten besitzen nämlich eine geballte Pflanzenpower, die in modernen Arten und Züchtungen ihres gleichen sucht. So enthalten manche der alten, fast vergessenen Nutzpflanzen eine deutlich höhere Nährstoffkonzentration, einen höheren Eiweiß- oder Zuckergehalt oder sogar heilende Wirkungen. Sie sind in der Regel robuster gegenüber Witterung und Schädlingen und benötigen daher keine Wachstumsverstärker, künstliche Düngemittel oder Herbizide, Fungizide, Pestizide und Neonicotinoide.

Eine dieser fast vergessenen Futterpflanzen ist die Esparsette. Die Esparsetten sind eine Gattung in der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabacae), auch Leguminosen genannt. Viele Pflanzen innerhalb dieser Familie haben eine lange Geschichte der Nutzung als Futterpflanzen und auch moderne Züchtungen einiger weniger Arten machen auch heute noch einen Großteil des Viehfutters in der modernen konventionellen Landwirtschaft weltweit aus. Zu ihnen gehören unter anderem Alfalfa, Lupine, Klee und Sojabohnen. Die Esparsetten kennt heute jedoch kaum noch einer.

Bis zum Beginn der modernen Agrarindustrie war vor allem die Saat-Esparsette (Onobrychis viciifolia) eine beliebte Weide- und Futterpflanze. Sie wurde in Europa seit dem 16ten Jahrhundert großflächig angebaut und diente als nahrhafte und widerstandsfähige Weide- und Futterpflanze. Da sie sich jedoch schlecht in Monokulturen anbauen lässt und sie eine intensiv Nutzung und Überweidung schlecht verträgt, wurde sie in moderner Zeit durch andere Arten wie etwa Alfalfa verdrängt. Wie alle Leguminosen ist auch die Esparsette ein Bodenverbesserer. Leguminosen leben symbiotisch mit stickstoffbindenen Bakterien und sind so in der Lage Stickstoff aus der Luft aufzunehmen und zu verarbeiten und so im späteren Verlauf dem Boden zuzuführen, wo er dann für andere Pflanzen verfügbar ist. Mit Wurzeln, die bis zu einer Tiefe von 4 Metern hinabreichen, ist die Esparsette ein Tiefwurzler. Der Wuchs dieser Pflanzen lockert somit den Boden bis in tiefe Schichten und wirkt so auf eine weitere Art und Weise Boden verbessernd.

Die Esparsette hat einen sehr hohen Gehalt an Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen. Besonders für die eiweißreiche Ernährung von Milchvieh ist sie daher eine geeignete Futter- und Weidepflanze. Aber auch Pferde fressen die nährstoffreichen Pflanzen gerne. Sie sollten jedoch nicht zu viel auf einmal aufnehmen, da ein zu viel an Proteinen sich negativ auf das Verdauungssystem der Pferde auswirken kann.

Saat-Esparsette (Onobrychis viciifolia)

Die Esparsette hat jedoch noch weitere Inhaltsstoffe, die sie in ihrer Wirkung von anderen Pflanzen aus der gleichen Familie unterscheidet: Die Esparsette enthält Tannine. Tannine sind pflanzliche Gerbstoffe. Diese Stoffe binden Wasser, wirken antiseptisch, entzündungshemmend, antiparasitär und blutstillend. Die Esparsette wirkt somit als Futterpflanze vorbeugend gegen Darmparasiten, Durchfallerkrankungen und Kotwasser. Diese Eigenschaft ist es, die die Esparsette wieder vermehrt in das Licht der modernen Futterpflanzen rücken lässt. Ein wieder weitläufiger Anbau auf den ohnehin häufig völlig überweideten Pferdeweiden ist zwar für diese alte Pflanze noch nicht in Sicht, im Pferdebedarfshandel findet man aber zunehmend auch Heucobs (aus getrocknetem Pflanzenmaterial gepresste Pellets) die aus dieser fast vergessenen Futterpflanze hergestellt werden. So haben auch Hobbytierhalter die Möglichkeit ihren Tieren diese Pflanze zur Verfügung zu stellen und die besondere Wirkung für ihre Tiere nutzbar zu machen.

Ihren Namen hat die Pflanze übrigens von dem französischen Wort Esparcet, was übersetzt Süßklee bedeutet und die nahe Verwandtschaft und Ähnlichkeit dieser beiden Pflanzengattungen zum Ausdruck bringt.

Doch nicht nur Pferdehalter und Milchbauern können sich an den positiven Wirkungen dieser alten Nutzpflanze erfreuen, auch die Bienen und andere Nektar sammelnde Insekten lieben die rosa-weiß blühenden Schmetterlingsblüten. Die Esparsette bietet eine große Menge an Nektar und Pollen und ist daher auch als Bienenweide für Imker und als Nahrungsquelle für Wildbienen und andere Insekten eine wichtige Pflanze.

Text: Fabian Kalis

Bildnachweis: Eric Steinert, CC BY-SA 3.0 <http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/>, via Wikimedia Commons

Die Gemmotherapie (von lat. gemma „Knospe“) ist ein Teilbereich der Phytotherapie (moderne, rationale Pflanzenheilkunde). Bei der Gemmotherapie werden phytotherapeutische Arzneien nach standardisierten Verfahren aus jungem, teilungsfähigem Pflanzengewebe (Knospen, jungen Sprossen und Trieben sowie den wachsenden Wurzelspitzen) hergestellt.

Die Knospen verschiedener Pflanzen

Die moderne Gemmotherapie geht zurück auf traditionelle volksheilkundliche Anwendungen, ist in ihrer modernen, rationalen Form jedoch eine recht junge Therapieform. Sie wurde zwar bereits um das Jahr 1950 von dem belgischen Arzt Pol Henry begründet, einen erwähnenswerten Anklang findet diese Therapieform jedoch erst seit einigen Jahren. Umfassende Erfahrungen und wissenschaftliche Publikationen zu dieser jungen Therapieform sind somit erst seit kurzer Zeit im Fokus der Medizin. Aus diesem Grund stehen genaue Forschungen zu den Wirkungsweisen und Anwendungsmöglichkeiten noch aus.

Dennoch erfreut sich die Gemmotherapie seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass sich die Arzneien aus den verschiedenen Pflanzenknospen auch ohne große Mühe und schon mit einfachsten Mitteln selbst herstellen lassen. Die Gemmotherapie ist daher eine Therapieform, die sowohl bei Ärzten und Heilpraktikern als auch gleichermaßen in der volksheilkundlichen Selbstbehandlung ihren Anklang findet.

Die Grundidee der Gemmotherapie ist, dass die Knospen die vitalsten und somit auch heilkräftigsten Teile einer Heilpflanze sind. Bei der Gemmotherapie geht diese Lebenskraft der Knospen in die aus ihnen produzierten Arzneien über. Die in den Knospen vorhandenen Wirkstoffe und Wirkstoffkonzentrationen unterscheiden sich teilweise stark von den Wirkstoffen und Wirkstoffkonzentrationen in anderen Pflanzenteilen. Man geht davon aus, dass insbesondere die erhöhte Konzentration an Proteinen, das pflanzliche Embryonalgewebe (Stammzellen) und verschiedene Phytohormone, wovon letztere ausschließlich in den Knospen in nennenswerter Menge vorkommen, für die Heilwirkung der Knospen verantwortlich sind. Teilweise überschneiden sich hier rationale (auf Wirkstoffen beruhende) Erklärungsmodelle und eine ganzheitliche Ansicht, bei der auch energetische, spirituelle und alternative Aspekte für eine Wirkung beachtet werden.

Die Top 3 Pflanzen in der Gemmotherapie:

Hasel: Haselknospen werden zur Behandlung von Lungenleiden eingesetzt.

Weide: Weidenknospen sollen eine fiebersenkende und schmerzstillende Wirkung haben.

Linde: Die Knospen der Linde werden wegen ihrer beruhigenden und angstlösenden Eigenschaften genutzt.

Zur Herstellung eigener Arzneien werde die Knospen im frischen Zustand gemörsert und ein ein lichtgeschütztes Gefäß gefüllt (Gefäß zu etwa 1/3 mit Knospen füllen). Anschließend wird mit einem Auszugsmittel aufgegossen. In der Gemmotherapie wird hier ein standardisiertes Lösungsmittel genutzt, welches zu gleichen Teilen aus Wasser, Alkohol und Glycerin besteht. Für den Hausgebrauch kann man aber auch hochprozentigen Schnaps (beispielsweise einen Rum mit 54 % vol. Alc.) nutzen. Den Ansatz lässt man nun etwa 3 Wochen lang ziehen. Anschließend kann der Extrakt genutzt werden.

Du möchtest mehr lernen über die Welt der Gemmotherapie? Dann kaufe mein Büchlein Gemmotherapie – Heilsame Pflanzenknospen. In dieser kompakten Einführung findest Du eine umfassende Anleitung zum Herstellen eigener Arzneien sowie Bilder zur Bestimmung der verschiedenen Knospen und Kurzportraits der gängigsten in der Gemmotherapie verwendeten Knospen mit Angaben zu Wirkung & Indikationen. Auch erhältlich als E-Book.

Text: Fabian Kalis

Fotos: Vanessa Michels (http://www.vanessamichels.de)

Eigentlich ist es schon erstaunlich genug, dass die Bienen mit Ausnahme der Antarktis (und den Teilen Chinas, in denen sie erfolgreich ausgerottet wurden) die komplette Welt bevölkert haben. Egal wie warm oder kalt es ist, überall, wo es Blüten gibt, finden sich spezialisierte Bienenarten, die die lokale Bestäubung der Pflanzen sichern. Selbst in Gegenden in der eisigen Arktis und der lebensfeindlichen Sahara gibt es Bienen.

Ein Ort, wo man die Bienen aber mit Sicherheit ganz bestimmt nicht erwarten würde ist das Weltall. Und doch haben die kleinen Insekten es auch bis dorthin geschafft. Natürlich nicht allein, ihre Weltraumfahrten verdanken sie wissenshungrigen Menschen. Aber rein quantitativ sind uns die Bienen in Sachen Weltraumfahrt überlegen: 6815 von ihnen haben es ins All geschafft (oder eher gesagt in die Erdumlaufbahn). Damit waren bisher mehr Bienen im All als Menschen.

Doch welchen Grund gibt es, die fleißigen kleinen Bestäuber so fernab ihrer natürlichen Umwelt mit blühenden Pflanzen zu verbringen? Und was sagen eigentlich die Bienen dazu?

Es gab bisher 3 Weltraummissionen, in denen Bienen ins All gesendet wurden. Die erste von ihnen war 1982. Bei dieser ersten Mission wurden 14 einzelne Bienen in die Erdumlaufbahn verbracht, um dort zu erforschen, wie die Schwerelosigkeit ihre Flugfähigkeit und ihr Verhalten beeinflusst. Solche Experimente wurden bereits vorher schon mit anderen Insekten getestet. Das Ergebnis: Die Insekten gaben nach ein paar unkontrollierten Flügen durch die Schwerelosigkeit ihre Flugversuche vollends auf und bewegten sich fortan nur noch krabbelnd durch ihre Behausungen. Bei den sehr intelligenten Bienen erhoffte man sich ein anderes Ergebnis. Leider waren die 14 einzelnen Bienen, losgelöst von ihrer natürlichen Lebensweise als Bienenvolk, nicht wirklich überlebensfähig und das Experiment brachte keine neuen Ergebnisse.

Daraufhin wurden 1984 mit der Challenger zwei neue Bienenexperimente in die Raumstation verbracht. Hierbei wurden nun zwei spezielle weltraumtaugliche Bienenkästen (bee enclosure modules, kurz BEM) inklusive Wabenwerk und mit jeweils 3400 ansitzenden Bienen (inklusive einer Bienenkönigin) in das All geschickt. Diese waren dann auch tatsächlich überlebensfähige Minibienenvölker. Die geplanten Experimente konnten also nun mit richtigen Bienenvölkern durchgeführt werden. Neben dem Flugverhalten in der Schwerelosigkeit wollte man hier auch das Wabenbauverhalten in der Schwerelosigkeit studieren.

„BEM“ (bee enclosure module) auf der ISS.
Foto: NASA

Auch diese Bienen machten zunächst nur sehr unkontrollierte Flüge in der Schwerelosigkeit und stießen anfangs ständig unsanft an die Wände ihrer Bienenraumfahrtmodule. Da Honigbienen jedoch äußerst lernfähig sind, entwickelten sie schnell neue Strategien zur Fortbewegung in der neuen Umgebung. Bereits nach sieben Tagen waren die Bienen in der Lage auch in der Schwerelosigkeit ohne Probleme zu Fliegen. Damit unterscheiden sie sich von allen anderen Insekten, die in der Schwerelosigkeit getestet wurden. Die Bienenkönigin legte auch im Weltall ganz normal Eier in die Wabenzellen. Was noch erstaunlicher ist: Die Bienen waren sogar in der Lage ihr Wabenwerk trotz fehlender Schwerkraft ohne Probleme zu errichten. Dies ist ein ganz besonders verblüffendes Ergebnis, da die gängige Lehrmeinung hierzu lautet, dass die Bienen die Ausrichtung ihres Wabenbaus an der Schwerkraft orientieren. Auf der Erde hängen die Waben immer senkrecht im Lot. Auch in der Schwerelosigkeit wurden alle Waben in eine einheitliche Richtung nach „unten“ erbaut.

Astronaut beobachtet die Bienen in der Schwerelosigkeit.
Foto: NASA

Insgesamt zeigen diese Forschungen, dass die Bienen noch viel mehr Geheimnisse in sich tragen, als wir bisher glaubten, und dass sie eine außerordentlich starke Anpassungsfähigkeit besitzen.

Ich frage mich, was die Astronauten von diesen Experimenten hielten. Ich kann mir vorstellen, dass die Tatsache, auf engstem Raum mit 6800 Bienen in einer isolierten Kapsel durch das All zu schweben, nicht für alle Menschen angenehm ist. Aber ich bin mir sicher, dass NASA hier alles daran gesetzt hat, ausbruchsichere Weltraumbienenkästen zu entwickeln. Immerhin war dies das bisher teuerste Bienenexperiment der Geschichte.

Wer jetzt im Kopf nachgerechnet hat, wird sagen: „das waren aber nur 6814 Bienen. Da fehlt doch noch eine.“ und liegt damit genau richtig. Die letzte Biene war eine Einzelkämpferin und wurde erst kürzlich ins All geschickt. Es handelt sich bei ihr aber nicht um eine versehentlich beim Start mit in der Raumkapsel sitzende unfreiwillige Passagierin, sondern um ein Kunstprojekt der Bundeskunsthalle Deutschlands. Auf dem Dach der Kunsthalle leben Bienen. Für eine Sonderausstellung mit dem Namen „Outerspace“ wurde eine dieser Bienen in Kunstharz eingeschlossen und zusammen mit dem Astronauten Alexander Gerst am 28. Mai 2014 ins All geschossen. Nachdem diese zum Kunstobjekt degradierte Biene ihren Ausflug ins All abgeschlossen hatte, wurde sie wieder zurück auf die Erde gebracht und konnte seitdem in der Ausstellung bewundert werden. Man könnte also sagen, sie ist die berühmteste der Weltraumbienen, wobei sie im Gegensatz zu den anderen 6814 Bienen nicht einmal lebend dort war.

Produzierten die Bienen auch kosmischen Honig?

Die Weltraumbienen hatten natürlich keine Möglichkeit auf der Raumstation Blütennektar zu sammeln und Weltraumhonig zu produzieren, sie wurden mit Zuckerlösung gefüttert. Eine interessante Anekdote gibt es jedoch aus der Folge „The Sting“ Episode 12, Season 4 der Zeichentrickserie „Futurama“ zu berichten. In dieser fiktiven Geschichte soll die Crew des Weltraumkuriers Planet Express Weltraumhonig (Space Honey) von gigantischen im All lebenden Bienen sammeln. Dieser Honig hat, wie für einen so außergewöhnlichen Honig angemessen, ganz besondere Eigenschaften: 1 Löffel wirkt beruhigend, 2 Löffel bewirken einen tiefen Schlaf. Vor dem Konsum von mehr als 2 Löffeln wird jedoch gewarnt. 3 Löffel sollen einen Schlaf induzieren, der so tief ist, dass man nie wieder davon erwacht. Es handelt sich hierbei also eindeutig um einen psychoaktiven Honig. Passenderweise dreht sich der ganze Plot um Erlebnisse, die die Protagonisten Leela in einem durch die Weltraumbienen induzierten Delirium erlebt. Das ganze mag zwar eine rein fiktive Geschichte sein, in Sachen coole psychoaktive Honigsorten macht ein berauschender Weltraumhonig jedoch ganz klar den vordersten Platz.

Astrobees: Die autonomen Bienenroboter auf der ISS

Astronautin Anne McLain mit dem Astrobee Roboter „Bumble“ auf der ISS. Foto: NASA

Ganz futuristisch und nicht weniger spannend geht es auch in unserer realen Welt weiter: Unter dem Namen Astrobees agieren seit einiger Zeit 3 autonome, intelligente, fliegende Roboter auf der ISS. Diese eckigen Würfel sollen die Astronauten bei ihren täglichen Aufgaben unterstützen. Ihren Namen verdanken sie dem summenden Geräusch, welches sie erzeugen, wenn sie durch die Schwerelosigkeit schweben. Damit es in den engen Platzverhältnissen nicht zu Kollisionen zwischen Mensch und Maschine kommt, sind die kleinen Roboter mit Blinklichtern ausgestattet, die beim Flug ihre Destination anzeigen. Da intelligente, summende Weltraumbienenroboter, die selbständig durch die Raumstation fliegen scheinbar nicht nur für mich etwas spooky klingen, wurden die Modelle später mit einem animierten Augenpaar ausgestattet, welches auf dem Display an der Front angezeigt wird. Hier wird nun comichaft eine Mimik simuliert, die die Situation zwischen Mensch und Roboter auflockern soll. Da eine weitere Aufgabe dieser kleinen Roboter die Erforschung der Interaktionen von Mensch und Roboter im All ist, ist dies ein passendes Feature. Die drei kleinen Kästen sehen zwar aus wie fliegende Baustellenradios, es handelt sich aber um hochmoderne, super teure Geräte, die auch direkt aus einem Science-Fiction-Film stammen könnten. Sie hören übrigens auf die Namen Bumble, Honey und Queen. Nachdem zunächst die Dockingstation, welche die Roboter selbständig zu Ladezwecken anfliegen, auf die Raumstation verbracht und dort installiert wurde, erreichten am 17. April 2019 die beiden ersten Roboter Bumble & Honey ihren Einsatzort. Am 25. Juli 2019 folgte mit einer weiteren Cargomission der dritte Roboter, der auf den Namen Queen hört.

Diese drei futuristischen Weltraumroboter stehen nun auch der freien Forschung zur Verfügung. Für das nötige Kleingeld kann nun jeder einen Forschungsslot direkt bei NASA buchen und seine eigenen Forschungen mit den Weltraumbienenrobotern auf der ISS durchführen. Die Zukunft ist jetzt. Ich finde es großartig, dass die ersten autonomen Weltraumroboter, die den Modellen aus Science-Fiction-Filmen in nichts nachstehen nach den Bienen benannt sind.

Baustellenradio oder hochmoderner Roboter? Die drei Astrobees Queen, Honey und Bumble (v. l.)
Foto: NASA

Text: Fabian Kalis

Bildnachweis: Alle Bilder aus dem Bildarchiv von NASA, http://www.nasa.gov

Mit dem Frühling sind auch die ersten wilden Leckereien in der Natur zu finden. Bereits an den ersten warmen Sonnentagen kann man in den Wäldern, in Gärten und an Wegesrändern eine schmackhafte Frühlingsnascherei entdecken. Die Rede ist von Kätzchen. Damit sind natürlich nicht die kuscheligen Vierbeiner gemeint, die als beliebtes Haustier in den Gärten herumschleichen. Es geht um die Blütenkätzchen verschiedener Bäume und Sträucher. Diese eiweißreichen Pollenspender sind oftmals nicht weniger flauschig als ihre tierischen Namenskollegen, können aber auch bedenkenlos von Veganern gegessen werden.

Auch Birkenkätzchen sind eine geballte Ladung an Frühlingskräften.

Besonders schmackhaft sind die gelben Haselkätzchen, die teilweise bereits im Januar oder Februar an den noch kahlen Haselsträuchern zu finden sind. Diese länglichen Würmchen lassen sich aufgrund der oft bodennahen Äste der Sträucher gut sammeln. Wichtig hierbei: Nie zu viele Kätzchen auf einmal sammeln. Auch unsere tierischen Mitbewohner erfreuen sich an den Kraftpaketen. Bienen sammeln hier den ersten Pollen des Jahres, Rehe und anderes Wild benötigen die energiereichen Blüten, um das karge Nahrungsangebot des Winters zu überstehen. Und auch Pferde, so man sie denn lässt, fressen die leicht süßlichen Vitaminspender ebenfalls sehr gerne. Und bei all dem Schmaus möchte der Haselstrauch schließlich auch noch genügend Pollen in den Wind abgeben, um eine ausreichende Bestäubung zu gewährleisten. Und wir freuen uns doch auch, wenn es im Herbst eine reiche Haselnussernte gibt.

Haselstrauch mit vielen Haselkätzchen im Frühling

Die Haselkätzchen können natürlich einfach pur direkt wie sie vom Strauch kommen gegessen werden, noch leckerer werden sie aber, wenn man sie nach folgendem Rezept zubereitet und anrichtet:

Süße Haselkätzchen Nascherei

Die Haselkätzchen in einer Pfanne in Gänseschmalz anbraten bis sie leicht gold-braun sind. Eine Scheibe Weißbrot ebenfalls in dem Fett knusprig toasten. Die fertigen Haselkätzchen auf das Toast geben und nach Belieben mit etwas Honig oder Apfelmus übergießen. Fertig ist eine leckere Süßspeise für Groß und Klein.

Die Haselkätzchen enthalten bis zu 20 % Eiweiß, bis zu 10 % Aminosäuren, viele unterschiedliche Vitamine und wichtige Spurenelemente. Sie sind ein wahres Kraftpaket in der Frühlingskur mit wilden Pflanzenleckerein. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn man auf den Pollen allergisch ist. In dem Fall sollte man auf den Genuss der sehr pollenhaltigen Kätzchen verzichten.

Auch die Blüten der Birken lassen sich wunderbar als Nahrung nutzen. Da sie aber meistens nur in den hohen Baumkronen zu finden sind, ist ihre Ernte weitaus schwieriger als bei den Haselkätzchen. Manchmal findet man jedoch junge Birken, die mit ihren Blüten noch nicht so hoch hinaus sind. Die Birkenkätzchen lassen sich genauso zubereiten wie die Haselkätzchen, sind aber etwa kräftiger im Geschmack. Hier eignet sich daher auch ein etwas herzhafteres Rezept:

Rührei mit Schinken und Birkenkätzchen

Etwas Schinken und eine Zwiebel würfeln und in Fett anbraten. Sobald die Zwiebeln glasig sind, werden die Birkenkätzchen mit dazugeben und kurz mit gebraten. Anschließend die nach belieben gewürzten, verquirlten Eier dazugeben und unter gelegentlichem Wenden solange braten, bis das Ei die gewünschte Konsistenz hat. Fertig ist eine deftige Speise, die einen mit einer geballten Ladung an Eiweißen, Fetten und Nährstoffen versorgt. Die Blütenkätzchen bringen dabei eine leichte Süße mit in den Mix, die hervorragend mit der salzigen und kräftigen Note der Speise harmoniert. Natürlich können hierfür auch die Haselkätzchen verwendet werden.

Text: Fabian Kalis

Bild: www.pixabay.com, Fabian Kalis

Auch wenn, dieser Ausruf der Überraschung wahrscheinlich zuletzt bei unseren Großeltern zeitgemäß wahr, so kennen auch heute noch viele seine Bedeutung. Man drückt mit diesem Spruch ein Erschrecken über ein unerwartetes Ereignis aus. Weit weniger bekannt ist allerdings die Herkunft dieser Redewendung. In ihr versteckt sich nämlich ein Hinweis auf alte Pflanzenzauber und Frühlingskräuter.

Löwenzahn und Gänseblümchen: typische Frühlingskräuter der Grünen Neune. Auch die Bienen frühen sich.

Die Grüne Neune, Neunkräutersegen, Neunkräuterzauber oder auch neunerlei Kräuter sind traditionelle Bezeichnungen für eine Zubereitung aus 9 verschiedenen Frühlingskräutern. Diese Mischung wurde in alten Tagen als Frühjahrskur genutzt, um den Mangel des Winters auszutreiben. In Zeiten in denen es noch keine Supermärkte mit ganzjährig aus aller Welt importierten Gemüsearten gab, war es schwierig, sich über den Winter mit ausreichend frischem Grün und somit den nötigen Vitaminen zu versorgen. Viele Menschen litten daher an Vitaminmangel, auch bekannt als Skorbut. Früher nannte man diese Krankheitserscheinung Scharbock und man stellte sich vor, dass ein bocksbeiniger Winterdämon hierfür verantwortlich war. Mit dem stark Vitamin-C-haltigen Scharbockskraut, welches mit als Erstes sein Grün in die Frühlingssonne streckt, konnte man diesen Wintergeist aus den Körpern vertreiben. Daher erinnert noch heute der Name dieses Krautes daran.

Neben dem Scharbockskraut gibt es natürlich noch zahlreiche andere Frühlingskräuter mit ähnlichen Eigenschaften. Welche genau davon zu der grünen Neune gehörten, unterscheidet sich je nach Region ein wenig. Das ergibt Sinn, bedenkt man, dass in unterschiedlichen Regionen ja auch unterschiedliche Pflanzen vermehrt vorkommen. Man benutzte, was man kannte und was häufig zu finden war.

Pflanzen, die aber fast überall in dem Neunkräutersegen zu finden waren sind Wegerich (Plantago spp.), Beifuß (Artemisia spp.) und die Brennnessel (Urtica spp.). Häufig findet man auch den Löwenzahn (Taraxum spp.), Gänseblümchen (Bellis perennis) sowie Vogelmiere (Stellaria media) in den Rezepten und Überlieferungen. Weiterhin kommen je nach Region noch die Grundelrebe (Glechoma spp.), Knoblauchrauke (Alliaria petoliata), Giersch (Aegopodium podragaria), Schafgarbe (Achillea millefolium), Bärlauch (Allium ursinum), Kamille (Matricaria chamomilla) oder auch das oben genannte Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) mit dazu. Alle diese Kräuter haben gemeinsam, dass sie eine große Menge an Vitaminen enthalten (hauptsächlich Vitamin C) und bereits im zeitigen Frühling ihre zarten Blätter aus der teilweise noch schneebedeckten Wintererde treiben. Einige von Ihnen wirken zudem blutreinigend und blutbildend (Löwenzahn, Brennnessel) andere wirken antibakteriell, antiviral und entzündungshemmend und sind somit gut gegen die typischen Erkältungskrankheiten des Winters (Knoblauchrauke, Bärlauch, Kamille). Ebenfalls finden sich in diesen Frühlingskräutern viele wichtige Spurenelemente, Eiweiße und andere Nährstoffe, die die Müdigkeit austreiben und die Frühlingskräfte in einem wecken.

Diese Kräuter wurden in der Regel frisch und roh gegessen. Gelegentlich kochte man auch eine Kräutersuppe aus ihnen. Auch als Heilkräutertee fanden sie ihre traditionelle Anwendung in einigen Gegenden. Aus einer modernen Betrachtungsweise macht jedoch die rohe Verwendung am meisten Sinn, da beim Erhitzen viele der Vitamine zerstört werden.

Den Ursprung dieser besonderen neunerlei Kräuter findet man in der Lacnunga, einer Sammlung altenglischer Kräuterheilmethoden aus dem 9. bis 10. Jahrhundert. Hier findet sich der Nine Worts Galdor (Nine Herbs Charm, Neun Kräuter Zauberspruch), in dem die Zubereitung und Wirkung von neun magischen Kräutern beschrieben wird. Diese Dichtung gliedert sich in drei Teile, wobei zunächst die Pflanzen beschwört werden. Hierbei werden die Pflanzen nach und nach angesprochen und es wird begründet, warum gerade diese Pflanze eine so besondere Wirkung hat. Der zweite Teil ist der Zauberspruch, ohne den sich die heilenden Wirkungen der Kräuter nicht entfalten können und im letzten Teil wird ein genaues Rezept zur Herstellung einer wirksamen Medizin aus den neun Kräutern genannt. Bei einigen der in diesem Text genannten Pflanzenangaben ist man sich jedoch nicht sicher, um welche Pflanzen es sich botanisch handelt. Zweifelsfrei wurden jedoch der Wegerich (im Text: wegbrade), Beifuß (im Text: mucgwyrt) und Brennnessel (im Text: stiðe) identifiziert.

Hier ein Auszug aus dem Originaltext des Nine Worts Galdor mit deutscher Übersetzung:

Ond þu, wegbrade, wyrta modor,
eastan openo, innan mihtigu;
ofer ðe crætu curran, ofer ðe cwene reodan,
ofer ðe bryde bryodedon, ofer þe fearras fnærdon.
Eallum þu þon wiðstode and wiðstunedest;
swa ðu wiðstonde attre and onflyge
and þæm laðan þe geond lond fereð.

Deutsche Übersetzung:

Und du, Wegerich, Mutter der Kräuter,
nach Osten geöffnet, innen mächtig;
Karren fuhren über dich hinweg, Königinnen ritten über dich,
über dir weinten Bräute, schnaubten Ochsen.
Ihnen allen widerstehst und widerstandest du;
so widerstehst du auch Gift und Ansteckung
und dem Verhassten, der über das Land fährt.

 

(Vers 7–13 des Nine Worts Galdor aus der Lacnunga)

Was haben diese neun mächtigen Zauberkräuter aber nun mit der modernen Bedeutung der Redensart zu tun? Das erklärt sich durch die Art und Weise, in der diese Frühlingskräuter in Erscheinung treten. Wir können es jedes Jahr aufs Neue erleben. Sobald nach den langen, kalten und kargen Wintermonaten die erste warme Frühlingssonne die Landschaft erwärmt, erwacht die Frühlingskraft mit einem Schlag zum Leben. Man kann förmlich zugucken, wie das Leben in der Natur zurückkehrt. Teilweise wachsen von einem Tag auf den anderen ganze Pflanzenteppiche auf  Flächen, die am Tag zuvor noch mit Schnee bedeckt waren. Förmlich über Nacht sprießen Blätter und Kräuter an allen Ecken und Enden in der Natur. Es ist eine nach dem Trott der langen Winternächte unerwartete und plötzliche Erscheinung des wiedergeborenen Lebens. Und diese freudige Überraschung fand dann ihren Weg in den uns bekannten Ausruf: ach du grüne Neune!

Text: Fabian Kalis

Bilder: www.pixabay.com

Mit den ersten warmen Frühlingstagen kommen sofort die Gedanken an die schönen Dinge der warmen Jahreszeiten in einem auf: Sommersonne, Strand und Spaß im Freien. Was bei so einem Wetter natürlich nicht fehlen darf, ist ein kühles Eis. Besonders beliebt ist hier das klassische Sahneeis in der Eiswaffel. Ein süßes und leckeres Vergnügen für Groß und Klein. Worüber sich jedoch kaum einer einen Gedanken macht, ist die lange Kette an Produktionsschritten, die diesem fertigen Sommerspaß vorhergehen. Und den Anfang machen dabei nicht etwa die Kühe, die die Milch für die Sahneherstellung geben, es sind die Bienen. Sie sichern die Bestäubung der Pflanzen, die den Kühen als Nahrungsquelle dienen und so allen Milchprodukten zugrunde liegen. Und hier haben die Bienen teilweise einen ganz schön miesen Job. Die blühenden Wiesen mit summenden Bienen in strahlendem Sonnenschein mögen zwar ein romantisches Bild abgeben, im Verborgenen spielen sich hier aber ganz schön spannende Vorgänge ab. Und die Bienen haben dabei nicht immer zu Lachen.

Eine der wichtigsten Pflanzen in der Ernährung der Milchkühe ist die Luzerne (Medicago sativa auch Alfalfa genannt). Diese eiweißreiche Pflanze ist die Grundlage für fast alle Futtermittel für den Milchviehbetrieb. Die Inhaltsstoffe der Pflanze sorgen für eine vermehrte Milchbildung und verbessern so den Milchertrag. Die Kühe lieben diese Pflanze sowohl direkt von der Weide als auch verarbeitet im Futter. Auch die Bienen freuen sich über die vielen lilafarbenen Blüten, die auf den Alfalfafeldern ihren Nektar bereithalten.

Honigbiene an einer Alfalfablüte

Was genau ist nun aber das Problem an der ganzen Sache? Die Blüten der Luzerne haben eine ganz besondere Eigenschaft: Um die Vermehrung zu sichern, verlassen sie sich nicht auf das zufällige Hängenbleiben von Pollen im Borstenkleid der Bienen. Diese Blüten stellen sicher, dass jede Biene, die von dem kostbaren Nektar nascht auch eine große Ladung an Pollen zur nächsten Blüte trägt. Hierfür hat die Pflanze einen Mechanismus entwickelt, der eine geballte Ladung Pollen mit großem Schwung an den Kopf der Bienen schleudert. Die Bienen bekommen regelrecht von der Blüte einen Schlag ins Gesicht.

Die Landung von bestäubenden Insekten auf dem Schiffchen der Blüte lässt die Staubblätter hervorschnellen, die normalerweise unter den Flügeln der Blüte versteckt sind. Diese klappen mit großem Schwung nach unten und stempeln den Bestäubern eine erhebliche Ladung an Pollen auf den Kopf. Danach klappen sie wieder zurück in ihre normale Position, wo die empfindlichen Pollen gut geschützt auf ein nächstes Opfer warten.

Die Honigbienen sind von diesem Spektakel nicht sonderlich begeistert. Sie lernen sehr schnell, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, um hier an den Nektar zu gelangen. Nach einigen schmerzhaften Lernerfahrungen sammeln sie den Nektar seitlich vom Blüteninneren und vermeiden so die Auslösung des Mechanismus. Für die Blüten bleibt hier jedoch eine erfolgreiche Bestäubung aus. Dies hat zur Folge, dass lediglich 1 % der Blüten durch Bienen bestäubt werden.

Verschiedene Hummel Arten scheinen mit diesem Spektakel weniger Probleme zu haben. Sie sind die Hauptbestäuber der Luzerne und lassen sich von dem Schlag n den Kopf nicht beeindrucken. Auch solitär lebende Blattschneiderbienen (Megachile rotundata) sind effektive Bestäuber. Diese Bienenart ist die weltweit am meisten aktiv in der Landwirtschaft genutzte Solitärbienenart. Zur Sicherung einer erfolgreichen Bestäubung der großen Alflalfaanbauflächen werden daher bewusst Gegenden gewählt, in denen eine große Zahl an wild lebenden Hummel Arten vorkommt oder es werden künstlich eine große Menge an Blattschneiderbienen angesiedelt.

Denkt bei eurem nächsten Eisgenuss also ruhig einmal daran, wie viele Bienen hierfür einen Schlag ins Gesicht einstecken mussten.

Text: Fabian Kalis

Bild: Ivar Leidus, CC-BY-SA 4.0, <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de>, via Wikimedia Commons, es wurden keine Änderungen an dem Bild vorgenommen.