In der aktuellen Ausgabe (02/2021 März-April) des Magazins thcene, einer Zeitschrift der Hanfszene, ist ein 6 seitiges Interview mit mir erschienen. Kevin Johann interviewte mich über mein Buch, meine Arbeit als Imker und die Bienen. Das Magazin ist im gut sortierten Zeitschriftenhandel zu erwerben. Es gibt auch eine Onlineausgabe. Mein Interview beginnt auf Seite 80. High on Honey lautet der Titel des Artikels. Den inhaltlichen Teil des Interviews finde ich gelungen, viele interessante Fragen wurden gestellt und von mir beantwortet und ich freue mich, über zahlreiche Leser.

Wovon ich mich jedoch an dieser Stelle ganz klar distanzieren möchte sind die Bilder, die dem Interview beigefügt sind. Hier wurde als Bildnachweis Fabian Kalis und Vanessa Michels angegeben. Keines der genutzten Bilder stammt aber von mir oder Vanessa Michels. Ganz besonders ärgert mich das Bild auf Seite 84, welches eine Art der Imkerei zeigt, die grundsätzlich im Gegensatz steht, zu allem wofür ich mit meiner Imkerei stehe. In der Art und Weise, wie dieses Bild aufgeführt ist (in Verbindung mit dem falschen Bildnachweis) vermittelt es dem Leser den Eindruck, es würde mich bei meiner Arbeit zeigen. Das ist jedoch nicht korrekt. Dieses Bild stammt nicht von mir oder in irgendeiner Form aus meiner Imkerei, es zeigt weder mich noch irgendetwas was mit meiner Imkerei zu tun hat und die Art und Weise, wie in diesem Bild geimkert wird lehne ich ausdrücklich ab. 

Schade, das der Verlag nicht die Bilder genutzt hat, die ich zur Verfügung gestellt habe. Diese hätten meine Arbeit in einem korrekten Bild gezeigt. Auch eine kurze Rücksprache vor Veröffentlichung hätte diesen Fehler vermeiden können.

Innerhalb des Tribus der Melliponini gibt es in der Gattung Triguna drei Arten von stachellosen, staatenbildenden Bienen, die eine für Bienen ganz besondere Nahrungsquelle für sich entdeckt haben. Es sind die Arten Trigona necrophaga, T. crassipes und T. hypogea. Der Artenname necrophaga setzt sich aus den griechischen Wörtern „nekros“ (Tod) und „phagein“ (essen). Diese Bienen sammeln zwar wie alle anderen Bienenarten auch Pflanzennektare, um daraus einen Honig zu produzieren, ihren Eiweißbedarf decken Sie aber nicht durch das Eintragen von Pollen. Diese Bienen sammeln hierfür die verwesenden Fleischüberreste toter Tiere. Es sind Aaßfresser. Diese speziellen Arten kommen ausschließlich in Süd- und Mittelamerika sowie der Karibik vor.

Die Bienen dringen meist über die Augen in die Kadaver ein und sammeln dann im Inneren das für sie beste Fleisch ab. Dieses wird zunächst eingespeichelt, sodass die körpereigenen Enzyme, das Fleisch vorverdauen, bevor es dann abgenagt, zerkaut und zerkleinert und in dem speziellen Honigmagen, den alle Bienen besitzen, und der normalerweise zum Transport von großen Nektarmengen genutzt wird, aufbewahrt und ins heimische Bienennest verbracht wird. Dort wird der fleischige Brei, der mittlerweile mit körpereigenen Enzymen der sammelnden Biene und Spuren von süßen Pflanzennektaren, die sich immer auch in den Honigmägen befinden, angereichert wurde, an die Arbeiter im Bienenvolk weitergegeben. Genau wie bei dem eingetragenen Nektar wird dieser Fleischbrei nun von Biene zu Biene gereicht und dabei immer mehr eingedickt und mehr und mehr mit Enzymen angereichert. Aus Nektar wird in diesem Prozess langsam der Honig. Der Fleischbrei wird so zusammen mit den geringen Mengen an Nektar aus den Honigmägen zu einem honigartigen zucker- und stark eiweißhaltiger Brei. Gleich dem fertigen Honig, wird dieser Fleischhonigbrei nun in Vorratsbehältern aus Wachs eingelagert. Man könnte sagen, es entsteht hier ein Honig, der zu großen Teilen aus vermottetem Fleisch besteht. Dieser spezielle Brei ist die Nahrung für den Bienennachwuchs. Die Larven brauchen die stark eiweißreiche Kost, um schnell heranzuwachsen und genug Reserven für ihre Metamorphose zu adulten Bienen anzulegen.

Verschiedene Insekten fressen an einem toten Tier.

Der fertige Fleischhonig hat eine dunkel grau-braune Farbe und einen säuerlichen Geschmack mit einer leichten Süße. Einige native Einwohner neotropischen Regionen, in denen diese Bienen leben, nutzen diesen speziellen Fleischhonig ebenfalls zu Nahrungszwecken. Er enthält weitaus weniger Zucker, als herkömmlicher Honig, der hohe Gehalt an tierischem Eiweiß macht ihn aber dennoch zu einer wertvollen Nahrungsquelle.

Dieser Honig ist wahrlich eine Kuriosität unter den besonderen Honigsorten. Zu gerne würde ich eine Kostprobe verköstigen. Leider bliebe mir dieses Vergnügen bisher verwehrt. In Bezug auf den ohnehin schwierigen rechtlichen Status von Honig uns artfremder Arten (siehe hierzu meinen Artikel Honig Diskriminierung) stellt dieser Honig eine besondere Schwierigkeit dar.

Die Nester der Gattung Trigona befinden sich meist in hohlen Baumstämmen oder kleinen Erdhöhlen. Sie bauen ihr Nester aus Bienenwachs, Propolis und Pflanzenharzen. Der Honig und Fleischbrei wird in großen eiförmigen Wachstöpfen gelagert, um die herum die kleinen Brutwaben angeordnet sind. Dabei werden reiner Honig aus Pflanzennektaren und Honigtau und der spezielle Fleischbreihonig nicht unbedingt getrennt voneinander aufbewahrt. Es entstehen daher oftmals Mischungen dieser beiden.

Text: Fabian Kalis

Bildnachweis: Luis Fernández García, CC BY-SA 2.5 ES <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/es/deed.en>, via Wikimedia Commons

In den warmen Monaten in Frühling und Sommer, wenn es in der Natur summt und brummt, wenn an den Blüten tausende Bienen zu sehen sind und es herrlich nach Sommer und Lebenskraft duftet, da ist es ein leichtes, sich vorzustellen, wie ein Imker mit seinen Bienen arbeitet, wie er Schwärme fängt, Bienenkästen und Körbe mit neuen Völkern bestückt, wie er die Bienenvölker inspiziert, nach vollen  Honigwaben schaut, um dann zur richtigen Zeit den kostbaren Honig zu ernten. Und ist es dann so weit und die Körbe und Kästen bersten fast vor vollen Honigwaben, dann wird geerntet, geschleudert, gepresst, gesiebt und abgefüllt. Ja das sind wahrlich arbeitsreiche Zeiten für einen Bienenhüter.

Zum Herbst hin müssen die Bienen mit Winterfutter aufgefüttert werden, es erfolgen die letzten Durchsichten vor der kalten Jahreszeit. Und in den Schuppen lagert noch die letzte Honigernte des späten Sommers, die darauf wartet gerührt, abgefüllt, abgewogen und etikettiert zu werden. Die Bienenstände müssen winterfest gemacht werden, Werkzeuge und leere Bienenkästen und Bienenkörbe verstaut und das Jahr zu einem guten Abschluss gebracht werden. Auch das können sich viele Menschen noch gut vorstellen.

Eingeschneiter moderner Bienenkasten aus Holz im Winter

Doch was ist eigentlich im Winter? In dieser kalten und stillen Zeit des Bienenjahres ist von den fleißigen Insekten nicht viel zu sehen. Ruhig und leblos wirken die eingeschneiten Kästen und Körbe in der eisigen Winterwelt. Kein Blümlein lockt die Honigsammler hervor, kein Summen erschallt am Flugloch und für einen Blick in das Innere der Bienenwelt ist es viel zu kalt. Es ist ganz klar, dass der Imker in dieser Zeit mit seinen Bienen selbst nicht viel zu tun hat. Da stellt sich für viele die Frage: Was macht ein Imker eigentlich im Winter? Die Vermutungen gehen dabei meist in Richtung Faulenzen in der warmen Stube im winterlichen Langzeiturlaub. Kurz gesagt: Der Imker muss im Winter wohl ziemlich arbeitslos sein.

Das stimmt natürlich nicht. Das Bienenjahr bietet auch in der kalten Zeit genug zu tun, um den Imker beschäftigt zu halten. In der traditionellen Heideimkerei, in der die Bienen in den typischen Bienenkörben, den Lüneburger Stülpern, gehalten wurde, war der Winter die Zeit für die Reparatur alter leerer Körbe, damit diese im nächsten Frühling wieder einsatzbereit für die vielen Schwärme und Jungvölker waren. Die aus Roggenstroh geflochtenen Bienenkörbe werden mit Bändern aus Brombeerranken oder Haselrinde zusammengebunden und mit einer Schicht aus Maibutter (dem ersten Kot der Rinder, wenn Sie im Frühling auf die Weiden kommen) bestrichen und viele dieser natürlichen Materialien werden im Laufe der Zeit spröde und lösen sich. Da musste ausgebessert und erneuert werden. Aus alten Körben mussten Wachsreste herausgekratzt werden und die äußere  Schicht, die die Strohkörbe vor Wettereinflüssen schützt, wurde abgeschrubbt, damit diese im Frühling frisch aufgetragen werden konnte. Auch galt es, die Anzahl an Körben, die nicht mehr repariert werden können, durch von Grund auf neu geflochtene Körbe zu ersetzten. Diese monotonen Arbeiten wurden in der warmen Stube am lodernden Kaminfeuer in winterlicher Meditation durchgeführt. In den warmen Bienenmonaten war für solch eine sehr zeitintensive Arbeit keine freie Stunde über.

Flechten von Bienenkörben aus langem Stroh. Eine typische Arbeit in Herbst und Winter.  Groß Britannien 1893

Ebenso war der Winter die Zeit, in der das Bienenwachs, welches nach der Ernte des Honigs mit großen hölzernen Wachspressen in rohe Wachsblöcke gepresst wurde, gereinigt und für die weitere Verarbeitung eingeschmolzen wurde. Hierzu nutze man die ohnehin im Winter brennenden Kamine und Öfen. Nur ein Narr wäre auf die Idee gekommen an warmen Sommertagen ein über stunden brennendes Feuer zum langsamen Einschmelzen von Wachs zu entzünden und somit das kostbare Feuerholz zu verschwenden. So war der Winter auch die Zeit zum Gießen und Ziehen von Kerzen. Gerade das Kerzenziehen ist ebenso wie das Korbflechten eine monotone und meditative Arbeit, die wunderbar in der warmen Stube auch im Schein von Kerzenlicht ausgeführt werden konnte.

Bienenkorb mit leeren, alten Bienenwaben

So saß der Imker, den Bienen gleich, in den Wintermonaten eingekehrt in die warme Stube, gut behütet vor den winterlichen Temperaturen ausharrend, bis der Frühling die Arbeit wieder ins Freie lockt. Und genau wie die Bienen, die zwar im Winter bei einem Blick auf die Körbe oder Kästen leblos wirken, die im Inneren innerhalb der Wintertraube aber emsig am Wärmen und Rotieren sind, damit jede Biene mal in die warme Mitte der Wintertraube kommt, und die bereits im Winter anfangen, die neuen jungen Bienen für den Frühling zu erbrüten, so war auch der Imker in seiner Ruhe nicht faul, sondern fleißig am Vorbereiten für das nächste Bienenjahr, damit bei den ersten warmen Sonnentagen im Frühling, das Leben voller Kraft wieder ins Freie ziehen kann und es dann an nichts fehlt.

Die Zeiten der traditionellen Heideimkerei sind natürlich längst vorüber und auch wenn es noch ein paar Idealisten gibt (z. B. mich selbst), die weiterhin mit den alten Körben imkern, so hat sich zumindest an den Lebensumständen der Menschen einiges getan. Dennoch ist der Winter auch für den modernden Imker gar nicht so unähnlich zu alten Zeiten. Auch in der modernen Imkerei gilt es nun die Bienenkästen und Körbe zu reparieren, neue Bienenebehausungen anzufertigen und alte leere Stöcke von Wachsresten zu befreien. In der konventionellen Imkerei, die mit beweglichen Holzrahmen arbeitet, in die Platten aus Bienenwachs eingelassen werden, ist das Anfertigen dieser Rähmchen und einlöten der Wabenplatten eine beliebte (von vielen auch eher eine ungeliebte, da sehr zeitaufwendige und monotone) Arbeit. Auch heute noch wird das über das Jahr angesammelte Wachs häufig in der Winterzeit aufbereitet und dann zu den in der Advents- und Weihnachtszeit besonders beliebten Bienenwachskerzen verarbeitet. Viele Imker produzieren jetzt im Winter ihren Kerzenvorrat für das nächste Jahr. Und häufig stehen auch noch viele volle Honigeimer in den Lagern, die jetzt, nachdem die ersten Gläser der letzten Ernte verkauft wurden und wieder Platz in den Regalen ist, abgefüllt und etikettiert werden müssen.

Und dann ist da natürlich auch noch die Vermarktung, die im Idealfall das ganze Jahr über nicht ruht.

Es gibt also auch im Winter genug für den Imker zu tun.

Text: Fabian Kalis

Bilder: Fabian Kalis / Internet Archive Book Images, No restrictions, via Wikimedia Commons / Simon Speed, CC0, via Wikimedia Commons

Honig ist ein beliebtes Lebensmittel und das nicht nur hier in Deutschland, sondern weltweit. Er ist eine Delikatesse und die vielen verschiedenen Sorten aus aller Welt finden alle ihre Liebhaber. Als Imker, Bienenforscher und Honiggenießer bin ich natürlich immer auf der Suche nach seltenen und besonderen Honigen, die ich noch nicht kenne. Mittlerweile ist es häufig die westliche Honigbiene Apis mellifera, die durch den  Menschen zu einem globalisierten Nutztier wurde, der wir den kostbaren Honig verdanken. Ursprünglich nur in Europa heimisch hat Apis mellifera mittlerweile die in anderen Teilen der Welt ursprünglich einheimischen Honigbienenarten (Apis spp.) aus der Agrarwirtschaft weitestgehend verdrängt. Der meiste Honig, egal von wo er kommt, stammt nun von dieser einen Art. Da jede Bienenart jedoch ihre ganz eigenen auf die jeweilige Region angepassten Eigenschaften hat, unterscheidet sich natürlich auch der Honig, selbst wenn er aus der gleichen Region kommt, von Art zu Art ein wenig. Verschiedene Arten haben verschiedene Fähigkeiten bestimmte Blüten zu besuchen oder eben nicht. Durch diese Globalisierung geht also ein großer Teil der Honigvielfalt verloren. Wer also auf der Suche nach besonderem Honig ist, der sollte auf Imker zurückgreifen, die die ursprünglichen Bienen ihrer Region halten.

Nest von Heterotrigona itama, einer stachellosen Bienenart, in einem Holzkasten

Doch genau hier wird es nun schwierig. Damit meine ich weniger die Probleme, solche Kontakte überhaupt ausfindig zu machen, sondern viel mehr die gesetzlichen Hindernisse. Was Honig ist und als Honig vermarktet werden darf ist nämlich gesetzlich ganz klar definiert. In vielen (europäischen) Ländern darf lediglich der Honig von der westlichen Honigbiene Apis mellifera als Honig bezeichnet und vermarktet werden. Damit werden die Honige aller anderen in anderen Teilen der Welt einheimischen Honigbienenarten schon von Grund auf ausgeschlossen. Wenigstens in Deutschland ist man da etwas offener in der Formulierung: Laut Deutscher Honigverordnung darf ausschließlich der Honig von Honigbienen also Bienen der Gattung Apis als Honig bezeichnet und vermarktet werden. Das schließt dann zumindest die nativen Honigbienenarten aus den anderen Teilen der Welt mit ein. Für echte Honigliebhaber ist das aber immer noch nicht genug. Es gibt nämlich noch weitere Bienen, die Honig produzieren: die Meliponini. Unter diesem Tribus innerhalb der Familie der Apidea (echte Bienen) finden sich diverse Gattungen an kleinen, stachellosen Bienen, die ebenfalls Staaten bilden und Honig produzieren. Sie sind pantropisch vor allem in Süd- und Mittelamerika sowie Australien verbreitet. Aber auch in Asien und Afrika gibt es ein paar dieser stachellosen Bienenarten. Natürlich wird auch der Honig dieser Bienenvölker schon seit langer Zeit traditionell von den einheimischen Menschen genutzt. In moderner Zeit werden die stachellosen Bienen sogar immer mehr agrarwirtschaftlich in kleinbäuerlicher Landwirtschaft genutzt. Die kleinen Völker können in einfachen Behausungen gehalten werden und bedürfen wenig weiteres Equipment. Sie sind als einheimische Arten wesentlich robuster und krankheitsresistenter als die eingeführten Honigbienenarten. Daher sind die Meliponini Völker für die oftmals arme Landbevölkerung wesentlich erschwinglicher als die teuren modernen Bienenkästen mit der westlichen Honigbiene, die überzüchtet und außerhalb ihrer endemischen Heimat häufig anfällig für Krankheiten ist. In vielen Ländern insbesondere in der EU und somit auch innerhalb Deutschlands ist dieser Honig jedoch kein Honig im Sinne der jeweiligen Honigverordnungen. Er darf nicht als Honig vermarktet oder in den Verkehr gebracht werden. Es findet hier also ganz klar eine Honigdiskriminierung satt. Es handelt sich hierbei schließlich um einen echten Honig, der ebenfalls von Bienen produziert wird und es gibt keinen Grund, diesen ihr Recht auf Honigproduktion abzusprechen, nur weil sie einer anderen Art oder Gattung angehören. Von solchen Vorstellungen sollten wir ganz schnell Abstand nehmen…

Trigona spinipes, eine stachellose Bienenart aus Südamerika

Es stellt sich hier natürlich die Frage, wie weit man den Honigbegriff denn nun fasst. Es produzieren ja auch einige staatenbildende Hummelarten (Bombus spp.) ja sogar einige Wespenarten (Vespidae bzw. Masarinae) ebenfalls Honig und auch dieser hat eine lange Tradition der Nutzung durch den Menschen. Generell ist Honig in der Biologie ja eine von Insekten aus zuckerhaltigen Pflanzennektaren oder Honigtau, den zuckerhaltigen Ausscheidungen pflanzensaftsaugender Insekten, durch Hinzugabe körpereigener Enzyme hergestellter und dann durch Entziehung des Wassergehaltes stark eingedickte zuckerhaltige Substanz. Nach dieser Definition produzieren auch die zahlreichen stachellosen Bienen, die staatenbildenen Hummeln und Honigwespen ganz eindeutig einen Honig. Die Eingrenzung im Lebensmittelrecht hat zur Folge, dass diese ursprünglichen und endemischen Honigproduzenten (ganz gleich ob Honigbiene, Biene, Hummel oder Wespe) immer mehr von einer globalisierten Landwirtschaft mit einheitlichen Nutztierarten rund um die Welt verdrängt werden. Die teilweise ohnehin gefährdeten Arten haben durch diese Ausgrenzung noch schlechtere Karten und könnten bald schon ganz von dieser Erde verschwunden sein. In Sachen Biodiversität und Umweltschutz ist das natürlich eine Katastrophe. Es sollte daher dringend eine Neuerung im Lebensmittelrecht angedacht werden.

Text: Fabian Kalis

Bildnachweis:

oben: Mohamad Izham M.A, Ma Hzi Wong at Malay Wikipedia, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons unten: José Reynaldo da Fonseca, CC BY-SA 3.0 <http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/>, via Wikimedia Commons

Ist der Baum, den ich dort sichte

eine Tanne oder Fichte?

Um zu schauen, geh ich tiefer

in den Wald hinein und sehe:

Es ist doch wohl eine Kiefer,

neben jener ich nun stehe.

Fabian Kalis

Egal ob beim Weihnachtsbaumkauf (siehe meinen Artikel „Oh weh Tannenbaum„), beim Zapfensammeln im Wald oder beim Kauf ätherischer Nadelbaum Öle: Häufig ist von Tannen die Rede, ganz gleich, ob der gemeinte Baum tatsächlich eine Tanne ist oder nicht. Blau-Fichten werden in der Weihnachtszeit konsequent als Blau-Tannen vermarktet, Kinder (und auch Erwachsene) erfreuen sich über Tannenzapfen am Waldboden und selbst in der Apotheke erhält man ätherisches Öl mit der Aufschrift „Tanne“, das aus Fichten hergestellt wurde. Eines wird da schnell klar: Die Unterscheidung unserer einheimischen Nadelbäume fällt im Allgemeinen sehr schwer. Dabei ist es eigentlich ganz einfach unsere drei häufigsten Nadelbäume auf einen Blick zu unterscheiden. Wie das geht, das möchte ich in diesem Artikel näher bringen. Dazu gebe ich die typischen Merkmale von Tannen, Fichten und Kiefern an. Da es natürlich innerhalb der drei Gattungen viele unterschiedliche Arten gibt, die sich teilweise mehr oder auch weniger stark unterscheiden, versuche ich auf Gattungstypische Merkmale einzugehen oder beziehe mich auf die bei uns einheimischen Arten.

Tanne (Abies spp.)

Tannen sind in Norddeutschland eher selten zu finden. Sie sind ein typischer Baum des bergigen Süddeutschlands und der Alpenregion. Sie wachsen in typischer Kegelform und können gerade bei jungen Bäumen bis zum Boden beastet sein. Die Äste wachsen waagerecht, umlaufend in Etagen um einen geraden Hauptstamm. Sie werden etwa 50 Meter hoch.

Die Nadeln sind weich, piksen nicht und wachsen in Reihen seitlich aus den Zweigen. Sie sind ca. 3 cm lang. Die Zweige haben eine glatte Oberfläche.

Die Borke ist grau bis weißlich und glatt bei jungen Bäumen und wird rissig bei älteren Exemplaren.

Die etwa 10 cm bis 16 cm langen Zapfen wachsen nach oben gerichtet an den Ästen. Tannenzapfen fallen nicht komplett im Stück von den Bäumen. Sie Blättern Schuppe für Schuppe im Wind ab und verteilen so ihre Samen. Daher findet man am Waldboden auch keine Tannenzapfen. Lediglich die dünnen, kahlen Gerippe  fallen irgendwann zum Waldboden.

Tannen sind Tiefwurzler und bilden eine Pfahlwurzel aus, die mehrere Meter ins Erdreich reicht. Dadruch sind sie sehr resistent gegenüber Stürmen und Winden.

Fichte (Picea spp.)

Fichten wachsen entweder in einer Zylinderform mit spitzen Wipfel oder auch der typischen Kegelform. Die Äste wachsen leicht nach unten geneigt quirlig rund um einen einzelnen geraden Hauptstamm. Durch diese Anwinkelung können Fichten wesentlich besser auch mit großen Schneelasten zurechtkommen. Man findet sie daher bis in den hohen Norden hinein als die letzten Bäume vor der Baumgrenze. Sie können bis zu 70 Meter hoch werden und sind damit der höchste einheimische Nadelbaum.

Die Nadeln sind hart, stechen und piksen. Sie wachsen rund herum um die Zweige und sind 1,5 bis 2 cm lang. Die Oberfläche der Zweige ist höckerig.

Die Borke ist bräunlich-rot, bei alten Bäumen gräulich und schuppig.

Die Zapfen sind 10 cm bis 15 cm lang und wachsen hängend an den Ästen. Sie fallen sowohl nach dem Öffnen und Entlassen der Samen als auch ungeöffnet bei starkem Winde herab. Man kann sie häufig auf dem Waldboden finden. Sie sind eher weich und haben zarte, dünne Schuppen.

Fichten sind Flachwurzler und sind daher nur 1 m – maximal 2 m tief in der Erde verwurzelt. Daher sind sie besonders in Monokulturen stark gefährdet durch starke Winde entwurzelt zu werden.

Kiefer (Pinus spp.)

Kiefern wachsen, sofern sie genügend Platz haben, stark verzweigt und bilden mehrere Kronen aus. Diese sind kegel- oder schirmförmig. Die Nadeln wachsen nur an den Baumkronen. Der untere Teil des Stammes, oder der verzweigten Stämme ist kahl. Die Beastung der Kiefern erfolgt in lockeren Astetagen. In Monokulturen zeigt sich jedoch häufig ein Wuchs mit nur einem einzelnen geraden Hauptstamm.

Die Nadeln wachsen paarweise in den Blattscheiden und kommen in Büscheln rund um den Ast verteilt vor. Sie sind zwischen 4 cm & 8 cm lang.

Im unteren Teil ist die Borke grau. Sie verfärbt sich zur Krone hin jedoch rötlich. Die Borke ist gefurcht und hat glatte große Schuppen.

Im geöffneten Zustand sind die 3 cm bis 8 cm großen Zapfen eiförmig. Im geschlossenen Zustand sind sie kegelförmig. Sie wachsen hängend an den Ästen. Sie fallen sowohl nach dem Entlassen der Samen als auch ungeöffnet bei starkem Winde komplett vom Baum und lassen sich häufig am Waldboden finden. Sie sind hart, holzig und haben dicke, feste Schuppen.

Kiefern sind Tiefwurzler, die eine lange Pfahlwurzel ausbilden. Damit können sie auch in sehr trockenen und sandigen Gebieten ausreichend Wasser aufnehmen.

Hier noch ein kurzer Spruch, der hilft Tannen und Fichten zu unterscheiden:

„Die Ficht, die sticht, die Tanne nicht.“

Und ist man sich nach all dem immer noch unsicher, dann kann man jeden Nadelbaum, der Zapfen ausbildet auch einfach als Konifere bezeichnen. Das ist immer richtig, denn Konifere bedeutet: „Zapfen tragend“. Das klingt dann, als ob man Ahnung hätte, obwohl man in Wirklichkeit nicht einmal die drei typischen einheimischen Nadelbäume unterscheiden kann…

Bilder: www.pixabay.com

Im tiefen der Erde schlummern verborgen die Kräfte des ewigen Lebens. Auch wenn es jetzt grau, trist und leblos erscheint, so können wir sicher sein, dass das Leben im Frühling aufs Neue wiedergeboren wird.

Ich wünsche ein glückliches und besinnliches neues Jahr 2021. Nach dem letzten ungewöhnlichen Jahr ein willkommener Neubeginn.

Besinnlich? War das nicht in der Weihnachtszeit dran? Ja, schon, aber unter den derzeitigen Umständen kann es nicht Schaden, wenn man sich weiterhin wünscht, dass die Gesellschaft mal wieder zur Besinnung kommt. Mit besinnlich oder Besinnung meine ich  in diesem Fall die Rückbesinnung auf das Wichtige, Natürliche und Echte. Echte Erlebnisse, echte Beziehungen, echtes Miteinander, echte natürliche Welten. Wir Menschen sind soziale Wesen, die eingebettet in das Netz der Natur funktionieren. Herausgelöst aus der Natur in einer hoch technisierten Welt, in denen Ausgangssperren uns verbieten in die Natur zu gehen, eingesperrt in die Mauern des eigenen Heimes, abgeschirmt mit Masken, die uns das Atmen schwer machen und mit einer gewandelten Kultur die echte menschliche Kontakte als etwas Schädliches wertet und das soziale Miteinander auf Videomeetings und Sprachnachrichten beschränkt, da darf man sich nicht wundern, wenn die Seelen unruhig, unzufrieden und krank werden. Wir sind gerade dabei unsere eigene Lebensgrundlage, das was uns Mensch macht, das was uns gesund und glücklich erhält mehr denn je aufzugeben.

In diesem Sinne wünsche ich mir auch im neuen Jahr Besinnung auf das was wirklich wichtig ist. Trotz aller widrigen Umstände, dürfen wir uns nicht unser Menschsein nehmen lassen. Es muss andere Wege geben.

Und diese Wege mögen für jeden etwas anders aussehen. Aber habt den Mut eure eigenen persönlichen Freiheiten zu nehmen, eure eigenen Wege durch den Dschungel der Einschränkungen und Verordnungen und Verbote zu finden, auf dass ihr euer inneres Glück nicht verliert und weiterhin der Mensch seid, der ihr wimmer schon wart oder vielleicht auch die Chance der gewandelten Weltordnung nutzt und endlich mal der Mensch werdet, der ihr immer sein wolltet.

Eins ist sicher: 2021 wird auch wieder ein besonders Jahr, mit vielen Abenteuern. Ich wünsche euch die Kraft und den Mut dieses Jahr durchzustehen, mit allem was uns erwarten mag.

Fabian Kalis, Januar 2021

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, was du bist, das weiß man kaum…

Der Weihnachtsbaum: Tanne, Fichte oder doch was ganz anderes?

Alle Jahre wieder beginnt bei Millionen von Menschen die Suche nach dem geeigneten Weihnachtsbaum. Die Zeiten in denen man einfach im Wald einen lokalen Baum geschlagen und in die winterliche Stube verbracht hat sind für die meisten lange vorbei. Stattdessen wartet ein immer größer werdendes Handelsimperium mit einem riesigen Angebot an Bäumen auf. Wer möchte, der erhält seinen Baum heutzutage bequem per Post nach Hause geliefert. Auf Wunsch sogar mit Aufstell- und Anschlussservice…

Die diesem alten Brauch innewohnende Bedeutung ist kaum mehr bewusst (mehr dazu in meinem Artikel Weihnachtsschmuck & Wintergrün aus dem letzten Jahr). Die immer beliebteren und vollkommen unnatürlichen Plastikbäume als moderne und ach so ökobewusste Alternative zum echten Baum im eigenen Heim zeigen ganz klar, dass auch das letzte bisschen Sinn und Hintergrund dieser alten Tradition verloren und vergessen ist. Was bleibt ist ein sinnentleertes Ritual. Was sich aber in den ganzen Jahren nicht geändert hat, ist die oft irreführende Bezeichnung Tannenbaum für alle diese hölzernen Zimmergenossen, denn nicht selten sind die angebotenen Weihnachtsbäume nämlich gar keine Tannen.

Bis in die 60er Jahre war die Gemeine Fichte Picea abies der beliebteste Weihnachtsbaum in Deutschland. Auch heute noch finden sich viele dieser auch als Weihnachts-Fichten bezeichneten Exemplare im Angebot der Baumverkäufer. Bei dieser Art sorgt aber selbst der botanische Name für zunehmende Verwirrung im Baumwirrwarr: Picea ist die Gattungsbezeichnung der Fichten. Soweit alles klar. Die Artenbezeichnung abies (klein geschrieben) hingegen bedeutet „Tanne“. Nicht zu verwechseln mit Abies (groß geschrieben), der Gattungsbezeichnung der Tannen. Man könnten den Namen dieses Baumes also mit Tannenfichte übersetzen. Logisch, oder etwa nicht? Ein Vorteil dieses Weihnachtsbaumes: die Gemeine Fichte ist ein einheimischer Nadelbaum, der häufig in deutschen Wäldern angebaut wird. Man kann also mit Leichtigkeit einen lokalen Baum ohne weite Transportwege bekommen. Viele Forste bieten diese Bäume auch direkt zum Selberschlagen im heimischen Wald an. Wegen der rötlich braunen Färbung der Rinde wird dieser Baum auch als Rot-Fichte bezeichnet. Da die Menschen aber scheinbar schon lange ein Problem mit der Auseinanderhaltung von Fichten und Tannen haben, hat sich umgangssprachlich der Name Rot-Tanne für diesen Baum durchgesetzt.

Mittlerweile hat sich jedoch die aus den USA stammende Stech-Fichte Picea pungens als einer der beliebtesten Weihnachtsbäume weltweit durchgesetzt. Grund hierfür: im Vergleich zu anderen Fichten behält diese Art nach dem Schlag lange ihre Nadeln. Zudem verfügt sie über einen hohen Gehalt an ätherischen Ölen, die für den typischen weihnachtlichen Nadelbaumduft sorgen. Auch wenn diese Art hierzulande forstwirtschaftlich für den Weihnachstbaumverkauf angebaut wird, so sind zahlreiche der hier angebotenen Bäume Importe aus fernen Ländern. So wurde auch die Weihnachtstradition erfolgreich globalisiert. Aber auch dieser Baum sorgt mit seinem Namen für mehr Verwirrung: die Stech-Fichte wird auch Blau-Fichte genannt, da ihre Nadeln eine blaugrüne Färbung aufweisen. Der Begriff Blau-Fichte ist zwar botanisch korrekt, wird in unserem modernen Sprachgebrauch aber kaum verwendet. Durchgesetzt hat sich auch hier hingegen die eigentlich falsche Bezeichnung Blautanne für diesen Baum. Der Grund dafür ist die große Ähnlichkeit mit einem anderen Nadelbaum: der ebenfalls als Blautanne bezeichneten Edeltanne Abies procera.

Die als Blautanne bezeichnete Blau-Fichte (Picea pungens)

Die Edeltanne Abies procera und insbesondere spezielle Zuchtformen von dieser Art mit einem besonders blaugrünen Nadelkleid sind zwar tatsächlich echte Tannen und werden unter der Bezeichnung Blautanne auch als Weihnachtsbaum genutzt, mit einem Anteil von nur 5 % am gesamten Weihnachtsbaumgeschäft ist dies aber keine häufige Erscheinung. Die allermeisten als Blautannen angebotenen Weihnachtsbäume sind hingegen eigentlich die Blau-Fichten.

Lediglich die Nordmanntanne Abies nordmanniana ist tatsächlich eine echte Tanne und spielt eine große Rolle beim Weihnachtsbaumvekauf. Hier passt der Name. Und diesen Baum kann man dann auch botanisch korrekt als Tannenbaum bezeichnen. Leider stammen auch hier fast alle Bäume nicht aus heimischen Forsten sondern haben eine lange Reise quer um die Welt hinter sich, bevor sie in unseren Stuben landen. Der Vorteil dieser Baumart: wie alle Tannen behält auch die Nordmanntanne ihre Nadeln sehr lange nach dem Schlag.

Die ebenso beliebte „Nobilistanne“ ist übrigens auch eine Form der Edeltanne Abies procera. Anders als ihr blaugrüner Verwandter wird diese Variante wegen ihrer silbrig schimmernden Nadeln auch gerne als Silbertanne bezeichnet. Botanisch handelt es sich jedoch bei beiden Bäume um verschiedene Varianten der gleichen Baumart. In speziellen Zuchtformen werden diese ganz natürlichen Unterschiede jedoch besonders hervorgebracht.

Eine weitere echte Tanne, die zumindest in den USA gerne als Weihnachtsbaum genutzt wird, ist die Colorado-Tanne Abies concolor. In unseren Gegenden spielt dieser Baum ursprünglich keine Rolle. Da aber auch das Weihnachstbaumgeschäft zunehmend digital, online, globalisiert und mit einem stetig wachsenden Sortiment von statten geht, kann man auch in Deutschland mehr und mehr Exemplare dieser Baumart erwerben.

Neben den Fichten und Tannen und Tannenfichten und Tannen, die eigentlich Fichten sind gibt es natürlich auch noch ganz andere Nadelbäume, die als weihnachtliches Grün genutzt werden.

Zu erwähnen wären hier noch die Douglasien (Pseudotsuga spp.). Diese artenreiche Baumgattung ist ebenfalls hauptsächlich in Nordamerika zu finden und spielt dort eine wichtige Rolle als Weihnachtsbaum. Hier in Europa kann man beim versierten Weihnachstbaumhändler des Vertrauens und natürlich auch online im Weihnachstbaumversand, wo man Bäume aus aller Welt bekommt, sicherlich auch solche Bäume erwerben (in geringem Maße werden sie sogar forstwirtschaftlich in Deutschland angebaut), zumindest derzeit noch sind sie aber eine unbedeutende Randerscheinung. Dort, wo dieser Baum dennoch zu finden ist, sorgen die Bezeichnungen aber für noch mehr Verwirrung: die Gewöhnliche Douglasie Pseudotsuga menziesii wird umgangssprachlich bei uns sowohl als Douglastanne, Douglasfichte & Douglaskiefer bezeichnet. Hier werden also nicht nur Tanne und Fichte in einen Topf geschmissen (das kennen wir ja bereits) sondern auch noch Kiefer und Douglasie mit in das Namenschaos genommen.

Das bringt uns zu eben jener Gattung: die Kiefern (Pinus spp.). Auch einige Arten dieser Baumgattung werden gelegentlich als Weihnachtsbaum in die warmen Stuben geholt. Da Kiefern aber recht schnell nach dem Schlag ihre langen Nadeln verlieren und im Vergleich zu Fichten und Tannen auch wesentlich kahler benadelt sind, haben sich die Kiefern nie wirklich durchsetzen können. Der erfolgreiche Baumhandel findet aber auch hier einen Weg: angepriesen als  „Weihnachtsbaum für Minimalisten“, bieten einige Händler die Waldkiefer (Pinus silvestris) als besonders hochpreisige Spezialalternative zum herkömmlichen Baum an. Das Verkaufsargument: durch die wenigen Nadeln kommt der Baumschmuck besonders gut zur Geltung. Was dabei verschwiegen wird: die dünnen Zweige der Kiefern können kaum Gewicht tragen, so dass der Weihnachtsschmuck gleichfalls karg ausfallen muss. Die ungleichmäßige Wuchsform spricht Individualisten an und generell gilt die Kiefer als ein „Liebhaber-Baum“ für Menschen, die sich durch das kahle Aussehen und den raschen Verlust der Nadeln nicht abschrecken lassen. Weihnachtsbaum mal neu gedacht. Hauptsache anders ist hier die Devise der Baumhändler.

Wegen des ebenso schnellen Verlustes des Nadelkleides sucht man auch Eiben (Taxus spp.) vergebens als Weihnachtsbaum. Gleichermaßen sind die Eiben zumindest als Waldbaum in heimischen Wäldern nahezu ausgerottet. Auch ihr langsames Wachstum machen sie nicht gerade zu einem geeigneten Kandidaten für das jährliche Baumschlagen.

Die Lärchen (Larix spp.), die als einzige heimische Nadelbäume gleich den Laubbäumen ihr Nadelkleid im Winter komplett verlieren und somit um diese Jahreszeit nur als Astgerippe zu finden sind, machen demnach ebenso wenig Sinn als winterliches Grün.

Besonders wirr wird es aber erst wenn man sich im Sortiment der künstlichen Weihnachtsbäume aus Plastik umschaut: hier sind der Kreativität bei der Benennung scheinbar keine Grenzen gesetzt. Ganz gleich welche Form diese Bäume haben und welchem Original sie nachempfunden sind (wenn überhaupt irgendeinem…) wird hier mit den Bezeichnungen nur so um sich geworfen. Hier kann man Kiefer-Tannenbäume, Fichtentannenbäume, Weihnachts-Tannenfichten, Kiefertannen, Blautannenfichten, Rotkieferfichten, Weihnachtslärchen und Blaulärchen finden, um nur einige zu nennen. Die Verwirrung ist damit komplett.

In diesem Sinne: viel Freude bei der diesjährigen Weihnachtsbaum Suche. Jetzt endlich mit botanischer Klarheit.

Fruchtleder, was ist denn das? Ein moderner, veganer Versuch echtes Leder aus Tierhaut mit einer pflanzenbasierten Grundlage zu ersetzen? Nein, es handelt sich hierbei um eine süße Leckerei, die man ganz einfach aus heimischen Früchten herstellen kann. Fruchtleder hat eine lange Tradition und wurde als Nascherei gegessen schon lange bevor es Gummibärchen und andere Weingummis gab. Nicht nur ist Fruchtleder eine tolle Idee um seine eigene Fruchtgummi Alternative herzustellen, es ist auch ein prima Art frisches Obst in eine lange haltbare Form zu verarbeiten. Der Name Fruchtleder kommt daher, dass das fertige Produkt aufgrund seiner flachen und biegsamen Form und seiner weichen glatten Struktur an Leder erinnert.

Das der Herstellung von Fruchtleder zu Grunde liegende Prinzip ist dabei das Dörren. Den frischen Früchten wird dabei langsam und schonend so lange Wasser entzogen, bis der verbleibende Restwassergehalt so gering ist, dass Bakterien und Pilzen keine Chance mehr haben, die Früchte zu verderben. Das Wort Dörren ist dabei abgeleitet von Darre, der gitterartigen Struktur auf denen die Produkte langsam getrocknet werden. Vorteil dieser Methode: durch die geringe Temperatur beim Trocknen bleiben Vitamine und andere kostbare Inhaltsstoffe fast vollständig erhalten. Früher nutze man die Sonnenkraft, um Fruchtleder herzustellen. Dazu hat man den ausgestrichenen Fruchtbrei einfach an warmen Tagen in die Sonne gelegt. Später im Jahr nutzte man warme Oberflächen in der Nähe des Ofens, um das Fruchtleder langsam zu trocknen.

Was Unterscheidet Fruchtleder jetzt von Dörrobst bzw. Trockenobst? Beim Trockenobst werden die Früchte (je nach Fruchtart oder gewünschtem Endprodukt) entweder ganz oder in kleine Scheiben / Stücke geschnitten getrocknet. Um Fruchtleder herzustellen, bereitet man zunächst einen feinen Brei aus den Früchten zu, der anschließend flach ausgestrichen und dann getrocknet wird.

Das Fruchtleder kann man pur, ohne Zusatz weiterer Zutaten herstellen. Das Endprodukt enthält dann, je nach verwendeter Fruchtart, nur wenig Zucker bis sehr wenig Zucker und schmeckt nur leicht süß. Als gesunde, zuckerarme Süßigkeit ein tolle Idee. Wer es lieber etwas süßer mag, der kann dem Fruchtpüree Zucker, Ahornsirup, Agavendicksaft oder Honig zuführen. So erhält das fertige Fruchtleder eine angenehme Süße und wird eine beliebte Nascherei auch bei Kindern. Den Zuckergehalt und die Süße kann man hierbei natürlich ganz nach Belieben anpassen. Man kann hierbei einzelne Fruchtarten verarbeiten oder auch Mischungen verschiedener Früchte herstellen. Auch lässt sich der Fruchtbrei mit Gewürzen verfeinern. So lässt sich aus den eigenen Lieblingsfrüchten eine persönliche Süßigkeit ganz nach dem eigenen Geschmack herstellen.

Rezept für Fruchtleder aus Apfel & Hagebutten mit Honig

Was man benötigt:

150 g Hagebutten (ohne Kerne)

1 Apfel

50 g Honig

1 Prise Zimt / Muskatnuss / Vanille

Zubereitung:

Die entkernten Hagebutten und den Apfel in möglichst kleine Stücke schneiden und anschließend pürieren. Am besten eignet sich hierfür ein starker Mixer. Die Masse sollte möglichst fein sein. Man kann das Püree hierzu durch ein engmaschiges Sieb drücken, so erhält man eine ganz feine Masse.

Diese Fruchtmasse wird nun mit dem Honig verrührt und nach Belieben mit den Gewürzen abgeschmeckt. Alle Zutaten gut vermengen.

Anschließend wird das Mus auf ein nicht haftendes Papier gestrichen. Die Schicht sollte etwa 4 mm dick sein. Das so befüllte Papier wird nun für etwa 7- 8 Stunden im Dörrapparat bei ca 40 ° C gedörrt. Alternativ kann man das Fruchtmus auch im Backofen trocknen. Dabei muss die Backofenklappe aber die ganze Zeit über einen Spalt offenstehen, damit die Feuchtigkeit entweichen kann.

Sobald das Fruchtmus nicht mehr klebrig ist und sich leicht von dem Papier ablösen lässt, ist es fertig. Nun kann es nach Belieben angerichtet werden.  Es kann in kleine Stückchen geschnitten, zusammengerollt oder in aufwendige, kreative Formen geschnitten werden.

Das so hergestellte Fruchtleder aus Hagebutte, Apfel & Honig vereint die Heilkräfte dieser drei Kraftpakte der Natur und ist über einen langen Zeitraum haltbar. Hagebutten enthalten, genau wie Äpfel eine große Menge an Vitamin C und sind damit besonders wichtig um in der kalten Jahreszeit ein starkes Immunsystem zu  wahren. So ist diese Nascherei nicht nur lecker sondern auch ein verlockendes Stück Medizin.

Der Herbst ist die Zeit, in der die zwei- oder mehrjährigen Pflanzen sich in die Erde zurückziehen und tief in ihren Wurzeln ihre Lebenskraft speichern. Das oberirdische Kraut stirbt ab, es verwelkt und von der Pflanze ist ab dem späten Herbst nichts mehr zu erahnen. Doch versteckt im Inneren des Erdreichs warten diese Pflanzen mit einem hochlebendigen Schatz auf. Es sind die heilkräftigen Wurzeln, die in dieser Jahreszeit geerntet werden. Wer weiß, wo er suchen muss, findet nun viel stark wirksame Pflanzenmedizin im Erdreich verborgen.

In dieser Jahreszeit, in der das meiste oberirdische Grün schwindet, ist die Saison der meisten Heilkräuter längst vorüber. Doch es ist genau die richtige Zeit, um die Pflanzen zu ernten, von denen man die Wurzeln nutzt. Anders als die oberirdischen grünen Pflanzenteile, die oftmals im jungen frischen Zustand die meisten Heilkräfte besitzen, oder die Blüten, die dann geerntet werden, wenn die Pflanze ihren Höhepunkt im Jahreszyklus erreicht hat, sind die Wurzeln der zwei- oder mehrjährigen Pflanzen am heilkräftigsten, wenn sich die Pflanzen auf das Überwintern in der kalten Jahreszeit vorbereiten und sich mit ihrer ganzen Kraft, ihren Wirkstoffen und Pflanzensäften in das Wurzelreich zurückziehen.

Viele Heilpflanzen der traditionellen Volksmedizin tragen in ihrem Namen bereits einen Hinweis darauf, dass von ihnen die Wurzel verwendet wird: Nelkenwurz, Pestwurz, Blutwurz, Engelwurz und Nieswurz sind nur einige von ihnen. Dabei war die Bezeichnung Wurz historisch keineswegs nur den unterirdischen Pflanzenteilen vorbehalten. In früheren Zeiten bezeichnete das Wort Wurz sämtliche Pflanzenteile. Der Wortursprung geht dabei auf die Bedeutung „Gewachsenes“ oder „Trieb“, „Zweig“ oder „Ast“ zurück. Auch Wurstwaren, die unter Bezeichnungen wie „Kaminwurz“ oder „Pfefferwurzen“ eine lange Tradition haben, verdanken ihren Namen diesem Ursprung. Ihre längliche, astähnliche Form brachte ihnen ihren Namen. Später wurden dann nur noch die besonders heilkräftigen Pflanzen als Wurz bezeichnet und im Laufe der Zeit wandelte sich die Wortbedeutung immer mehr in Richtung der unterirdischen Pflanzenteile, so dass wir heute eben diese Pflanzenteile meinen, wenn wir von Wurz oder Wurzeln reden.

Blütenstand der Großen Klette (Arctium lappa). Auch ihre Wurzel sammelt man jetzt im Herbst. Sie hilft gegen Schuppen, juckende Kopfhaut und stärkt die Haarwurzeln.

Die Endung Wurz in noch heute genutzten Pflanzennamen ist also häufig ein Nachhall ihrer einst sehr geschätzten Heilkräfte. Ein paar dieser Wurzen möchte ich im Folgenden etwas näher beschreiben.

Klettenartige Frucht der Echten Nelkenwurz

Die Echte Nelkenwurz (Geum urbanum) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Rosengewächse. Ihren Namen verdankt sie der stark nach Gewürznelke duftenden Wurzel. Diese Wurzeln wurden bereits in der Antike wegen ihrer stark tonisierenden und heilenden Kräfte geschätzt. Die alten Griechen setzten mit ihr stärkende und aromatische Heilweine an, die gegen allerlei Leiden helfen sollten. In zahlreichen historischen Kräuterbüchern finden sich die unterschiedlichsten Anwendungen der Nelkenwurz. So wurde sie bei Blasenschwäche, Zahnweh, Durchfall, Hämorrhoiden, Verdauungsbeschwerden, Hauterkrankung, Entzündungen der Mundschleimhäute, Gelbsucht und Brustbeschwerden eingesetzt. In dieser vielseitigen Anwendung zeigt sich ganz eindeutig, welch starke Heilkräfte die Menschen dieser Pflanze einst zuschrieben. Sie ist eine also eine echte Wurz, eine stark wirksame Heilpflanze. In der modernen Phytotherapie wird sie allerdings nur noch wegen ihrer Gerbstoffe als ein Mittel gegen Durchfallerkrankungen und Hautleiden eingesetzt. Die aromatischen Wurzelstöcke können jedoch auch in der Küche zum Würzen von Speisen und Gebäck verwendet werden.

Blütenstand einer Pestwurz im Frühjahr

Auch die Pestwurz (Petasites hybridus) wurde einst als eine starke Medizin verehrt. Sie verdankt ihren Namen der Anwendung als eine der Heilpflanzen, die im Mittelalter gegen die Pest eingesetzt wurden. Auch eine schleimlösende sowie eine entzündungshemmende und kühlende Wirkung bei Insektenstichen wurde ihr nachgesagt. In der modernen Phytomedizin entdeckte man zudem eine spasmolytische (krampflösende) und analgetische (schmerzstillende) Wirkung von Zubereitungen aus der Pflanzenwurzel. Ebenso hat die Pflanze eine antiallergische Wirkung, die vergleichbar ist mit synthetischen Antihistaminika. Die Pestwurz gehört zu den Pflanzen, die ihre Blütenstände bereits im zeitigen Frühling vor dem Blattaustrieb erscheinen lassen. Sie ist damit eine der ersten wichtigen Bienenfutterpflanzen nach der langen Winterruhe.

Blüte und Blatt einer Blutwurz

Die Blutwurz (Potentilla erecta), deren Rhizome einen blutroten Saft ausscheiden, wenn man sie anschneidet, wurde gemäß der Signaturenlehre als ein blutstillendes Mittel verwendet. Auch als Färberpflanze fand die Blutwurz Verwendung. Der Pflanzensaft erzeugt je nach Anwendung eine gelbbraune bis rotbraune Färbung. Die Sámi (indigene Bevölkerung in Lappland) nutzten die Blutwurz zum Gerben von Rentierfällen, die dadurch gleichzeitig eine rotbraune Färbung erhielten. In der modernen Phytotherapie nutzt man die Blutwurz, wie fast alle Pflanzenwurzlen nur noch wegen ihres Gehaltes an Gerbstoffen bei Durchfall und Magen-Darm-Erkrankungen und als Spülung bei entzündlichen Erkrankungen der Mundschleimhäute.

Die Nieswurz (Helleborus spp.) wurde in früherer Zeit zu ganz besonderen Heilzwecken eingesetzt. Wie der Pflanzenname bereits erahnen lässt, löst ein Pulver aus  Wurzeln einen starken Niesreiz aus. Für unser modernes Heilverständnis ist das eine weniger erstrebenswerte Heilwirkung. In früherer Zeit glaubte man jedoch, dass Niesen, Erbrechen und Durchfall wirksame Methoden zum Heilen psychischer Krankheiten und Wahnsinnn seien. Medizin, die diese Effekte hervorrief wurde also als ein wichtiges Heilmittel in psychatrischen Belangen genutzt.  Der griechische Begriff „elleborosus“ (wörtlich übersetzt etwa „Helleborus benötigen“) bedeutet „verrückt“ und leitet sich von dem botanischen Namen der Nieswurz ab.

Alle diese stark wirksamen Pflanzenwurzeln sammelt man am besten jetzt im Herbst, wenn die oberirdischen Pflanzenteile verwelken und aus der Natur schwinden. Es ist die Jahreszeit, in der man seine Pflanzenhausapotheke mit den heilsamen Wurzen aufstocken kann.

Auch die Große Klette (Arctium lappa), die als zweijährige Pflanze im ersten Jahr als Blattrosette erscheint und erst im zweiten Jahr ihre eindrucksvollen, mehrere Meter hohen Blütenstände Richtung Himmel streckt, sammelt man im Herbst. Dabei nutzt man die Wurzeln der Pflanzen, die sich im Herbst des ersten Jahres befinden. In diesem Stadium halten sie ihre ganze Heilkraft bereit. Im Herbst des zweiten Jahres hat die Klette ihre ganze Lebenskraft in die Blüten gesteckt und stirbt anschließend vollständig ab. Diese Wurzeln enthalten kaum noch Wirkstoffe und Pflanzenkraft. Dies gilt gleichermaßen für alle anderen zweijährigen Pflanzen, von denen man die Wurzeln nutzt.

Wichtig ist, wie bei allen gesammelten Heilkräutern, dass man auch die Wurzeln gut trocknen lässt, bevor man sie einlagert. Besonders die unterirdischen Pflanzenteile im Herbst enthalten sehr viel Feuchtigkeit und fangen leicht an zu schimmeln, wenn man sie nicht genug trocknet.

Text: Fabian Kalis

Bilder: www.pixabay.com

Schon lange bevor es unser moderens Erklärungsmodell mit Bakterien und Viren als Krankheitserreger gab, nutzen die Menschen die Kraft der Pflanzen, um sich vor Krankheiten zu schützen und gesund zu werden. Dabei wurden die entsprechenden Pflanzenprodukte auf vielfältige Weise eingesetzt. Heilkräutertees, und Pülverchen gehörten genauso wie auch das Räuchern zu den Anwendungen früherer Zeiten.

Krankheiten sah man früher als negative Energien, Geister oder auch Dämonen, die den Kranken befallen hatten. Bestimmte Rituale und Räucherstoffe wurden dann genutzt, um diese unerwünschten Gäste wieder aus dem Körper zu vertreiben. Es wurden Schutzräucherungen in Haus und Hofe, meist zu besonderen Fesstagen, zelebriert, um sich vorbeugend vor diesen Energien zu schützen.

Auch die christliche Kirche, die ja das Räuchern lange Zeit als heidnisches Teufelswerk verschrien hat, konnte die reinigenden und schützenden Aspekte einiger Räucherdüfte irgendwann nicht mehr ignorieren. Die großen Kirchen waren Zufluchtsort für Kranke und Sterbende. Man kann sich gut vorstellen, dass hier, insbesondere in Zeiten, in denen Hygiene einen sehr niedrigen Stellenwert in der Gesellschaft hatte, ein Sammelbecken von Infektionskrankheiten entstand. Wer gesund war und in die Kirche ging, konnte sich sehr leicht mit einer unschönen Krankheit anstecken. Zunächst war es dem Gestank geschuldet, denn ein Treffpunkt kranker, sterbender und ungepflegter Menschen, der die Kirchen ja waren, glänzte nicht unbedingt mit Wohlgerüchen, dass die Kirche begann das einst verteufelte Räucherwerk in den eigenen Reihen zu nutzen. Bei einem solch widerlichen Ambiente und der Angst, dass man ebenfalls von den Krankheiten befallen werden würde, schwand nämlich die Zahl der Besucher in den Kirchen. Es mangelte an Kundschaft. Und ohne Kundschaft, die ihr weniges Geld zum Sündenerlass der Kirche in den Rachen warf, drohte die Stellung der Kirche zu fallen. Eine Lösung musste her. Kurzerhand wurde insbesondere der Weihrauch, der ja schließlich schon dem Jesuskind geschenkt wurde, zu etwas heiligem erklärt und die Kirchen damit ausgeräuchert. Der neue Wohlduft frischte das schlechte Image der Krichen wieder auf und lockte viele neue Besucher in die kalten Hallen. Wie so vieles, wurde auch das Räuchern so von einem verbotenen Teufelstreiben zu etwas tugendhaften und christlichen gewandelt und von der Kirche adaptiert.

Schnell stellte man fest, dass mit dem Weihrauchduft nicht nur der Gestank schwand sondern auch die Zahl der Kranken weniger wurde. Gesunde Menschen, die nun die Kirchen betraten, wurden von den Krankheitsgesietern verschont. Klar, dass hier das Werk Gottes zugange war. So wurde dem Weihrauch als heiliges Gottesgeschenk eine immer höhere Stellung in den Zeremonien der Kirche zugetragen.

Diese krankheitsvertreibende Wirkung sprach sich rum. Auch die Zellen der Gefängnisse wurden nun regelmäßig mit dem göttlichen Reinigungsmittel ausgeräuchert, um Tod und Krankheit aus den dreckigen und stinkenden Verschlägen zu vertreiben. Auch bei der einfachen Bevölkerung, die das Räuchern heimlich weitergeführt und trotz verboten niemals aufgegeben hat, konnte sich dieses Tun nun mit dem Segen der Kirche wieder mehr entfalten und verbeiten.

Die Nutzung von Räucherwerk zum Schutz vor Krankheiten hat also eine lange Tradition. Doch wie ist damit in unserer modernen Zeit umzugehen, in der wir wissen, dass es Bakterien und Viren und keine Dämonen oder anderes Teufelswerk sind, die uns krankmachen? Ist das Räuchern also doch nur Hokuspokus? Ist die Wirkung auf rein energetischer Ebene und hat nichts mit moderene rationeller Erkenntnis zu tun? Waren die Wirkungen früherer Zeiten reine Placebo Effekte, die damit zu erklären sind, dass die Menschen einfach glaubten?

Nein, ganz im Gegenteil. Neben der energetischen und psychologischen Wirkung (olfaktorische Reize haben eine nachgewiesene Wirkung auf unseren Geist) haben die meisten Räucherstoffe auch eine pharmakologische Wirkung. Bestimmte Wirkstoffe, die in den Räucherstoffen enthalten sind, werden beim Räuchern freigesetzt und entfalten dann in unserem Körper (oder auch auf Bakterien und Viren in der Luft) eine nachweisliche Wirkung.

Insbesondere der echte Weihrauch (Boswellia spp.) und Wachholder (Juniperus spp.), die beide schon seit jahrtausenden als Reinigungs- und Schutzräucherungen angewendet werden, haben eine keimtötende Wirkung. Ihr Rauch hilft dabei Bakterien und Viren abzutöten. Sie desinfizieren die Luft und Oberflächen, die mit dem Rauch in Berührung kommen. Natürlich ist diese Wirkung nicht so stark, wie bei modernene Desinfektionsmittlen, sie ist aber dennoch nicht abzustreiten und nachweislich da. Auch auf unseren Körper wirken diese Räucherstoffe postitv. Sie helfen dabei Krankheitserreger, die bereits im Körper sind, zu bekämpfen und stärken unser Immunsystem.

So macht es also sowohl von energetischer als auch von empirisch wissenschaftlicher Ebene durchaus Sinn, gerade in der aktuellen Zeit, sich mit regelmäßigen Räucherungen von Weihrauch und Wachholder, vorbeugend vor Krankheiten zu schützen. Und ganz ehrlich: So ein Räucheritual mit all seinen Wohldüften hat auch auf unseren Geist eine ganz andere Wirkung, als würden wir mit einer Flasche Desinfektionsspray unsere Wohnungen „reinigen“. Und wie es um unseren Geist und unser Gemüt steht hat schließlich auch einen nicht zu vernachläßigenden Einfluss auf unsere körperliche Gesundheit und unser Immunsystem.

Neben Weihrauch und Wachholder wurden auch einheimische Baumharze, etwa von Fichte (Picea spp.) & Kiefer (Pinus spp.) sowie die verschiedenen Beifußarten (Artemisia spp.) geräuchert, um sich vor Krankheiten zu schützen. Auch diese Räucherstoffe haben ein leicht keimtötende Wirkung. So lassen sich wohlriechende und wirksame Räuchermischungen erstellen. Und dabei hilft uns der Schatz der Natur direkt vor unserer Haustür. Es müssen nicht immer die teuren importierten Harze sein. Aber auch gemischt mit anderen Räucherstoffen, kann so dem Räucherritual eine pharmakologisch wirksame Komponente gegen Keime begefügt werden.

Fabian