Was wäre die Weihnachts- und Winterzeit ohne die immergrünen Nadelbäume und ihren typisch harzigen Duft? Egal ob Adventskranz, Weihnachtsbaum oder einfaches Schnittgrün als Winterdeko, die nadeligen Gewächse beschenken uns mit winterlichen Düften und optischer Weihnachtssymbolik. Sie vermitteln uns ein Gefühl der winterlichen Ruhe und Gemütlichkeit. Die wichtigsten Nadelgewächse sind bei uns die Tanne (Abies spp.), die Fichte (Picus spp.) und die Kiefer (Pinus spp.). Alle drei Gattungen werden gerne für die weihnachtliche Dekoration der Stuben genutzt. Was genau man nun für ein Gewächs ins Haus geholt hat, darüber besteht häufig Unkenntnis, denn allzu häufig werden die verschiedenen Baumgattungen einfach unter dem Schlagwort Tannenbaum gehandelt und genutzt. Wer mehr hierüber erfahren möchte, findet eine Erklärung in meinem Artikel aus dem letzten Winter Oh weh Tannenbaum.

Doch die benadelten Äste tun nicht nur unserer Seele gut, in ihnen stecken starke Heilkräfte. Und diese Kräfte können wir uns auf verschiedene Arten zunutze machen. Zum einen können die ätherischen Öle, die für die intensive Duftwirkung verantwortlich sind, uns allein durch ihren Duft etwas Gutes tun. Das bloße Riechen und Einatmen dieser Düfte hat einen wohltuenden Effekt, nicht nur auf unser Gemüt, sondern auch auf unseren Körper. Das ätherische Öl, ganz gleich, ob von Tanne, Fichte oder Kiefer, hat schon beim bloßen Einatmen eine immunstärkende, beruhigende und stresslindernde Wirkung. Ebenfalls wirkt der Duft antiseptisch und kann die Keimbelastung in der Raumluft reduzieren. Auch eine schleimlösende Wirkung ist bekannt. Der Nadelbaumduft eignet sich daher wunderbar für die winterliche Zeit mit all ihren unangenehmen verschnodderten Nasen und Erkältungen. Die ätherischen Öle der Nadelbäume enthalten Monoterpene, Limonen, Pinen, Phellandren, und Camphen.

Für eine noch intensivere Wirkung kann man die Nadeln der verschiedenen Bäume auch als Tee aufbrühen. Der harzig, säuerlich schmeckende Tee wirkt gut gegen Erkältungskrankheiten. Die Inhaltsstoffe haben nämlich eine entzündungshemmende Wirkung und stärken das Immunsystem. Zudem ist der Tee reich an Vitamin C und löst festsitzenden Schleim. Gleichermaßen wirkt der Tee keimtötend auf ungewünschte Bakterien im Mund und stärkt das Zahnfleisch. Auch eine harntreibende Wirkung ist bekannt. Der Nadelbaumtee hilft so auch bei entzündlichen Erkrankungen der Harnwege. Ebenfalls wirkt der Tee durchblutungsfördernd, was besonders hilfreich ist, wenn man in der Winterzeit wegen schlechter Durchblutung schnell kalte Hände und Füße bekommt.

Auch das Harz der Nadelbäume wird traditionell als Medizin genutzt. Aus ihm stellt man Salben zur äußerlichen Anwendung her. Salben mit dem Harz der Nadelbäume sind schmerzlindernd bei rheumatischen Beschwerden und Muskelschmerzen und helfen wegen ihrer antiseptischen Wirkung bei entzündeten und eitrigen Wunden.

Natürlich kann man das Harz auch verräuchern. Eine Anleitung, wie man das Harz am besten sammelt und verarbeitet findest du in meinem Artikel Baumharze zum Räuchern aus einheimischen Wäldern. Das verräucherte Harz verströmt einen intensiven Harzgeruch. In seiner Wirkung gleicht es dem der ätherischen Öle, ist aber um ein vielfaches stärker sowohl im Duft als auch in der Wirkung. Zum Verräuchern legt man das getrocknete, zerbröselte Harz auf ein Stück Räucherkohle. Durch die Hitze werden die Duftstoffe verdampft und bilden einen aromatischen Nebel im Raum.

Text: Fabian Kalis

Bilder: www.pixabay.com

Schon lange bevor es unser moderens Erklärungsmodell mit Bakterien und Viren als Krankheitserreger gab, nutzen die Menschen die Kraft der Pflanzen, um sich vor Krankheiten zu schützen und gesund zu werden. Dabei wurden die entsprechenden Pflanzenprodukte auf vielfältige Weise eingesetzt. Heilkräutertees, und Pülverchen gehörten genauso wie auch das Räuchern zu den Anwendungen früherer Zeiten.

Krankheiten sah man früher als negative Energien, Geister oder auch Dämonen, die den Kranken befallen hatten. Bestimmte Rituale und Räucherstoffe wurden dann genutzt, um diese unerwünschten Gäste wieder aus dem Körper zu vertreiben. Es wurden Schutzräucherungen in Haus und Hofe, meist zu besonderen Fesstagen, zelebriert, um sich vorbeugend vor diesen Energien zu schützen.

Auch die christliche Kirche, die ja das Räuchern lange Zeit als heidnisches Teufelswerk verschrien hat, konnte die reinigenden und schützenden Aspekte einiger Räucherdüfte irgendwann nicht mehr ignorieren. Die großen Kirchen waren Zufluchtsort für Kranke und Sterbende. Man kann sich gut vorstellen, dass hier, insbesondere in Zeiten, in denen Hygiene einen sehr niedrigen Stellenwert in der Gesellschaft hatte, ein Sammelbecken von Infektionskrankheiten entstand. Wer gesund war und in die Kirche ging, konnte sich sehr leicht mit einer unschönen Krankheit anstecken. Zunächst war es dem Gestank geschuldet, denn ein Treffpunkt kranker, sterbender und ungepflegter Menschen, der die Kirchen ja waren, glänzte nicht unbedingt mit Wohlgerüchen, dass die Kirche begann das einst verteufelte Räucherwerk in den eigenen Reihen zu nutzen. Bei einem solch widerlichen Ambiente und der Angst, dass man ebenfalls von den Krankheiten befallen werden würde, schwand nämlich die Zahl der Besucher in den Kirchen. Es mangelte an Kundschaft. Und ohne Kundschaft, die ihr weniges Geld zum Sündenerlass der Kirche in den Rachen warf, drohte die Stellung der Kirche zu fallen. Eine Lösung musste her. Kurzerhand wurde insbesondere der Weihrauch, der ja schließlich schon dem Jesuskind geschenkt wurde, zu etwas heiligem erklärt und die Kirchen damit ausgeräuchert. Der neue Wohlduft frischte das schlechte Image der Krichen wieder auf und lockte viele neue Besucher in die kalten Hallen. Wie so vieles, wurde auch das Räuchern so von einem verbotenen Teufelstreiben zu etwas tugendhaften und christlichen gewandelt und von der Kirche adaptiert.

Schnell stellte man fest, dass mit dem Weihrauchduft nicht nur der Gestank schwand sondern auch die Zahl der Kranken weniger wurde. Gesunde Menschen, die nun die Kirchen betraten, wurden von den Krankheitsgesietern verschont. Klar, dass hier das Werk Gottes zugange war. So wurde dem Weihrauch als heiliges Gottesgeschenk eine immer höhere Stellung in den Zeremonien der Kirche zugetragen.

Diese krankheitsvertreibende Wirkung sprach sich rum. Auch die Zellen der Gefängnisse wurden nun regelmäßig mit dem göttlichen Reinigungsmittel ausgeräuchert, um Tod und Krankheit aus den dreckigen und stinkenden Verschlägen zu vertreiben. Auch bei der einfachen Bevölkerung, die das Räuchern heimlich weitergeführt und trotz verboten niemals aufgegeben hat, konnte sich dieses Tun nun mit dem Segen der Kirche wieder mehr entfalten und verbeiten.

Die Nutzung von Räucherwerk zum Schutz vor Krankheiten hat also eine lange Tradition. Doch wie ist damit in unserer modernen Zeit umzugehen, in der wir wissen, dass es Bakterien und Viren und keine Dämonen oder anderes Teufelswerk sind, die uns krankmachen? Ist das Räuchern also doch nur Hokuspokus? Ist die Wirkung auf rein energetischer Ebene und hat nichts mit moderene rationeller Erkenntnis zu tun? Waren die Wirkungen früherer Zeiten reine Placebo Effekte, die damit zu erklären sind, dass die Menschen einfach glaubten?

Nein, ganz im Gegenteil. Neben der energetischen und psychologischen Wirkung (olfaktorische Reize haben eine nachgewiesene Wirkung auf unseren Geist) haben die meisten Räucherstoffe auch eine pharmakologische Wirkung. Bestimmte Wirkstoffe, die in den Räucherstoffen enthalten sind, werden beim Räuchern freigesetzt und entfalten dann in unserem Körper (oder auch auf Bakterien und Viren in der Luft) eine nachweisliche Wirkung.

Insbesondere der echte Weihrauch (Boswellia spp.) und Wachholder (Juniperus spp.), die beide schon seit jahrtausenden als Reinigungs- und Schutzräucherungen angewendet werden, haben eine keimtötende Wirkung. Ihr Rauch hilft dabei Bakterien und Viren abzutöten. Sie desinfizieren die Luft und Oberflächen, die mit dem Rauch in Berührung kommen. Natürlich ist diese Wirkung nicht so stark, wie bei modernene Desinfektionsmittlen, sie ist aber dennoch nicht abzustreiten und nachweislich da. Auch auf unseren Körper wirken diese Räucherstoffe postitv. Sie helfen dabei Krankheitserreger, die bereits im Körper sind, zu bekämpfen und stärken unser Immunsystem.

So macht es also sowohl von energetischer als auch von empirisch wissenschaftlicher Ebene durchaus Sinn, gerade in der aktuellen Zeit, sich mit regelmäßigen Räucherungen von Weihrauch und Wachholder, vorbeugend vor Krankheiten zu schützen. Und ganz ehrlich: So ein Räucheritual mit all seinen Wohldüften hat auch auf unseren Geist eine ganz andere Wirkung, als würden wir mit einer Flasche Desinfektionsspray unsere Wohnungen „reinigen“. Und wie es um unseren Geist und unser Gemüt steht hat schließlich auch einen nicht zu vernachläßigenden Einfluss auf unsere körperliche Gesundheit und unser Immunsystem.

Neben Weihrauch und Wachholder wurden auch einheimische Baumharze, etwa von Fichte (Picea spp.) & Kiefer (Pinus spp.) sowie die verschiedenen Beifußarten (Artemisia spp.) geräuchert, um sich vor Krankheiten zu schützen. Auch diese Räucherstoffe haben ein leicht keimtötende Wirkung. So lassen sich wohlriechende und wirksame Räuchermischungen erstellen. Und dabei hilft uns der Schatz der Natur direkt vor unserer Haustür. Es müssen nicht immer die teuren importierten Harze sein. Aber auch gemischt mit anderen Räucherstoffen, kann so dem Räucherritual eine pharmakologisch wirksame Komponente gegen Keime begefügt werden.

Fabian

Nachdem die Natur im phänologischen Jahresverlauf bereits seit einigen Wochen den Herbst angekündigt hat, ist es nun auch nach dem Kalender so weit: der Herbst ist da. Heute am 23.09.2019 ist die Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche. Ab diesem Tag sind die Nächte wieder länger als die Tage. Die kalte Jahreszeit beginnt. Bis zur Zeit der Wintersonnenwende am 21. Dezember werden die Tage nun jeden Tag ein wenig kürzer. Für die frühen nordeuropäischen Waldvölker war das Äquinoktikum im Herbst eines der 4 großen Jahreskreisfeste. Es ist das Gegenstück zur Frühjahres-Tag-und-Nacht-Gleiche und ist das nächste Sonnenfest nach der Sommersonnenwende.

Der Beginn des Herbstes war für die frühen Menschen ein wichtiger Scheidepunkt im Jahr. Die Ernte des Jahres war nun eingefahren. Es ist eine Zeit der Fülle und des Überflusses. Die Speisekammern sind prall gefüllt. In dieser Zeit blickt man zurück aufs Jahr und ist dankbar für alle Gaben, die die Natur einem geschenkt hat. Erntedankfeste werden gefeiert. Gleichzeitig ist es aber auch eine Zeit der Ungewissheit: reichen die Vorräte bis zum nächsten Frühjahr? Was jetzt in den Vorratskammern ist, ist alles, was einen über den  Winter zur Verfügung steht. Nun kehrt sich das wilde Treiben des Frühlings und des Sommers in Ruhe und Besinnlichkeit um.

Diesen wichtigen Punkt im Jahr haben die Menschen früher mit Ritualen und Festen gefeiert. Auch heute noch können wir diese Zeit für uns nutzen, um selbst auf das vergangene zurückzuschauen und uns bewusst zu machen, wofür wir dankbar sind. Dabei ist natürlich nicht nur die Dankbarkeit gegenüber den Gaben der Natur gemeint, sondern alles, was uns begegnet ist. Eine schöne Möglichkeit, diese Rückschau ganz bewusst zu bereiten, ist es ein Räucherritual zu vollziehen. Nachfolgend gibt es eine kleine Anregung für eine Räuchermischung passend zum Herbst:

Räuchermischung „Herbst“

Beifußblüten, Kiefernharz, Fichtenharz, Hagebutten, Wachholderbeeren, Sandelholz, Myrrhe

Diese Räuchermischung schafft eine harmonische Atmosphäre, hilft uns innerlich auf vergangenes zurückzuschauen und steht symbolisch für Dankbarkeit. Räuchern ist dabei selbst immer auch eine Opferhandlung. Die in den Himmel steigenden Dämpfe sind eine Opfergabe an die Ahnen, Geister & Götter.

Die Zeit um die Sommersonnenwende ist traditionell die Zeit, in der die Menschen ihre Heil- und Räucherkräuter sammelten. Auch ich habe mich aufgemacht, um ein paar frische Heilkräuter zu sammeln und Material für die Herstellung von Räucherbündeln zusammen zu tragen. Auf einer sonnenreichen Pferdekoppel fand ich ein Blütenmeer von Rainfarn, Johanniskraut, Schafgarbe und Königskerze. In meinem Kräuterbeet habe ich noch Chinesisches Moxa, Lavendel, Wacholder und Steppenbeifuß gesammelt. Anschließend habe ich die Heilkräuter zu bündeln gebunden und zum Trocknen aufgehangen. Aus den restlichen Pflanzenteilen habe ich Smudge Sticks gebunden. Diese lagern nun auch bis sie getrocknet sind. Bald können sie dann in Räucheritualen verräuchert werden.

Die Räucherbündel, die ich heute hergestellt habe, bestehen teilweise aus mehreren verschiedenen Pflanzen. Folgende Mischungen habe ich verwendet:

Johanniskraut, Schafgarbe, Königskerze & Lavendel

Steppenbeifuß und Wachholder

Außerdem habe ich noch Smudge Sticks aus purem Moxa sowie Bündel aus reinem Steppenbeifuß gemacht.

Von der Ernte bis zu den fertigen Smudg Sticks habe ich meinen Tag in einem Video festgehalten. In der aktuellen Episode meiner Videoserie „Being Barefoot“ gibt es die Impressionen nun zu sehen.

Räuchern mit einheimischen Kräuter, Harzen & Hölzern

Das Räuchern mit einheimischen Kräutern, Harzen & Hölzern ist eine wunderbare Möglichkeit, sich die wohltuenden pflanzlichen Kräfte nach Hause holen zu können. In einem ganz archaischen Ritual werden die den Pflanzen innewohnenden Kräfte durch die heiße Glut freigesetzt und steigen als aromatische Duftbotschaft empor. Doch was ist Räuchern überhaupt?

Räuchern

Beim Räuchern werden Räucherstoffe (in der Regel Harze, Hölzer & Kräuter aber auch Pilze, mineralische & tierische Stoffe sind möglich) auf einem Stück glühender Räucherkohle verräuchert. Entgegen der Bezeichnung „Räuchern“ entsteht hierbei kein Rauch im eigentlichen Sinne. Vielmehr werden die Wirkstoffe & ätherischen Öle in den Räucherstoffen oder die Räucherharze im Gesamten verdampft und bilden einen dichten, intensiv duftenden Nebel. Vor Allem beim Räuchern mit reinen Harzen entsteht so ein sehr reiner Nebel. Beim Räuchern mit Kräutern und Pilzen kann es hingegen tatsächlich  auch zu einer leichten Rauchentwicklung beim verglimmern der Pflanzenteile oder Pilzeteile kommen. Diesem Effekt kann man entgegenwirken, indem man die Räucherstoffe mit Harzen vermischt oder die Räucherstoffe nur ganz kurz auf der Kohle lässt. Der so entstehende Duft hüllt die beräucherten Räume und Personen ein und schafft eine ganz besondere Atmosphäre. Je nach verwendeten Räucherstoffen lassen sich so kraftvolle Reinigungsrituale, Segnungen oder andere Zeremonien gestalten. Die Vielfalt der möglichen Räucherstoffe ist enorm, so dass es für fast jeden Zweck den passenden Räucherstoff gibt.

Für das Räuchern benötigt man ein feuerfestes Gefäß (z. B. Ein mit Sand gefüllter Blumentopf), Räucherkegel (erhält man in Esoterikgeschäften und Head Shops), sowie das passende Räucherwerk. Auch eine Vogelfeder, um den entstehenden Dampf sanft im Raum zu verteilen und der Kohle luft zu zufächern, ist hilfreich. Ebenso ist eine Räucherzange oder ein kleiner Teeflöffel sinnvoll. Hiermit kann die Räucherkohle beim anzünden gehalten werden und es können die verräucherten Räucherstoffe von der glühenden Kohle gekratzt werden um Platz für neues zu schaffen.

aromatische Erlebnisse mit naturreinen ätherischen Pflanzenölen

Neben dem Verräuchern von aromatischen Pflanzenteilen ist die Anwendung von naturreinen ätherischen Ölen eine weitere gute Möglichkeit, sich die pflanzlichen Kräfte auch daheim zu Gute kommen zu lassen. Ätherische Öle werden durch Wasserdampfdestilation der verschiedenen Pflanzenteile gewonnen. Dabei entsteht ein hochkonzentrierter öliger, flüchtiger Stoff, der meist über einen sehr intensiven Duft verfügt. Wichtig bei der Anwendung von ätherischen Ölen ist, dass man ausschließlich naturreine Öle verwendet. Oftmals werden Duftöle mit zweifelhaften synthetischen Stoffen angeboten, die in keiner Weise mit den echten naturreinen Ölen zu vergleichen sind.

Ätherische Öle sind sozusagen die Essenz einer Pflanze. Man benötigt mehrere Kg Pflanzenmaterial um wenige Tropfen des ätherischen Öls zu gewinnen. Da kann man sich sehr leicht vorstellen, dass dieser Extrakt die pflanzlichen Kräfte in hochkonzentrierter Form enthält. Bei der Anwendung der ätherischen Öle ist daher immer auf eine ausreichende Verdünnung zu achten. Die Anwendung unverdünnte Öle kann zu Kopfschmerzen und Hautreizungen führen.

Das Wesen der Pflanzen erspüren

Für diese Übung benötigst du ein Glas mit Wasser sowie ein paar Tropfen eines ätherischen Öls deiner Wahl. Plane etwa 15 Minuten für diese Übung ein. Gerne kannst du die Übung jedoch auch mit verschiedenen Ölen wiederholen, wenn du mehr Zeit hast. Es sollten jedoch nicht mehr als 4 Öle hintereinander probiert werden, damit du dich auf jeden Pflanzenextrakt mit deiner ganzen Achtsamkeit konzentrieren kannst. Gib 2-3 Tropfen des ätherischen Öls in ein Glas mit Wasser. Stelle das Glas vor dich hin und schließe die Augen. Nimm wahr, welchen Duft du bereits so erahnen kannst. Achte während der gesamten Übung auf Alles was in dir passiert. Welche Gedanken hast du? Welche Assoziationen und Bilder entstehen in deinem Geist? Spürst du einen körperlichen Effekt? Wird dir warm oder kalt? Wie verändert sich dein Gemütszustand. Gerne kannst du dir nebenbei ein paar Notizen machen, damit du nichts vergisst. Lasse die Pflanzenkraft so einige Minuten auf dich wirken. Nun nimmst du das Glas zu dir heran. Führe es dicht an deine Nase und atme ein paar mal tief ein und aus. Spüre wie die natürliche Pflanzenkraft als Duftbotschaft in dich hineinfährt. Öffne dich dieser Kraft und spüre wieder wie es dir dabei geht. Stelle das Glas nun wieder vor dich hin und versuche kurz Innezuhalten. Nun nimmst du das Glas erneut an deine Nase und konzentrierst dich ganz genau auf den Duft des Öles. Hierzu verwende die Riechtechnik, die auch Hunde nutzen, wenn sie einen Duft wittern: atme drei mal schnell hintereinander leicht ein und anschließend langsam in einem langen Zug wieder aus. So nimmt deine Nase die vorbeiströmenden Düfte am intensivsten war.

Zum Abschluss dieser Wahrnehmungsübung führe das Glas an deinen Mund und nimm einen kleinen Schluck. Behalte die aromatisierte Flüssigkeit so lange wie möglich im Mund und nimm war, wie die Pflanzenkraft in deinen Körper übergeht. Schmecke und spüre, welche Wirkung die Pflanzenessesnz auf dich hat, wenn du sie in dieser Form in dich aufnimmst.

Wenn du mit dieser Übung fertig bist, bedanke dich zum Abschluss bei dem Pflanzengeist.

In den trockenen Gebieten Nordamerikas wächst eine Beifußart, die aufgrund ihres besonderen Aromas eine beliebte Räucherpflanze ist. Es handelt sich um den Steppenbeifuß (Artemisia tridentata). Er ist verwand mit unserem einheimischen Beifuß. Bei den Nordamerikanischen Indianerkulturen, die in den Gebieten, in denen der Beifuß gedieht, lebten, ist er eine wichtige Räucherpflanze. Da diese Pflanze Blätter hat, deren Erscheinung an Salbeiblätter erinnert und auch der Geruch dem Salbei ähnlich ist, heißt der Steppenbeifuß im Amerikanischen „Prairie Saige“ oder „Sage brush“. Daher kommt es häufig zu Fehlübersetzungen ins Deutsche, wo diese Pflanze dann zu Unrecht als Indianersalbei, Wüstensalbei oder Salbei übersetzt wird.

Artemisia tridentata ssp. vaseyana 1

Für die nordamerikanischen Indianerkulturen ist der Steppenbeifuß eine ihrer heiligsten Pflanzen. So wird er bei verschiedenen Ritualen genutzt, beispielsweise bei Schwitzhüttenzeremonien und spirituellen Reinigungen. Auch zum Vertreiben negativer Gedanken oder zur energetischen Reinigung von Plätzen und Wohnstatt wird er gerne verräuchert. Er vertreibt böse Geister und schafft eine heilige Atmospähre.

Der Steppenbeifuß lässt sich ganz ähnlich dem Salbei einfach als loses Blatt in einer Schale verräuchern. Aber auch in Form von Smudge Sticks oder auf Räucherkohlen macht der Steppenbeifuß eine gute Räucherung. Steppenbeifuß wird sowohl pur als auch in Räuchermischungen verräuchert. Eine gute Kombination macht er mit Wachholder und Sweetgrass.

Text: Fabian Kalis

Bild: Thayne Tuason [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]

Wachholder (Juniperus communis)

Wachholder ist ein immergrüner mit Nadeln besetzter Strauch. Er gehört zur Familie der Zypressengewächsen und ist somit verwandt mit Thuja und den amerikanischen Weihrauchzedern (Calocedrus), die ebenfalls gerne zum Räuchern verwendet werden. Weitere Namen für den Wachholder sind Ruchholter, Kranewitt und Machandelbaum. Die sehr alte Bezeichnung „Ruchholter“, welche Räucherstrauch bedeutet, ist der Ursprung des modernen Namens und deutet schon auf die wichtigste Verwendung des Wachholder hin. Der Wachholder gehört zu den weiltweit verbreiteten Räucherstoffen. Dies lässt darauf schließen, dass er schon mindestens seit der Altsteinzeit von den Menschen zu diesem Zweck genutzt wird. In allen Teilen der Welt, in denen Wachholderarten wachsen, werden diese von den dortigen Kulturen zum Räuchern genutzt.

Geräuchert werden die grünen Nadeltrriebe und die blauen Wachholderbeeren. Die Beeren haben einen herben und süßlichen Duft, die Nadeln riechen leicht säuerlich. Die Wirkung des Wachholders beim Räuchern ist eine reinigende. Wachholderauch wirkt hierbei nicht nur auf der energetischen Ebene sondern hat auch eine desinfizierende Wirkung. Er eigent sich daher wunderbar für Räucherungen bei Krankheiten. Die Wachholderbeeren sollten vor dem Räuchern in einem Mörser zerkleinert werden, damit sie ihr Aroma vollständig entfalten.

Die Wachholderpsitzen und die Beeren werden am Besten auf Kohlen verräuchert. Es ist aber ebenso möglich, aus Wachholderzweigen Smudge Sticks zu binden. Da diese Zweige aber allein schlecht abglimmen, macht es Sinn diese mit gut glimmenden Kräutern wie Beispielsweise Salbei oder Beifuß in einem Smudge Stick zu kombinieren.

Der einheimische Wachholder (Juniperus communis)

In Räuchermischungen machen sich die Wachholderbeeren sehr gut zusammen mit Beifuß und Fichtenharz. Die Wachholderzweige und Spitzen ergeben mit Steppenbeifuß und White Sage eine gut Räuchermischung.

Palo Santo (Bursera Graveolens)

Palo Santo ist ein Räucherstoff, der vom gleichnamigen Baum sammt. Palo Santo (dt.: heiliges holz) wächst in Südamerika und gehört zur gleichen Familie wie der Weihrauchbaum. Zum Räuchern wird vor Allem das harzreiche und stark duftende Holz des Baumes genutzt. Aber auch das reine Harz wird gelegentlich genutzt. Auch das Öl, welches aus dem aromatischen Holz gewonnen wird, wird genutzt. Das Öl diente zur Einsalbung bei spirituellen Reinigungsritualen. Gesalbt wurde dabei der Kopf. Auch heute noch kann Palo Santo Öl zu diesem Zwecke Verwendung finden.

Palo Santo (mitte)

Das Holz wird in kleine Stücke zerteilt (ca. 10 cm lang, 2 cm Durchmesser). Diese Holzstücke können nun direkt an einer Seite angezündet werden. Durch ihren hohen Gehalt an Harzen brennen Sie ganz ausgezeichnet. Das Holz brennt nun solange, bis es verkohlt und Glut entsteht. Nun wird die Flamme erloschen. Das Palo Santo Holz glimmt nun eigenständig und verströmt seinen charakteristischen an Kokos erinnernden Duft. Palo Santo kann zu kleinen Holzsplittern zerteilt ebenfalls auf Räucherkohlen verräuchert werden. Auch das Palo Santo Harz, welches nur selten im Handel erhätlich ist, ist zum Verräuchern auf Räucherkohlen bestimmt. Traditionell wird Palo Santo von Südamreikanischen Schamanen genutzt um zu reinigen, negative Energien zu vertreiben und Energiefelder zu harmonisieren. Palo Santo gilst als eine der stärksten Räucherstoffe zu diesen Zwecken.

Beim Räuchern mit Palo Santo entsteht eine geschützte Atmosphäre. Negative und unerwünschte Energien werden vertrieben. Es zentriert den Geist und harmonisiert unsere Körpereigenen Energien. Es wird verräuchert um Unglück und Missgunst zu vertreiben und Glück und Gelingen zu erbitten. Da Palo Santo einen sehr mächtigen Pflanzengeist hat, wird es in der Regel nur einzeln geräuchert.

Bildnachweis: www.pixabay.com

Text: Fabian Kalis

White Sage (Salvia apiana)

White Sage oder auch Bienensalbei genannt, stammt ursprünglich aus den Steppen im Südwesten Amerikas. Es handelt sich um eine immergründe ausdauernde Pflanze, die nahe mit unserem Küchensalbei verwandt ist. Der indianische Räuchersalbei, ein weiterer Name dieser Pflanze, wird traditionell von vielen Indianerkulturen verwendet. Dabei war der weiße Salbei keineswegs nur ein Räucherstoff. Blätter und Samen dienten als Nahrungsmittel und wie auch unser einheimischer Salbei, wurde White Sage ebenfalls als Heilmittel genutzt.

Zum Verräuchern wurde der Salbei traditionell zu sogenannten Smudge Sticks (Bündel aus getrockneten Kräutern) zusammengebunden. Diese Räucherbündel können an einem Ende angezündet werden und verglimmen dann langsam. Dabei entsteht der wohlriechende Rauch, mit dem geräuchert wird. Salbei lässt sich aber auch lose verräuchern. Hierzu werden ein paar getrocknete Salbeiblätter in eine Schale gegeben und angezündet. Ebenso können die trocknenen Blätter auch auf Räucherkohlen verräuchert werden.

White Sage hat beim Räuchern eine reinigende, beschützende, und segnende Wirkung. Er wird daher gerne zur energetischen Reinigung und in Schutzräucherungen verräuchert. Zudem klärt Salbei den Geist und hilft dabei einen waches und zentriertes Bewusstsein zu erlangen. White Sage eignet sich gut in Räuchermischungen zusammen mit Sweetgrass und Steppenbeifuß.

Bildnachweis: Salvia apiana, Photo by Stan Shebs, licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.

Text: Fabian Kalis

Der Herbst ist eine Zeit in der wir uns auf die Einkehr im Winter vorbereiten und beginnen auf das Jahr zurückzuschauen. Es war schon immer eine Zeit, in der die Menschen mit Dankbarkeitsritualen der Natur für die Gaben dankten. Man blickte zurück auf die Fülle des Jahres und hatte hoffentlich genügend Vorräte, um den nahenden Winter zu überstehen. Erntedankfeste gab und gibt es in fast allen Kulturen dieser Welt. In den USA ist Thanksgiving ein wichtiger un beliebter Feiertrag, der ebenfalls ein Festtag der Dankbarkeit darstellt.

Auch in unserer modernen Zeit sollten wir diese Dankbarkeit für die Geschenke der Natur nicht aus den Augen verlieren auch wenn wir mittlerweile weit weniger in diesen ursprünglichen Kreislauf des Jahres eingebunden sind. Wir bekommen das ganze Jahr über frisches Grün im Supermarkt und selbst im Winter erwartet uns eine unveränderliche Fülle in den Läden. Dennoch ist es ein Zeichen der Anerkennung und des Respektes, wenn wir uns trotzdem einmal bewusst machen, wie wir auf die Wachstumskräfte der Natur angewiesen sind. Mit unserer Dankbarkeit gehen wir in den Austausch. Es ist nicht mehr nur ein nehmen aus der Natur. Wir geben etwas zurück.

Doch nicht nur für die Gaben der Natur können wir dankbar sein. In der Zeit der Rückschau im Herbst können wir uns auch bewusst machen, für welche anderen Dinge wir Dankbarkeit empfinden. Wir können das Jahr reflektieren und uns alle Dinge nocheinmal bewusst machen, für die wir Dankbarkeit empfinden. Allein dieses erneute in den Sinn holen, ist schon eine Art kleines Ritual.

Ein wunderbares Mittel, um diese Dankbarkeit auch nach außen hin auszudrücken, sind zelebrierte Dankbarkeitsrituale. Solche Rituale finden sich in den verschiedensten Formen auf der ganzen Welt. Einige sich stark ähnelnden Elemente finden sich jedoch in fast allen Kulturen. Auf Grundlage dieser universellen Ritualelemente kann man sich seine eigenen für sich sinnhaften Rituale enwtwickeln und durchführen. Nachfolgend möchte ich diese Grundelemente in Dankbarkeitsritualen kurz erklären. Möge dies eine Inspiration sein, seine eigenen Rituale durchzuführen.

Einen rituellen Rahmen schaffen

Den Beginn und das Ende des Rituals deutlich zu untermalen ist ein wichtiger Aspekt, um den nichtalltäglichen Charakter dieses Tuns auszudrücken. Dies kann entweder durch Klang geschehen (z.B. Trommeln oder Glocken, die jeweils zu Beginn und zum Ende des Rituals erklingen) oder auch durch das Verräuchern von aromatischem Räucherwerk. Solange geräuchert wird, ist die Zeit für das Ritual. Natürlich können Rauch und Klang auch gut kombiniert werden. Je nach Ausgestaltung des Rituals können einefache Räucherstäbchen oder Räucherkegel genutzt werden. Aber auch das Räuchern auf Räucherkohlen ist möglich. Es kommt immer darauf an, wie viel Zeit und Intensität man dem Ritual zukommen lassen kannn und möchte.

Ocker als symbolisches Blutopfer

Weit verbreitet ist ebenfalls die Verwendung von rotem Ocker. Dieser kann mit etwas Wasser vermischt werden und ergibt so eine Blutrote, dicke, flüssige Farbe, die symbolisch für unser eigenes Blut steht. Mit dieser Farbe können wir einen Stein, einen Baumstamm o. ä. bemalen. Nutze hierzu am besten einen Finger. Dies steht symbolisch für die Opfergabe unseres eigenen Blutes. Wir geben einen Teil von uns selbst.

Etwas zurückgeben

Neben dem symbolischen Blutopfer mit rotem Ocker gibt man auch gerne einen kleinen Teil der Gaben zurück, die man selbst aus der Natur erhalten hat. Verbeitet ist zum Beispiel das Geben von Reiskörnern, Mais oder anderem Getreide, Met, Bier oder Honig. Auch andere Gaben sind natürlich denkbar. Sinnvoll ist es, Dinge zu nutzen, die auch wirklich Teil des eigenen Lebens sind.

Heiliges Wasser

Ein weiterer Aspekt in solchen Dankbarkeitsrutalen ist das Vergießen von heiligem Wasser. Um aus unserem normalen Wasser etwas heiliges und besonders zu machen, reicht es schon aus, wenn wir es einfach in einem besonderen Ritualgefäß  aufbewahren. Allein dieser bewusste und besondere Umgang macht das verwendete Wasser so zu etwas Nichtalltäglichem. Gieße bei deinem Ritual etwas von diesem heiligen Wasser auf die Erde. Das Wasser ist dabei ein Symbol für das Leben selbst, die Fruchtbarkeit und Urpsrung allen Lebens.

 

Text: Fabian Kalis

Bild: Vanessa Michels