Im zeitigen Frühjahr, wenn die Birken ihre Blätterknospen langsam entfalten und die Temperaturen über dem Gefrierpunkt liegen kann Birkenwasser gezapft werden. Das Birkenwasser, welches auch Birkensaft genannt wird, ist eine klare, leicht süßlich schmeckende Flüssigkeit, die voller wohltuender Stoffe ist und seit langer Zeit von den Menschen im Frühjahr genutzt wird. Besonders in Osteuropa hat sich diese Tradition bis heute sehr aktiv gehalten. In vielen dieser Länder wird Birkensaft gewerblich gewonnen und vermarktet. Hierzulande ist der Birkensaft im Handel kaum zu bekommen. Es ist daher umso erfreulicher, dass man Birkenwasser mit wenig Aufwand selbst ernten kann.

Hierzu benötigt man lediglich eine Flasche, ein scharfes Messer und etwas Klebeband. Und natürlich eine Birke. Zum Ernten sucht man sich nun einen etwa fingerdicken jungen Trieb, an dessen Ende viele Knopsen zu finden sind. Der untere Teil des Triebes wird nun mit dem Messer schräg abgeschnitten. Über den am Baum verbleibenden Teil wird nun die Flasche geschoben, und die Flaschenöffnung mit dem Ast verklebt. Dies ist zum einen für den Halt der Flasche notwendig. Zudem verhindert ein dichtes abkleben, dass Ameisen oder andere Tierchen, die von dem süßen Saft angelockt werden, in die Flasche gelangen. Der Ast mit der Flasche sollte nun nach Möglichkeit so hängen, dass die Flasche aufrecht ist und der Saft aus dem Astende in die Flaschen tropfen kann.  Nun heißt es erstmal abwarten. Tropfen für Tropfen füllt sich die Flasche. In 24 Stunden kommt dabei etwa 1 Liter Birkensaft zustande. Ist die Flasche voll, kann sie einfach wieder abgenommen werden und man hat seinen frischen Birkensaft. Aufgrund der kurzen Haltbarkeit (max. 2 – 3 Tage, gekühlt) ist es wichtig die Flaschen spätestens nach 24 Stunden vom Baum zu nehmen und den Inhalt zu verwerten bzw. kühl zu lagern. Der Birkensaft kann sonst anfangen zu gären. Es können mehrere Triebe zu gleicher Zeit an einem Baum beerntet werden. Diese Methode der Birkenwasserernte ist für den Baum weitaus weniger invasiv als ein Anbohren des Stammes, welches ebenso bei der Ahornsafternte gebräuchlich ist. Im Allgemeinen sollte dennoch immer darauf geachtet werden, dass der Baum nicht übermäßig belastet wird und keine großen Schäden am Baum verursacht werden.

Birkensaft enthält bis zu 2 % Zucker (hauptsächlich Fructose und Glucose), Vitamin C und verschiedene B-Vitamine, Mineralien, Enzyme, Aminosäuren, Proteine und den birkeneigenen Stoff Betulin, welcher entzündungshemmende Eigenschaften hat. Volksheilkundlich wird Birkenwasser genutzt zur allgemeinen Stärkung und Entschlackung, insbesondere bei Frühjahrskuren. Auch heilende Wirkungen werden dem Birkenwasser zugeschrieben. So soll es bei Rheuma & Gicht helfen und den Cholesterinspoegel senken. Als Haarspülung angewandt gilt es als Tonikum zum Stärken der Haasrwurzeln, gegen Schuppen, juckende Kopfhaut & Haarausfall.

Frühere Völker und insbesondere viele Waldarbeiter schätzten den Birkensaft im Frühjahr als erfrischendes Getränk, welches direkt in den Wälder gezapft werden konnte. Bekannt ist auch die gewollte Vergärung des Birkenwassers. Hierbei entsteht aus dem Birkensaft ein minmal alkoholhaltiges, leicht säuerliches, trübes Getränk. Da Birkensaft ohne weiteres Zutun nach wenigen Tagen von allein anfängt zu gären, ist anzunehmen, dass auch diese vergorene Form schon seit frühesten Zeiten von den Menschen genutzt wurde. Ein besonderes Rezept ist hier der traditionelle Maienwein: hierbei wird das Birkenwasser zusammen mit frischem Waldmeister und etwas Honig vergoren. Mancherorts wurden auch noch getrockente Fliegenpilze aus dem Vorjahr mit hineingetan. Doch nicht nur die Menschen schätzen die leicht berauschende Wirkung des vergorenen Birkensaftes. Auch viele Tiere nehmen für ein paar Tropfen des Saftes, welcher bei Verletzung der Bäume ganz natürlich Austritt und in warmen Sonnentagen schnell vergärt, enorme Anstrengungen in Kauf. So kann man an manchen Tagen an den Birken ein wahres Gewimmel an unterschiedlichen Tieren ausmachen, die sich um die kostbare Quelle streiten.

Text von Fabian Kalis

Fotos von pixabay.com

Löwenzahn

Kaum eine heimische Wildpflanze ist so bekannt wie der Löwenzahn. Schon kleine Kinder kennen die unverwechselbaren Pusteblumen. Mit seinen gezackten Blättern und den leuchtenden gelben Blüten lockt er die Aufmerksamkeit der Kinder auf sich und ist oftmals eine der ersten Wildpflanzen, die Kinder beim Namen nennen können. Umso verwunderlicher ist es, wie wenig die meisten Menschen eigentlich über den Löwenzahn wissen. Nicht nur ist die Pflanze ein ausgesprochen vielseitiges Heilkraut, auch in der Küche lässt sich aus dem Löwenzahn so manch kulinarischer Genuss zaubern.

Unter dem Begriff Löwenzahn werden viele sehr ähnliche Pflanzenarten der Gattung Taraxum bezeichnet. Oft weisen die einzelnen Arten nur geringe Unterscheidungsmerkmale auf, was ein genaues Bestimmen erschwert. Die meisten Pflanzen finden sich in der Gruppe Taraxum sect. Ruderalia. Löwenzahn gehört zur Familie der Korbblüter.

Löwenzahn als Heilpflanze

In der Naturheilkunde ist der bitterstoffreiche Löwenzahn schon lange bekannt. Eine Zubereitung aus den Blättern oder der Wurzel fördert die Sekretion der Verdauungsorgane. Auch eine harntreibende Wirkung ist belegt. Verwendet wird der Löwenzahn bei Verdauungsbeschwerden, Blähungen sowie Störungen im Bereich der Galle und der Harnwege. Besonders bei Entzündungen im Bereich der Harnwege gilt der Löwenzahn als wirksames Heilkraut. Ebenso gilt er als Heilpflanze gegen Gallensteine. Hier ist jedoch Vorsicht geboten, da es bei zu großen Gallensteinen zu ernsthaften Komplikationen führen kann. Des Weiteren ist Löwenzahn ein gutes blutbildendes und blutreinigendes Mittel. Gerade im Frühjahr wird Löwenzahn daher gerne als tonisierende Frühjahrskur eingenommen.

Als wichtigste Wirkstoffe gelten die Bitterstoffe des Löwenzahns. Sesquiterpenlacton-Bitterstoffe bilden dabei den Hauptbestandteil. Dazu gehören Tetrahydroridentin B, Taraxacolid-ß-D-glucosid und weitere. Daneben finden sich Taraxosid, Triterpene und Inulin.

Löwenzahn als Nahrungsmittel

Die gelben Blüten des Löwenzahns eignen sich hervorragend als essbare Dekoration in Salaten und anderen Gerichten. Auch leckere Getränkesirups und köstliche, honigähnliche Brotaufstriche lassen sich aus den Blüten herstellen. Dazu lässt man die frischen Blütenköpfe für mehrere Tage in etwas Wasser mazerieren. Anschließend wird mit Zucker gesüßt und eingekocht, bis der Sirup die gewünschte Konsistenz aufweist. Die dicke Wurzel der Pflanze lässt sich im getrockneten Zustand gemahlen als wohlschmeckender Kaffeeersatz zubereiten. Besonders aber die jungen Blätter vom Löwenzahn, die erst eine geringe Bitterkeit besitzen, eignen sich ideal als knackiger Salat und erfreuen sich als saftiges Wildkraut immer größerer Beliebtheit in der Küche.

Bienenweide Löwenzahn

Löwenzahn ist durch seine frühe Blütezeit eine wichtige Trachtpflanze für Bienen und andere Insekten. Die gelben Blüten sind dabei ein guter Pollen- und Nektarspender und geben der Frühjahresentwicklung der Bienenvölker einen kräftigen Schub. Auch wirtschaftlich spielt der Löwenzahn bei einem großen Vorkommen eine Rolle in der Honiggewinnung. Löwenzahnhonig ist eine begehrte Frühtracht Honigspezialität.

Weitere Anwendungen von Löwenzahn

Der weiße Milchsaft des Löwenzahn gilt als potentieller Rohstoff zur Herstellung von Kautschuk. Die Herstellung von Löwenzahnkautschuk als Alternative zu Naturkautschuk und synthetischem Kautschuk wird bereits in vielen Ländern der Welt erforscht.

von Fabian Kalis

Auf unserer alten Homepage gab es bereits einige Artikel über heimische Pflanzen. Gerne wollen wir dies auch auf unserer neuen Website hier in diesem Blog wieder aufblühen lassen. Es wird also in unregelmäßigen Abständen neue Artikel über unsere heimische Pflanzenwelt geben. Es lohnt sich also immer mal wieder vorbeizuschauen.

Den Anfang macht dabei ein Artikel, der bereits auf der alten Seite veröffentlicht wurde. Ein kurzer Steckbrief zum Löwenzahn. Diesen findet ihr im nächsten Post.

Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, war unsere Hompepage aktuell aufgrund eines technischen Fehlers nicht erreichbar. Leider sind bei diesem Vorfall auch einige wichtige Websitedaten verlorengegangen.

Wir haben dieses Ereigniss nun zum Startschuss für unsere bereits geplante (aber lange nach hinten verschobene) komplette Umgestaltung der Website genommen. Ihr seht, das neue Design ist bereits online. Ein wenig Zeit brauchen wir jedoch noch, um alle Inhalte wieder einzurichten zu machen. Daher schaut doch gerne immer mal wieder rein. Es gibt viel Neues zu entdecken.

Wenn ihr irgendwelche technischen Fehler auf der Homepage entdeckt, freuen wir uns natürlich, wenn ihr uns diese mitteilt, so dass wir an einer Lösung arbeiten können. Vielen Dank dafür.

Leider ist auch unsere Datenbank mit den Newsletter Abos betroffen. Wir bitten daher alle bisherigen Abonennten, sich erneut einzutragen.

Das Veranstaltungs- und Seminarprogramm für 2018 ist jetzt fertig geplant. In Kürze findet ihr alle neuen Termine online. Seid gespannt. Wir haben wieder einige neue Überraschungen für euch.

Wir freuen uns auf euch!