Bunt sind schon die Blätter,

rau das Herbstzeit Wetter.

Wind und Regen fegen

stürmisch auf den Wegen.

Der Herbst ist da. Mit all seiner stürmischen und zerstörerischen Kraft fegt er das sommerliche Leben hinfort und macht Platz für die winterliche Zeit der Ruhe, Stille und Einkehr. Viele Pflanzen sterben, manche ziehen sich in die schützende Erde zurück und nur wenige überwintern als immergrüne Bäume und Sträucher bis zur nächsten warmen Jahreszeit. Doch auch in dieser Phase des Dahinscheidens lässt sich Schönheit in der Natur finden. Beim morgendlichen Spaziergang strahlt das Zwielicht der tief stehenden Morgensonne durch die nebligen Schwaden und Raureif glitzert magisch auf dem letzten Grün. Das welkende Laub an den Bäumen verzaubert die Wälder in ein buntes Farbenmeer.

Viele Menschen verbringen die Herbstzeit am liebsten daheim in gemütlich warmer Atmosphäre. Bei Kerzenschein, Kaminfeuer und einer heißen Tasse Kaffee oder Tee lässt sich das raue Treiben des Herbstes wunderbar durch die Fenster beobachten. Doch auch ein gelegentlicher Ausflug in das stürmische Nass mag dem ein oder anderen Freude bereiten.

Kaum einer denkt jedoch daran, dass auch der Herbst ein paar wilde Schätze an Heilpflanzen für uns bereithält. Die meisten Heilkräuter wachsen und gedeihen in Frühling und Sommer. Spät im Herbst ist von ihnen lediglich nur noch ein vertrocknetes Gerippe zu finden. Die Zeit des Sammelns ist für sie vorbei. Doch nicht alle Kräuter haben ihre beste Zeit in den warmen Monaten. Der Herbst ist die Zeit für alle die Kräuter, bei denen man die unterirdischen Pflanzenteile nutzt.

Zweijährige und ausdauernde Pflanzen, die nicht verholzen, ziehen sich im Herbst ins Erdreich zurück. Die oberirdischen Pflanzenteile welken und sterben ab. Doch die Pflanze ist keineswegs tot, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte. Sie hat ihre komplette Pflanzenkraft ins Erdreich zurückgezogen. In der Wurzel speichert sie ihre kostbaren Inhaltsstoffe. Es ist die Zeit, in der die Wurzeln dieser Pflanzen am wirksamsten sind. In ihren Wurzeln haben sie über den Frühling und Sommer ihre Pflanzenkraft angereichert und mit dem Welken der oberirdischen Pflanzenteile zieht auch das letzte bisschen Lebenskraft in die Wurzeln. Über den Winter zehren diese Pflanzen nun von den gespeicherten Kräften, um dann im Frühling sämtliche Ressourcen in den Austrieb des frischen Grünes zu stecken. Zu keiner anderen Zeit im Jahr finden sich also mehr Kräfte in den Wurzeln, als jetzt im Herbst. Genau jetzt ist die Zeit, sie zu sammeln.

Eine Pflanze, deren Wurzeln wir jetzt im Herbst sammeln können, möchte ich hier kurz vorstellen:

Es ist die Große Klette (Arctium lappa). Diese imposante Pflanze, mit riesigen Blättern, deren eindrucksvolle Blütenstände mehrere Meter in die Höhe wachsen und nach den lilafarbenen Blüten große, runde Kletten als Früchte hervorbringen, verbergen ihre Heilkraft nicht etwa in den unübersehbaren oberirdischen Pflanzenteilen, sondern tief in den Wurzeln. Die Große Klette ist eine zweijährige Pflanze. Im ersten Jahr treibt sie als Blattrosette aus und erst im zweiten Jahr bildet sie ihre Blütenstände. Danach stirb die Pflanze ab. Zum Sammeln der Wurzel nutzt man daher die Pflanzen, die sich im Herbst nach dem ersten Wachstumsjahr befinden. Die Große Klette wächst gerne an Wegesrändern von Waldwegen und Feldwegen. Sie ist eine häufige Erscheinung in unseren einheimischen Wäldern. Man kann sie bei einem herbstlichen Spaziergang durch Wald und Flur leicht finden.

Die Klettenwurzel ist dabei ein wahrer Alleskönner. Unter der Bezeichnung Radix Bardanae, ist sie in den Apotheken als Droge zu beziehen. Ihre volksheilkundlichen Anwendungen sind die Behandlung von trockenen und schuppigen Hautleiden, insbesondere der Kopfhaut, aber auch von Ekzemen und Schuppenflechte. Die Klettenwurzel soll zudem auch die Haarwurzeln stärken und so Haarausfall vorbeugen und für einen starken wuchs sorgen. Ebenso wurde sie zur Unterstützung der Galle und Niere eingesetzt und soll bei Harnwegentzündungen helfen. Auch äußerlich zur Unterstützung der Wundheilung und zur Behandlung von Geschwüren wurde sie eingesetzt. Gleichfalls zur Linderung rheumatischer Beschwerden nutzte man die Klettenwurzel.

Die moderne Kosmetik wendet das Klettenwurzelöl wegen seiner positiven Wirkungen auf die Haut an. Forschungen der modernen Phytotherapie zeigen zudem antitumorale, antivirale, antibakterielle und antioxidative Wirkungen der Klettenwurzel. Verantwortlich für die Wirkungen der Klettenwurzel sind Fructane (wasserlösliche Polysacharide) sowie der Wirkstoff Arctigenin.

Für die äußerliche Anwendung nutzt man am besten das Klettenwurzelöl. Dies kann man leicht selbst herstellen, indem man die getrocknete und kleingehackte Wurzel in Speiseöl einlegt und mehrere Wochen ziehen lässt. Für innerliche Anwendungen kann man die Klettenwurzel als Tee aufbrühen. Da insbesondere der Wirkstoff Arctigenin sich jedoch besonders gut in Fett löst, ist es ratsam dem Tee bereits beim Aufbrühen etwas Sahne zuzuführen. Unter dem Namen Ueong ist dieser Tee vor allem in Korea eine beliebte Medizin.

Auch kulinarisch wird die Klettenwurzel genutzt. Hierzulande ist sie als Gemüse nahezu in Vergessenheit geraten. Früher wurde sie aber ähnlich der Schwarzwurzel zubereitet und war eine beliebte Speise bei der armen Landbevölkerung. Lediglich in asiatischen Ländern findet sich bis heute eine verbreitete Verwendung der Klettenwurzel als Nahrung.

Text: Fabian Kalis

Bild: Christian Fischer, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons,

Auch wenn, dieser Ausruf der Überraschung wahrscheinlich zuletzt bei unseren Großeltern zeitgemäß wahr, so kennen auch heute noch viele seine Bedeutung. Man drückt mit diesem Spruch ein Erschrecken über ein unerwartetes Ereignis aus. Weit weniger bekannt ist allerdings die Herkunft dieser Redewendung. In ihr versteckt sich nämlich ein Hinweis auf alte Pflanzenzauber und Frühlingskräuter.

Löwenzahn und Gänseblümchen: typische Frühlingskräuter der Grünen Neune. Auch die Bienen frühen sich.

Die Grüne Neune, Neunkräutersegen, Neunkräuterzauber oder auch neunerlei Kräuter sind traditionelle Bezeichnungen für eine Zubereitung aus 9 verschiedenen Frühlingskräutern. Diese Mischung wurde in alten Tagen als Frühjahrskur genutzt, um den Mangel des Winters auszutreiben. In Zeiten in denen es noch keine Supermärkte mit ganzjährig aus aller Welt importierten Gemüsearten gab, war es schwierig, sich über den Winter mit ausreichend frischem Grün und somit den nötigen Vitaminen zu versorgen. Viele Menschen litten daher an Vitaminmangel, auch bekannt als Skorbut. Früher nannte man diese Krankheitserscheinung Scharbock und man stellte sich vor, dass ein bocksbeiniger Winterdämon hierfür verantwortlich war. Mit dem stark Vitamin-C-haltigen Scharbockskraut, welches mit als Erstes sein Grün in die Frühlingssonne streckt, konnte man diesen Wintergeist aus den Körpern vertreiben. Daher erinnert noch heute der Name dieses Krautes daran.

Neben dem Scharbockskraut gibt es natürlich noch zahlreiche andere Frühlingskräuter mit ähnlichen Eigenschaften. Welche genau davon zu der grünen Neune gehörten, unterscheidet sich je nach Region ein wenig. Das ergibt Sinn, bedenkt man, dass in unterschiedlichen Regionen ja auch unterschiedliche Pflanzen vermehrt vorkommen. Man benutzte, was man kannte und was häufig zu finden war.

Pflanzen, die aber fast überall in dem Neunkräutersegen zu finden waren sind Wegerich (Plantago spp.), Beifuß (Artemisia spp.) und die Brennnessel (Urtica spp.). Häufig findet man auch den Löwenzahn (Taraxum spp.), Gänseblümchen (Bellis perennis) sowie Vogelmiere (Stellaria media) in den Rezepten und Überlieferungen. Weiterhin kommen je nach Region noch die Grundelrebe (Glechoma spp.), Knoblauchrauke (Alliaria petoliata), Giersch (Aegopodium podragaria), Schafgarbe (Achillea millefolium), Bärlauch (Allium ursinum), Kamille (Matricaria chamomilla) oder auch das oben genannte Scharbockskraut (Ranunculus ficaria) mit dazu. Alle diese Kräuter haben gemeinsam, dass sie eine große Menge an Vitaminen enthalten (hauptsächlich Vitamin C) und bereits im zeitigen Frühling ihre zarten Blätter aus der teilweise noch schneebedeckten Wintererde treiben. Einige von Ihnen wirken zudem blutreinigend und blutbildend (Löwenzahn, Brennnessel) andere wirken antibakteriell, antiviral und entzündungshemmend und sind somit gut gegen die typischen Erkältungskrankheiten des Winters (Knoblauchrauke, Bärlauch, Kamille). Ebenfalls finden sich in diesen Frühlingskräutern viele wichtige Spurenelemente, Eiweiße und andere Nährstoffe, die die Müdigkeit austreiben und die Frühlingskräfte in einem wecken.

Diese Kräuter wurden in der Regel frisch und roh gegessen. Gelegentlich kochte man auch eine Kräutersuppe aus ihnen. Auch als Heilkräutertee fanden sie ihre traditionelle Anwendung in einigen Gegenden. Aus einer modernen Betrachtungsweise macht jedoch die rohe Verwendung am meisten Sinn, da beim Erhitzen viele der Vitamine zerstört werden.

Den Ursprung dieser besonderen neunerlei Kräuter findet man in der Lacnunga, einer Sammlung altenglischer Kräuterheilmethoden aus dem 9. bis 10. Jahrhundert. Hier findet sich der Nine Worts Galdor (Nine Herbs Charm, Neun Kräuter Zauberspruch), in dem die Zubereitung und Wirkung von neun magischen Kräutern beschrieben wird. Diese Dichtung gliedert sich in drei Teile, wobei zunächst die Pflanzen beschwört werden. Hierbei werden die Pflanzen nach und nach angesprochen und es wird begründet, warum gerade diese Pflanze eine so besondere Wirkung hat. Der zweite Teil ist der Zauberspruch, ohne den sich die heilenden Wirkungen der Kräuter nicht entfalten können und im letzten Teil wird ein genaues Rezept zur Herstellung einer wirksamen Medizin aus den neun Kräutern genannt. Bei einigen der in diesem Text genannten Pflanzenangaben ist man sich jedoch nicht sicher, um welche Pflanzen es sich botanisch handelt. Zweifelsfrei wurden jedoch der Wegerich (im Text: wegbrade), Beifuß (im Text: mucgwyrt) und Brennnessel (im Text: stiðe) identifiziert.

Hier ein Auszug aus dem Originaltext des Nine Worts Galdor mit deutscher Übersetzung:

Ond þu, wegbrade, wyrta modor,
eastan openo, innan mihtigu;
ofer ðe crætu curran, ofer ðe cwene reodan,
ofer ðe bryde bryodedon, ofer þe fearras fnærdon.
Eallum þu þon wiðstode and wiðstunedest;
swa ðu wiðstonde attre and onflyge
and þæm laðan þe geond lond fereð.

Deutsche Übersetzung:

Und du, Wegerich, Mutter der Kräuter,
nach Osten geöffnet, innen mächtig;
Karren fuhren über dich hinweg, Königinnen ritten über dich,
über dir weinten Bräute, schnaubten Ochsen.
Ihnen allen widerstehst und widerstandest du;
so widerstehst du auch Gift und Ansteckung
und dem Verhassten, der über das Land fährt.

 

(Vers 7–13 des Nine Worts Galdor aus der Lacnunga)

Was haben diese neun mächtigen Zauberkräuter aber nun mit der modernen Bedeutung der Redensart zu tun? Das erklärt sich durch die Art und Weise, in der diese Frühlingskräuter in Erscheinung treten. Wir können es jedes Jahr aufs Neue erleben. Sobald nach den langen, kalten und kargen Wintermonaten die erste warme Frühlingssonne die Landschaft erwärmt, erwacht die Frühlingskraft mit einem Schlag zum Leben. Man kann förmlich zugucken, wie das Leben in der Natur zurückkehrt. Teilweise wachsen von einem Tag auf den anderen ganze Pflanzenteppiche auf  Flächen, die am Tag zuvor noch mit Schnee bedeckt waren. Förmlich über Nacht sprießen Blätter und Kräuter an allen Ecken und Enden in der Natur. Es ist eine nach dem Trott der langen Winternächte unerwartete und plötzliche Erscheinung des wiedergeborenen Lebens. Und diese freudige Überraschung fand dann ihren Weg in den uns bekannten Ausruf: ach du grüne Neune!

Text: Fabian Kalis

Bilder: www.pixabay.com

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, was du bist, das weiß man kaum…

Der Weihnachtsbaum: Tanne, Fichte oder doch was ganz anderes?

Alle Jahre wieder beginnt bei Millionen von Menschen die Suche nach dem geeigneten Weihnachtsbaum. Die Zeiten in denen man einfach im Wald einen lokalen Baum geschlagen und in die winterliche Stube verbracht hat sind für die meisten lange vorbei. Stattdessen wartet ein immer größer werdendes Handelsimperium mit einem riesigen Angebot an Bäumen auf. Wer möchte, der erhält seinen Baum heutzutage bequem per Post nach Hause geliefert. Auf Wunsch sogar mit Aufstell- und Anschlussservice…

Die diesem alten Brauch innewohnende Bedeutung ist kaum mehr bewusst (mehr dazu in meinem Artikel Weihnachtsschmuck & Wintergrün aus dem letzten Jahr). Die immer beliebteren und vollkommen unnatürlichen Plastikbäume als moderne und ach so ökobewusste Alternative zum echten Baum im eigenen Heim zeigen ganz klar, dass auch das letzte bisschen Sinn und Hintergrund dieser alten Tradition verloren und vergessen ist. Was bleibt ist ein sinnentleertes Ritual. Was sich aber in den ganzen Jahren nicht geändert hat, ist die oft irreführende Bezeichnung Tannenbaum für alle diese hölzernen Zimmergenossen, denn nicht selten sind die angebotenen Weihnachtsbäume nämlich gar keine Tannen.

Bis in die 60er Jahre war die Gemeine Fichte Picea abies der beliebteste Weihnachtsbaum in Deutschland. Auch heute noch finden sich viele dieser auch als Weihnachts-Fichten bezeichneten Exemplare im Angebot der Baumverkäufer. Bei dieser Art sorgt aber selbst der botanische Name für zunehmende Verwirrung im Baumwirrwarr: Picea ist die Gattungsbezeichnung der Fichten. Soweit alles klar. Die Artenbezeichnung abies (klein geschrieben) hingegen bedeutet „Tanne“. Nicht zu verwechseln mit Abies (groß geschrieben), der Gattungsbezeichnung der Tannen. Man könnten den Namen dieses Baumes also mit Tannenfichte übersetzen. Logisch, oder etwa nicht? Ein Vorteil dieses Weihnachtsbaumes: die Gemeine Fichte ist ein einheimischer Nadelbaum, der häufig in deutschen Wäldern angebaut wird. Man kann also mit Leichtigkeit einen lokalen Baum ohne weite Transportwege bekommen. Viele Forste bieten diese Bäume auch direkt zum Selberschlagen im heimischen Wald an. Wegen der rötlich braunen Färbung der Rinde wird dieser Baum auch als Rot-Fichte bezeichnet. Da die Menschen aber scheinbar schon lange ein Problem mit der Auseinanderhaltung von Fichten und Tannen haben, hat sich umgangssprachlich der Name Rot-Tanne für diesen Baum durchgesetzt.

Mittlerweile hat sich jedoch die aus den USA stammende Stech-Fichte Picea pungens als einer der beliebtesten Weihnachtsbäume weltweit durchgesetzt. Grund hierfür: im Vergleich zu anderen Fichten behält diese Art nach dem Schlag lange ihre Nadeln. Zudem verfügt sie über einen hohen Gehalt an ätherischen Ölen, die für den typischen weihnachtlichen Nadelbaumduft sorgen. Auch wenn diese Art hierzulande forstwirtschaftlich für den Weihnachstbaumverkauf angebaut wird, so sind zahlreiche der hier angebotenen Bäume Importe aus fernen Ländern. So wurde auch die Weihnachtstradition erfolgreich globalisiert. Aber auch dieser Baum sorgt mit seinem Namen für mehr Verwirrung: die Stech-Fichte wird auch Blau-Fichte genannt, da ihre Nadeln eine blaugrüne Färbung aufweisen. Der Begriff Blau-Fichte ist zwar botanisch korrekt, wird in unserem modernen Sprachgebrauch aber kaum verwendet. Durchgesetzt hat sich auch hier hingegen die eigentlich falsche Bezeichnung Blautanne für diesen Baum. Der Grund dafür ist die große Ähnlichkeit mit einem anderen Nadelbaum: der ebenfalls als Blautanne bezeichneten Edeltanne Abies procera.

Die als Blautanne bezeichnete Blau-Fichte (Picea pungens)

Die Edeltanne Abies procera und insbesondere spezielle Zuchtformen von dieser Art mit einem besonders blaugrünen Nadelkleid sind zwar tatsächlich echte Tannen und werden unter der Bezeichnung Blautanne auch als Weihnachtsbaum genutzt, mit einem Anteil von nur 5 % am gesamten Weihnachtsbaumgeschäft ist dies aber keine häufige Erscheinung. Die allermeisten als Blautannen angebotenen Weihnachtsbäume sind hingegen eigentlich die Blau-Fichten.

Lediglich die Nordmanntanne Abies nordmanniana ist tatsächlich eine echte Tanne und spielt eine große Rolle beim Weihnachtsbaumvekauf. Hier passt der Name. Und diesen Baum kann man dann auch botanisch korrekt als Tannenbaum bezeichnen. Leider stammen auch hier fast alle Bäume nicht aus heimischen Forsten sondern haben eine lange Reise quer um die Welt hinter sich, bevor sie in unseren Stuben landen. Der Vorteil dieser Baumart: wie alle Tannen behält auch die Nordmanntanne ihre Nadeln sehr lange nach dem Schlag.

Die ebenso beliebte „Nobilistanne“ ist übrigens auch eine Form der Edeltanne Abies procera. Anders als ihr blaugrüner Verwandter wird diese Variante wegen ihrer silbrig schimmernden Nadeln auch gerne als Silbertanne bezeichnet. Botanisch handelt es sich jedoch bei beiden Bäume um verschiedene Varianten der gleichen Baumart. In speziellen Zuchtformen werden diese ganz natürlichen Unterschiede jedoch besonders hervorgebracht.

Eine weitere echte Tanne, die zumindest in den USA gerne als Weihnachtsbaum genutzt wird, ist die Colorado-Tanne Abies concolor. In unseren Gegenden spielt dieser Baum ursprünglich keine Rolle. Da aber auch das Weihnachstbaumgeschäft zunehmend digital, online, globalisiert und mit einem stetig wachsenden Sortiment von statten geht, kann man auch in Deutschland mehr und mehr Exemplare dieser Baumart erwerben.

Neben den Fichten und Tannen und Tannenfichten und Tannen, die eigentlich Fichten sind gibt es natürlich auch noch ganz andere Nadelbäume, die als weihnachtliches Grün genutzt werden.

Zu erwähnen wären hier noch die Douglasien (Pseudotsuga spp.). Diese artenreiche Baumgattung ist ebenfalls hauptsächlich in Nordamerika zu finden und spielt dort eine wichtige Rolle als Weihnachtsbaum. Hier in Europa kann man beim versierten Weihnachstbaumhändler des Vertrauens und natürlich auch online im Weihnachstbaumversand, wo man Bäume aus aller Welt bekommt, sicherlich auch solche Bäume erwerben (in geringem Maße werden sie sogar forstwirtschaftlich in Deutschland angebaut), zumindest derzeit noch sind sie aber eine unbedeutende Randerscheinung. Dort, wo dieser Baum dennoch zu finden ist, sorgen die Bezeichnungen aber für noch mehr Verwirrung: die Gewöhnliche Douglasie Pseudotsuga menziesii wird umgangssprachlich bei uns sowohl als Douglastanne, Douglasfichte & Douglaskiefer bezeichnet. Hier werden also nicht nur Tanne und Fichte in einen Topf geschmissen (das kennen wir ja bereits) sondern auch noch Kiefer und Douglasie mit in das Namenschaos genommen.

Das bringt uns zu eben jener Gattung: die Kiefern (Pinus spp.). Auch einige Arten dieser Baumgattung werden gelegentlich als Weihnachtsbaum in die warmen Stuben geholt. Da Kiefern aber recht schnell nach dem Schlag ihre langen Nadeln verlieren und im Vergleich zu Fichten und Tannen auch wesentlich kahler benadelt sind, haben sich die Kiefern nie wirklich durchsetzen können. Der erfolgreiche Baumhandel findet aber auch hier einen Weg: angepriesen als  „Weihnachtsbaum für Minimalisten“, bieten einige Händler die Waldkiefer (Pinus silvestris) als besonders hochpreisige Spezialalternative zum herkömmlichen Baum an. Das Verkaufsargument: durch die wenigen Nadeln kommt der Baumschmuck besonders gut zur Geltung. Was dabei verschwiegen wird: die dünnen Zweige der Kiefern können kaum Gewicht tragen, so dass der Weihnachtsschmuck gleichfalls karg ausfallen muss. Die ungleichmäßige Wuchsform spricht Individualisten an und generell gilt die Kiefer als ein „Liebhaber-Baum“ für Menschen, die sich durch das kahle Aussehen und den raschen Verlust der Nadeln nicht abschrecken lassen. Weihnachtsbaum mal neu gedacht. Hauptsache anders ist hier die Devise der Baumhändler.

Wegen des ebenso schnellen Verlustes des Nadelkleides sucht man auch Eiben (Taxus spp.) vergebens als Weihnachtsbaum. Gleichermaßen sind die Eiben zumindest als Waldbaum in heimischen Wäldern nahezu ausgerottet. Auch ihr langsames Wachstum machen sie nicht gerade zu einem geeigneten Kandidaten für das jährliche Baumschlagen.

Die Lärchen (Larix spp.), die als einzige heimische Nadelbäume gleich den Laubbäumen ihr Nadelkleid im Winter komplett verlieren und somit um diese Jahreszeit nur als Astgerippe zu finden sind, machen demnach ebenso wenig Sinn als winterliches Grün.

Besonders wirr wird es aber erst wenn man sich im Sortiment der künstlichen Weihnachtsbäume aus Plastik umschaut: hier sind der Kreativität bei der Benennung scheinbar keine Grenzen gesetzt. Ganz gleich welche Form diese Bäume haben und welchem Original sie nachempfunden sind (wenn überhaupt irgendeinem…) wird hier mit den Bezeichnungen nur so um sich geworfen. Hier kann man Kiefer-Tannenbäume, Fichtentannenbäume, Weihnachts-Tannenfichten, Kiefertannen, Blautannenfichten, Rotkieferfichten, Weihnachtslärchen und Blaulärchen finden, um nur einige zu nennen. Die Verwirrung ist damit komplett.

In diesem Sinne: viel Freude bei der diesjährigen Weihnachtsbaum Suche. Jetzt endlich mit botanischer Klarheit.

Ein frohes und schönes neues Jahr wünsche ich euch allen! Mögen alle eure Wünsche & Träume für dieses Jahr erfüllt werden.

2020 gibt es hier bei Naturerlebnis Kalis ein paar Neuerungen. Diese möchte ich hier kurz erzählen. Ich freue mich, dass ich nach meiner Fortbildung in Gemmotherapie nun auch das Wissen über die Heilkraft der Pflanzenknospen weitergeben darf. Hierzu wartet nicht nur das Seminar „Heilende Knospen“ auf euch, sondern es sind auch zwei extra Knospen Kräuterwanderungstermine dazu gekommen. Im zeitigen Winter und Frühjahr begebne wir uns hier auf die Suche nach den zarten Knospen am Wegesrand, die mit ihrer Vitalkraft heilsam und stärkend von uns genutzt werden können. So sind nun auch die Wintermonate mit Naturveranstaltungen ausgekleidet.

Die nächste Neuerung ist die Einführung des Sozialtarifes. Ich bin der Meinung, dass der Zugang zur Natur und das Wissen allen Menschen offen stehen sollte, geich in welcher finanziellen Situation sie sich gerade befinden. Daher ist nun bei jeder Veranstaltung ein Platz für einen Teilnhemer zum Sozialtarif reserviert. Was das genau bedeutet und wie ihr mitmachen könnt ist hier erklärt: Sozialtarif.

Ich freue mich auf ein schönes und aufregendes Jahr 2020. Fühlt euch eingeladen, dieses Jahr auch für euch zu einem ganz besonderen zu machen. Geht nach draußen, geht in die Natur und lasst euch verzaubern von der Schhönheit der Wälder, Wiesen und Naturlandschaften.

Ich freue mich darauf, euch bei meinen Veranstatungen in diesem Jahr wieder zu sehen oder kenenlernen zu können 🙂 Noch sind bei allen Veranstaltungen plätze frei 🙂

Bilder:www.pixabay.com/

Nun ist es wirklich nicht mehr lang bis zum Weihnachtsfest. Über den ganzen Dezember konnte man sehen, wie überall die weihnachtliche Stimmung mehr und mehr zum Ausdruck kommt. Häuser wurden geschmückt, Tannenbäume gekauft und aufgestellt und in den Fenstern zieren Kerzen und allerei Weihnachtsschmuck die dunkle Jahreszeit. Das winterliche Grün und rote Anhängsel gehören eindeutig zu Weihnachten dazu und vermitteln uns eine festliche Stimmung. Von klein auf kennen wir diesen Brauch. Doch kaum einer weiß, warum wir dies eigentlich tun. So viel vorweg: mit Jesus oder dem christlichen Glauben hat das rein gar nichts zu tun.

Das Weihnachtsfest ist viel älter als der christliche Glaube. Nicht zufällig feiern wir es in der Zeit um die Wintersonnenwende. Ursprünglich feierten die nördlichen Völker in dieser Zeit die Wiedergeburt des Lichtes. Um den 21ten Dezember erreicht die Sonne auf der Nordhalbkugel ihren niedrigsten Stand und die Tage sind am kürzesten. Seit der Sommersonnenwende am 21. Juni wurden die täglichen Sonnenstunden jeden Tag ein bisschen weniger. Doch nun zur Weihnachtszeit kehrt sich das Blatt. Wie ein Hoffnungsschimmer erleben wir nun, dass wir jeden Tag ein paar Minuten länger etwas von der lebensspendenden Sonnenkraft haben. Die Sonne wurde wiedergeboren. Und mit ihr auch die Natur. Im Herbst bereitet sich die Natur auf die Winterruhe vor. Viele Pflanzen sterben, die mehrjährigen ziehen ihre Kräfte ins Innere zurück, Tiere verkriechen sich zum Winterschlaf. Die Natur um uns herum wirkt wie ausgestorben. Auch wenn der Winter mit der Wintersonnenwende gerade erst anfängt und wir die kalte Jahreszeit mit Schnee und Eis noch vor uns haben, so beginnt das neue Leben dennoch auch um diese Zeit zu keimen. Tief gebettet unter Schnee und Erde beginnen die Keimungsprozesse in den Samen. Bäume bereiten ihre Knospen auf den Blattaustrieb im Frühjahr vor und die Bienen fangen an, wieder neue Brut anzulegen, auf dass im Frühjahr genügend junge und starke Bienen die ersten Blüten besuchen.

Was hat dies nun aber alles mit unseren Weihnachtsbräuchen zu tun? In dieser kalten und dunklen Zeit, in der das Leben um uns herum wie ausgestorben zu sein scheint, zeigen uns einige Pflanzen, dass das Leben aber auch in dieser Zeit nie verloren geht. Nadelbäume und andere immergrüne Pflanzen wie Stechpalme und Mistel grünen auch in der Winterzeit. Für die frühen Menschen war dies ein Symbol des ewigwährenden Lebens und ein Hoffnungsträger, dass auch der Rest der Natur im Frühjahr wieder erwachen wird. Diese Symole holten sie sich in ihre Stuben, um im warmen Schein des Ofens, die grüne Kraft des Sommers zu bewahren.

Und warum wird der Baum nun mit roten Kugeln geschmückt? Auch dies stammt aus alten Winterritualen unserer Vorfahren. Im Herbst wurden in Wald und Heide Pilze gesammelt. Zum einen natürlich Speisepilze, zum anderen aber auch Fliegenpilze, mit denen die Schamanen in veränderte Bewustseinszustände reisen konnten. Diese Pilze wurden getrocknet, um sie für den langen Winter haltbar zu machen. Die Speisepilze bewahrte man bei den Vorräten in der Speisekammer auf. Doch die rot weiß gepunkteten Fliegenpilze, denen ja eine ganz magische Kraft innewoht, bekamen einen Ehrenplatz. Mit ihnen zierte man das winterliche Grün in den Kammern. So bekam der Weihnachtsbaum seinen roten Schmuck. Nicht umsonst sind noch heute Rot und Weiß die Farben des Weihnachtsmannes. Auch haben die Fliegenpilze eine ganz besondere Beziehung zu den Rauhnächten. Aber dies ist ein Geschichte für ein anderen Tag…

Für mich ist nun auch die Winterpause. E-Mails und Anfragen werden ab dem 06.01.2020 wieder bearbeitet. Bis dahin wünsche ich eine besinnliche Weihnachtszeit und schöne Rauhnächte.

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Nachdem die Natur im phänologischen Jahresverlauf bereits seit einigen Wochen den Herbst angekündigt hat, ist es nun auch nach dem Kalender so weit: der Herbst ist da. Heute am 23.09.2019 ist die Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche. Ab diesem Tag sind die Nächte wieder länger als die Tage. Die kalte Jahreszeit beginnt. Bis zur Zeit der Wintersonnenwende am 21. Dezember werden die Tage nun jeden Tag ein wenig kürzer. Für die frühen nordeuropäischen Waldvölker war das Äquinoktikum im Herbst eines der 4 großen Jahreskreisfeste. Es ist das Gegenstück zur Frühjahres-Tag-und-Nacht-Gleiche und ist das nächste Sonnenfest nach der Sommersonnenwende.

Der Beginn des Herbstes war für die frühen Menschen ein wichtiger Scheidepunkt im Jahr. Die Ernte des Jahres war nun eingefahren. Es ist eine Zeit der Fülle und des Überflusses. Die Speisekammern sind prall gefüllt. In dieser Zeit blickt man zurück aufs Jahr und ist dankbar für alle Gaben, die die Natur einem geschenkt hat. Erntedankfeste werden gefeiert. Gleichzeitig ist es aber auch eine Zeit der Ungewissheit: reichen die Vorräte bis zum nächsten Frühjahr? Was jetzt in den Vorratskammern ist, ist alles, was einen über den  Winter zur Verfügung steht. Nun kehrt sich das wilde Treiben des Frühlings und des Sommers in Ruhe und Besinnlichkeit um.

Diesen wichtigen Punkt im Jahr haben die Menschen früher mit Ritualen und Festen gefeiert. Auch heute noch können wir diese Zeit für uns nutzen, um selbst auf das vergangene zurückzuschauen und uns bewusst zu machen, wofür wir dankbar sind. Dabei ist natürlich nicht nur die Dankbarkeit gegenüber den Gaben der Natur gemeint, sondern alles, was uns begegnet ist. Eine schöne Möglichkeit, diese Rückschau ganz bewusst zu bereiten, ist es ein Räucherritual zu vollziehen. Nachfolgend gibt es eine kleine Anregung für eine Räuchermischung passend zum Herbst:

Räuchermischung „Herbst“

Beifußblüten, Kiefernharz, Fichtenharz, Hagebutten, Wachholderbeeren, Sandelholz, Myrrhe

Diese Räuchermischung schafft eine harmonische Atmosphäre, hilft uns innerlich auf vergangenes zurückzuschauen und steht symbolisch für Dankbarkeit. Räuchern ist dabei selbst immer auch eine Opferhandlung. Die in den Himmel steigenden Dämpfe sind eine Opfergabe an die Ahnen, Geister & Götter.

Nur noch wenige Tage, dann ist der kalendarische Herbstanfang. In der Natur können wir aber schon längere Zeit das nahende Ende des sommerlichen Treibens beobachten. In den Nächten sinkt die Temperatur auf einstellige Grade, heftige Stürme fegen das erste Laub von den Bäumen und hier und dort beginnen bunte Farben sich im Geäst der Bäume zu verbreiten. Wo vorher grüne Welten und bunte Blüten die Landschaft prägten beginnen nun die Früchte reif und verlockend an den Bäumen und Sträuchern zu warten. Äpfel, Birnen, Weißdornbeeren, Hagebutten und viele andere heilsame und leckere Schätze der Natur lassen sich nun sammeln.

Im September ist auch die Zeit der Rosskastanie. Die stacheligen Früchte mit den große braunen Samen sind im Gegensatz zu den Esskastanien leider nicht genießbar. Dennoch bringen sie vielen Kindern im Herbst eine große Freude. Voll Eifer werden die glänzenden Kugeln gesammelt und aus ihnen lassen sich manche Kunstwerke zaubern. Doch die Kastanien haben noch einen ganz anderen Nutzen: aus ihnen lässt sich ohne viel Aufwand ein Waschmittel herstellen. Hierzu einfach eine handvoll Kastanien kleinschneiden und über Nacht in ein Glas mit kaltem Wasser einlegen. Nach etwa 12 Stunden können die Kastanien entnommen werden und die nun schäumende, trübe Flüssigkeit ist wie eine Flüssigseife oder ein Flüssigwaschmittel zu verwenden. Grund hierfür sind die in den Kastanien  in großen Mengen vorhandenen Saponine (Seifenstoffe).

In der Abenddämmerung begegnet man nun häufig Igeln. Diese stacheligen Tierchen sind in dieser Zeit auf der Suche nach eiweißreicher Nahrung, um sich ihren Winterspeck für den Winterschlaf anzufressen. Auch geeignete Überwinterungsmöglichkeiten werden nun erspäht. So machen die kleinen Igelein dieser Zeit erstaunlich viel Radau, wenn sie etwa in Holzstapeln oder Schuppen unterwegs sind. Besonders dünnen Exemplaren kann man nun mit etwas Futter aushelfen, damit sie genügend Gewicht zum Überwintern aufbauen. Auch kann man Laubhaufen und Holzstapel über den Winter im Garten liegen lassen. Nicht nur die Igel freuen sich über diese geschützten Rückzugsorte.

Auch die Brombeeren, die mit ihren dornigen Ranken wie ein Wächter das Unterholz umgeben, warten im Herbst mit ihren leckeren schwarzen Früchten auf. Die Brombeeren sind dabei nicht nur lecker, sondern auch heilsam. Der Brombeersaft ist gut für Hals, Stimmbänder und Kehlkopf. Bereits in der Antike und im Mittelalter haben Opernsänger, Politiker und Redner gerne den Saft der Beeren getrunken, um ihre Stimmen frisch zu halten. Der Saft wirkt nämlich auch gegen Heiserkeit. Aber auch bei Kehlkopfentzündungen und Halsschmerzen und wirkt die Brombeere hilfreich.

Klein und zart leuchten die blauen Blüten des Ehrenpreis in der Sonne. Die zarten Pflänzlein zieren den grünen Rasen und locken dabei zahlreiche Bestäuber an. Doch nicht nur die Insekten erfreuen sich an dem Kraut. Auch für uns kann der Ehrenpreis ein kostbarer Schatz sein. Die ganze Pflanze ist essbar. Die Blätter machen sich gut in einem Wildkräutersalat und die hell blauen Blüten ergeben eine essbare Deko auf den Tellern. Auch in der Heilkunde hat der Ehrenpreis einen wichtigen Platz eingenommen. Eine Tinktur aus den Blättern hilft als äußerliche Einreibung gegen Juckreiz. Besonders zu empfehlen bei Neurodermitis oder Schuppenflechte aber auch bei Insektenstichen bringt die Ehrenpreistunktur Linderung. Innerlich können die Blätter als Tee aufgebrüht eingenommen werden und helfen so bei Bronchtis, Husten und anderen Erkältungskrankheiten.

Auch der lilafarbene Lärchensporn lockt mit seinen Blüten bereits zahlreiche Bienen heran. Als wichtiger Pollenspender ist der Lärchensporn im Frühjahr eine gut angenommene Trachtpflanze für die Bienen. In der Wildkräuterküche verwendet man diese Pflanze jedoch nicht. Alle Pflanzenteile insbesondere die Wurzelknollen sind giftig. Vergiftungserscheinungen sind Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe im Magen-Darm Bereich sowie Lähmungserscheinungen. In der modernen Medizin werden jedoch einzelene Alkaloide, die in der Wurzel vorkommen, als Medikament gegen Schlafstörungen, Unruhe und Nervosität verwendet.

Eine weitere Pflanze, die uns in dieser Jahreszeit entgegen strahlt, ist das Gänseblümchen. Die Blüten, die wie kleine Augen erscheinen, drehen sich immer zur Sonne. Namen wir Augenblume oder Daisy im Englischen (von „Days Eye“ / Auge des Tages), die diese Pflanze ebenfalls trägt, beruhen auf diesen Eigenschaften. Die Blätter und Blüten sind essbar. Besonders lecker sind die kleinen Blüten, wenn man sie in etwas Butter anbrät. Die Blätter machen sich gut als Salatbeigabe. Auch wenn Gänseblümchen als Gartenpflanzen sehr bekannt sind, so weiß aber kaum einer um die heilenden Eigenschaften, die in ihnen steckt. Die Blätter werden als Tee angewendet und haben eine leicht krampflösende Wirkung. Auch wirkt der Tee verdauungsanregend. Äußerlich kann eine Abkochung aus der Pflanze bei Problemen mit der Haut genutzt werden. Auch wirken die Blätter leicht blutstillend und entzündungshemmend.

Noch ist es Winter. Zumindest nach der kalendarischen und meteorologischen Jahreszeiteinteilung. Sonnige Tage mit Temperaturen im zweistelligen Bereich, singende Vögel und sprießende Pflanzen lassen jedoch schon jetzt den nahenden Frühling erahnen. Bei einem kurzen Waldspaziergang ist mir einiges an frischem Grün und erwachender Pflanzenkraft begegnet.

Blütenkätzchen an der Hasel

Der blühende Haselstrauch ist einer der ersten Frühlingsboten in der Natur. Noch lange bevor er seine ersten Blätter austreibt hängen die gelben Kätzchen an den dünnen Ästen. Manchmal kann man diese frühe Blütenpracht gar schon im Dezember bemerken. Die gelben Hängeblüten sind reich an Pollen und ein willkommener Nahrungsspender für die ersten Bienen, die sich nach dem kalten Winter hinauswagen. Auch für uns Menschen können die Haselkätzchen eine nahrhafte Proteinquelle sein. Kurz in Butter angebraten ergeben die lang herunterhängenden Blüten eine gesunde und leckere Überraschung. Auch Heilkräfte verbegen sich in ihnen. Als Tee aufgebrüht werden Haselkätzchen in der traditionellen Volksheilkunde schon lange als Mittel gegen grippale Infekte und Erkältungskrankheiten eingesetzt. Als Pollenallergiker sollte man den Genuss von Haselkätzchen natürlich lieber meiden.

Schlehen im Winter

An einem kahlen Schlehdorn leuchten die blauen Schlehen im braunen Geäst. Die Beeren verbleiben bis zum Frühjahr an den Sträuchern und können den ganzen Winter hindurch geerntet werden. Für die Schlehen ist dies genau die richtige Zeit, denn sie brauchen den Frost, damit sie bekömmlich werden. Im Herbst noch verderben Bitterstoffe den süßen Genuss. Erst durch Eiseskälte schwinden die Bitterstoffe und die Früchte werden zu einem energiereichen Wintergenuss. Die Schlehe lehrt uns also Geduld zu haben und belohnt dies dann in der kargen Winterzeit mit zuckersüßen Leckereien.

Rote Taubnessel

Auch ein paar rote Taubnesseln gehören zu den Pionieren nach dem Winter. Ihr saftiges Grün wird schon von ersten purpurnen Blüten gesäumt. Sowohl die frischen Blätter als auch die Blüten sind essbar und geben eine saftige Ergänzung in einem leckeren Salat. Zart und Vitaminreich helfen sie den Körper nach dem langen Winter mit neuer Lebenkraft zu stärken. In der Volksheilkunde wurde die Taubnessel ebenfalls eingesetzt. Hier gab man sie als Tee bei verschiedensten Frauenleiden.

Triebspitzen an einer Föhre

Ein häufiger Baum in unseren norddeutschen Wäldern ist die gemeine Waldföhre. Als immergrüner Nadelbaum beglückt sie uns auch im Winter mit ihrem grünen Nadelkleid und ist so ein mutmachender Hoffnungsschimmer auf das Wiedererwachen der Natur im Frühling. Den alten Kulturen galt sie somit als Symbol für die ewig währenden Kreisläufe des Lebens. Die langen Nadeln eignen sich getrocknet und zerkleinert als aromatisches Räucherwerk. doch auch als Teeaufguss werden sie gerne genutzt. Der Tee hat einen harzig, frischen Geschmack und wird bei Erkältungskrankheiten getrunken.

Harz an einer Fichte

An vielen Fichten kann man schon von Weitem einen weißlichen Überzug erkennen. Hierbei handelt es sich um den Ausfluss von Fichtenharz am Stamm. Dies findet man an den Fichten häufiger als an anderen Nadelbäumen, da diese nicht nur bei Verletzungen der Rinde das Harz ausscheiden sondern es scheinbar regelrecht „ausschwitzen“. Das Harz trocknet am Stamm und bildet mit der Zeit große Harzbrocken, die geerntet werden können. Wie das geht und was man mit dem Harz anstellen kann findest du in dem Blogartikel Baumharze zum Räuchern aus heimischen Wäldern.

Der Herbst ist eine Zeit in der wir uns auf die Einkehr im Winter vorbereiten und beginnen auf das Jahr zurückzuschauen. Es war schon immer eine Zeit, in der die Menschen mit Dankbarkeitsritualen der Natur für die Gaben dankten. Man blickte zurück auf die Fülle des Jahres und hatte hoffentlich genügend Vorräte, um den nahenden Winter zu überstehen. Erntedankfeste gab und gibt es in fast allen Kulturen dieser Welt. In den USA ist Thanksgiving ein wichtiger un beliebter Feiertrag, der ebenfalls ein Festtag der Dankbarkeit darstellt.

Auch in unserer modernen Zeit sollten wir diese Dankbarkeit für die Geschenke der Natur nicht aus den Augen verlieren auch wenn wir mittlerweile weit weniger in diesen ursprünglichen Kreislauf des Jahres eingebunden sind. Wir bekommen das ganze Jahr über frisches Grün im Supermarkt und selbst im Winter erwartet uns eine unveränderliche Fülle in den Läden. Dennoch ist es ein Zeichen der Anerkennung und des Respektes, wenn wir uns trotzdem einmal bewusst machen, wie wir auf die Wachstumskräfte der Natur angewiesen sind. Mit unserer Dankbarkeit gehen wir in den Austausch. Es ist nicht mehr nur ein nehmen aus der Natur. Wir geben etwas zurück.

Doch nicht nur für die Gaben der Natur können wir dankbar sein. In der Zeit der Rückschau im Herbst können wir uns auch bewusst machen, für welche anderen Dinge wir Dankbarkeit empfinden. Wir können das Jahr reflektieren und uns alle Dinge nocheinmal bewusst machen, für die wir Dankbarkeit empfinden. Allein dieses erneute in den Sinn holen, ist schon eine Art kleines Ritual.

Ein wunderbares Mittel, um diese Dankbarkeit auch nach außen hin auszudrücken, sind zelebrierte Dankbarkeitsrituale. Solche Rituale finden sich in den verschiedensten Formen auf der ganzen Welt. Einige sich stark ähnelnden Elemente finden sich jedoch in fast allen Kulturen. Auf Grundlage dieser universellen Ritualelemente kann man sich seine eigenen für sich sinnhaften Rituale enwtwickeln und durchführen. Nachfolgend möchte ich diese Grundelemente in Dankbarkeitsritualen kurz erklären. Möge dies eine Inspiration sein, seine eigenen Rituale durchzuführen.

Einen rituellen Rahmen schaffen

Den Beginn und das Ende des Rituals deutlich zu untermalen ist ein wichtiger Aspekt, um den nichtalltäglichen Charakter dieses Tuns auszudrücken. Dies kann entweder durch Klang geschehen (z.B. Trommeln oder Glocken, die jeweils zu Beginn und zum Ende des Rituals erklingen) oder auch durch das Verräuchern von aromatischem Räucherwerk. Solange geräuchert wird, ist die Zeit für das Ritual. Natürlich können Rauch und Klang auch gut kombiniert werden. Je nach Ausgestaltung des Rituals können einefache Räucherstäbchen oder Räucherkegel genutzt werden. Aber auch das Räuchern auf Räucherkohlen ist möglich. Es kommt immer darauf an, wie viel Zeit und Intensität man dem Ritual zukommen lassen kannn und möchte.

Ocker als symbolisches Blutopfer

Weit verbreitet ist ebenfalls die Verwendung von rotem Ocker. Dieser kann mit etwas Wasser vermischt werden und ergibt so eine Blutrote, dicke, flüssige Farbe, die symbolisch für unser eigenes Blut steht. Mit dieser Farbe können wir einen Stein, einen Baumstamm o. ä. bemalen. Nutze hierzu am besten einen Finger. Dies steht symbolisch für die Opfergabe unseres eigenen Blutes. Wir geben einen Teil von uns selbst.

Etwas zurückgeben

Neben dem symbolischen Blutopfer mit rotem Ocker gibt man auch gerne einen kleinen Teil der Gaben zurück, die man selbst aus der Natur erhalten hat. Verbeitet ist zum Beispiel das Geben von Reiskörnern, Mais oder anderem Getreide, Met, Bier oder Honig. Auch andere Gaben sind natürlich denkbar. Sinnvoll ist es, Dinge zu nutzen, die auch wirklich Teil des eigenen Lebens sind.

Heiliges Wasser

Ein weiterer Aspekt in solchen Dankbarkeitsrutalen ist das Vergießen von heiligem Wasser. Um aus unserem normalen Wasser etwas heiliges und besonders zu machen, reicht es schon aus, wenn wir es einfach in einem besonderen Ritualgefäß  aufbewahren. Allein dieser bewusste und besondere Umgang macht das verwendete Wasser so zu etwas Nichtalltäglichem. Gieße bei deinem Ritual etwas von diesem heiligen Wasser auf die Erde. Das Wasser ist dabei ein Symbol für das Leben selbst, die Fruchtbarkeit und Urpsrung allen Lebens.

 

Text: Fabian Kalis

Bild: Vanessa Michels